Feuerblüte III. Катя Брандис

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Feuerblüte III - Катя Брандис

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zu werden, und Alena spürte, wie der Tumult in ihrem Inneren sich allmählich legte.

      „Eigentlich ein bisschen albern“, sagte Alena und wischte sich kurz über die Augen. Vor Jorak konnte sie weinen, das wusste sie. Aber sie tat es trotzdem nicht gerne, es war noch zu tief in ihr verwurzelt, dass man als Mensch der Feuer-Gilde auf gar keinen Fall Tränen vergoss. „Ich war ja noch klein, als meine Mutter starb. Ich kann mich überhaupt nicht an sie erinnern. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, dass Pa jetzt eine andere Frau hat. Glaubst du, er wird Alix vergessen?“

      „Das glaube ich nicht“, sagte Jorak und strich ihr sanft über die Wange und über die schulterlangen, glatten rotbraunen Haare. „Sie war schließlich seine große Liebe, oder? Aber er hat vierzehn Winter um sie getrauert und irgendwann geht das Leben weiter. Ich glaube, dein Vater war ein sehr einsamer Mensch, bevor er Sukie getroffen hat.“

      Alena seufzte tief. Sie war auch einsam gewesen, bevor sie Jorak richtig kennengelernt hatte. „Weißt du, was besonders schlimm ist? Dass ich nichts mehr habe, was mich an sie erinnert. Mein Umhang, der mal ihr gehört hat, ist mir ja in Rhiannon verlorengegangen.“

      Sie hatten das eigenartige Reich Rhiannon bei ihrer gefährlichen Reise über die Grenzen von Daresh hinaus gefunden – seit die magische Grenze wieder belebt war, gab es keine Möglichkeit, dorthin zurückzukehren. Selbst, wenn sie das gewollt hätten.

      „Deswegen musst du deine Mutter nicht aufgeben“, sagte Jorak. „Du könntest versuchen ihr näher zu kommen, sie wiederzuentdecken ...“

      Was für eine seltsame Bemerkung. Wiederentdecken. Wie sollte das gehen bei jemandem, der längst tot war? Doch Alena fragte nicht nach. Vielleicht war das etwas, was sie selbst herausfinden musste. Sie spürte, wie die Trauer in ihr etwas von ihrer Schwere verlor. „Ich glaube, das hätte ich schon viel früher tun sollen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät dafür.“

      Daran, dass es auch riskant sein könnte, dachte sie nicht.

      Es war seltsam. Schon auf dem Rückweg zur Schmiede spürte Alena, dass sie dabei war, sich von Gilmor zu lösen. Die anderen Pyramiden des Dorfes, die Schänke, der große Versammlungsplatz, die Menschen, die sie im Vorbeigehen grüßten – das alles hatte nicht mehr wirklich etwas mit ihr zu tun, sie betrachtete es wie aus weiter Entfernung. Eigentlich habe ich mich schon entschieden, dachte Alena.

      An diesem Abend wartete sie, bis ihr Vater eine Pause bei der Arbeit einlegte, und setzte sich dann neben ihn. „Ich bin einverstanden, dass du die Schmiede verkaufst.“

      „Das ist gut“, sagte er, legte Alena den Arm um die Schultern und drückte sie kurz. „Glaub mir, der Abschied fällt mir auch nicht ganz leicht.“ Nur selten zeigte ihr Vater seine Freude so offen. Alena war nachträglich froh, dass sie ihm seine Pläne, die ihm so viel bedeuteten, nicht verdorben hatte.

      „Ich muss nur noch ein paar Aufträge abschließen, hilfst du mir, die restlichen Schwerter zu schleifen?“, fuhr Tavian fort. „Und es gibt viel zusammenzupacken.“

      „Natürlich helfen wir. Jorak ist gut im Packen, weil er schon viele Expeditionen vorbereitet hat.“

      Doch Jorak musste schneller abreisen, als er gedacht hatte – am nächsten Tag kam eine Botschaft für ihn aus Ekaterin. Sein Kompagnon und bester Freund Kerrik würde schon in einer Woche zu einer längeren Expedition in den Lixantha-Dschungel aufbrechen, und vorher galt es noch einiges zu erledigen und zu planen.

      Der Abschied fiel Alena furchtbar schwer. „Ich komme nach, sobald ich kann“, versprach sie. Doch das konnte noch ein paar Tage dauern – schließlich musste sie helfen, den Umzug nach Carradan vorzubereiten.

      Traurig machte sie auch, dass sie sich von Kilian und Jelica verabschieden musste. Im Laufe des letzten Winters waren die Geschwister gute Freunde geworden.

      Kilian seufzte tief, als er die Neuigkeiten hörte. „Ich würden auch gerne nach Carradan ziehen“, sagte er. „Da ist wenigstens was los! Aber ich fürchte, wir gehen erstmal nirgendwo hin, bis wir selbst Meister sind.“

      „Ganz schön gemein, dass du uns hier alleine in Gilmor zurücklässt.“ Jelica tat, als würde sie schmollen. „Nein, im Ernst, wir werden dich vermissen.“

      „Ja, allerdings“, schob Kilian nach. „Aber irgendwie war mir immer klar, dass du nicht lange in diesem mickrigen Dorf bleiben würdest. Du passt einfach nicht hierher.“

      „Kann sein“, sagte Alena. „Aber ihr werdet mir fehlen!“

      In den nächsten Tagen war sie düsterer Stimmung, sie vermisste Jorak und es half auch nicht, dass Sukie und sie nun verkrampft und vorsichtig miteinander umgingen. Schade eigentlich, dachte Alena. Wir hätten Freundinnen werden können. Habe ich das jetzt kaputtgemacht? Sie hoffte fast darauf, dass Sukie wieder in die Schmiede kommen und ihr helfen würde, vielleicht konnte Alena sich dann ... entschuldigen oder so etwas. Oder sie könnten einfach Seite an Seite miteinander arbeiten, ab und zu etwas reden, bis alles wieder in Ordnung war. Doch Sukie kam nicht.

      Nur einen Tag darauf nahm ihr Vater sie beiseite. „Vielleicht ist es besser, wenn du schon morgen reist.“

      Alena spürte, wie sich alles in ihr zusammenzog. Was sollte das – wollte er lieber mit Sukie allein sein? Oder hatte Sukie sich über sie beklagt? Heiße Wut auf Sukie, auf ihren Vater, auf die Welt brodelte in ihr hoch. „Und warum, wenn ich fragen darf?“

      Falls Tavian ihre Wut spürte, dann ließ er sich das nicht anmerken. Ruhig blickte er sie mit seinen goldgefleckten Augen an. „Ich habe ein schlechtes Gefühl bei dem Gedanken, dass Jorak wieder in Ekaterin ist.“

      Verdutzt blickte Alena ihn an. Sie spürte, dass er die Wahrheit sagte – er war immer ehrlich, selbst wenn es wehtat. Doch diesmal tat es nicht weh, es überraschte sie nur. „Ein schlechtes Gefühl? Was meinst du damit?“

      Ihr Vater hielt das kostbare juwelenbesetzte Schwert, an dem er gerade arbeitete, waagrecht und spähte die Klinge entlang. Der blanke Stahl glänzte im Licht des Feuers. „Schwer zu sagen. Ich kenne ihn ja noch nicht so lange.“ Er wandte sich wieder ihr zu. „Aber ich weiß, dass man nicht zurückgehen sollte an einen Ort, den man einmal gekannt oder geliebt hat. Das bringt nur Kummer und Gefahr.“

      Alena runzelte die Stirn. „Ich fürchte, das musst du mir erklären.“

      „Ich habe dir doch mal erzählt, dass ich Söldner geworden bin, um aus meinem Dorf wegzukommen“, begann ihr Vater zögernd zu erzählen und legte das Schwert beiseite. „Dabei habe ich, als ich mal mit drei Dutzend Kameraden auf dem Weg zu einer Fehde war, durch Zufall ein Tal gefunden ... es war ein verzauberter Ort, völlig überwachsen mit blühenden Kletterpflanzen, mitten hindurch schlängelte sich ein kristallklarer Fluss. Wir lagerten nur eine Nacht dort und zogen in der Morgendämmerung weiter – doch ich beschloss irgendwann einmal zurückzukommen.“

      „Und das hast du getan?“

      „Ja. Aber erst zehn Winter später. Da war von der wilden Schönheit des Tals schon nichts mehr übrig. Meine ehemaligen Kameraden hatten dort eine große Siedlung gegründet.“ Tavians Augen richteten sich in die Ferne, blickten ins Nichts. „Ich bekam bei einem einstigen Waffengefährten Quartier für die Nacht, doch wir merkten, dass unsere Ansichten sich sehr geändert hatten, und gerieten in Streit darüber, was mit dem Tal geschehen war. Um ein Haar hätten wir uns bei dem Duell gegenseitig getötet.“

      Alena schwieg einen Moment lang. Jetzt verstand sie besser, warum ihr Vater sich Sorgen machte.

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