REVOLUTIONÄRE. Jacques Varicourt

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REVOLUTIONÄRE - Jacques Varicourt

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als das wahre Paradies für sich entdeckt hatte, das war bekannt, aber dass er plötzlich nach Indien auswandern wollte, um selber Inder zu werden, das war sogar Ina neu, mit der er, gelegentlich, noch „normal“ redete.

      Aufgrund dieser seltsamen Vorgänge entschied Sunny, dass die Kommune Hilfe von außen bräuchte, um wieder im Einklang mit sich selber zu sein. Er lud kurzerhand Heiner Lang-Schwanz ein, der in einer Grundsatzdiskussion, welche sogar Harry aus seinem Zimmer lockte, die Problematik neu, und innovativ, zu konstruieren versuchte. Nachdem Heiner erschienen war, stellte er sich vor das Fenster, ja und dank der Sonneneinstrahlung, in den Gemeinschaftsraum hinein, hatten alle den Eindruck, dass ein Heiliger vor ihnen stehen würde. Es war ein kalkulierter Auftritt von Heiner gewesen. Die Sonne, welche Heiner von hinten beschien, ließ ihn, durch den Lichteffekt, wenn die anderen zu ihm aufsahen, zu einem Wesen, aus einer anderen Welt werden. Die schulterlangen, dunkelblonden Locken, sowie sein komplett weißes Outfit verstärkten diesen Eindruck immens. Seine Jünger hockten mit glasigen Augen, sowie mit einem Joint in den Händen, auf dem Boden sitzend, und schauten zu ihm auf – sie klebten förmlich an seinen Lippen, welche er immer wieder auf einander presste. Heiner sagte, mit einem Hauch fürs Dramatische: „Freunde der Revolution... in einem antifaschistischen Haushalt, welcher sich mit dem Proletariat solidarisieren will, um auf die unübersehbaren Missstände im Kapitalismus hinzuweisen, gehört es sich einfach, dass jeder seine eigene Fähigkeit mit einbringt, so dass ein kollektives Gemeinschaftsgefühl entsteht. So etwas Ähnliches kann man übrigens auch bei Karl Marx nachlesen.“ Es waren (fast) exakt die gleichen Worte, welche Harry einmal verwendet hatte, als es sich um die traditionelle Rolle (putzen, waschen, kochen und die Beine breit machen etc.) der Frau drehte. Harry bewegte, als ihm das bewusst war, erschrocken seinen Kopf zur Seite, denn nach diesen ersten Worten von Heiner, wurde Harry klar, dass nun seine Autorität innerhalb der Kommune, auf den absoluten Nullpunkt gesunken war. Heiner registrierte, ein wenig beunruhigt, dass irgendetwas plötzlich nicht stimmte nach seiner Standart-Einleitung, denn alle sahen, jeweils einmal für sich, nur ganz kurz zu Harry, und verzogen dabei abfällig ihr Gesicht – Harry schämte sich zu Tode. Er rauchte unnormal heftig seinen Joint, trank direkt aus der Wodkaflasche und versuchte Haltung zu bewahren; er war nervös, enttäuscht von sich selber - und verunsichert. Dann fuhr Heiner jedoch fort, er sagte: „Ihr müsst versuchen, wann immer ihr könnt, euch von den kontra-revolutionären sowie faschistischen Vorgaben des Bürgertums zu entfernen, um dann, wenn ihr es geschafft habt, für euch selber eine akzeptable Alternative zu finden. Das fängt bei der täglichen Lektüre bereits an. Des Weiteren ist es aus meiner Sicht der Dinge kontra-revolutionär und faschistisch, wenn ihr euch in eurem Konsumverhalten, an den Werbespots, im Fernsehen orientiert.“ Penny fragte daraufhin: „Das verstehe ich jetzt nicht so ganz, könntest du bitte konkreter werden, Heiner?“ Heiner zog sich etwas Kokain rein, bevor er zu Penny, und zu den anderen lächelnd sagte: „Man muss nicht jeden Scheiß kaufen, nur weil der Werbespot durch schöne Menschen, durch schöne Musik und durch eine schöne Umgebung, einen unterschwelligen Wohlfühleffekt erzeugen soll, oder es bereits, bei einigen von euch, längst geschafft hat. Man muss sich politisch, aus sozialistischer Sicht, dagegen stellen, - alles andere wäre kontra-revolutionär und faschistisch, weil die Werbeindustrie von Leuten gesteuert wird, die lediglich den Sozialismus demontieren wollen, ich wiederhole: Demontieren. Ferner wollen die Sklavenhalter dieses Systems, die sozialistische Idee, den sozialistischen Grundgedanken, so wie ihn einst Karl Marx formuliert und niedergeschrieben hat, radikal und territorial, bekämpfen sowie vernichten. Ja, und dadurch, dann, damit, dem Faschismus die Vorarbeit zu leisten, das wollen sie im Grunde genommen, um erneut die Menschen zu verführen, und um dann, außerdem einen faschistischen Krieg zu führen. Darüber solltet ihr mal nachdenken, wenn ihr euch Abend für Abend vom Fernsehen berieselt lasst.“ „Guckst „du“ eigentlich Fernsehen?“ Fragte Jimmy. Da sagte Heiner: „Ich schaue mal rein, ja sicher, um Leute wie euch zu warnen! Damit sie nicht zu widerstandslosen Konsum-Autisten werden, die sich nicht mehr orientieren können. Ich tue es, angeekelt und mit politischer Abwehr, deshalb, da auch ich, natürlich nicht, durch unpolitische Details zu sehr in ein Spektrum geraten möchte, wo der Konsument sich mit einer Gesellschaft, ohne es zu wissen, anfreundet, die im tiefsten Innern nichts hinzugelernt hat, sondern die nach wie vor einer faschistischen Ideologie unterliegt.“ „Ist es denn generell „faschistisch“ Fernsehen zu schauen? - Ich sehe nämlich „Die Unverbesserlichen“ mit Inge Meisel so gerne, deshalb frage ich,“ sagte Penny. „Es ist, aus meiner alternativen politischen Sicht,“ meinte Heiner, „keine Erblast oder gar Erbschuld, sich auch mal kulturelle Dinge anzusehen, die einen völlig anderen politischen Stellenwert einnehmen, als z. B.: Die Unverbesserlichen, Lassie, Familie Hesselbach, oder eine Fußballweltmeisterschaft, - darum dreht es sich bei mir persönlich auch nicht. Es ist, um es auf den Punkt zu bringen, vielmehr, die Akzeptanz, die politische Akzeptanz wohlgemerkt, in einer klar strukturierten, dem Bürgertum abgewandten sozialistischen Demokratie, die Eckpfeiler für eine neue Epoche, mit sozialistischen und anti-faschistischen Maßstäben generell zu bewerten und dann dementsprechend umzusetzen. Alles andere wäre kontra-revolutionär und faschistisch. Wir müssen, und besonders ihr-, in unserer, bzw. in eurer derzeitigen politischen Stimmung, einen Weg finden, wie wir Gemeinsamkeiten entwickeln, die dann zu einem Anhaltspunkt, und zu einem Gegenpol, der gegebenen reaktionären Stimmungsbilder werden. Damit ihr, in eurer Phase der Intoleranz und Selbstverständlichkeit, trotzdem untereinander entscheiden könnt, und zwar auf einer kommunikativen sowie gemeinsamen, sozialistischen Ebene, was für euch wirklich gut ist... das meine ich damit. Denn darauf kommt es letzten Endes an, dass das Stimmungsbild nicht durch negative Energien in sich selber zerfällt, oder einen kontra-revolutionären Charakter bekommt.“ „Wo ist eigentlich, Uschi?“ Fragte Jimmy zwischendurch. „Uschi ist im Moment, weil „ich ihr“ dazu geraten habe, auf einer Studenten-Demo gegen den aufflammenden Faschismus in der bürgerlichen Mitte, wie er meiner Meinung nach konstruktiv bekämpft werden sollte.“

      Und in der Tat, während Heiner, seine Ratschläge, politisch sowie sozialistisch, gut verpackt, zu formulieren wusste, rannte Uschi mit einem Megaphon (und mit mehreren hundert Studenten im Anhang) durch Berlin.

      „Könnten wir vielleicht mal eine kleine Pause machen?“ Fragte Sunny. „Ja, gut,“ sagte Heiner, „eine kleine Pause ist OK. Ich hätte jetzt sowieso Lust mit Biggi zu bumsen. Also, erhob sich Biggi und ging zusammen mit Heiner in ihr Zimmer und verschloss die Tür. Nach ungefähr 3 bis 4 Minuten konnten die anderen im Gemeinschaftsraum, Biggi und Heiner ziemlich laut bumsen hören. Biggi schrie wie am Spieß: „Tiefer, fester, hau ihn rein – gibt’s mir, Heiner. Oh, oh, oh... oh mein Gott, ich glaube ich werde wahnsinnig. Heiner! Heiner! Heiner! Oh mein Gott, Heiner!“ Das ging mindestens eine halbe Stunde so, dann spritzte Heiner Lang-Schwanz ganz offensichtlich in Biggi hinein. Er kam laut keuchend, sehr animalisch und fernab jeglichen Anstands. „Vergewaltigt der sie?“ Fragte Sunny in die Runde. Doch keiner traute sich etwas zu sagen. Zu sehr war man über das Triebverhalten von Heiner geschockt, denn nach dem Bums duschten Heiner und Biggi auch noch ausgiebig, bevor beide dann entspannt und gelöst zurück im Gemeinschaftsraum erschienen. Heiner sagte zu Ina: „Du könntest mir, oder uns, mal was zu „fressen“ machen oder holen, denn nach dem Geficke, brauche ich jetzt, was richtig Kräftiges zwischen die Zähne.“ „Darf ich Ina dabei helfen?“ Fragte Penny. „Ja, sicher. Ich hätte jetzt Bock auf ein gutes Mahl, auf guten Wein, besinnliche Musik und vielleicht ein bisschen Gras.“ Augenblicke später verließen Ina sowie Penny die WG, und holten vom Imbiss gegenüber Hähnchen, Pommes Frites, Bier und mehrere Flaschen Wein. Nachdem alle gegessen hatten, wurde Penny, von Heiner, nochmals losgeschickt, um Speiseeis zu kaufen. Heiner bestand beim Nachtisch darauf, dass er auf eine Extra-Portion Eis Anspruch habe. Somit musste einer verzichten – es war Harry, der freiwillig verzichtete.

      Nachdem alle (außer Harry) ihren Nachtisch aufgegessen hatten, Heiner hingegen noch seine Porzellan-Schale, mit dem, mittlerweile geschmolzenen Rest-Eis umständlich ausleckte, und bevor er dann die leere Schale samt Löffel, an Penny weiterreichte, sagte zu Harry: „Man muss lernen zu verzichten, auch wenn es einem, wie in deinem Fall, jetzt ganz aktuell, schwer fällt, anderen auch mal den Vorzug zu lassen.“ Daraufhin sagte Harry genervt: „Ich habe doch gar nichts gesagt, oder mich, geschweige denn, in irgendeiner Form, beschwert – Verzicht ist für mich kein Problem.“ „So?“

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