Machen, nicht Hoffen. Frank Ehrsam
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Machen, nicht Hoffen - Frank Ehrsam страница 3
Darin liegt auch eine sehr positive Erkenntnis! Sie können sich etwas mehr Zeit nehmen - das ist der Unterschied zu 200 km/h auf der linken Spur und dem Erkennen des Bremslichts des Vorausfahrenden. Toll, nicht wahr? Sie haben Zeit, sich sorgfältig vorzubereiten und aus der Bredouille zu manövrieren (nein, das ist kein Ort in Frankreich).
(Auch) Damit aus Wünschen Ziele werden, braucht es erst einmal eine Ausgangsposition und ein Begreifen des Ist-Zustands. Also:
1 Wo bin ich?
2 Wo geht es hin, wenn es so weiter geht?
Warnung: Wer Fragen stellt, sollte auf die Antworten vorbereitet sein! Sie könnten Sie erschrecken.
Wenn dieser Kurs Ihnen nicht passt, dann schließt sich daran an:
1 Welche Kursalternativen gibt es?
2 Für welche kann ich mich entscheiden?
3 Für welche will ich mich entscheiden?
4 Wie halte ich den neuen Kurs?
Notabene:
Dieses Vorgehen ist weder Rocket Science noch auf meinem Mist gewachsen. Jeder Segler oder Pilot, Taucher, Bergsteiger und Wanderer kennt dieses Schema. Übrigens auch jeder Autofahrer und - rock bottom: Fußgänger.
Nach einigen Anmerkungen zu diesem Schema springen wir dann mitten rein. Ich halte diese Herleitung für wichtig. Wer dieses Schema für sich als verinnerlicht betrachtet, der ist herzlich eingeladen, vorzublättern.
2 Wo bin ich?
Dann peilen wir mal unsere Position. Position ist die Lage eines Punktes in einem Raum. Raum: Ihr Leben. Punkt: Sie.
Peilung: durch geeignete Messungen in einem Bezugssystem ermitteln Sie die Position relativ, also bezogen auf andere (Bezugs)Punkte.
Wir wollen ja vorankommen, also lassen wir die Daumen-Peilung weg. Die ist für faule Säcke und sehr unscharf.
Wir machen doch besser eine Kreuzpeilung, also das Erarbeiten von mindestens zwei Bezugspunkten. Das führt zu einem klaren Kreuzungspunkt und bringt Klarheit. Das Leben ist vielschichtig, trauen Sie sich also durchaus, vielleicht sogar 3 Ebenen zu machen - das Ergebnis wäre dann so eine Art Positionsball. 5 Ebenen halte ich für das Maximum, was gedanklich als Modell verarbeitet werden kann - mehr führt dann meiner bescheidenen Erfahrung nach eher ins Labyrinth. Mathematiker und Professoren der theoretischen Physik dürfen gerne lächeln.
Also auf!
Beispiel-Ebene 1: Kinder
Messbeispiel 1: Mein Kind ist 14 Jahre alt und sehr gut in der Schule - wirtschaftlich habe ich also noch gute 10 Jahre damit zu rechnen, dass ich finanzielle Verpflichtungen habe, die dann schlagartig wegfallen.
Messbeispiel 2: Mein Kind ist 16 Jahre alt, querschnittsgelähmt und pflegebedürftig - wirtschaftlich habe ich also so lange mein Kind lebt mit finanziellen Verpflichtungen aus Liebes- und Anstandsgefühl sowie Rechtsverpflichtung zu rechnen.
Da sind zwei Punkte (Menschen) an einem ganz anderen Platz im Raum (Leben) - einverstanden?
Beispiel-Ebene 2: Körper
Messbeispiel 1: Ich bin 38 Jahre alt, Körperfettanteil 9%, Ruhepuls 56 Schläge, gesund
Messbeispiel 2: Ich bin 52 Jahre alt, Körperfettanteil? Meine Waage zeigt sowieso schon „Das Ergebnis liegt außerhalb meines Messbereiches“ (zu mager oder zu fett, beides ist bedauerlicher Weise in der Welt)
Auch hier sind zwei Punkte (Menschen) an einem ganz anderen Platz im Raum (Leben) - einverstanden?
Conclusio: Die Kreuzpeilung
Ein Mensch auf Position Ebene 1-Fall-2 / Ebene 2-Fall 2 steht insgesamt an einer anderen Stelle im Leben wie der auf Position Ebene 1-Fall-1 / Ebene 2-Fall 2. Und so weiter. Einverstanden?
Tip: Bestimmen Sie spontan ihre Position anhand dieser zwei Beispielsebenen - wo stehen Sie?
Hinweis: Es geht um Sie! Nicht darum, ob Sie subjektiv besser oder schlechter stehen als die Beispiele. Eine Position ist eine Tatsache, kein Wert!
3 Wie ist mein momentaner Kurs?
Aus welcher Richtung komme ich und wohin werde ich weitergehen, wenn ich nichts ändere?
Um diese Linie, diese Ableitung vom Gestern ins Morgen zu bestimmen, gibt es nun mehrere gedankliche Möglichkeiten. Ich möchte die Parabel zur klassischen Navigation nicht überstrapazieren.
3.1. Kursvariante 1: Den Baum, den kenn ich, da komm ich immer wieder vorbei
...4 Monate, nachdem ich an Pfosten 4 vorbeigekommen bin
Heute sind Sie qua Peilung an dem Baum. Die Beziehung ist auf Pause, die Beförderung wieder nicht geschafft. Und vor 3 Monaten waren Sie wie vor 6, 9,5, 11, 14 und auch 17 sowie 20 Monaten an genau diesem Baum des Erkennens. Denn 2 Wochen später bzw. 10 Wochen vorher waren Sie mal wieder mit den Jungs einen Heben. Ist ja sonst nicht auszuhalten.
Diesen Kurs würde ich als klassischen Kreisverkehr bezeichnen. Effekt: Sie kreisen sich langsam leer. Ich kenne nur Kreisverkehre, in deren Nähe eine Tankstelle ist. Ich kenne keinen Kreisverkehr, in dem eine Tankstelle wäre. Wenn Sie einen kennen - bitte Koordinaten schicken, den muss ich sehen.
3.2. Kursvariante 2: Klarer Linienkurs - hoffentlich ist das Schicksal keine Scheibe
Vor 3 Jahren hatten Sie Kleidergröße 50, heute 54. Sie sind vor 2 Jahren mit Kleidergröße 50 in eine nette Beziehung gekommen. Endlich, 5 Jahre nach der Scheidung. Und sie kocht so lecker und je dicker Sie werden, desto selbstverständlicher, unaufregender und unerotischer ist alles - jedoch: alles ist safe, sie geht auch auseinander wie ein Hefezopf1.
In diesem Fall scheint das Bild des klaren Vektors in die totale Unbeweglichkeit sehr eindeutig. Wer ohne Sex dem Leben einer menschgewordenen Seegurke etwas abgewinnen kann - Glückwunsch zum Jahreslos!
3.3. Zwischenhalt
Wir sind nun auf offener Strecke zum Innehalten gekommen. Denn: Ein komisches Gefühl stellt sich ein. Sollten Sie zu den Menschen gehören, die in einer der Kursvarianten ihre freudvolle Bestimmung sehen (ich kenne solche) - bitte lesen Sie nicht weiter. Es ist Zeitdiebstahl. Denn Sie wollen den Kurs nicht ändern. Sollte es andere Teile Ihres Lebens geben, bei denen Sie mit Richtung und Entwicklung nicht einverstanden sind - bleiben Sie dran. Sonst einfach weiterlesen, wenn die Beispiele Sie nicht mehr in Verzücken