Pferdesoldaten 05 - Todesritt. Michael Schenk
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Das Louisville Ordnance Depot gehörte zu einer ganzen Reihe von Einrichtungen, welche die Armee zur Versorgung ihrer Truppen neu anlegte. Man hatte das Depot mit Hilfe des Corps of Engineers, eines Regiments freiwilliger Infanterie und etlicher Helfer aus der nahen Stadt errichtet. Sicher waren Sympathisanten des Südens unter Letzteren, welche die Informationen schnellstmöglich an die Konföderierten übermitteln würden, aber eine neue Anlage ließ sich ohnehin nicht geheim halten.
Das Areal war nicht befestigt. Es gab keine Mauern oder Palisaden, keine Zäune oder Gräben. Vielleicht würde man sie später noch errichten, doch im Augenblick konzentrierte man alle Kräfte darauf, das Depot einsatzfähig zu machen. Im Wesentlichen war dies wohl schon gelungen. Es gab fast zwei Dutzend große Gebäude aus gebrannten Ziegeln, in denen Ausrüstung und Waffen lagerten. Dazu eine gleich große Anzahl von Bauten, die der Verwaltung, der Versorgung und der Unterbringung dienten. Große Koppeln wiesen darauf hin, dass man hier auch eine Remonte einrichten wollte, in der Pferde für die Kavallerie ausgebildet und bereitgestellt wurden.
Louisville Ordnance Depot lag in unmittelbarer Nähe der Bahnlinie und ständig waren Frachtwagen unterwegs, um Waren von den Zügen ins Depot zu transportieren.
Matt Dunhill freute sich ganz besonders, als sie durch das Tor ritten, welches im Grunde nur durch zwei kleine Wachhäuschen angedeutet wurde. Nach etlichen Monaten Dienst würde er hier endlich seine Frau Mary-Anne und seinen Sohn Mark wiedersehen, die extra angereist waren, um ihn hier zu treffen.
Eigentlich hätte beide in der Stadt logieren müssen, doch der Name Dunhill war in der Armee nicht unbekannt. Der Kommandant des Depots, Colonel Miles Pherson, hatte ihnen bereitwillig eine der Offiziersunterkünfte zur Verfügung gestellt.
Es war später Nachmittag, als die Kolonne im Depot eintraf. Matt führte sie auf den großen Platz vor der Kommandantur, ließ die vier Kompanien ausrichten und meldete Pherson. Der dankte und befahl seinem Adjutanten, für die Unterbringung der Pferde und Reiter zu sorgen.
Matt folgte dem Colonel in dessen Büro.
Miles Pherson erinnerte in seinem Äußeren an den Oberbefehlshaber der U.S.-Armee, Winfield Scott. Er war korpulent, eigentlich viel zu Alt für den Dienst und trug einen gepflegten mächtigen Backenbart. Matt schätzte sein Alter auf um die siebzig Jahre, aber geistig war Pherson fraglos auf der Höhe. Die Befehle an seine diversen Adjutanten waren knapp und präzise, und er gehörte zu jenen Männern, denen Organisation und Verwaltung im Blut lagen.
Während sich die Kompanieoffiziere um die Abteilungen kümmerten, bot Pherson Matt einen bequemen Ledersessel an. Ein Infanterist eilte mit einem Tablett herbei, auf dem eine Kanne Kaffe und Tassen aus feinem englischem Porzellan standen.
„Bin froh, dass Sie hier sind, Dunhill“, eröffnete Pherson und ließ sich die Tasse einschenken. „Es gibt ein paar dienstliche Dinge zu besprechen, bevor Sie Ihre Lieben in die Arme schließen können.“ Pherson lächelte. „Habe mir erlaubt, Ihre Familie darüber zu informieren, dass Sie nun eingetroffen sind, Dunhill. Nette Frau, netter Sohn… Sie können sich glücklich schätzen.“
„Danke, Sir, das denke ich auch.“ Natürlich hätte Matt gerne seine Familie begrüßt, aber in der Armee ging alles in einer gewissen Reihenfolge vor sich und der Dienst hatte stets Vorrang.
„Besondere Vorkommnisse, Dunhill?“
„In der Nähe des Cumberland hatten wir beinahe eine Begegnung mit Bushwackers. Keine Gefechtsberührungen, Colonel. Allerdings auch nicht viel Jubel der Bevölkerung.“
Pherson nickte mit nachdenklichem Gesicht. „Bin selbst Kentuckier, Dunhill, und weiß, dass unser Land noch unentschlossen ist, wie es sich in diesem verdammten Krieg positionieren soll. Ich selbst stehe loyal zur Union, nur um das klar zu stellen. Nun, dieser Konflikt zwischen dem Norden und dem Süden schwelt schon seit Jahrzehnten. Die Tatsache, dass entlaufene Sklaven, oft mit Unterstützung von Sklavereigegnern, in unser schönes Kentucky oder in sklavenfreie Staaten der Union fliehen und dort Schutz genießen, spaltet unsere Bevölkerung. Verdammt, Dunhill, ich habe selbst vier Sklaven. Habe nichts dagegen, wenn man sich ein paar hält, aber habe was gegen die Spaltung der Union. Aber die verdammten Abolitionisten, die Sklavereigegner, schieben einen Keil zischen die Staaten, Major. Erinnern Sie sich nur an das Jahr 1859 und den verdammten John Brown.“
„Ich erinnere mich, Sir. Wohl jeder weiß, dass Brown mit einer kleinen Gruppe das US-Arsenal von Harpers Ferry überfallen hat, um die dortigen Waffen in seinen Besitz zu bringen und einen Sklavenaufstand auszurufen. Die Armee hat das Arsenal gestürmt, Brown gefasst und später gehängt.“
„Hat nicht viel genutzt“, knurrte Pherson. „Dieser verdammte Vorfall hat die Kluft zwischen Befürwortern und Gegnern der Sklaverei noch deutlich verschärft. Die Wahl von Abraham Lincoln brachte das Fass zum überlaufen. Na ja, wir wissen ja, wie das endete. Am 12. April haben die konföderierten Batterien das Feuer auf Fort Sumter im Hafen von Charleston eröffnet. Seitdem haben wir Krieg, Dunhill, einen richtigen verdammten Krieg. Nun, Dunhill, was halten Sie vom Verlauf des Krieges?“
Matt runzelte überrascht die Stirn. „Colonel?“
Pherson lächelte erneut. „Wie viele Männer haben Sie hierher geführt, Dunhill?“
„Mit mir sind es Einhundertsiebenundvierzig.“
„In Friedenszeiten sollten vier Kompanien eine Stärke von Zweihundertsechzig Mann aufweisen, nicht wahr? Derzeit will man die Sollstärke einer Kompanie sogar auf Einhundert erhöhen. Schätze, Sie sind weit unter Soll, Major.“
„Wir standen im Felddienst gegen die Indianer. Tote, Verwundete und natürlich ein paar Männer, die sich nach dem Erlass aus Washington dem Süden angeschlossen haben.“
„Deserteure?“
Matt seufzte vernehmlich. „Siebenundzwanzig.“
Pherson nickte. „Nicht jeder ist davon begeistert, in den Krieg zu ziehen. Jedenfalls nicht, wenn es gegen die eigene Verwandtschaft geht. Dieser Krieg entzweit das Land, entzweit unsere Gemeinschaften und entzweit sogar unsere Familien. Mein eigener Sohn hat sich bei den Rebellen verpflichtet, Dunhill. Mein eigener Sohn. Aber ich halte der Union die Treue.“
„Tut mir leid, das zu hören, Sir.“ Matt meinte es ehrlich. Seine Frau stammte aus dem Süden und er war froh, dass sie unbeirrt an seiner Seite stand. Aber mancher Kamerad und sein guter Freund Thomas Deggar kämpften nun auf der Seite des Gegners.
„Wir brauchen Truppen, Dunhill, und wir brauchen gute Ausrüstung, gute Pferde und gute Waffen. Mein Depot wird dazu beitragen, so wahr mir Gott helfe, denn dieser Krieg wird ein langer und blutiger Krieg werden. Fast ein Drittel unserer Offiziere und Mannschaften sind zum Süden übergelaufen. Gute und erfahrene Soldaten. Herrgott, man hat wirklich geglaubt, dieser Krieg werde ein Spaziergang.“ Phersons Hand schlug auf die Platte seines Schreibtisches und die Tasse klirrte leise. „Als der Krieg begann, da haben Lincoln und die Rebellen Freiwillige für neunzig Tage angeworben, weil sie glaubten, alles sei in einer Schlacht und ein paar Wochen erledigt. Am 21. Juli haben wir am Bull Run Prügel bezogen, Dunhill. Praktisch in Sichtweite von Washington. Glücklicherweise waren die Rebellen von ihrem Sieg selbst so überrascht, dass sie es versäumt haben, unseren Truppen nachzusetzen. Haben Sie von Wilsons Creek gehört?“
„Sir?“