MAGAZIN für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur. Thomas Ostwald

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MAGAZIN für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur - Thomas Ostwald

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eine weitere Variante anfügte, höchstwahrscheinlich doch im Zuge allgemeiner Nostalgie-Seligkeit. Dabei müssen dann allerdings auch jene Negativpunkte genannt werden, die manchen erinnerungsfroh nach dem Bande Greifenden enttäuscht haben werden. Das ist einmal der Verzicht auf die so typischen Bilder, die einst zu großem Teil von Professor Roloff gestaltet worden waren, das ist zum anderen der Fortfall des Fraktur-Satzes, den man allerdings – bis auf die vier Wiener Neudrucke – in allen Nachkriegsausgaben vergeblich sucht. Aber so ist das nun mal mit dem Freudenbecher, der meist durch die Essenz einer Träne getrübt wird. Registrieren wir immerhin, dass seit fast einem halben Jahrhundert ein Deutscher namens Rolf Torring durch die Welt zieht und den Bedrängten Stirn und Faust leiht, dass sein bescheidener Freund Hans Warren in aberhundert Heften einem sicher faszinierten Leserpublikum (das diese Reisen schließlich ‚bezahlen‘ musste) davon berichtet und dass endlich – wenn wirklich einmal alle Stricke reißen sollten – ein unverwüstlicher ‚Pongo‘ empfiehlt: …Massa ganz ruhig sein… Ist es bei so viel Optimismus eigentlich noch

      verwunderlich, dass der Name ‚Rolf Torring‘ nun schon der dritten Lesergeneration präsentiert wird und allem Anschein nach drauf und dran ist, zeitlos zu werden?

      Ergänzende Angaben:

      Rolf Torring’s Abenteuer: Das Gespenst im Urwald. Lentz-Verlag. 250 Seiten. Der Band enthält die Geschichten: Das Gespenst im Urwald, Chinesische Ränke, Gelbe Haie, Im Todessumpf, Kämpfe im Urwald. Der Band ist, wie auch die später folgenden, kleinformatigen Taschenbuchbände, nicht mehr lieferbar.

      Nachtrag:

      Zur Entstehungszeit des obigen Artikels von Werner G. Schmidtke konnte ich nicht ahnen, dass ich einmal mehr als 80 Erzählungen der Vorkriegsserie schreiben würde und mit der laufenden Nummer 534 die Serie zu einem glaubwürdigen Abschluss bringen sollte: „Die Inseln der Glückseligkeit“ heißt der letzte Band, in dem die Abenteurer nun zur Ruhe kommen. Ein glücklicher Umstand war es für mich, dass der Künstler Wolfgang Grasse mir einen großen Teil der Umschlagbilder im alten Stil zeichnete.

      Werner G. Schmidtke

      1. Ein Wort in Sachen „Schmutz und Schund“

      Wenn ein im Lichte der Öffentlichkeit stehendes Einzelwesen oder eine Institution unmittelbar vor dem 75. Geburtstag steht, kann man gewiss sein, dass über Ehrungen jedweder Art nachgedacht wird. Der deutsche Heftroman, volkstümlich noch immer Groschen oder Dreigroschenroman genannt, braucht auf ein derartiges Ballyhoo gewiss nicht zu spekulieren, obwohl auch er rieh nun der imaginären Jubelzahl nähert. Aber wenn schon dem Mimen angeblich die Nachwelt keine Kränze winden mag, uni wieviel weniger wird das einem Geburtstagskind geschehen können, das wie kaum ein zweites seit der Geburt geschmäht, verleugnet und in seiner Existenz bedroht worden ist. In der Tat sind die Anwürfe, denen sich der Heftroman in Deutschland seit Anbeginn ausgesetzt sah, fast Legion. Und wie ein imaginärer Stafettenstab wurde die Behauptung vom Stigma des „Schmutzig-Schundigen“ durch die Generationen der akademischen Übelnehmer gereicht.

      Die Blende pauschaler Voreingenommenheit stand schon bald so fest aus sich heraus, dass sie kaum noch der Stützung bedurfte. Es soll hier nun keineswegs einem Schrifttum eine Lanze gebrochen werden, dessen Produkte fast durchweg oberflächlich, in literarischer Wertung belanglos – wobei es Ausnahmen durchaus gibt im Ästhetisch-Geschmacklichen meist hilflos waren. Es ist aber auch nicht einzusehen, dass es nun unbedingt nötig wäre, eine Publikationsform – den Heftroman – ständig an der Elle einer anderen – der Hochliteratur – zu messen. Das muss einfach ein schiefes Bild ergeben, ohne dass ein Aussagewert entstünde.

      Dass der Heftroman trotz allem in ein nunmehr bereits patriarchalisches Alter strebt, kann eigentlich die Ursache nur in einem permanent erfolgreichen Umsetzen seines Wollens haben: Unterhaltung und Entspannung zu gewähren. Dass dies in einer Form geschah, die kaum Räume für unterschwellig injizierte Wissens- oder Bildungskomponenten ließ, wurde von den Verdammungstheoretikern seit Schimmelpfennig und Brunner über die Reichsschrifttumskammer bis hin zu den neuformierten Schützen der frühen fünfziger Jahre mit äußerstem Misstrauen gesehen. Unterhaltung nur um der Unterhaltung willen war wohl bereits suspekt, ohne dass man sich die Mühe zu machen brauchte, allzu sehr ins Detail zu gehen. Wenn heutzutage in Sicht der milieuidentischen Unterhaltungs-Fernseh-Serien hier und dort die gleichen Vorwürfe zu hören sind, die schon immer dem Heftroman galten, nämlich lediglich oberflächliches Amüsement, anspruchslose Entspannung zu gewähren, dann sollte man eigentlich aufhorchen. Noch immer versuchen selbsternannte Bildungsapostel im Hintergrund ihre Fäden zu ziehen, legitime Publikumswünsche ignorierend.

      Den Heftroman – diese Fabrik der Träume – konnte indes nichts umwerfen. Gewiss, er wankte zu Zeiten bedenklich; so zum Beispiel im Jahre 1916, als 135 Serien als „Schundliteratur“ verboten wurden; auch 1935, als die Reichsschrifttumskammer unter Aktenzeichen L.30 anordnete, jedes Manuskript müsse vor der Veröffentlichung von ihr geprüft und freigegeben werden. Das Verbot der meisten Reihen im September 1939, der endgültige Exitus von Periodika gemeiner Art im Jahre 1941, waren dann ein zwischenzeitlicher Schlusspunkt. Abermalige Quertreibereien in den fünfziger Jahren mit dem Ziel, den Herstellern die Existenzgrundlage zu entziehen, führte 1964 zur Bildung der „Selbstkontrolle Deutscher Romanheftverlage“. Damit war erstmals ein Instrument zur Hand, unqualifizierte Angriffe abzuschlagen.

      Dass der Heftroman also trotz allem nicht fiel, hatte er natürlich über eigene Bemühungen hinaus in nicht geringem Maße seiner Leserschaft zu verdanken, die kaum einmal eingeredeten Bedenken folgte und immer wieder zum „Schmöker“ griff. Betrachtet man den Bogen der Publikationen, den der Heftroman durch die Jahrzehnte spannte, begegnet man einer farbigen Vielfalt, die anzuschauen Vergnügen bereitet. Immer wieder wurden Form, Aussehen und Titelgestalten geändert, ständig glaubte man, es besser, zumindest anders machen zu müssen. Dieses spektrale Band imaginären Erlebens hielt es in bestimmtem Alter nicht die meisten von uns in Faszination? Die edlen Helfer ohne Furcht und von nur geringem Tadel, die Detektive und Reiter, die Pfadfinder, Fremdenlegionäre und Indianer, die Selbstlosen und auch jene mitunter außerhalb der Legalität Stehenden, sie kamen und gingen. Was blieb, war ihre Spur im Wesenlosen; eine jener Marken, die nicht auszulöschen sind.

      2. Die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg

      Das Geburtsdatum des Heftromans in Deutschland genau zu fixieren, erscheint etwas schwierig angesichts der Frage, ob man nun die diversen Ritter-, Räuber- und Liebesleid-Serien des 19. Jahrhunderts im Lieferungsromancharakter mitzuzählen hat oder nicht. Auch die Reihen des Bartholomäus-Verlages, Erfurt, „Collection Transvaal“, „Collection Buffalo Bill“ und „Collection Fahrten und Abenteuer“ scheinen mir zeitlich vor den Serien zu liegen, die um 1905/1906 im deutschen Sprachraum die am englischamerikanischen Vorbild orientierten Helferfiguren einführten. „Buffalo Bill“ und „Nick Carter“ waren die ersten selbstlosen Samariter wider Ungerechtigkeit und Verbrechen. Ihnen folgten schon bald „Sherlock Holmes – Aus den Geheimakten des Weltdetektivs“ (1907) und „Lord Lister – genannt Raffles, der große Unbekannte“ (1908). Mit der „Lister“-Figur wurde also bereits frühzeitig jener elegante Außenseiter im Frack in den Heftroman gebracht, der es mit der Beachtung bestehender Gesetze nicht so ernst nahm und sie auf seine Weise auslegte. Über seinen Epigonen „John Kling“ wird noch zu berichten sein. Diese frühen Reihen erschienen im großen Format von etwa 28 x 22 cm, in dem dann auch einige weniger bekannt gebliebene Seriennamen herausgebracht wurden: „John Wilson“, „Bill Cannon – Amerikas berühmtester Kriminalkommissar“, „Jesse James“, „Rund um die Welt – Erlebnisse und Schicksale merkwürdiger Menschen“. Während die großformatigen Reihen zumeist 20 Pfennige kosteten, waren die etwas kleiner, ca. 21 x 14 cm, gehaltenen Serien

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