Otto Pfändler 1889-1966. Martin Renold

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Otto Pfändler 1889-1966 - Martin Renold

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      Martin Renold

      Otto Pfändler 1889-1966

      Sein Leben, erzählt von seinem Sohn

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1912 – 1913

       1913 - 1921

       1922

       1924 – 1930

       1930 – 1939

       1940 - 1945

       1945-1953

       1954-1966

       2017

       Impressum neobooks

      1912 – 1913

      MARTIN RENOLD – OTTO PFÄNDLER

      Martin Renold

       OTTO PFÄNDLER

      1889 – 1966

      Sein Leben

      erzählt von seinem Sohn

      Zweite, verbesserte Ausgabe

      © 2017

      by Marcel Pfändler

      Ullmannstraße 11, CH-9014 St. Gallen

      Es ist ein warmer Frühlingstag, der erste Samstag im Mai 1912, als am Nachmittag zwei Männer von Othmarsingen her durch den Staatswald nach Birr wandern. Der kleinere, Albert, ist achtundzwanzig Jahre alt, Otto, der jüngere gerade mal dreiundzwanzig. Beide arbeiten in der 1903 gegründeten Biskuitfabrik Jakob Disch-Schatzmann in Othmarsingen. Albert, oder Berti, wie er von seinen Kollegen genannt wird, arbeitet seit dem Gründungsjahr als gelernter Konditor bei Disch. Otto ist gelernter Confiseur und Schokolatier. Er hat die Stelle bei Disch erst am letzten Montag angetreten.

      Da Albert gedacht hat, dass sich Otto in der Gegend noch nicht auskennt, hat er ihm am Vormittag gesagt, im „Bären“ in Birr, das hinter dem Kestenberg liegt, sei am Abend Tanz. Sie könnten doch am Nachmittag hingehen. Beide sind Junggesellen. Otto hat ihm sofort zugesagt.

      Sie sind nun erst kurz unterwegs. Sie haben das Gleis der Dampfeisenbahn, die von Baden-Oberstadt nach Lenzburg führt, überschritten und sind den kurzen Anstieg zum Staatswald hinaufgegangen und wandern nun auf der ungeteerten Straße durch den Wald, in dem auf der linken Seite mehrheitlich Fichten stehen, während rechts das Sonnenlicht in das junge Laub der Buchen fällt.

      Berti ist auf dem elterlichen Bauernhof auf dem Bözberg aufgewachsen und kennt die Gaststätten in den umliegenden Dörfern, wo immer etwas Musik und Tanz ist.

      Die beiden haben sich erst ein paar Mal nach der Arbeit mit zwei, drei Kollegen bei einem Bier getroffen. Da Berti in der Backstube arbeitet und Otto in der Schokoladenabteilung, wissen sie noch nicht viel voneinander. Beim Bier an den ersten Abenden, wo Otto dabei war, wurde vor allem über die Arbeit gesprochen, nur ab und zu wurde Otto, der zuerst einmal zuhören wollte, ins Gespräch gezogen. Nun fragt ihn Berti: „Wo hast du zuletzt gearbeitet?“

      „Ich war fast zwei Jahre lang in Deutschland“, antwortet Otto. „Ich habe in Flawil bei Munz die Lehre gemacht und habe mich in Halle an der Saale…“

      „Was ist denn das für ein komischer Name?“, unterbricht ihn Berti. „Den habe ich noch nie gehört. Wo liegt denn das?“

      „Das ist eine Stadt in Sachsen, nahe bei Leipzig“, erklärt Otto. „Die Saale ist ein Fluss. Bei der Schokoladenfabrik Friedrich David und Söhne habe ich mich noch zum Schokolatier ausbilden lassen.“

      „Aha“, macht Berti und sagt: „Darum arbeitest du also bei uns in der Schokoladenabteilung.“

      Nach einer Weile fragt Berti: „Hast du in Deutschland tanzen gelernt? Ich habe dich gar nicht gefragt, ob du es kannst. Ich hab nur gedacht … du siehst so aus, als ob du es könntest.“

      „Ich hab’s nicht gelernt“, antwortet Otto. Aber ich hab schon in Flawil ab und zu mal getanzt, wenn eine Appenzeller oder Toggenburger Musik in der Nähe war. Gewohnt habe ich damals noch bei meinen Eltern auf der Flawiler Egg. Da bin ich oft mit ein paar Kollegen nach Herisau oder Magdenau hinunter gegangen, um mit den jungen Mädchen das Tanzbein zu schwingen. Am Anfang hat die eine oder andere noch Ledige, die unter die Haube kommen wollte, mir gezeigt, wie es geht. Aber dann hab ich’s schnell begriffen und meistens nur noch mit den Jüngeren getanzt.“

      „Hast du da eine Freundin gefunden?“, fragt Berti, und als Otto zögert, „oder gar in Deutschland, in dieser Halle?“

      „Halle an der Saale“, korrigiert ihn Otto. „Das ist eine große Stadt. Ich glaube, sie hat über hunderttausend Einwohner. Sie hat auch eine elektrische Straßenbahn, weißt du, nicht mehr so eine, die mit Pferden gezogen wird.“

      „Du hast meine Frage nicht beantwortet. Du brauchst nicht rot zu werden“, sagt nun Berti, bleibt stehen und schaut ihm ins Gesicht.

      „Was ist das dort oben?“, fragt Otto, der nur auf den Hügel hinauf geschaut hat, der sich, als sie aus dem Wald heraustraten, vor ihnen erhob und auf dem ein, wie es scheint, altes Gebäude sichtbar wird.

      „Das ist das Schloss Brunegg“, antwortet Berti. Und die zwei Giebel, die du siehst, gehören zum Pächterhaus.“

      „Und ist das der Kestenberg?“, fragt Otto. „Gehen wir da hinauf?“

      „Nein, siehst du, da auf der rechten Seite fällt der Berg steil ab. Wir gehen auf der Straße um ihn herum“, erklärt Berti. „Aber du weichst mir aus. Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet.“

      „Lass

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