BonJour Liebes Leben. Rose Hardt

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BonJour Liebes Leben - Rose Hardt

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      Ah sieh an, schoss es Charlotte durch den Kopf, verzichtete aber auf eine bissige Bemerkung.

      Sie redeten, planten, tranken Champagner und alberten bis in die späten Nachmittagsstunden, wobei das brisante Thema: Männer, absichtlich nicht mehr aufgegriffen wurde. Mit einer herzlichen Umarmung sowie Doros Standardspruch: Und immer schön lächeln, dann wird dir die Welt zurücklächeln, gingen sie auseinander.

      Als Charlotte wieder alleine war, legte sie sich zufrieden im Gartenstuhl zurück, lächelte und dachte über Doros Spruch nach. Sie lächelte aber auch deshalb, weil eine neue Welt ihre Pforten für sie geöffnet hatte. „Hallo Welt, ich komme“, sagte sie laut. In diesem Moment hätte sie Luftsprünge machen können und sie war mutig genug, erste fantastische Gespinste um ihr neues ich zu weben: Vor ihrem geistigen Auge sieht sie sich als Immobilienmaklerin durch ferne Länder reisen, sieht sich durch traumhafte Villen schreiten und mit den interessantesten Menschen plaudern. Jetzt hielt sie nichts mehr auf dem Stuhl, sie lief auf der Terrasse auf und ab, dabei war sie so sehr mit ihren neuen Lebensplänen beschäftigt, dass alles um sie herum nicht mehr existierte.

      Irgendwann mischte sich ein heftiges Wortgefecht zwischen ihre zurechtgesponnene und bunte Traumwelt. Frida und Lilo diskutieren lautstark miteinander. Sie hörte, wie Frida trotzig und zum wiederholten Male Lilos Anweisungen widersprach, auch wenn Charlotte nicht verstand um was es bei dem Disput ging, so war die Modulation ihrer Stimmen schon hinweisführend. Plötzlich schepperte es, es folgte ein spitzer Aufschrei von Lilo, zwei Sekunden war es still, dann schepperte es erneut.

      Charlotte lief mit klopfendem Herzen dem Krach entgegen.

      Frida stand wie paralysiert vor den Scherben zweier sündhaft-teuren chinesischen Bodenvasen.

      Lilo presste vor Schreck, um auch nicht mehr aufzuschreien, die Hand vor den Mund. „Frau Frida!“, sagte sie schließlich entsetzt, „oh mein Gott … ein Vermögen liegt auf dem Boden!“

      Charlottes Blick fiel auf die Porzellanteile die über den Boden verstreut lagen, dann zu Lilo und zu guter Letzt zu Frida, die völlig hilflos, wie ein verstörtes Kind, vor den Trümmern stand und gar nicht begriff, was überhaupt geschehen war.

      Für einen Moment stockte Charlotte der Atem, und innerhalb von nur wenigen Sekunden löste sich ihre zurechtgesponnene Traumwelt auf, die Pforte zu ihrer neuen Welt rückte in die Unerreichbarkeit und infolge dieser Erkenntnis sank sie innerlich zusammen.

      Lilo gewann zuerst wieder die Kontrolle über die Situation. „Frau Frida, nicht traurig sein, das waren doch nur dumme Vasen in denen niemals Blumen standen.“

      „Niemals?“, echauffierte sich Frida, sogleich hielt sie suchend Ausschau und rief: „Wo ist Gustav? Er … er soll das wegmachen“, wobei sie eine entsprechende Geste mit den Händen machte.

      Charlotte und Lilo tauschten fragende Blicke.

      Schließlich hakte sich Lilo bei Frida unter und sagte tröstend: „Wir beide gehen jetzt in die Küche, trinken Tee und essen dazu leckere Kekse.“

      Frida gehorchte.

      Charlotte ging in die Hocke, betrachtet den Scherbenhaufen, dachte an Fridas geistigen Verfall und sah ihre neuen Lebenspläne zwischen den filigranen Porzellanteilen langsam entschwinden.

       Sie wollte doch immer für Frida da sein, durchfuhr sie ein schmerzlicher Gedanke, und jetzt, wo sie auf ihre Hilfe angewiesen war, konnte sie doch nicht so egoistisch sein und verreisen.

      Behutsam hob sie einige der Scherben auf, drehte sie nachdenklich in ihren Händen und legte sie dann vorsichtig wieder zurück. Vielleicht könnte ein Experte sie zusammen kleben? Doch dann bemerkte sie, wie klein und zersplittert die Teile waren. Nein, die Vasen waren rettungslos verloren!

       Wie dein Leben! Und wenn du jetzt nicht endlich deinen eigenen Weg gehst, wird es für immer zu spät sein!

      Eine Prozession missvergnügter Gedanken setzte sich langsam in Bewegung und drohte sie langsam zu demontieren. Im nächsten Moment gingen ihr Lilos Worte durch den Kopf. Wie recht sie doch hat, dachte sie kopfschüttelnd, es waren doch nur dumme Vasen! „Ja, und für mich“, murmelte sie, „für mich keinen Grund, meine Träume und Pläne wieder zu verwerfen.“ Kurzerhand schob sie ihre zermürbenden Gedanken zur Seite, nahm Besen und Schaufel zur Hand und fegte die Scherben zusammen.

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