Pferdesoldaten 05 - Todesritt. Michael Schenk

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Pferdesoldaten 05 - Todesritt - Michael Schenk Pferdesoldaten

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alte Carl und sein Sohn Slim gehörten zu den Ranchhelfern, ebenso wie Bill und Joshua. Letzterer war ein schwarzer Hüne und seit seiner Geburt im Besitz der Carters. Es ging ihm jedoch weit besser, als vielen Farbigen im Süden, denn er wurde wie die anderen Helfer behandelt und erhielt sogar gleichen Lohn.

      Im Augenblick ging Joshua neben Jim Carter am westlichen Waldrand entlang, etliche hundert Meter von der Ranch entfernt. Ihre Blicke pendelten zwischen der umgebenden Landschaft und dem Boden.

      Jim Carter sah den flachen Hügel hinunter zu seiner Herde. Es waren Hereford-Rinder mit den typischen kurzen und nach vorne zeigenden Hörnern. Sie grasten in großen und kleinen Gruppen im Tal, behütet von einem der Ranchhelfer. „Vielleicht hat der alte Carl sich geirrt, Josh. Seine Augen sind nicht mehr die Besten.“

      „Ja, Massa Jim, seine Augen sind nicht mehr die Besten, aber wenn der alte Carl sagt, er habe einen Wolf gesehen, dann hat er einen Wolf gesehen.“ Der Farbige stutzte und hob die Hand. Dann ging er in die Hocke. „Und hier haben wir seine Spur.“

      Die Fingerspitzen des Farbigen fuhren die Konturen des Trittsiegels eines Wolfes entlang.

      Der Rancher leckte sich über die Lippen. Jetzt, da die Fährte gefunden war, versuchte er zu beurteilen, wie sich das Tier bewegt hatte und ob sein Interesse eher der Ranch oder der Herde galt. „Was meinst du, Josh? Ist es ein Einzelgänger oder gehört er zu einem Rudel?“ Ein leiser Seufzer ertönte. „Ein Einzelgänger wird sich nicht an die Herden wagen, aber ein Rudel… Wir müssten zwei Mann als Herdenwächter einteilen. Das würde mir nicht gefallen, Josh.“

      Der Farbige mit dem schlohweißen Kraushaar grinste. „Das würde keinem von uns gefallen, Massa. Aber wir haben Glück. Das hier ist ein Einzelgänger. Trotzdem sollten wir den Burschen nicht unterschätzen.“

      „Ja, einzelne Lobos könne verdammt übel werden.“ Jim Carter richtete sich wieder auf und ächzte leise. Allmählich kam er in die Jahre, in denen er seine Knochen spürte. „Bist du sicher, dass es ein Einzelgänger ist?“

      „Ja, Massa, das ist er. Sieh dir den Abdruck der rechten Hinterpfote an. Nicht so tief wie die anderen und leicht nach Außen gedreht. Aber kein Blut von einer frischen Verletzung. Das ist eine verheilte und alte Wunde.“

      Jim legte seine altmodische Kentucky-Rifle in die Armbeuge. „Verstehe. Dann wurde er von seinem Rudel ausgestoßen, weil er nicht mehr jagen kann.“

      „Nein, Massa, das da ist ein schlimmer Bursche. Wolfsrudel halten ziemlich zusammen. Der da ist ein Beißer, Massa Jim. Von seinem Rudel ausgestoßen, weil er keinen Frieden hält.“

      „Du meinst also, dass er dann auch keinen Frieden mit unseren Herden hält?“

      „Ist keine gute Zeit für Frieden, Massa Jim. Ist Krieg. Vielleicht auch bald bei uns.“

      „Ja, vielleicht.“ Carter sah zur Ranch hinüber und dann hinunter ins Tal. „Krieg ist schlecht für die Menschen, Joshua, aber gut für uns.“

      „Gut für uns?“

      Der Rancher deutete auf die kleine Herde. „Fleisch, Josh, du verstehst? Jede Armee benötigt Proviant, um ihre Soldaten zu versorgen. Wir können sicher ein paar dutzend Rinder an die Armee verkaufen und dafür einen guten zusätzlichen Zuchtbullen erwerben.“

      „Jede Armee, Massa Jim? Würden Sie lieben an den Süden oder an den Norden verkaufen?“

      Carter sah seinen Sklaven nachdenklich an. „Natürlich an den Süden. Das geht nicht gegen deine Leute, Josh. Ich denke nur, der verdammte Lincoln und die Union verhalten sich falsch. Wenn ein Staat aus der Union austreten will, dann hat er auch das Recht dazu.“

      „Davon verstehe ich nichts, Massa. Du weißt, der alte Joshua kann nicht schreiben oder lesen.“

      „Das können Carl und sein Sohn Slim auch nicht“, brummte Carter. „Und ich habe es auch erst von Mary gelernt. Ist keine Schande, wenn man nicht lesen oder schreiben kann, aber als Rancher ist das Zeug halt nützlich.“

      „Ich verstehe. Wegen der Verträge und solchen Sachen.“

      „Du bist ein kluger Bursche, Josh.“

      Am Haupthaus war das helle Klingen eines Triangels zu hören.

      „Gehen wir ins Haus. Mary hat es nicht gerne, wenn wir das Frühstück kalt werden lassen.“ Jim half dem alten Mann auf die Beine. Im Verlauf so vieler Jahre hatte sich ein kameradschaftliches Verhältnis zwischen ihnen aufgebaut, welches weit jenseits von Sklave und Besitzer lag.

      Carter wusste, dass einige Sklavenhalter ihr Eigentum schlecht behandelten. Ja, dass manche sogar meinten, die Schwarzen seien keine echten Menschen. Dann gab es da die Sklavereigegner, die den Niggern die Freiheit versprachen. Deren Agitatoren, weiter unten im Süden, die Sklaven aufwiegelten und sie zur Flucht ermunterten. Es gab Abolitionisten, die sich als Fluchthelfer betätigten und ganze Gruppen von Sklaven in jene Staaten der Union brachten, in denen Sklaverei verboten war.

      Im Westen lag Missouri, im Süden Tennessee und im Osten Virginia… da führte für viele Sklaven der Weg in die Freiheit über Kentucky. Kentucky war noch unentschlossen, ob es für die Union oder die neue Konföderation Partei nehmen sollte. Beide Seiten hatten ihre Anhänger, andere wollten Neutral bleiben.

      Jim fühlte sich dem Süden verbunden, ebenso wie Carl und Bill. Carls Sohn Slim hingegen war ein Anhänger des Emporkömmlings Abraham Lincoln, was immer wieder Anlass zu lebhaften Diskussionen auf der Ranch war. Joshua war ein Nigger und wurde daher gar nicht erst nach seiner Meinung gefragt. Ein guter Kerl, sicher, aber man durfte Sklaven nun einmal nicht zu viele Freiheiten einräumen oder ihnen gar eine eigene Meinung gestatten. So etwas legte den Grundstein für Aufruhr. Mary Carter nahm hingegen für keine der Seiten Partei. Sie meinte, der Krieg sei eine große Schande, da er das Land und seine Familien entzweie.

      Erneut klang die Triangel und die beiden Männer beschleunigten ihre Schritte. Als sie um die Ecke des Haupthauses bogen, erkannten sie Mary Carter, die erneut ungeduldig mir dem Metallstab in dem eisernen Dreieck entlang fuhr.

      „Wir haben einen Wolf in der Gegend!“, rief Jim seiner Frau zu und nahm ihr somit den Wind aus den Segeln, ihn für die späte Ankunft zu rügen.

      Mary ließ den Stab an seinem Lederriemen hängen und wischte die Hände an der Schürze ab. „Einen Wolf? Kein Rudel?“

      „Wir haben nur eine Fährte entdeckt und Josh meint, es sei ein Einzelgänger.“

      Mary nickte dem Farbigen wohlwollend zu. „Wenn Josh das meint, dann ist es auch so. Aber jetzt kommt endlich ins Haus. Carl und Slim warten schon. Bill muss ja bei der Herde bleiben.“

      Einer war immer bei der Herde. Zweihundert gut im Futter stehende Herefords und zwanzig Quarterhorses stellten eine Verlockung dar. Es gab immer lichtscheues Gesindel, doch jetzt, nach dem Ausbruch des Krieges, schien es sich rapide vermehrt zu haben.

      Die Drei traten in den Wohnraum und Jim hing die Kentucky in die Halterung über der Tür.

      Die Grundfläche des Hauses war relativ klein, aber es verfügte über zwei Stockwerke. Im Erdgeschoss befanden sich die große Wohnstube, die Küche und ein Raum, den Jim und Mary als Büro nutzten. Drei Räume, darunter das eheliche Schlafzimmer, lagen im Obergeschoss. Beide hatten dies so geplant, da sie von vornherein die Möglichkeit ins Auge gefasst hatten, den großen

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