Grüße von Charon. Reinhold Vollbom
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Reinhold Vollbom
Grüße von Charon
Kriminalgeschichten 3.Gruß
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Inhaltsverzeichnis
Hinweis zum Titel Grüße von Charon
Wer zweimal stirbt, lebt länger
Zwei Hexen auf dem Weg zur Hölle
Unter Wasser ist es totenstill
Die Menschen sind halt ehrlich
Eine Leiche überführt ihren Mörder
Hinweis zum Titel Grüße von Charon
In der griechischen Mythologie ist Charon der düstere, greise und unbestechliche Fährmann, der die Toten in einem Binsenboot über den Fluss Acheron (andere Fluss-Namen sind Lethe und Styx) zum Eingang des Hades (Unterwelt) übersetzt. Auf die Fähre durfte nur, wer die Begräbnisriten empfangen hatte. Die Überfahrt musste mit einer Geldmünze bezahlt werden. Die Münze wurde den Toten unter die Zunge gelegt.
Ein unheilvoller Fund
Karsten Höppner begab sich in Richtung des Mietshauses, in dem er wohnte. Nachdem er an der Rückseite vorbeikam, warf er einen Blick in Richtung seines Balkons, in der vierten Etage. Nichts, überlegte er, man sieht kein bisschen. Auch am Balkon, auf der darunterliegenden Wohnung von Heike Greve, war keine Spur von etwas Besonderem zu erkennen. Das beruhigte ihn. Andererseits hätte er sich erschrocken, wenn ihm irgendetwas Komisches aufgefallen wäre.
Er war mit Heike seit einiger Zeit befreundet. Doch in den letzten Wochen, vielleicht waren es auch Monate, spürte er eine fühlbare Zurückhaltung bei ihr. Er merkte, wie sie ihm aus dem Weg ging und kaum noch Zeit für ihn hatte. Wenn er eine Etage tiefer zu ihr hinunterging und an der Tür läutete, öffnete sie nicht. Obwohl er wusste, dass sie zu Haus war. Den Grund dafür hatte er bald entdeckt: Wolfgang Kunze, ein Arbeitskollege von ihr.
Dieser hat sie bestimmt bei ihren seltsamen Ansichten unterstützt. Karsten verstand nicht, dass sie sich immer noch regelmäßig mit ihren Freundinnen treffen wollte. Schließlich hatte sie ihn. Was benötigte sie da ihre Freundinnen?! Aber Heike zeigte keine Einsicht. Zu sehr einzwängen würde er sie. Mehr Bewegungsfreiheit bräuchte sie. So ein Quatsch, fand er. Schließlich nahm er sie überall mit hin. Sogar auf den Fußballplatz. Sie muss ihre Wünsche nur äußern, sagte er ihr. Sofort würde er alles unternehmen, damit sie beide daran Spaß hätten.
Karsten Höppner blieb einen Augenblick vor der Haustür stehen. Er sah auf die Armbanduhr. Noch eine halbe Stunde, überlegte er und schritt ins Haus. In der dritten Etage klingelte er bei Heike an der Tür.
Eine brünette, nett zurechtgemachte weibliche Person öffnete die Tür. »Du bist früh dran«, sprach sie zu ihm und sah hierbei auf die Uhr. »Du weißt, dass wir Gespräche nur noch im Beisein von Wolfgang führen!«
Die Augen von Karsten Höppner sprühten eine eisige Ruhe aus. Ja, er wusste, dass der andere sie zunehmend beeinflusst. Dadurch war sie für seine Gedanken nicht mehr zugänglich. Für ihn gab es deshalb keine Heike Greve mehr. Und in Kürze würde es auch für Wolfgang Kunze keine Heike mehr geben, das wusste er. Heute beabsichtigten die Drei sich auszusprechen. Hierbei hatten die anderen beiden nur im Sinn, sich von ihm endgültig loszusagen. Sie würde demnächst ausziehen und Wolfgang heiraten. Das tratschten die Nachbarn bereits seit einiger Zeit herum. Aber der Tag verläuft anders, als ihr euch das vorstellt, schmunzelte er in sich hinein.
Karsten