BonJour Liebes Leben. Rose Hardt
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Ja, auch das war Doro! Zuerst himmelhochjauchzend dann wieder zu Tode betrübt.
„Hey, was ist geschehen, ich dachte, du freust dich über deinen finanziellen Zuwachs?“ Tröstend legte sie die Hand auf die Schulter ihrer Freundin.
„Eben drum, aber was nützen mir solch horrende Abschlüsse, wenn ich die Freude nicht mit jemandem teilen kann?“
„Aber dafür hast du doch mich!“, scherzte Charlotte.
„Ha, ha … du erlaubst, dass ich später lache.“
Charlotte streifte ihr scherzeshalber von hinten nach vorne über den Kopf und meinte: „Wie war noch gleich dein Spruch? Ah warte, ich hab’s: Genieße die Nacht mit einem Mann, doch wenn der Morgen grüßt, sollte dich nichts mehr an ihn erinnern.“
Ein wenig pikiert, dass sie von ihrer Freundin nicht ernst genommen wurde, warf Doro den Kopf in den Nacken und ordnete ihre Haare.
„Was ist eigentlich mit diesem, diesem … wie hieß er noch gleich?“, versuchte Charlotte von ihrer unsensiblen Bemerkung abzulenken, wobei sie schon gleich ins nächste Fettnäpfchen stampfte.
Doro ignorierte ihre Frage zunächst, stattdessen goss sie schwungvoll das perlende Getränk in die Gläser, sodass der Schaum dekadent über den Rand schäumte.
„Diether! Der Mistkerl heißt Diether!“, wobei sie das „th“ langgezogen aussprach. „Hör mir bloß mit diesem Typen auf“, und gemäß ihrem Ärger fegte sie mit der flachen Hand den Champagnerschaum von der Tischplatte.
„Oh, wie das?“, fragte Charlotte nun sichtlich interessiert.
„Männer!“, zischte sie. „Der hatte es doch nur auf meinen Namen von Sickingen abgesehen!“, fügte sie überspitzt an, dann schnäuzte sie verächtlich und laut ins Taschentuch.
„Ach was!“, antwortete Charlotte und dachte, okay, wieder einmal eine missglückte Beziehung.
Manchmal beschlich sie das Gefühl, dass Doro vor zu viel Nähe auf der Flucht war. Des Öfteren hatte sie sich die Frage gestellt, warum das wohl so war. Sie tippte mal auf eine enttäuschte Liebe vor langer, langer Zeit.
„Jaaa wieder so einer“, seufzte Doro, „jetzt weißt du warum ich alleine bin.“
Charlotte gab sich dennoch überrascht und ließ sich auf den Gartenstuhl fallen, „und ich dachte schon, das wäre mal ein potenzieller Heiratskandidat!“
„Heiratskandidat! Tsss, dass ich nicht lache“, antwortete Doro und hatte nun sichtlich Mühe ihre aufgestauten Emotionen unter Kontrolle zu halten.
„Los, erzähl schon. Ich bin ganz Ohr“, forderte Charlotte die Unglückliche auf.
Während Doro das Champagnerglas in ihrer Hand drehte, sprachen Mimik und Körperhaltung schon Bände. Ihre eh schon markanten Konturen verhärteten sich; das blaue Blut der Adelsdynastie strammte ihren Körper aufrecht. Wie eine unnahbare Göttin saß sie plötzlich da. Wieder einmal hatte sie ihr berühmtes Panzerkorsett strammgezogen, danach konnte sie nichts und niemand mehr verletzen! – Naja, so schien es jedenfalls.
Als sie sich wieder vollkommen unter Kontrolle hatte, erhob sie das Glas, beobachtete die aufsteigenden Champagnerperlen und sagte mit bewusst ruhiger Stimme: „Nun, eines Tages rief mich Diether an und sagte, dass er etwas Wichtiges mit mir zu bereden hätte – war ja wohl klar was. Jedenfalls stand er am nächsten Abend mit feierlichem Gesicht und einem Strauß Rosen vor meiner Tür …“
In Erinnerung an jenen Abend musste die Dame von Adel sich selbst zur Contenance zwingen.
„… und wie du dir sicherlich vorstellen kannst“, fuhr sie schließlich fort, „hatte ich mir gedanklich schon ein Traumgebilde aufgebaut: ich sah mich bereits als strahlende Braut ihm entgegengehen, alle meine Immobilienobjekte hatte ich nach einem passenden Nest für uns durchstöbert … tsss … doch was macht dieser Windhund?“, zischte sie plötzlich kopfschüttelnd.
„Na, was denn?“, fragte Charlotte ungeduldig.
„Naja, meine Hoffnung hatte er zwar erfüllt, doch seine Vorstellung von einer Ehe war mit meiner nicht kompatibel!“
„Aha …!“, kommentierte Charlotte.
Doro überhörte geflissentlich ihren Ausruf und schon im nächsten Moment zog erneut ein Wechselspiel von Gefühlen über ihr schönes Gesicht: Zuerst war es eine Mischung aus Enttäuschung und Trauer, dann Abscheu und Ekel, doch dann verengten sich gefährlich ihre Augen. Hinter ihrer hohen Stirn brodelte es mächtig. Sie schien im Geiste ihre beliebte Wutpeitsche aufzunehmen, um nun auf alles, was männlich war, draufzuschlagen. Ja, auch das war Doro!
„… er sagte“, fuhr sie schließlich zähneknirschend fort, „dass ich mein Single-Leben so weiterführen könne wie bisher. Er wäre ja ein moderner Mann, ein Befürworter der offenen Ehe – was auch immer er darunter verstand. Breitgrinsend fügte er noch an, dass mein Name von Sickingen …“, und um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen, klopfte sie mit der Hand mehrmals auf ihre Brust, „tsss … ich kannʼs immer noch nicht glauben, eine Zierde auf seiner Visitenkarte wäre! Kannst du dir das vorstellen?“, empörte sie sich laut. „Anschließend sprach dieser Mistkerl laut und deutlich seinen Vornamen Heinrich-Diether inklusive meines Nachnamens von Sickingen aus. Ich dachte, jetzt ist er völlig übergeschnappt … grrr … dieser blasierte, aufgeblasene Gockel mit seinem übersteigerten Selbstbewusstsein, dieser Möchte-gern-von-Adel-Sein … grrr“, ihre Wut trieb sie vom Stuhl hoch und im Laufschritt um den Tisch, wobei sie adelsunfeine Flüche vor sich hin knurrte. So schnell wie sie aufgestanden war, saß sie auch wieder am Tisch und erzählte, das für sie Unfassbare, weiter: „Nun, und als krönenden Abschluss setzte er noch eins drauf. Lapidar meinte er, dass mein Name von Sickingen geradezu prädestiniert wäre, um Werbung für seine Sportfilialen zu betreiben, naja“, sagte sie achselzuckend, „mein Traumbild von Hochzeit und dem ganzen Gedöns, war danach lautlos in sich zusammengebrochen.“
Charlotte legte tröstend die Hand auf ihren Arm. „Das tut mir sehr, sehr leid für dich!“ Nun, was sollte sie auch sonst sagen.
Beide erhoben gleichzeitig ihre Gläser, nahmen einen kräftigen Schluck und spülten Diethers Unverfrorenheit mit einem Ruck runter.
Erst nach einer ganzen Weile stieß Doro einen kleinen Seufzer des Bedauerns hervor und sagte: „Wo er doch ein so guter Liebhaber war!“
Charlotte musste bei dieser Aussage laut lachen und meinte augenzwinkernd: „Na, dann würde ich ihn ganz nach deinem Motto als Liebhaber behalten und sofort danach hinauskatapultieren“, daraufhin erhob sie ihr Glas und prostete ihrer Freundin aufmunternd zu.
Entrüstung stand in Doros Gesicht. „Was hast du heute eingenommen? Diese lockeren Sprüche kommen dir doch sonst nicht über die Lippen?“
Achselzuckend antwortete Charlotte: „Nun, ich habe Gustav die Kündigung ausgesprochen und jetzt“, seufzte sie erleichtert, „jetzt fühle ich mich zum ersten Mal befreit. Zum Wohlsein!“ Anschließend kippte sie das edle Getränk in ihre Kehle.
„Wie geht das denn?“, wunderte sich Doro, „er ist doch tot!“