Der Agentenjäger. Peter Schmidt

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Der Agentenjäger - Peter Schmidt

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wir den Weg über die Hügel nehmen, sind wir gegen Mittag wieder im Hotel», schlug Faber vor. «Es gibt da oben irgendwo eine Ceiba, einen heiligen Wollbaum mit über fünfundzwanzig Metern Umfang. Ein Naturdenkmal, das wir uns nicht entgehen lassen sollten.»

      «Ihre Frechheit ist wirklich nicht zu schlagen ... jetzt, wo ich gerade angekommen bin.»

      «Sind Sie etwa auf das Zeug da in den Pfannen scharf?» Er zeigte zu den Indios am Holzfeuer hinunter. «Sehen Sie sich bloß ihre schwarzen Finger an.»

      «Sagen Sie mir wenigstens, was Sie von Goldstein erfahren haben.»

      «Später …»

      Er ging ein Stück voraus und blieb stehen, als sie sich nicht aus dem Schatten des Wellblechdachs rührte.

      «Nun, kommen Sie schon … oder finden Sie allein zurück?»

      Der Gedanke, den Weg durch das Hügelland bis zum Ort völlig auf sich allein gestellt zu sein, brachte sie augenblicklich zur Vernunft. Er ahnte, was in ihr vorging. Schließlich konnte sich jeder dahergelaufene Landarbeiter leicht als Mitglied der Zivilpatrouille ausgeben, um sich ein wenig mit ihr zu amüsieren. Fabers Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln.

      «Was wissen Sie über Reubens Auftrag in Guatemala?», fragte er.

      «Nichts. Man hat mich nur darüber unterrichtet, dass er für einen westdeutschen Geheimdienst arbeitete.»

      «Und Goldstein?»

      «Ich hörte den Namen vor einer Woche zum ersten Mal.»

      «Aber man muss Ihnen doch irgend etwas gesagt haben?»

      «Die Botschaft ist schließlich kein Nachrichtenbüro. Ich sollte Sie nur betreuen, mehr nicht.»

      «Immerhin wussten Sie, dass Reuben in Baredos Hotel ein Zimmer genommen hatte?»

      «Als Sie ein Busticket nach Baril lösten, rief ich in der Hauptstadt an. Man sagte mir, Reuben habe hier gewohnt. Das Zimmer sei von der Polizei versiegelt.»

      «Hm, merkwürdig.»

      «Merkwürdig, wieso?»

      «Ich meine diesen Goldstein … Er arbeitet als Entwicklungshelfer für die Evangelische Kirche. Es soll hier draußen seine einzige Aufgabe sein – und ich glaube ihm ... Reuben wollte angeblich einen ganz anderen Mann gleichen Namens beobachten, der in Deutschland wegen verfassungsfeindlicher Aktivitäten aufgefallen war und in Guatemala Kontakte zu linksstehenden Guerillagruppen knüpfen sollte.

      Reuben muss gewusst haben, dass es sich nicht um denselben Goldstein handelte. Trotzdem blieb er weiter in Baril. Er hatte sein Zimmer für sechs Wochen gemietet.»

      «Warum sollte er so etwas Widersinniges tun?»

      «Genau das ist es, was ich herauszufinden versuche.»

      «Vielleicht schreckte er nur davor zurück, seinen Irrtum einzugestehen?»

      «Das wäre nicht Reubens Art.» Faber schüttelte den Kopf. «Ich kannte ihn gut genug. Er hatte zwar persönliche Schwierigkeiten in letzter Zeit, aber dabei ging es nicht um seine Qualifikation. Wir haben viele Jahre lang in der Spionageabwehr zusammengearbeitet.

      Angeblich bestätigte sich der Verdacht gegen Goldstein. So lauteten jedenfalls seine Berichte nach Köln. Es war das letzte, was wir von ihm hörten.»

      «Meines Wissens gibt es hier überhaupt keine Guerillas. Die Gegend ist fest in der Hand der Militärs.»

      «Und der Todesschwadronen?» Faber blickte sie an, seine Stimme hatte einen herausfordernden Klang.

      «Wenn Sie darauf anspielen, dass unsere Botschaft zu wenig Protest gegen diese Art der Unterdrückung einlegt …»

      «Ich bin noch nicht lange genug hier, um mir darüber ein Urteil bilden zu können. Und ehrlich gesagt: Um Politik mache ich lieber einen Bogen. Sie nervt mich, weil sie wie ein Billardspiel ist. Nichts bewegt sich ohne Stoßen und Schieben.»

      «Aber Sie beziehen doch Partei, wenn Sie für einen der westdeutschen Dienste arbeiten!»

      «Ich betrachte mich mehr als Handwerker. Als eine Art Behördenhandwerker, der Fremdkörper aus nicht schließenden Türschlössern entfernt. Und in meinem Fall kommen sie zufällig von der anderen Seite.»

      «Sie haben ja eine merkwürdige Art, den Ost-West-Konflikt zu verharmlosen.»

      «Werden Sie das auch Ihren Vorgesetzten melden?»

      «Ich melde niemandem etwas.»

      «Sie sind doch als meine Aufpasserin abgestellt. An wen geben Sie Ihre Berichte? Das würde mich interessieren.»

      «Reden wir lieber von etwas anderem. Was für Schwierigkeiten waren das, in denen Reuben steckte?»

      «Korruptionsvorwürfe. Anonyme Briefe. Angeblich soll er für Geld die Fahndung gegen einige Linksextremisten eingestellt haben. Er war immer in Geldschwierigkeiten. Sozusagen der Normalzustand. Wie viele übrigens in den Diensten. Neigen alle dazu, etwas exzentrisch mit ihrem Einkommen umzugehen – vielleicht die Nerven! Hypotheken auf dem Haus, Erbschaftssteuer und so weiter. Aber ich glaube nicht, dass diese Geschichten für Ihre Ohren bestimmt sind.»

      «Schließlich ist er tot.»

      «Das entbindet mich nicht von meiner Schweigepflicht.»

      «Und wenn es eine Verbindung zwischen Reubens Schwierigkeiten und dieser mysteriösen Namensverwechslung gibt?», fragte sie. «Oder seiner Ermordung?»

      «Sieht ganz so aus, als ob er Goldsteins Arbeit in Guatemala nur als Vorwand für etwas anderes benutzt hatte.»

      «Als Vorwand …» Sie blieb stehen und wandte sich fragend nach ihm um. «Woran denken Sie da?»

      «Nichts Bestimmtes», sagte er. «Noch denke ich an gar nichts. Nein, ich habe wirklich keine Ahnung.»

      4

      Ross schloss bedächtig die Fahrstuhltür. Jemand aus der Abteilung «Experimentelle Dechiffrierung», ein kleiner Mann mit dem Gesicht eines Buchhalters und hochgeschobener Brille auf der Stirn, der einen Packen verschiedenfarbiger Blätter in den Händen hielt, trat bereitwillig zurück, als er Ross im Fahrstuhl erblickte.

      Das Gefährt setzte sich ohne ihn in Bewegung. Ross gehörte nicht zu jenen, die auf den ersten Blick Sympathie hervorrufen, obwohl er sich selbst jederzeit Charme und einen ausgeprägten Hang zur Herzlichkeit bescheinigt hätte. Seine Gestalt war klein, übergewichtig. Der spärliche Haarkranz stach schwarz von der fast weißen Kopfhaut ab.

      Was seine Gegenüber irritierte – bis sie entdeckten, dass er diesen Eindruck durch Verbindlichkeit und einen wachen Verstand wettzumachen wusste –‚ waren seine beinahe wimpernlosen Augen, die auf manche Betrachter so wirkten, als schielten sie leicht. Sein Augenarzt hatte ihm versichert, es sei nichts weiter als «eine Art Ungleichgewicht der Farbpigmente in der Iris».

      Wenn ihn wie jetzt der Präsident

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