Der Agentenjäger. Peter Schmidt

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Der Agentenjäger - Peter Schmidt

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Es geht Peter Schmidt immer um die Menschen, die agieren oder reagieren müssen. Es geht um die Macher, die gnadenlos ihre Komplotte einfädeln, es geht um die Opfer, die sich im Netz der Intrigen verheddern, und schaut man genau hin, ist jeder Macher und Opfer zugleich. Der kleine Macher das Opfer der großen Macher, die großen die Opfer ihrer selbst.

      Was da ausgeheckt und durchgezogen wird, ist allenfalls noch in der literarischen Schlusspointe zu durchschauen. Das Komplott gewinnt eine solche Eigendynamik, dass sich keiner mehr entziehen kann, auch die Initiatoren nicht, dass es im Grunde nicht mehr zu stoppen ist.

       (Krimikritiker Rudi Kost)

      AUTORENINFO

      http://autoren-info-peter-schmidt.blogspot.de/

      Die Hauptpersonen

      Thomas Bud Faber – kämpft auf eigene Faust

      Karl Reuben – hat den Kampf schon verloren

      Lea – ist Figur im Machtspiel der anderen

      Corinna Menge – lässt sich nicht leicht abschütteln

      Brzinsky – verfolgt ausdauernd seine Ziele

      Hauptmann Alvarez – macht sich die Hände nicht schmutzig

      Ross – bleibt gerne Sieger

      Prolog

      Der Mann, der im trüben Schein der Gaslaternen durch die Straße kam, war auffallend groß und breitschultrig; ein hellblonder Hüne, etwa vierzig Jahre alt. Seine leicht wippenden Fäuste erinnerten an einen kampfbereiten Boxer, dem es nur noch am passenden Sparringspartner fehlte …

      Noch auffallender aber war die Geschmeidigkeit seiner Bewegungen, seiner Schultern und Arme ebenso wie der Beine – als habe er seinen Körper völlig unter Kontrolle und sei zugleich hellwach und aufmerksam auf alles, was um ihn herum passierte.

      Es war eine Kleinstadt dicht bei der Zonengrenze. Über die Dächer hinweg konnte Marten von seinem Beobachtungsposten im Erker eines altmodischen Hauses aus der Vorkriegszeit ihre angestrahlten Grenzbefestigungen sehen.

      Der Himmel darüber war milchiggrau und in den Fenstern der Wachtürme, die hier gut zwanzig Meter näher zur Absperrung standen als außerhalb der Stadt, bewegten sich manchmal Silhouetten von Wachsoldaten.

      Irgendwo weiter links gab es einen Übergang für den sogenannten kleinen «Grenzverkehr», dessen Barackengebäude von den dazwischenliegenden Hauswänden verdeckt wurden.

      Der blonde Hüne war in der Straße nahe genug herangekommen, um ihn am dunklen Fenster über sich erkennen zu können.

      Marten ließ mit einer abrupten Handbewegung die Gardine fahren. Er zündete sich eine Zigarette an, wobei er sich ins Zimmer wandte und die Flamme nach außen mit dem Körper und den Händen abschirmte.

      «Faber?», fragte der junge Mann an seiner Seite; er war in Zivil, machte aber mit seiner etwas unterwürfigen und übertrieben korrekten Sprechweise den Eindruck eines Beamten, der sich für einen Augenblick seiner Uniform entledigt hatte.

      «Unverkennbar.»

      «Ich hätte nicht geglaubt, dass er tatsächlich kommt.»

      «Er riskiert‘s einfach», nickte Marten und wandte sich mit seiner Zigarette wieder dem Fenster zu. «Diese Frau scheint ihm viel zu bedeuten; mehr als sie sollte. Wie wir angenommen hatten», fügte er nach einer Pause hinzu.

      «Heißt das, wir könnten ihn jetzt hochnehmen?»

      «Nicht jetzt», sagte Marten unbestimmt. «Später. Wir halten uns streng an die Anweisungen.»

      Der blonde Hüne blieb auf der anderen Straßenseite vor einem zweistöckigen Haus stehen. Es war hell gestrichen, mit ordentlichen glatten Gardinen in den Parterrefenstern, die eher an Büros als an Wohnräume erinnerten.

      Er las das weiß emaillierte Schild der Rechtsanwaltskanzlei neben dem Eingang und warf einen prüfenden Blick über seine Schulter in die menschenleere Straße. Seine blasse Hautfarbe verriet, dass er sich zu viele Nächte um die Ohren geschlagen hatte. Als er den Arm zur Klingel hob und das Licht der Straßenlaterne auf sein Profil fiel, wirkte er für einen Augenblick sogar etwas hinfällig.

      Die Spannung, und damit auch die Geschmeidigkeit und Eleganz seiner Bewegungen, war von ihm abgefallen, als habe er jetzt sein Ziel erreicht und unwiderruflich eine Grenze überschritten.

      Hinter den Milchglasscheiben der Kanzlei ging das Licht an; in allen vier Fenstern gleichzeitig. Die Tür wurde geöffnet, ohne dass Marten hätte erkennen können, wer es war – er sah nicht mehr als einen Arm und ein dunkelblaues Hosenbein –‚ dann hatte der Eingang Faber auch schon verschluckt, als habe es ihn nie gegeben.

      Das Klingeln des Telefons ließ Marten herumfahren. Der Mann im grauen Anzug, der schweigend unter der kahlen Wand am Tisch gesessen hatte, hob ab und fragte: «Ja?»

      Er horchte eine Weile. Dann nickte er zweimal, erwiderte: «Habe verstanden!» und legte auf.

      Als er sich Marten zuwandte, war etwas wie Triumph in seiner Stimme:

      «Schwarzer Saab ... passiert eben den Kontrollpunkt. Wie wir erwartet hatten …»

      «Vogel persönlich?»

      «Sie glauben, es sei einer seiner engsten Mitarbeiter aus der Ostberliner Anwaltskanzlei. Aber so genau konnten sie das wegen der Dunkelheit nicht erkennen.»

      «Wenn es nicht Vogel selbst ist, dreht sich‘s erst um Vorverhandlungen», sagte Marten nüchtern. Er wirkte ein wenig enttäuscht. «Dann ist Faber noch nicht so weit, wie wir geglaubt hatten.»

      «Immerhin führt er mit der Gegenseite Geheimverhandlungen wegen der Freilassung seiner Freundin», wandte der andere ein. Er war einen Kopf kleiner als Marten und hatte ein frühzeitig gealtertes, am Kinn stark eingefallenes Gesicht, das aussah, als habe er sein Gebiss verlegt. «Klarer Verstoß gegen die Dienstvorschriften.»

      «Wir sind nicht an kleinen Fischen interessiert», wehrte Marten ab. «Ein Verfahren in diesem Stadium würde ihn nur zu unüberlegten Reaktionen provozieren.»

      «Möchte zu gern wissen, was wirklich hinter ihrer Verhaftung steckt.»

      «So viel ist jedenfalls sicher.» Marten machte eine Handbewegung, die Verachtung ausdrückte. «Lea gehört zu dieser verrückten Sorte von Journalistinnen, die glauben, sie könnten den Staatssicherheitsdienst mit der linken Hand in die Tasche stecken. Ihm gefahrlos auf der Nase herumtanzen und den offenen Grenzverkehr praktizieren – im Namen der Menschlichkeit für ein paar Ausreisewillige den Samariter spielen! Immer Unzufriedene, die sich besonders gut auf die Mitleidsmasche verstehen.

      Aber Fluchthilfe hat sich noch nie ausgezahlt. Sie wurde in einem Ostberliner Kaufhaus verhaftet. Missbrauch der Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung, Menschenhandel – so nennt man das drüben – in acht Fällen. Lea war voll geständig.

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