MAGAZIN für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur. Thomas Ostwald

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MAGAZIN für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur - Thomas Ostwald

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Reichsjugendführung drei Heftserien, mit denen man die abgewürgten Reihen herkömmlicher Art ersetzen zu können glaubte: „Kolonialbücherei“, „Erlebnisbücherei“ und „Kriegsbücherei der deutschen Jugend“, alle von den Steiniger-Verlagen herausgebracht. Hier nahm zum ersten Mal eine parteinahe Institution des Dritten Reiches die Produktion von Jugendlektüre auf breitester Ebene selbst in die Hand, nachdem man im Jahre 1934 die Serie „Ein Hitlerjunge erlebt“ des Romanheftverlages Freyer, Heidenau, keineswegs gefördert hatte, um es zurückhaltend auszudrücken.

      Das äußere Erscheinungsbild der Reihen zwischen den Kriegen war am augenscheinlichsten durch das gegenüber der Vor-Weltkriegszeit erheblich verkleinerte Format geprägt. Überdies waren die Hefte, jedenfalls in den zwanziger Jahren, meist dünner als zuvor und von einer zuweilen erschreckend lieblosen, ja oft primitiven Bildgestaltung. Das änderte sich grundlegend erst mit dem forcierten Erscheinen der Verlage Werner Dietsch, Leipzig, und Freya, Heidenau, auf dem Markt. Beide Hersteller machten sich damals mit modern konzipierten Serien verdient um den Heftroman, wobei das Leipziger Verlagsprogramm vornehmlich aus „Kling/Jenkins/Class“ bestand, dasjenige von Freya aus „Shark/Ix/Hunter/Alaska Jim/Frauen von heute“. In positiver Ausstattungssicht sind in diesem Zusammenhang auch noch die Verlage A. Bergmann, Leipzig, mit den Reihen „Der neue Nick Carter“ und „Sun Koh“ sowie Ostra, Leipzig, mit „Frank Allan“ und Neues Verlagshaus für Volksliteratur, Berlin, mit „Torring/Farrow/Bulwer“ zu nennen. Die Preise der Hefte des genannten Zeitraumes lagen zumeist bei 20 Pfennigen.

      In Bezug auf die Textniveaufrage ist der Name „Walther Kabel“ schon hinreichend erwähnt worden. Im Übrigen stehen auch auf dieser Skala jene Verlage an der Spitze, die auf Grund ihrer Aufmachungsbemühungen oben erwähnt worden sind. Da das Heftromanmetier grundsätzlich wohl die Gefahr von Vielschreiberei fördert, sollten alle Wertungen in textlicher Sicht unter gewissen Vorbehalten geschehen. Zeitdruck kann sprachlicher Entwicklung nie förderlich sein; allzu schnell versanden Talente im Mahlstrom der Terminnot. Es seien deswegen nur einige Namen hervorgehoben, die mir in Sicht von Fabulierbegabung (Paul Pitt, di. Paul Erttmann, bei Dietsch; Wilhelm Reinhard, bei Neues Verlagshaus für Volksliteratur) und sprachlichem Engagement (Franz Anton und Hermann Falk, bei Dietsch) erwähnenswert erscheinen.

      4. Vom Neubeginn bis in unsere Tage

      Wenn man es recht betrachtet, begann der Heftroman in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zum dritten Mal bei Stunde null. Was aber nach der die Wirtschaft stabilisierenden Währungsreform ungefähr im Sommer 1949 als Romanhefte an die Kioske kam, war ebenso deprimierend wie die Erzeugnisse kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Die neu formierten Titelgestalten der ersten Stunde waren in Text und Bild von erdrückender Dürftigkeit, ob sie sich nun „Jack Morlan – Der Meisterdetektiv“, „Jonny Reck – Amerikas größter Revolvermann“, „Hans Warren’s Abenteuer“ oder „Der Texaner“ nannten. Ausnahmen bildeten Regenerationsversuche mittels derer man – wie nach dem Ersten Weltkrieg – einst erfolgreiche Namen neu beleben wollte. So erstand für einen begrenzten Zeitraum nochmals fast das gesamte Vokabular der dreißiger Jahre mit „John Kling“ und „Billy Jenkins“, mit „Rolf Torring“» Jörn Farrow“, „Bob Hunter“ und „Hein Class“, mit „Tom Shark“, „Fred Parker“ und „Frank Allan“. Aber alle euphorischen Versuche konnten eine Epoche nicht neu beleben, deren Wirkungszeit abgelaufen war. Wirkte das technische Fundament des „Sun Koh“ jetzt, fünfzehn Jahre nach seinem Erstauftreten, zu simpel? Hatte der langmähnige „Buffalo Bill“, den man mit dem nunmehrigen Untertitel „Der Mephisto der Prärie“ nun zum dritten Mal bemühte, in einer Ära des Stoppelhaarschnitts seine Faszinationskraft vollends eingebüßt? Wie das nun auch gewesen sein mag, Tatsache blieb, dass die „alten“ Helden müde wirkten und über kurz oder länger endgültig abtraten. Das geschah bei den meisten Mitte der fünfziger Jahre, einige gelangten unter Mühen (und neuem Verlag) bis ans sechste Jahrzehnt. Noch aber existieren kaum Alternativfiguren. Die im Kleinformat der zwanziger Jahre aufgemachten, recht ansprechenden Serien „Meisterdetektiv Bob Hill“ (später „Bob Hill im Wilden Westen“) und „John Hill – Der Meisterdetektiv“, 1950 bzw. 1948 begonnen, schafften nicht die Profilierung. Jene Reihen, denen das vom Äußeren her zuzutrauen gewesen wäre: „Schwarzer Pirat“, „Rote Schlange“, „Coyote“, scheiterten wahrscheinlich an ihrem Verkaufspreis von 1, DM, der seinerzeit, als der Heftpreis bei 30 bis 40 Pfg. lag, astronomisch wirkte. Warum andere Titelfiguren der Jahre 1949 bis 1952 kurzlebig blieben, lässt sich heute kaum noch feststellen; registrieren wir sie immerhin: „Flying Jack“, „Hanns Hart – Tollkühne Abenteuer eines deutschen Seemannes in aller Welt“, „Frank Kenney – Kriminalabenteuer aus unserer Zeit“, „Zorro“, „Kansas Jack – Der Held der Prärie und Cowboykönig“.

      Einige Verlage versuchten, der Serienfigur Valet zu sagen, starteten Reihen, die Einzelwerke vieler Autoren brachten, so wie das auf dem Gebiet des Frauenromans seit eh und je der Fall war. Es entstanden so: „Kriminal Erdball Romane“ und „Westmann Erdball Romane“, beide im Marken Verlag, und der „Moewig-Kriminalroman“ sowie „Bastei-Kriminal-Roman“.

      Zum großen Teil wurden Arbeiten der Vorkriegszeit nochmals verwandt, Arbeiten, die einst in Buchform publiziert worden waren, jetzt für die Heftreihen entsprechend bearbeitet, sprich gekürzt, wurden. Eine der wenigen Reihen mit Serienfiguren neuen Namens, die sich Mitte der fünfziger Jahre im Schlepptau der „Jenkins „Hefte halten konnte und auch das gleiche Aussehen hatte, war „Tom Prox“.

      In diese Situation wurden zwei Kriminalsäuglinge hineingeboren, die sich schon rasch zu wahren Supermännern auswachsen sollten: „G-man Jerry Cotton“ und „Kommissar X“! Cotton im Jahre 1955 und Kommissar X wenig später trafen wahrscheinlich eine Szenerie an, die zum Umkrempeln wie geeignet, zum völligen Neubeginn prädestiniert war. Der schlag und mundgewaltige Held amerikanischer Prägung, dem guten Tropfen aufgeschlossen und auch sonst kein Kind von Traurigkeit, er schickte sich an, das zunächst letzte Kapitel des deutschsprachigen Heftromans zu schreiben. Dass er Verlage für seine Kinderstube fand, die finanzkräftig und weitsichtig genug waren, mögliche Durststrecken einzuplanen und durchzustehen, war sein persönliches Glück. Bestimmender aber war wohl doch die Tatsache, dass der deutsche Leser in jenen Jahren willens war, diesen „Neuling“ anzunehmen. Dieses Raubein mit durchaus edler Gangart, das so gänzlich anders war als alles, was bis dahin vom deutschen Kiosk geholt werden konnte. Gewiss spielte es eine wichtige Rolle, dass sowohl Bastei- wie auch Pabel-Verlag, die glücklichen „Väter“ der neuen Melden, in Sicht von Text und Aufmachung alles taten, um einen neuen Höhenflug, den ersten nach dem letzten Kriege, vorzubereiten. Entscheidender aber noch als das scheint mir die Gesamtkonstellation auf dem Heftmarkt damals gewesen zu sein. Eine Lage, die einen Schnittpunkt anbot zwischen Vergangenem und erst zu Erwartendem, zwischen Gestern und der Zukunft. Diese Situationen wird es in bestimmten Intervallen wohl immer geben, sie zu erfühlen und auszunützen wird es mehr als unternehmerisches Gespür, als sachkundige Marktanalyse brauchen. Ich glaube, man muss einfach einmal Glück haben.

      Natürlich versuchte man es, sich an den abgefahrenen Zug des Erfolges zu hängen – was Wunder? Es erschienen im Cotton-Schatten Serien wie „McCormick“ und „Jeff Conter“, wie „Cliff Morris“ oder „John Drake“. Aber wie einfach war doch die Rechnung: Das Publikum hatte ja Cotton, hatte Kommissar X – wozu brauchte es die anderen? Die Leserschaft von einem angenommenen Köder fortzubringen, wird es intensiverer Anstrengungen bedürfen als simpler Nachahmung; am besten natürlich der Zeit. Aber wenn man die nicht hat oder nicht abwarten kann, geht man zweckmäßigerweise andere Wege – was zu beweisen war: Der Erfolg von „Perry Rhodan“ zu einer Zeit, als die Menschheit buchstäblich ins Weltall hinausschaute, lag ja sozusagen „in der Luft“, wenn es in Rhodans sowie dessen Zunftgenossen „Rex Corda“, „Atlan“, „Dragon“ Existenzbereichen auch nichts dergleichen geben mag. Aber selbst auf anderen Gebieten waren Erfolge noch durchaus möglich – sie müssen ja nicht cottonscher Größenordnung sein. Die mit wunderbarer Bildgestaltung präsentierten Reihen „Gaslicht“, „Rodeo Western“ und „Silber Wildwest“, die ohne Titelfigur arbeiten, bewiesen es. Seriengestalten neueren Datums wie

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