Pferdesoldaten 05 - Todesritt. Michael Schenk
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Carl und sein Sohn saßen bereits am Tisch, erhoben sich jedoch, als Mary hinzu trat und setzten sich erst wieder, nachdem sie Platz genommen hatte.
Es gab heißen und starken Kaffee, frischgebackenes Brot und Speck mit Rühreiern. Mary hatte ein kleines Gehege hinter dem Haus angelegt und hielt dort ein paar Hühner. Da es im Wald kleine Wildkatzen gab, wagte sie es nicht, die Tiere frei herumlaufen zu lassen.
„Tennessee ist ausgetreten.“ Carl deutete mit dem Löffel auf seinen Sohn. „Deine Yankee-Union schrumpft, mein Sohn.“
„Und sie bezieht Prügel“, fügte Jim mit ernstem Gesicht hinzu. „Die ersten Gefechte verliefen nicht gut für diesen Lincoln.“
„Und nicht gut für uns, mein Schatz“, warf Mary ein.
Ihr Mann sah sie überrascht an. „Wie meinst du das? Wir sind hier alle für den Süden. Wie wir alle. Na ja, von Dir und Slim einmal abgesehen. Aber der zählt nicht. Ist ja noch ein halber Junge.“
Slim grinste. Er nahm die Bemerkung nicht übel. „Dann liegt es wohl an mir, als Sympathisant des Nordens, die Anhänger des Südens ordentlich zu schädigen… Ma´am, bekomme ich noch einen Nachschlag?“
Mary lächelte und schaufelte ihm eine weitere Portion auf den Teller.
Ihr Mann sah sie noch immer fragend an. „Nun sag schon… Warum sollte es nicht gut für uns sein, wenn die Union eine Schlappe einsteckt?“
„Ach, Jim, dann überlege doch einmal, wem wir unser Vieh anbieten. Die Union zahlt mit guten Yankee-Dollars. Mit was die neue Konföderation bezahlt, wissen wir noch nicht. Angeblich will sie ja eine eigene Währung herausgeben. Wer weiß, was die wert sein wird.“
„Verzeihung, Ma´am“, schaltete sich Carl ein, „aber mich interessiert weit mehr, wie sich Kentucky entscheidet. Man hört, dass sich eine Menge Jungs für die Sache des Südens melden wollen.“
„Man hört auch, dass sich eine Menge Jungs für die Sache des Nordens melden wollen“, hielt Slim dagegen.
„Dein Lincoln hat ein mächtiges Problem, mein Sohn.“ Carl deutete erneut mit dem Löffel. „Die meisten Yankee-Truppen haben sich nur für neunzig Tage verpflichtet und deren Dienstzeit ist bald um. Nach der Tracht Prügel, die sie bei Manassas bezogen haben, werden die sicher nicht erpicht darauf sein, sich länger zu verpflichten.“
„Das heißt Bull Run“, knurrte Carl bissig. „Und außerdem ist das im Süden nicht viel anders.“
Jim Carter nickte. „Man hat sich das auf beiden Seiten zu einfach vorgestellt. Eine einzige große Schlacht und die Sache ist entschieden… Ha! Die Ladies und Gentlemen aus Washington sind sogar mit Kutsche und Picknickkorb zum Schlachtfeld gereist. Dann haben sie Prügel bezogen und sind mit flatternden Röcken heimwärts gerannt.“
„So schnell, dass man bestimmt ihre Beine sehen konnte“, lachte Carl.
„Carl!“ Mary sah ihn strafend an. Sie liebte keine frivolen Anspielungen.
„Verzeihung, Ma´am“, murmelte Carl, behielt aber sein Lächeln bei.
„Jedenfalls ist gar nichts vorbei“, nahm Jim den Faden wieder auf. „Jetzt werden auf beiden Seiten jede Menge Regimenter ausgehoben.“ Er sah seine Frau an. „Und beide Seiten werden Fleisch benötigen und im Übrigen kann auch die Konföderation nötigenfalls in gutem Gold bezahlen.“
„Noch mal zu Kentucky.“ Carl schob den Teller von sich und tupfte mit einem Tuch etwas Rührei aus seinem langen und dichten Bart. „Was meinst du, Jim? Wird unser Commonwealth of Kentucky in der Union verbleiben oder sich der Konföderation anschließen?“
„Verdammt, Carl, woher soll ich das wissen? Im Augenblick…“
Er unterbrach sich und sie hoben lauschend die Köpfe. Von draußen war ein Schuss zu hören gewesen. „Was, zum Teufel…?“
Carl ignorierte den mahnenden Blick seiner Mary, die keine Kraftausdrücke mochte, erhob sich vom Tisch und trat an das Fenster. „Das kam von Bill.“
„Was ist los, Boss?“ Carl und Slim sahen ihm über die Schulter.
„Reiter“, stellte Jim Carter mit einem Blick über das Tal fest. „Eine ganze Menge Reiter. So was hat nichts Gutes zu bedeuten.“
Die Reiter waren noch weit entfernt. Man konnte noch keine Details erkennen. Die Hufe der Pferde wirbelten den Staub zwischen den Gräsern empor und es war eine Menge Staub.
„Banditen?“ Marys Stimme klang sichtlich besorgt, verriet jedoch keine Furcht. Die Bewohner der Ranch hatten schon einige Gefahren überstanden.
„Weiß nicht. Jedenfalls sind das ziemlich viele Reiter.“
„Um die Sechzig“, meinte Slim, der die Anzahl der Fremden überschlug. „Ich glaube, es ist die Armee. Da flattert etwas über der vorderen Gruppe.“
„Fragt sich nur, welche Armee das ist“, knurrte Jim und nahm die Kentucky aus ihrer Halterung. „Wir sollten vorsichtig sein und uns bewaffnen. In ein paar Minuten sind sie da.“
„Gegen sechzig Leute, Boss?“ Slim leckte sich unruhig über die Lippen. „Wir sollten Bill rufen.“
„Er kommt schon zu uns. Dem sind die Fremden auch nicht geheuer“, stellte Jim fest. „Nur gut, dass er uns mit seinem Schuss gewarnt hat.“
„Carl, Slim… Ihr geht rüber ins Bunkhouse.“ Mary Carter trat an einen der Schränke und entnahm diesem einen Colt Navy und ein Sharps-Gewehr.
„Sie hat recht“, stimmte Jim zu. „Dort habt ihr besseren Schutz und wir können die Burschen ins Kreuzfeuer nehmen, falls das notwendig wird.“
Die soliden Stämme des Schlafhauses boten einen weit größeren Schutz, als die Bohlen und Bretter des Haupthauses. Die beiden Helfer nickten, öffneten die Tür und rannten zum Nebengebäude hinüber, wo sich ihre Waffen befanden. Bill erreichte gerade die Veranda, saß ab und schlang die Zügel des Pferdes über den Handlauf.
„Ich konnte es nicht genau erkennen, Boss“, sagte er hastig. „jedenfalls reiten sie in Kolonne, sind aber kein reguläres Militär. Könnten Bushwackers oder auch Jayhawkers sein.“
„Verflucht, das hatte ich befürchtet“, gab Jim Carter zu.
In den Grenzregionen begannen sich Banden auszubreiten, welche als Bushwackers für die Sache des Südens oder als Jayhawkers für die des Nordens eintraten. Dabei waren sie in der Wahl ihrer Mittel keineswegs zimperlich. Sie mordeten und raubten bei jenen, die nicht auf der gleichen Seite wie die „patriotischen“ Horden standen und schürten Angst. Viele trugen Zivil, andere Uniformen oder Uniformteile. Manche erhielten von regulären Armeegenerälen oder Gouverneuren regelrechte Kaperbriefe, wie sie im Seekrieg üblich waren, um so die Raubzüge