Schattendasein - Der erste Teil der Schattenwächter-Saga. Sandra Grauer

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Schattendasein - Der erste Teil der Schattenwächter-Saga - Sandra Grauer

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ich bedankte mich auch nicht, obwohl ich das wohl hätte machen sollen. Stattdessen wechselte ich das Thema. »Wie geht's deinem Bruder?«

       »Ganz gut. Er musste genäht werden, aber es wurde keine wichtige Arterie verletzt. Er darf sich eine ganze Weile nicht körperlich betätigen, aber da er Sport nicht ausstehen kann und auch keine Freundin hat, sollte das kein Problem sein.« Gabriel grinste.

       »Freut mich.«

       »Dass er keine Freundin hat?«

       Ich stöhnte. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ganz schön nerven kannst?«

       »In der Regel wissen die Leute meine Anwesenheit zu schätzen, aber ich kann auch gehen.« Er machte Anstalten, aufzustehen, aber ich drückte ihn zurück aufs Bett. Er grinste. »Das kommt in der Tat öfter mal vor.«

       Wieder stöhnte ich. »Hör mal, ich hab überhaupt kein Problem damit, dich aus meinem Bett zu schmeißen.«

       »Tatsächlich? Du würdest mich einfach so von der Bettkante stoßen?«, unterbrach er mich und grinste amüsiert.

       Ich verdrehte die Augen. »Ich hätte aber vorher gern einige Antworten von dir.«

       »Normalerweise unterhalte ich mich ja nicht im Bett, aber bei dir mach ich mal 'ne Ausnahme. Also, was willst du wissen?«

       »Frag doch nicht so blöd, du weißt ganz genau, was ich wissen will. Du könntest mir zum Beispiel erklären, was das gestern sollte.«

       »Hab ich das nicht bereits gestern getan?«

       »Nein, hast du nicht.«

       »Muss ich wohl vergessen haben.«

       Ich sah ihn an und wartete darauf, dass er weiter redete, doch er schwieg. Also meinte ich: »Willst du es mir dann vielleicht jetzt erklären?«

       Er gab vor, einen Moment zu überlegen. »Nein, will ich nicht.«

       »Und warum nicht?«

       »Lass mal überlegen. Vielleicht, weil's dich nichts angeht? Außerdem ist es doch langweilig, wenn man jede Kleinigkeit vom anderen weiß. Wo bleibt denn da das Geheimnisvolle?«

       Ich ignorierte seine beiden letzten Kommentare. »Ich finde schon, dass mich das was angeht. Schließlich hast du mich ja in die ganze Sache hineingezogen.«

       Gabriel lachte. »Hab ich das? Ich kann mich nicht daran erinnern, dich eingeladen zu haben. Ich hab dich auch nicht gebeten, die Polizei zu rufen oder zu bleiben.«

       »Mag sein, aber jetzt war ich nun mal da. Und ich finde, ich hab eine Erklärung verdient.«

       »Ich finde auch, dass ich 'nen Porsche verdient hab. Das Leben läuft halt nicht immer so, wie man's gern hätt. Du weißt schon, die Sache mit dem Ponyhof und so.«

       Ich ließ meinen Kopf auf meine Knie fallen. Wie konnte eine einzelne Person so anstrengend sein? Ich holte ein paar Mal tief Luft, dann setzte ich mich wieder auf und sah ihn an. Er grinste. »Das Ganze hatte nicht zufällig was mit einem bescheuerten, satanischen Ritual zu tun?«, wagte ich einen neuen Versuch.

       Gabriel lachte. Es war das erste Mal, dass ich ihn richtig lachen hörte. Dann sah er mich an. »War die Frage etwa ernst gemeint?«

       Ich verschränkte die Arme vor der Brust und nickte.

       »Ein satanisches Ritual, was denkst du denn von mir?«

       »Willst du das ehrlich wissen?«, fragte ich.

       »Ich hör mir immer wieder gern an, dass ich toll bin, tu dir keinen Zwang an.«

       Ich musste lachen. Das Ganze war aberwitzig. Man konnte einfach keine normale Unterhaltung mit Gabriel führen.

       Er stand auf und streckte sich. »War schön mit dir im Bett, aber ich muss leider weiter.«

       »Du weißt ja, wo die Tür ist.«

       Einen Moment sah er mich grinsend an. »Sag mal, läufst du eigentlich den ganzen Tag im Schlafanzug rum?«

       »Nur, wenn ich Männerbesuch erwarte.«

       Gabriel lachte und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal zu mir um. »Nette Musik hörst du da übrigens. Meine kleine Schwester steht auch auf die Jonas Brothers. Vielleicht könnt ihr ja mal CDs austauschen.« Er zwinkerte mir zu, dann war er verschwunden, und ich blieb mit meinen Gedanken und Fragen alleine zurück.

      Am Montagmorgen machten mein Bruder und ich uns gemeinsam auf den Schulweg. Wir wohnten ja in der Nähe der Schule und konnten daher zu Fuß gehen. Es war das erste Mal seit dem Vorfall am Samstagabend, dass ich wieder Richtung Spielplatz ging, daher fühlte ich mich ein wenig unwohl. Es war aber nicht so schlimm, wie ich vorher befürchtet hatte.

       »Geh schon mal vor«, meinte ich zu Mark, als wir an dem kleinen Seitenweg angekommen waren, der zum Spielplatz führte. Ich wollte mir noch einmal den Tatort ansehen. Vielleicht würde ich ja auf etwas stoßen, dass mir weiterhelfen würde. Mark nickte mir zu und stellte zum Glück keine Fragen. Er hatte heute seine erste schriftliche Abiprüfung und daher wahrscheinlich andere Sorgen. Ich wartete, bis er auf dem Schulhof verschwunden war. Von dort drangen die typischen Geräusche zu mir herüber. Wahrscheinlich erzählten sich alle gegenseitig, was sie am Wochenende alles gemacht hatten. Es war ein normaler Montagmorgen für alle, aber für mich war es das nicht.

       Ich holte ein paar Mal tief Luft, dann ging ich den Weg entlang Richtung Spielplatz. Ein Pärchen saß knutschend auf einer Bank, aber sie bemerkten mich nicht, da sie mit dem Rücken zu mir saßen. Ich sah mich etwas genauer um. Nichts deutete auf das hin, was Samstagabend hier geschehen war. Das Häufchen Asche war verschwunden, ebenso Joshuas Blutspuren, aber das war wahrscheinlich nicht weiter verwunderlich. Sicher hatte sich die Polizei um die Blutspuren gekümmert, und die Asche war vielleicht weggeweht worden. Ich sah mich weiter um, konnte aber beim besten Willen nichts finden, was mir irgendwie weitergeholfen hätte.

       »Hey, beobachtest du uns etwa?«, rief der Junge zu mir herüber, der mit seiner Freundin auf der Bank saß.

       Ich schüttelte den Kopf und entfernte mich ein Stück, als mich die Erinnerung wie ein Déjà-vu traf. Custos umbrarum, diese Worte hatten auf dem Schwert gestanden. Ich wusste nicht, was sie bedeuteten, aber ich würde es herausfinden. Und vielleicht würde ich dann auch hinter das Geheimnis kommen, das Gabriel vor mir zu verbergen versuchte. Jetzt musste ich aber erst einmal zum Unterricht. Ich machte mich auf den Weg zum Schulhof. Hannah wartete bereits auf mich. Als sie mich sah, kam sie direkt auf mich zu. »Stell dir vor, Gabriel steht da drüben und schaut immer wieder rüber«, meinte sie fröhlich. »Super«, erwiderte ich. Was sollte ich auch sonst sagen? Ich blickte in Gabriels Richtung. Dort stand er tatsächlich mit seinen Freunden in der Sonne. Nun entdeckte er mich auch. Er grinste, sagte etwas zu seinen Freunden und kam auf uns zu. Ich bemerkte, dass Hannah mir einen skeptischen Blick von der Seite zuwarf. Nun schien sie begriffen zu haben, dass er nicht sie beobachtet hatte. Er hatte nur auf mich gewartet. Oh Gott, Hannah würde mir den Kopf abreißen. Ich hatte ihr noch gar nicht erzählt, was Samstagabend passiert war. Und sie wusste auch noch nicht, dass Gabriel gestern Vormittag noch einmal bei mir gewesen war. »Guten Morgen, die Damen«, meinte er nun. Hannah und ich erwiderten die Begrüßung weniger enthusiastisch. Ich war mir sicher, dass sie sich ebenfalls fragte, was er von mir wollte. Prompt galt seine Aufmerksamkeit mir. »Na, hast du mich schon vermisst?«, fragte er grinsend. »Ich konnte mich gerade noch beherrschen.« Er lehnte sich zu mir und senkte seine Stimme. Er sprach aber laut genug, sodass

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