BonJour Liebes Leben. Rose Hardt
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Mittlerweile hatte Greta neben Gustavs Grab ihre Notdurft verrichtet. Eine biologische Regung, die Greta in diesem Moment, Pluspunkte einbrachte.
„Brav Greta“, kam es in Anbetracht der immer noch sehr lebhaften Erinnerung an Gustavs Affären und überhaupt an all das was er ihr angetan hatte, über die Lippen, „hm, offensichtlich ist sie ein sehr sensibles Wesen, das Gedanken lesen kann“, ergänzte sie ironisch.
Henning verstand, grinste übers ganze Gesicht und sagte: „Jaaa das ist meine Charly, so wie ich sie damals liebte.“
Diese Aussage brachte sie nun endgültig auf die Palme. Was erlaubt er sich!
Mit vorgespieltem Erstaunen fragte sie: „Oh, wir liebten uns? Nein, das kann nicht sein … das, lieber Henning … das wüsste ich!“
Doch sie wusste, dass es die Wahrheit war. Mit seiner Aussage war alles wieder präsent! Es war als hätte er das Liebesband, das beide einst verbunden hatte, wieder zusammengeführt.
Ein warmes, kribbelndes Gefühl kroch langsam und beharrlich in ihr hoch.
Ich muss hier weg, weg von dem Liebesgesäusel und seinen Anspielungen, weg von längst vergangenen Gefühlen, weg von – dann fiel ihr Blick auf Gustavs Grab – auch weg von ihm, weg von all den verletzenden Erinnerungen.
Nach einer raschen Bekreuzigung des Grabes warf sie den Kopf in den Nacken und eilte Richtung Ausgang.
Ganz offensichtlich hatte sie nun endgültig Hennings Interesse geweckt, denn er folgte ihr auf dem Fuße und war dabei bemüht die Konversation weiter aufrechtzuerhalten. „Und du, Charly“, rief er der Flüchtenden hinterher „du bist also Witwe?“, wobei er nochmals, nur um seine Frage bestätigt zu wissen, zurück zum Grab blickte.
Plötzlich machte sie auf dem Absatz kehrt, sah ihn eindringlich an und sagte: „Bilde dir bloß nicht ein, dass wir unsere alte Liebe wieder auffrischen könnten. Nie und nimmer“, anschließend machte sie eine abweisende Geste, um das äußerst sensible Thema, das unaufgefordert ihr Denken und Handeln zu manipulieren versuchte, zu beenden.
Erstaunt und mit einem spitzbübischen Lächeln antwortete er: „So, so, wir liebten uns also doch!“
Ihrer eigenen Worte erneut überführt, wandte sie sich abrupt um, sie eilte den Friedhofsweg hinunter und hatte dabei das Gefühl, dass sein Lächeln ihr hinterherlief.
Von ihrer Empörung nicht im Geringsten beeindruckt, hatte er sich, genüsslich grinsend, an ihre Fersen geheftet.
Mittlerweile war Charlotte an ihrem Wagen angelangt. Während sie mit zitternder Hand in ihrer Handtasche nach dem Schlüsselbund suchte, konnte sie aus den Augenwinkeln beobachten, wie Henning langsam um ihren Wagen schritt.
Als er ihn schließlich in aller Ausführlichkeit begutachtet hatte, kommentierte er: „Ahhh … Madame fährt einen Porsche! Respekt, Respekt!“ Es nicht-glauben-wollend umrundete er nochmals das Luxusgefährt, nickte mehrmals bewundernd mit dem Kopf, schenkte ihr dann einen verführerischen Augenaufschlag und sagte: „Meine kleine Charly ist ja eine richtig gute Partie!“
„Ach Henning“, antwortete sie, dabei versuchte sie so gelassen wie nur irgend möglich zu bleiben, „du bist ein unverbesserlicher Macho. Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen, so schlecht kann es mir gar nicht gehen, dass ich dir wieder eine Chance geben würde – und im Übrigen, auch wenn wir uns damals liebten, so war ich nie dein! Niemals“, zischte sie.
Woraufhin er erstaunt die Augenbrauen hochzog und lächelte.
Es war dieses besondere Lächeln dem man sich, wenn man es einmal erfasst hatte, nicht mehr entziehen konnte.
Ihre Gefühle ein weiteres Mal bestätigt zog eine leichte Verlegenheitsröte sympathisch über ihr Gesicht.
Was ihn sichtlich zu amüsieren schien. Breitgrinsend sagte er schließlich: „Warte, ich hab etwas für dich“, er griff in seine Jackeninnentasche, zog eine Visitenkarte hervor und überreichte sie ihr mit den Worten: „Hier … nur für alle Fälle.“
Etwas widerwillig, mit spitzen Fingern, nahm sie das Kärtchen entgegen, und als sie es ungeachtet in ihre Tasche stecken wollte, flüsterte er hinter vorgehaltener Hand: „Hey, du darfst sie gerne lesen – es ist gewiss nichts Unanständiges!“ Im nächsten Moment sah er zur Hundedame und sagte: „Greta komm, wir gehen“, erneut glitt sein Blick an ihr herunter, „wir sind der Lady zu gewöhnlich.“ Anschließend schlenderte er in gemäßigten Schritten davon, wobei Henning bemüht war, das Tempo der alten Hundedame anzupassen.
Charlotte las die Visitenkarte auf der in großen Lettern stand: HENNING BLEIBTREU der MANN FÜR ALLE FÄLLE! Darunter waren Anschrift und Telefonnummer aufgeführt.
„Tsss“ allein sein Nachname Bleibtreu sprach schon Bände und Mann für alle Fälle, das erinnerte sie an den Henning von damals. Na, ganz offensichtlich hat er seine Vorliebe für die Damenwelt zum Beruf gemacht. Doch dann las sie das Kleingedruckte: Geschickte Hände erledigen Ihre Gartenarbeiten. „Tsss Henning und Gartenarbeit!“, grummelte sie vor sich hin, „dass ich nicht lache.“ Mit Sicherheit ist das nur eine Tarnung und in Wahrheit verdient er sein Geld als Lover-Boy? Wie waren noch seine Worte? Ich wäre eine richtig gute Partie! Beim Einsteigen in den Porsche kam ihr ein Gedankenblitz: Vielleicht war er ja ein Heiratsschwindler! Erst neulich hatte sie in der Tageszeitung einen Bericht darüber gelesen, dass der Friedhof der ideale Platz sei, um einsame und betuchte Witwen kennenzulernen. Sie neigte den Kopf leicht zur Seite, sah ihm nach und dachte, jedenfalls versprüht er noch immer diesen gewissen Charme. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf, startete den Motor und ließ den Wagen, bewusst langsam, an ihm vorüberrollen.
Er fühlte sich sogleich animiert und winkte ihr mit einem bezaubernden Lächeln nach.
Und plötzlich, sie wusste nicht wie ihr geschah, zogen Bilder, aus längst vergangenen Tagen, an ihr vorüber: ganz deutlich sieht sie, wie er ihr nach jedem Liebesakt einen Kuss gibt und sich bei ihr bedankt. Schmunzelnd dachte sie, ob er noch immer diese perfekte männliche Ausstattung besaß? Ups, jetzt gehst du aber zu weit, ermahnte sie ihr nüchterner Verstand, der ihr auch sogleich den damaligen Trennungsgrund – diese super Blondine, die Brigitte Bardot für Leichtmatrosen – vor Augen führte. Wie war noch gleich ihr Name? „Nein“, fluchte sie und stoppte somit den vorbeiziehenden Bilderstrom. Darüber solltest du dir jetzt wirklich nicht den Kopf zerbrechen. Außerdem ist das alles lange vorbei. Kopfschüttelnd schob sie die Nachwirkungen dieses kurzen Gedankentrips beiseite – jedenfalls hatte sie es versucht, doch so einfach war das nicht.
Während der ganzen Heimfahrt bemerkte sie, wie Henning sich unaufgefordert ein kleines Plätzchen in ihrem Kopf zu erobern versuchte und immer dann, wenn sie ihn verdrängen wollte, kamen neue Details zum Vorschein. Nein, sie wollte nicht mehr an ihn denken und keinesfalls wollte sie an den Herzschmerz, den er ihr damals zugefügt hatte, erinnert werden. Voller Wut drückte sie das Gaspedal einmal voll durch, sodass der Porschemotor vor Wonne aufheulte, sie in den Sportsitz drückte und ihr ein berauschendes Gefühl von Macht, ja Freiheit gab. Leider war diese Befreiungsaktion nur eine Momentsache, denn ein Lichtblitz erinnerte sie an die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Landstraße – zu spät, viel zu spät, denn der Zeiger auf dem Tacho zitterte auf einhundertfünfzig. „Mist“, fluchte sie und drosselte sofort das Tempo, das gab sicherlich Fahrverbot. Gustav würde ihr jetzt eine Szene machen, aber die Gewissheit, dass er es nicht mehr tun konnte, ließ sie zufrieden