Wehe, wenn Santa kommt!. Jay Baldwyn

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Wehe, wenn Santa kommt! - Jay Baldwyn

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du, was der Oberarzt sagen wird, wenn er hört, dass du wieder alles eingesaut hast? Da werden wohl ein paar Elektroschocks extra herausspringen.«

      »Nein, bitte nicht! Hinterher fühle ich mich immer so kraftlos, und das tagelang.«

      »Genau das ist der Sinn der Übung. Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst. Die Fenster haben zwar alle Gitter, und die Türen sind fest verschlossen, aber es gibt immer wieder welche, die versuchen abzuhauen. So, ich mache dich jetzt los, um frische Laken aufzuziehen. Aber Gnade dir Gott, wenn du versuchst, irgendwelche linken Dinger zu machen. Dann schlage ich dich windelweich. Ist das klar?«

      Der Patient nickte nur. Unrasiert mit seinem wirren Blick und den eingefallenen Wangen sah er aus wie ein alter Mann. Dabei war er erst Ende dreißig.

      »Kann ich mich dann endlich duschen und mir meine verklebten Haare waschen?«, fragte er.

      »Lust auf Wasser hast du? Das kannst du haben.«

      Der Pfleger löste die Hand- und Fußfesseln, die aus schmutzig weißen Binden bestanden, und band die Hände mit frischen Verbänden zusammen. Dann warf er dem hilflosen Mann einen Bademantel über die Schultern und führte ihn in einen großen, weiß gekachelten Raum. Dort stieß er ihn auf einen Holzschemel und ließ Wasser in die Wanne laufen. Als diese halb voll war, zog er dem Mann, den hier alle nur Bob nannten, das feuchte Nachthemd aus und gab ihm einen Hieb auf den nackten Hintern. Das war das Zeichen, in die Wanne zu steigen.

      Als Bob mit dem linken Bein zuerst ins Wasser stieg, zuckte er erschreckt zurück.

      »Das ist ja eiskalt …«

      »Was hast du denn gedacht? Dass ich dir eine Wohlfühltemperatur herstelle? Wenn du lange genug weichst, geht der Dreck auch ab.«

      »Bis dahin hole ich mir doch den Tod …«

      »Meinst du etwa, das kratzt hier irgendjemand? Wieder ein unbequemer Insasse weniger. Nur schade, dass immer wieder neue kommen, weil die Welt voll von euch kranken Arschlöchern ist. Steig jetzt endlich ein, oder ich drücke dir gleich deinen vierkantigen Schädel unter Wasser.«

      Bob begann, in dem kalten Wasser sofort am ganzen Leib zu zittern. Zufrieden grinsend, ging Pfleger Morris aus dem Raum und schloss die Tür ab.

      »Bis später!«, feixte er. »Und hol dir keinen Eiszapfen.«

      Als Morris draußen war, wartete Bob noch ein paar Minuten ab, aber dann rappelte er sich auf und griff mit seinen zusammengebundenen Händen nach dem Heißwasserhahn. Mit einiger Anstrengung gelang es ihm, den Griff herumzudrehen. Als das heiße Wasser herausströmte und sich mit dem kalten vermischte, bis es wenigstens lauwarm wurde, drehte Bob den Hahn wieder zurück. Bis Morris zurückkommen würde, würde das Wasser zwar wieder kalt sein, doch bis dahin konnte sich Bob wenigstens etwas aufwärmen.

      Auf der Suche nach neuen Opfern fand der mörderische Santa Claus ein Haus, in dem kein Licht brannte. Entweder waren die Bewohner unterwegs oder schliefen schon. Beides sollte ihm recht sein. Als er durch den Schornstein im Kamin landete, sahen ihn zwei Kinderaugen groß an.

      »Hallo, wer bist du denn?«, fragte er und klopfte sich die Asche von seinem Anzug.

      »Als Santa Claus solltest du meinen Namen eigentlich kennen«, sagte das etwa neunjährige Mädchen. »Mom wird übrigens begeistert sein, dass du ihren Teppich verdreckst.«

      »Nicht so vorlaut, Janice. Oder willst du, dass ich böse werde?«

      »Sie wissen also doch meinen Vornamen. Aber deshalb sind Sie noch lange nicht der echte Santa Claus. Den gibt es nämlich gar nicht. Wahrscheinlich hat sie eine dieser unsäglichen Agenturen geschickt.«

      »Wenn du nicht an Santa glaubst, was machst du dann hier mitten in der Nacht?«

      »Ich wollte mal sehen, ob Sie wirklich so dreist sind und sich durch den Schornstein Einlass verschaffen. Den Sack mit den Geschenken haben Sie wohl vergessen? Oder ist er stecken geblieben?«

      »Keineswegs …«

      Aus dem Nichts materialisierte sich plötzlich ein prall gefüllter Sack.«

      »Wow, guter Trick. Sind Sie nebenbei auch Magier?«

      »So könnte man es ausdrücken.«

      »Mit wem sprichst du denn, Janice?«, erklang plötzlich eine weibliche Stimme. Brenda Hunt, eine spindeldürre Blondine, deren dünne Haare vom Liegen auf einer Seite platt am Kopf anlagen, was ihr ein groteskes Aussehen verlieh, hatte einen sehr leichten Schlaf und war durch die Stimmen wachgeworden. Schamhaft hielt sie ihren Morgenmantel über dem nicht vorhandenen Bauch zusammen.

      »Mit jemand, der so tut, als sei er Santa Claus, Mom.«

      Brenda schaltete die Deckenbeleuchtung an und sah den fremden Mann in ihrem Wohnzimmer.

      »Wayne, kommst du bitte mal! Wir haben ungebetenen Besuch«, rief sie nach oben.

      Sekunden später erschien ein etwa achtundvierzigjähriger Mann mit angegrauten Schläfen im Pyjama auf der Treppe.

      »Wie sind Sie hier hereingekommen?«, fragte Wayne verärgert.

      »Durch den Kamin, wie es sich für Santa Claus gehört.«

      »Wir haben aber gar keinen Weihnachtsmann bestellt …«

      »Das macht nichts. Manchmal komme ich auch ungefragt. Vor allem, wenn es mehr ums Bestrafen als ums Schenken geht.«

      »Was soll das heißen? Unsere süße Tochter, die schon viel zu groß für solchen Unsinn ist, zeichnet sich durch besonders gute Manieren aus.«

      »Vielleicht, wenn Sie dabei sind. Ist sie allein, zeigt sie eine andere, unerzogene und grausame Seite. Zum Beispiel, wenn sie den armen Hund quält, indem sie ihm das Wasser wegnimmt oder ihn mit Tritten malträtiert. Das arme Tier ist nämlich nicht einfach tot umgefallen, wie sie euch weismachen wollte, sondern sie hat ihn vergiftet, weil er ihr lästig war.«

      »Das kann nicht sein. Sie müssen sich irren.«

      »Oh, ich irre mich äußerst selten. Sie ist eben so ganz das Produkt ihrer Eltern. Denn du, Wayne, bist ein gewissenloser Arbeitgeber, der seine Untergebenen bis aufs Blut schindet und ihre soziale Not ausnutzt.«

      »Unterlassen Sie sofort, mich zu duzen!«

      »Aber wer wird denn so empfindlich sein? Wenn jemand von deinem Personal einen lieben Angehörigen verloren hat, kümmert dich das wenig. Im Gegenteil, du schikanierst ihn noch zusätzlich.«

      »Was mein Mann für ein Chef ist, können Sie in keinster Weise beurteilen. Und es steht Ihnen auch keine Wertung seines Handelns zu«, sagte Brenda.

      »Doch, ich kann. So wie ich weiß, dass du, Brenda, deine Schüler ungerecht bestrafst. Du lässt sie stundenlang in der Ecke stehen und endlose Strafarbeiten schreiben, ohne ihnen auch nur die geringste Schuld nachgewiesen zu haben. Wenn die Eltern sich beschweren, streitest du alles ab und stellst die Kinder als notorische Lügner dar. Was in den meisten Fällen zusätzliche Strafen seitens der Eltern nach sich zieht. Du hast kein Herz für Kinder. Für dich sind es nur kleine Störenfriede, die man züchtigen muss.«

      Janice fing

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