Der Sucher. Катя Брандис

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Der Sucher - Катя Брандис

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gerade beibrachte. Joelle warf mir hin und wieder einen schrägen Blick zu, in dem Heiterkeit aufblitzte, hielt aber die Schultern leicht hochgezogen – ein Zeichen von Anspannung. Sie trug eine dunkelblaue Schwimmhaut, die einmal sehr teuer gewesen war, aber inzwischen arg abgenutzt wirkte. Über den rechten Ärmel zogen sich die typischen parallelen Risse, die ein Skagarok-Angriff hinterlässt.

      Du lebst in der Nähe eines Krötenmenschen-Nests, stimmt's? fragte ich mit Gesten, und sie nickte erstaunt. »Ja«, sagte sie. »Aber man sieht die Kröten selten, sie sind sehr scheu.«

      Wir unterhielten uns noch eine Weile auf diese Art, dann musste ich zurück. Aber wir hatten schon ausgemacht, dass wir uns wieder sehen würden – übermorgen Nachmittag zum Taubeerenpflücken auf einer Insel in ihrer Gegend.

      Doch nur einen Tag später – als ich gerade wieder sprechen durfte – geschah etwas, was mein Leben gründlich aus den Fugen brachte. Und das ganz nebenbei dafür sorgte, dass die Verabredung mit Joelle platzte.

      Wir waren gerade von einem Ausflug zurückgekommen, bei dem Udiko mit mir geübt hatte, systematisch und präzise zu arbeiten. Erschöpft, aber fröhlich schälte ich mir die Schwimmhaut vom Leib, zog mir meine Trockensachen an und begann, das Abendessen vorzubereiten. Udiko versuchte, mir das Kochen beizubringen – bislang vergeblich. Meinen ersten Versuch hatte er mit angewidertem Gesichtsausdruck und einem »Das kann man nicht essen! Was, bei den sieben Göttern der Tiefe, hast du da alles dran getan?« beiseite geschoben. Seither bestand meine Aufgabe darin, ihm Gemüse zu hacken und alle weiteren niederen Hilfsdienste zu übernehmen.

      Als jemand am Eingang den Begrüßungsruf ausstieß, spitzte ich wie gewöhnlich die Ohren und folgte Udiko, um ihm bei der Begrüßung über die Schulter zu schauen.

      Ich warf einen Blick auf unsere Besucherin und erstarrte. Mein Herz begann wie wild zu pochen. Kurz überlegte ich, ob ich mich schnell wieder in die Küche zurückziehen sollte, bevor sie mich sah, aber dann blieb ich einfach stehen.

      Im Eingang von Udikos Kuppel stand Lourenca.

      Sie blickte an Udiko vorbei und sah mich mit ihren großen Augen an. Einer ihrer Vorfahren hatte der Erd-Gilde angehört – diese Augen, mit denen sie gut im Dunkeln sah, waren ihr Erbe. Es waren Augen, in denen ich manchmal fast versunken war. Aber noch mehr faszinierten mich ihre langen, schwarzen Haare, die ihr gerade tropfnass über den Rücken hingen. Ich liebte es, wie sich diese Haare im Wasser anfühlten. Sie schwebten um ihren Kopf herum wie eine weiche Wolke.

      »Was willst du?«, knurrte Udiko. Er war natürlich völlig unbeeindruckt von ihr.

      »Ich suche jemanden«, antwortete sie keck.

      »Wie sieht er aus? Wann und wo hast du ihn zuletzt gesehen?«

      »Er hat kurze dunkelbraune Haare, lustige braune Augen und ein verschmitztes Lächeln. Groß ist er nicht, aber das macht nichts – er ist der beste Schwimmer der Gegend und unglaublich nett. Ich habe ihn vor ein paar Monaten zuletzt gesehen, bei Colaris.«

      Udiko war nicht dumm. Er begriff sofort, wer gemeint war. Und im Gegensatz zu mir hatte es ihm nicht die Sprache verschlagen. »Du kommst um ein paar Monate zu spät«, sagte er schroff.

      »Falls Ihr ihn seht, sagt ihm, er kann mich heute Abend zum Aufgang des ersten Mondes am Ostufer treffen.«

      Sie drehte sich um und glitt mit einer eleganten Bewegung in den See zurück. Udiko ließ den Vorhang fallen, drehte sich herum und stapfte in die Küche.

      Ich blieb einen Moment allein im Vorraum zurück. In mir mischten sich wilde Freude und Verzweiflung. Lourenca war hergekommen! Wegen mir, so wie es aussah! Hatte sie sich von Jarco losgesagt? Vielleicht liebte sie mich noch! Aber warum, warum, warum war sie auf die wurmstichige Idee gekommen, sich mit so einem Spruch an Udiko zu wenden? Es war witzig, es war romantisch, und es würde uns das Genick brechen. Solange du mein Lehrling bist, flirtest du nicht mit Frauen, die mit einem Anliegen zu mir kommen. Das hatte ich dem Alten versprochen. Streng genommen durfte ich nicht mal mit ihr sprechen. Gequirlte Schnepfengalle!

      Wir redeten nicht viel während des Essens. Udikos Miene war finster. Ihm entging natürlich nicht, wie verwirrt und aufgewühlt ich war. Ich schaffe es nicht, dachte ich. Ich kann das Versprechen nicht halten. Ich muss wissen, warum sie hier ist, was sie von mir will. Wenn ich nicht mit ihr reden kann, drehe ich durch.

      Nach dem Essen legten wir die Teller in die Hausschale, in der Putzerfischchen sich über die Reste hermachten und das Geschirr dabei förmlich polierten. Ich sah ihnen ein Weilchen zu, dann gab ich mir einen Ruck und sagte: »Ich schwimme noch mal los.« Udiko knurrte etwas Unverständliches.

      Die Xanthu-Seen waren so warm, dass man für sie im Sommer eigentlich keine Schwimmhaut brauchte. Ich zog nur meine schwarzen Langhosen an, die von der Hüfte bis zu den Schienbeinen reichten. Noch vor dem Aufgang des ersten Mondes war ich am Ostufer und setzte mich ins Flachwasser. Ich zählte meine Atemzüge, um mich zu beruhigen, und beobachtete, wie der Mond über den Horizont stieg. Keine Lourenca weit und breit. Aber schließlich kam sie doch noch. Ich hörte sie auftauchen und fühlte mich plötzlich so linkisch und ungeschickt wie vor zwei Wintern, als sie mit ihren Eltern in die Gegend gezogen war und die meisten Jungs von Colaris sich in sie verliebt hatten.

      Sie setzte sich neben mich, sah mich neugierig von der Seite an. »Das ist ja ein lustiger Kerl, dein Meister. Er sah aus, als wollte er mich jeden Moment einer Horde Kampfkrabben zum Fraß vorwerfen. Es stimmt also, was man über ihn sagt?«

      »Er ist in Ordnung – ich kann ihn gut leiden, und er bringt mir eine Menge bei«, wich ich aus.

      »Das war eine ganz schöne Sensation in Colaris, dass er dich als Lehrling genommen hat.« Lourenca grub die Hand ins Ufer, ließ die Steine durch ihre Finger rinnen. »Als meine Eltern etwas in der Nähe von Xanthu zu tun hatten, habe ich sie so lange bequatscht, bis ich mit durfte.«

      Ich dachte nicht darüber nach, ob es klug war, meine Gefühle offen zu zeigen. Das Einzige, was ich jetzt schaffte, war, ehrlich zu sein. »Es war ein ganz schöner Schock, dich hier zu sehen.«

      Sie ging nicht darauf ein. »Was bringt er dir so alles bei?«

      Ich erzählte ihr von den seltsamen Übungen, von dem, was er mich lehrte, und je länger ich redete, desto weniger konnte ich meine Begeisterung verbergen. Mit einem halben Lächeln beobachtete mich Lourenca, aber nach einer Weile merkte ich, dass sie nicht mehr zuhörte. »Ja, Livia – meine beste Freundin, die kennst du noch, oder? –, ihr gefällt es auch sehr gut in ihrer Lehre«, meinte sie. »Sie ist bei einer Meisterin und muss da richtig schwer arbeiten, und stell dir vor, sie bekommt nur einen Tag Ausgang in der Woche. Wahrscheinlich protestiert sie jetzt bei der Gilde. Aber sonst macht sie das alles richtig gern, sie lernt, Luftkuppeln zu bauen so wie ich.«

      »Da hat sie ja Glück«, sagte ich und schaute über den See hinaus, der so still dalag wie ein Spiegel. Weil die Luft nachts kühler wurde, hing ein leichter Schleier über der Oberfläche. Über uns glänzten die Sterne. Ich hatte eigentlich nicht viel Lust, über Udiko oder Livia zu sprechen. Ich wollte über sie reden. Sie und mich. Ich wollte sie berühren, sie küssen, genau dort wieder anfangen, wo wir vor der Ära Jarco aufgehört hatten ...

      »Ich habe oft an dich gedacht, Tjeri«, sagte Lourenca plötzlich.

      Das Wasser fühlte sich auf einmal noch wärmer an. Mir war schwindelig. Ich blickte sie an. »Was ist mit Jarco?«

      »Ach, der. Wir sind nicht mehr zusammen. Das war nicht so toll, weißt du. Er hält sich für den größten

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