Der Sucher. Катя Брандис

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Sucher - Катя Брандис страница 3

Der Sucher - Катя Брандис

Скачать книгу

von gutem Essen versteht!« Er steckte seine restlichen Algen ein und schwamm davon.

      Schade – auch einer, der nicht über sich lachen konnte. Ich war zu erschöpft, um dem Alten weiter zu folgen. Morgen, dachte ich und streichelte den Salamander, der sich in meine Halsbeuge schmiegte.

      Am nächsten Tag verließ der Große Udiko seine Luftkuppel noch vor Sonnenaufgang. Doch ich hatte mir schon so etwas gedacht und wartete bereits auf ihn.

      »Brackwasser, hast du denn nichts Besseres zu tun, als in meinem See herumzupaddeln?!«, schnauzte mich Udiko an.

      »Nicht in den nächsten sechs Monaten oder so«, erwiderte ich höflich.

      Der Meister stöhnte.

      Wenn der Große Udiko dachte, dass mir das Warten vor seiner Kuppel irgendwann langweilig werden würde, täuschte er sich gewaltig. Mir war fast nie langweilig, und in einem fremden, unerforschten Gewässer, das vor Leben wimmelte, erst recht nicht. Ich schwamm eine Weile mit einem Schwarm Grashechten, bis ich in einer Unterwasserhöhle ein Nest von Großen Karo-Nattern fand. Ich beobachtete, wie zwei Dutzend Junge schlüpften, und nahm mir eines davon mit. Am Nachmittag hatte ich Glück und entdeckte im Ufergestrüpp einen Mondreiher, der bewegungslos auf Beute lauerte. Sein durchscheinendes, milchigweißes Gefieder sah tatsächlich aus, als würde es aus Mondlicht bestehen. Ich beobachtete ihn lange und fühlte eine tiefe Freude darüber, dass ich dieses seltene und wunderschöne Tier sehen durfte.

      Ich war so vertieft in den Anblick des Reihers, dass ich Udikos Aufbruch fast übersehen hätte. Ich bemerkte gerade noch, dass Udiko um eine der Inseln herumschwamm, die den Übergang zum nächsten See markierten. Brackwasser, gleich würde ich ihn verlieren! So schnell ich konnte, kraulte ich hinter ihm her. Hastig umrundete ich die Landzunge ... und prallte fast gegen die massige Gestalt des Suchers. Udiko stand mit gekreuzten Armen im flachen Wasser und sah aus wie einer, dessen Berufung es war, dreimal täglich gegen Raubquallen zu kämpfen. »So langsam habe ich die Faxen dicke«, donnerte er. »Wieso denkst du eigentlich, dass du ein guter Sucher werden könntest?«

      Hoffnung keimte in mir auf. Endlich kam ich voran! Aber eines war klar, ich konnte dem Großen Udiko nicht von der Deutung erzählen. Wenn er auch zu denen gehörte, die Vorhersager für Scharlatane hielten, hätte ich damit meine letzte Chance verspielt. »Ich kenne mich in Vanamee gut aus, ich habe es den ganzen letzten Winter über erforscht«, antwortete ich nicht ohne Stolz. »Besonders die Gegenden von Colaris, Uskali und Yanai sind mir so vertraut wie meine eigene Handfläche.«

      Der Große Udiko sah nicht beeindruckt aus. »Ja, und? Das ist nicht so wichtig.«

      Ich war verblüfft. Nicht so wichtig? Musste man sich nicht auskennen, um etwas finden zu können? Oder wenn es darum ging, Reisende zu ihrem Ziel zu führen? Na ja, machte nichts. Ich war noch nicht fertig. »Wenn in unserer Siedlung etwas oder jemand verloren gegangen ist, sind die Leute immer zuerst zu mir gekommen und haben mich um Hilfe gebeten. Und es hat mir Spaß gemacht, ihnen zu helfen.«

      Der Große Udiko machte sich bereit zum Wegschwimmen.

      »He!«, schrie ich. »Wie wär's mit einem Hinweis? Ich meine, gut, Ihr könnt wahrscheinlich durch Gedankenkraft Dinge finden, aber es gibt doch bestimmt auch ganz normale Sucher ... Mehr will ich ja gar nicht werden ...«

      Ganz plötzlich wandte sich der Große Udiko mir zu. »Ich sag dir was, Kleiner. So was wie eben – das wäre einem Sucher nicht passiert.«

      Eben? Ich wusste nicht mal, wovon die Rede war.

      »Du bist eben auf mich geprallt, weil du nicht gemerkt hast, dass ich hinter der Biegung angehalten habe. Ein Sucher hat gelernt zu sehen. Wirklich zu sehen. Und er weiß, wie man durch die Augen von anderen sieht.«

      »Verstehe ich nicht.«

      »Das war mir klar.« Wieder wandte sich Udiko um, aber er blickte noch einmal über die Schulter zurück. »Ach übrigens: Du hast eine Karo-Natter am Arm. Beweg dich besser nicht zu rasch, sonst beißt sie dich.«

      »Sie wird mich nicht beißen«, sagte ich, und diesmal war es an Udiko, verdutzt dreinzublicken.

      Am nächsten Tag begannen dicke Wolken, den Himmel zu bedecken. Ich ließ mich an der Oberfläche treiben und genoss den kühlen Wind. Der Regen prasselte auf mein Gesicht, und ich öffnete den Mund und fühlte, wie die Tropfen auf meiner Zunge kitzelten. Regen ist, wie das Wasser der Quellen, ein Geschenk von Erin, dem Gott der Erneuerung; ohne ihn würden die Seen austrocknen.

      Doch Erin schien schlechter Laune zu sein. Als ich sah, wie die Wolken sich immer dunkler ballten, wurde mir mulmig zumute. Wenn ein Gewitter kam, wurde es gefährlich in den Seen, dann musste man raus aus dem Wasser oder in eine Wohnkuppel flüchten. Doch die einzige Kuppel in der Gegend gehörte dem Alten. Sollte ich ihn um Gastrecht bitten? Niemals, dachte ich trotzig. Ich mochte hartnäckig sein, aber ich hatte meinen Stolz. Blieb also nur die Insel, die eine schmale Landbrücke zwischen den Seen bildete.

      Ich schwamm auf den felsigen Strand zu, kletterte an Land und balancierte mit verzogenem Gesicht über die scharfen Steine des Ufers. Mein linker Fuß blutete schon. »Verdammtes Festland«, murmelte ich und schaute mich nach einer geschützten Stelle um. Inzwischen peitschte der Regen so hart und eiskalt herunter, dass es nicht einmal für jemanden, der zur Wasser-Gilde gehörte, angenehm war. Das laute Rauschen übertönte alle anderen Geräusche.

      Es gab keine geschützte Stelle, die Insel bestand nur aus Fels und niedrigem Gestrüpp. Schließlich kauerte ich mich unterhalb einer kleinen Anhöhe auf den Boden, wo die Gefahr, von einem Blitz getroffen zu werden, am geringsten war. Ich zog die Knie an, legte den Kopf darauf und richtete mich auf eine ungemütliche Nacht ein. Zum ersten Mal, seit ich den Großen Udiko belagerte, überlegte ich, ob ich nicht besser aufgeben sollte. Vielleicht war Udiko wirklich ein gemeiner Mistkerl, wie die Leute behaupteten. Es war eine idiotische Idee gewesen, herzukommen ... Immerhin gab es noch viele andere Sucher in Vanamee; einer von ihnen würde mich schon nehmen, und diesen pisswarmen See würde ich sowieso nicht vermissen ...

      Ich schrak auf, hob den Kopf. War da nicht eine Stimme gewesen ...? Ja, ich hatte mich nicht getäuscht. Doch über dem Prasseln des Regens und dem Donner verstand ich kein Wort.

      Zehn Atemzüge später sah ich ungläubig, dass eine riesige Gestalt, von der das Wasser herunterströmte, aus der Dunkelheit auf mich zukam. Es war der Große Udiko, und er zog ganz ähnliche Grimassen wie ich vorhin, als er sich über die spitzen Steine vorantastete. »Bei allen sieben Göttern der Tiefe, diese Insel ist eine Zumutung! Los, komm mit. Hier ist es zu gefährlich.«

      Ich war so erstaunt, dass mir keine Antwort einfiel. Ich hinkte hinter dem Alten her zum Wasser zurück und tauchte mit ihm zu der Behausung am Boden des Sees. Dann stand ich verlegen im Vorraum der Luftkuppel, rieb mir das Wasser aus den Augen und wartete darauf, dass meine Schwimmhaut trocknete. Der Große Udiko schob den Vorhang beiseite und ging in den Wohntrakt, ohne sich noch einmal umzuschauen. Ich folgte ihm.

      Hier am Grund des Sees war es so still, dass ich mir einbildete, das Blut in meinen Ohren rauschen zu hören. Es roch nach feuchtem Stoff, Gewürzen und ganz entfernt nach einer appetitlichen Suppe.

      Neugierig blickte ich mich im Inneren der Luftkuppel um. Sie wurde durch zwei Leuchttierchen, die genauso alt und rundlich waren wie ihr Herr, mehr schlecht als recht erhellt. Soweit ich erkennen konnte, waren alle Räume voll gestopft mit Gegenständen. Überall standen und lagen achtlos gestapelt wunderschön gestaltete Essschalen, Glasgefäße, Schnitzereien, Kästchen aus wertvollen Metallen, Schriftrollen. Der Teppich

Скачать книгу