BonJour Liebes Leben. Rose Hardt
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Rose Hardt
BonJour Liebes Leben
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
***
Ob das Glück wohl vor uns niederkniet,
wenn wir zu blind sind es zu beachten?
Nein, das tut es nicht!
Wir sind für unser Glück selbst verantwortlich!
***
Ein Jahr ist nun vergangen, dass ihr geliebter Ehemann – nein, wir wollen schon bei der Wahrheit bleiben und ihn nicht übermäßig mit Worten loben oder ihn gar auf ein Podest stellen das ihm nicht zusteht – also, da ihr angetrauter Mann, dem sie die kostbarste Zeit ihres Lebens schenkte, das Zeitliche segnete, und an dieser Stelle überkommt Charlotte ein Verlustschmerz, nicht der Verlust seines Lebens, sondern ihres eigenen.
Fast drei Jahrzehnte war sie die Frau an seiner Seite, die Frau, die ihm den Rücken stärkte, sodass er einen Erfolg nach dem anderen an seine Fahnenstange heften konnte – nein, sie war nicht unglücklich, sie war ja die Frau an seiner Seite, die Ehefrau, die bei öffentlichen Empfängen ihres Mannes mitbedacht und bei jeder Belobigung im Nachsatz mit erwähnt wurde, zwangsläufig musste sie glücklich sein; sie war die treusorgende Seele, die sowohl Haus und Hof versorgte, als auch seine Koffer packte; sie war die modebewusste Frau, die seine Hemden kaufte und darauf achtete, dass die Socken zum Anzug passten – aber wie gesagt: sie möchte sich keinesfalls beklagen! Auch möchte sie sich nicht darüber auslassen, wie sie sich fühlte, wenn mal die eine oder andere Hotelrechnung irrtümlich an seine Privat-Adresse ging, auf der wiederum versehentlich – wie er immer behauptete – Doppelzimmer abgerechnet wurden, nein, auch darüber zu jammern gab es keinen Grund. Was sie jedoch aus tiefstem Herzen berührte, war, mitansehen zu müssen, wie die Demenzkrankheit ihrer Schiegermutter, mit der sie über all die Jahre einen freundschaftlichen Umgang pflegte, Geist und Körper zerstörte. Ach ja, und da gab es noch eine Stieftochter aus erster Ehe mit seiner verstorbenen Frau, deren Erziehung ganz nach dem Motto: „Das Beste ist gerade gut genug“ verlaufen war, und so war es nicht verwunderlich, dass sich daraus ein egoistisches Biest entwickelte – aber dazu später mehr.
Kapitel 1
Charlotte Grafenberg hatte ihren Wagen in einer Seitenstraße des Waldfriedhofs geparkt, genau an der Stelle, wie sie es nun schon seit einem Jahr tat, seit dem Tag als Gustav Grafenberg hier beerdigt wurde. Es war ein lauer Frühlingstag und es dämmerte bereits. In den Händen hielt sie eine Kerze und eine Streichholzschachtel, es war schon fast zum Ritual geworden, dass sie jeden zweiten Tag eine Kerze an sein Grab brachte. Doch heute stellte sich ihr die Frage warum sie das eigentlich tat. Ja, warum? Unvermittelt blieb sie stehen, sie wusste nicht wieso, aber sie war plötzlich der Routine müde geworden. Gleich neben dem Eingangsportal zum Friedhof entdeckte sie eine Holzbank mit einem kleinen Messingschild auf dem in schwungvoller Schrift geschrieben stand: „Ich habe gelebt und den Lauf, den das Schicksal gegeben, vollendet“ (Lucius Annaeus Seneca). Sinnierend, wie sie das Zitat wohl interpretieren sollte, setzte sie sich seitlich auf die Kante der Bank – wobei ihr das Schild mit dem Spruch nicht ganz geheuer erschien. Im nächsten Moment ging eine ältere Dame ganz nah an ihr vorüber, in ihren Händen trug sie ebenfalls eine Kerze. Die Dame grüßte sie und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, wobei in ihrem Gesicht eine eigenartige Mischung aus Demut, Bitternis und Zufriedenheit lag. Warum lächelt sie dir zu?, ging es Charlotte durch den Kopf. Nur weil ich hier sitze? Oder weil ich wie sie Witwe bin? Erneut las sie das Zitat. Klar!, kam es ihr ernüchternd in den Sinn. Wir führen das gleiche Schicksal mit uns und sie, sie fühlt sich mit dir solidarisch. Nachdenklich sah sie der alten Dame nach und jetzt erst bemerkte sie ihren schleppenden, leicht gebeugten Gang. Mit Sicherheit lastet noch immer ihr ganzes Eheleben: das jahrelange Schuften im Haushalt, Job, Kindererziehung und weiß Gott was noch alles auf ihren Schultern und nur, weil sie vielleicht ihrem Mann, über den Tod hinaus, noch Dankbarkeit zu schulden glaubt, stellt sie ihm tagtäglich eine Kerze auf sein Grab.
Mit bestürzender Deutlichkeit wurde ihr mit einem Male ihr eigenes Leben vor Augen geführt.
Ihr Blick schweifte erneut über das Zitat, dann zur Kerze in ihren Händen und letztendlich wieder zur alten Dame, die unter der Last ihrer Vergangenheit, fast zu zerbrechen drohte. Nein, sträubte sich etwas in ihr, keinesfalls möchte ich mich ihr verbunden fühlen und erst recht nicht die Hälfte meines Lebens hier auf dem Friedhof verbringen. „Nein!“, kam es leise und resolut über ihre Lippen, „alles hat schließlich mal ein Ende“, schob sie zähneknirschend hinterher. Abrupt stand sie auf, strich mit beiden Händen fest über ihre Kleidung und streifte somit ihre Vergangenheit, zumindest symbolisch, ab. Fest entschlossen ein neues Leben zu beginnen marschierte sie mit energischen Schritten zu Gustavs Grab. Sie zündete die Kerze an, stellte sie in die dafür vorgesehene Grableuchte, atmete tief durch und sagte laut: „So, mein lieber Gustav, das ist die letzte Kerze die ich dir bringe – genieße sie also! Das Ende unserer Ehe begann schon zu Lebzeiten, um es genauer zu sagen, mit deinen vielen Affären und hat sich schon viel zu lange hingezogen, als dass es jetzt noch eine Fortführung geben würde. Ab sofort werde ich meine regelmäßigen Besuche einstellen! Nur, damit du Bescheid weißt!“ Danach folgte ein befreiender Seufzer der ihr ganzes Eheleben zu beinhalten schien – endlich war es vollbracht! Nach all den Jahren hatte sie das erste Mal die Stimme gegen ihn, den großen und dominanten Gustav Grafenberg, erhoben. Und gerade als sie ihm gedanklich noch einige klärende Worte hinterherschicken wollte, hörte sie ihren Namen.
„Charly? Ich meine, Charlotte? Bist du es? Bist du es wirklich?“
Charlotte sah sich erstaunt um und entdeckte einen Mann, der in der zweiten Grabreihe hinter ihr stand und erwartungsvoll zu ihr hinsah. Oh, er wird dir doch