Schattendasein - Der erste Teil der Schattenwächter-Saga. Sandra Grauer

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Schattendasein - Der erste Teil der Schattenwächter-Saga - Sandra Grauer

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eh nur der Postbote.«

       »Na hoffentlich«, meinte ich und sprang auf.

       Ich hatte mir vor zwei Tagen ein Buch bestellt, auf das ich schon sehnsüchtig wartete. In freudiger Erwartung öffnete ich die Tür. Und stand Gabriel gegenüber. Er grinste und musterte mich mit einem raschen Blick von oben bis unten. Ich hätte mich ohrfeigen können. Ausgerechnet heute trug ich meinen gelben Winnie Puuh-Pyjama aus Flanell. Ich kam mir ziemlich blöd vor und spürte, wie ich rot wurde.

       »Hübsches Outfit«, meinte Gabriel immer noch grinsend. »Darf ich reinkommen?«

       Mir war das Ganze so peinlich, dass ich ihn hereinließ, ohne zu fragen, was er eigentlich wollte. Ich ging voran in die Küche, er folgte mir. Als er Tim entdeckte, blieb er einen Moment überrascht im Türrahmen stehen. Dann wandte er sich wieder mir zu.

       »So früh am Morgen schon Herrenbesuch, hm? Der war doch nicht etwa die ganze Nacht da?«

       Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, doch er schien auch keine Antwort zu erwarten. Er ging auf Tim zu und reichte ihm die Hand. »Hey Tim, mit dir hab ich jetzt gar nicht gerechnet. Ich wusste gar nicht, dass du mit Marks kleiner Schwester zusammen bist. Wie läuft's?«

       »Gut. Das ist echt mal 'ne Überraschung. Was machst du so?«

       »Ihr kennt euch?«, unterbrach ich die beiden verwirrt und blickte von einem zum anderen.

       Tim nickte. »Gabriels Bruder und ich haben zusammen Abi gemacht. Wir waren 'ne Zeit lang ganz gut befreundet. Wie geht's Joshua?«, fragte er dann an Gabriel gewandt.

       »Wie soll's dem schon gehen? Der hat schließlich gerade Semesterferien und liegt auf der faulen Haut, während ich für's Abi pauken darf.«

       Ich lauschte der Unterhaltung und war immer noch verwirrt, dass die beiden sich kannten. Ich sah an mir hinunter und ließ mich auf meinen Stuhl fallen, damit weniger von meinem Schlafanzug zu sehen war. Ich beneidete Tim in diesem Moment, der immer in T-Shirt und Boxershorts schlief und relativ unverfänglich aussah.

       »Was machst du hier?«, hörte ich Tim fragen und war wieder voll ansprechbar.

       »Richtig, was machst du eigentlich hier?«, wollte nun auch ich wissen.

       »Wie, hast du deinem Freund etwa nicht erzählt, dass wir uns in letzter Zeit öfter treffen?«

       Ich wünschte, Gabriel würde wie sonst grinsen, aber das tat er in diesem Moment natürlich nicht. Fragend sah ich ihn an. »Bitte?«

       Gabriel lachte leise. »Spaß beiseite. Ich bin mit Mark verabredet, wegen des Referats.«

       Erleichtert atmete ich auf. »Ach so. Er hat gar nicht erwähnt, dass ihr euch hier treffen wolltet.«

       »Offensichtlich«, erwiderte er und musterte mich wieder amüsiert von oben bis unten. Ich wusste genau, dass er auf meinen Aufzug anspielte. »Wo ist Mark denn?«

       Ich spürte, dass ich mal wieder rot wurde, versuchte aber tapfer, das zu ignorieren. »Der steht noch unter der Dusche, müsste aber jeden Moment fertig sein. Willst du was trinken oder essen? Wir haben genug Brötchen.« Ich hatte zwar keine große Lust, dass er mit uns frühstückte, aber ich wollte auch nicht unhöflich sein.

       »Ach lass nur. Ich will eure traute Zweisamkeit nicht stören, außerdem hab ich schon gefrühstückt. Übrigens hab ich noch was für dich.« Er warf mir ein anzügliches Grinsen zu, zog einen schwarzen Ordner aus seinem Rucksack und hielt ihn mir entgegen.

       Ich warf einen Blick hinein. Das waren die Unterlagen für das Satanismus-Referat. Überrascht sah ich ihn an.

       Er zuckte die Schultern. »Ich dacht mir, du hättest sicher nichts dagegen, wenn ich dir die Sachen heut schon mitbringe. Biste denn schon neugierig, was ich mir Nettes für uns zwei überlegt hab?«, fragte er und zwinkerte mir zu.

       »Äh, nein«, brachte ich gedehnt hervor. »Danke für die Sachen.« Ich fühlte mich etwas unbehaglich, also sprang ich auf. »Ich seh mal nach, wo Mark bleibt.« Ich lief die Treppen nach oben und blieb vor dem Badezimmer stehen. Auf mein Klopfen hin öffnete Mark die Tür. Er war gerade dabei, sich zu rasieren.

       »Bin gleich fertig«, meinte er und stellte sich wieder vor den Spiegel, der über dem Waschbecken hing.

       »Gabriel ist hier«, meinte ich.

       Mark nickte mir zu. »Ich komm sofort.«

       Doch anstatt wieder nach unten zu gehen, trat ich ins Badezimmer und zog die Tür heran, sodass sie nur noch einen Spalt geöffnet war. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass ihr euch hier trefft?«, flüsterte ich, obwohl mich die zwei Jungs in der Küche garantiert nicht hören konnten. »Jetzt musste ich ihm im Schlafanzug die Tür öffnen, das ist doch voll peinlich.«

       »Was stört's dich?«, erwiderte Mark und warf mir einen kurzen Blick zu.

       Vielleicht hatte er recht. Eigentlich konnte es mir egal sein, aber das war es nicht. Ohne noch etwas zu sagen, verließ ich das Badezimmer und zog die Tür hinter mir ins Schloss. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich mir schnell etwas Vernünftiges anziehen sollte. Das würde vielleicht einen komischen Eindruck machen, aber ich würde mich definitiv wohler fühlen. In meinem Zimmer schlüpfte ich also schnell in Jeans und Shirt und lief dann wieder hinunter in die Küche. »Mark kommt gleich«, sagte ich und setzte mich an den Küchentisch.

       Gabriel musterte mich einen Augenblick. »Wegen mir hättest du dir doch nicht extra was anziehen müssen.«

       Ich beschloss, den Kommentar einfach zu ignorieren, und zog stattdessen den Ordner zu mir. Ich blätterte ein paar Seiten durch. »Wie kamst du eigentlich auf die Idee, das Thema zu behandeln?«, fragte ich Gabriel möglichst beiläufig.

       Gabriel vergrub die Hände in den Taschen seiner Jeans und grinste. »Na ja, es macht doch Sinn, ein Thema zu wählen, mit dem man sich gut auskennt, oder nicht?«

       Ich versuchte, zu lächeln, auch wenn mir überhaupt nicht danach zumute war. Gabriel war wirklich nicht leicht zu durchschauen. Einerseits machte er einen netten und vor allem normalen Eindruck, wenn man mal davon absah, dass er ziemlich dreist war. Aber auf der anderen Seite sagte und machte er solche Sachen. Gerne hätte ich mehr gewusst, aber ich hatte das Gefühl, dass ich ohnehin keine brauchbaren Antworten bekommen hätte. Außerdem kam mein Bruder in dem Moment in die Küche, die sich sofort mit dem Geruch von Rasierwasser und frisch gewaschenen Haaren füllte. Mark begrüßte Gabriel mit Handschlag und ging hinüber zur Kaffeemaschine.

       »Trinkst du Kaffee?«, fragte er an Gabriel gewandt.

       Der nickte und meinte: »Jep, schwarz wie meine Seele.«

       Ich fühlte mich noch unbehaglicher, sofern das überhaupt möglich war, und war froh, als Mark und Gabriel nach oben gingen. Gabriel drehte sich im Türrahmen noch einmal zu uns um und grinste.

       »Sorry für die kleine Unterbrechung, aber jetzt könnt ihr ja weitermachen.«

       Ich wartete, bis ich hörte, wie Marks Tür ins Schloss fiel. Dann wandte ich mich an Tim. »Du kennst also Gabriel und seinen Bruder?«

       »Klar.« Tim nickte und griff nach einem weiteren Brötchen.

       Mir war der Appetit fürs erste vergangen. »Ich hoffe, du nimmst Gabriels Verhalten nicht ernst. Ich schwör dir, dass ich bis gestern nie was mit ihm zu tun hatte.«

      

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