Wie schaffen das die Schwäne?. Katja Pelzer

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Wie schaffen das die Schwäne? - Katja Pelzer

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mit dem Mehl schon wieder vor der Tür, fühlt sich wie sechzehn Jahre alt, höchstens und total albern.

      „Vielen Dank“, sagt er. „Und schöne Grüße an Ihre Mutter.“

      Die Tür schließt sich hinter ihm. Kurz bleibt er stehen, vor der geschlossenen Tür. Dann steigt er die Treppe hoch zur Wohnung.

      Und er ist verwirrt, sehr verwirrt.

      Hannah

      Hannahs Herz schlägt bis zum Hals.

      Sie dreht sich immer wieder nach allen Seiten um.

      Aber keiner guckt. Niemand scheint sie überhaupt zu bemerken.

      Sie greift nach einer Mannerwaffel und steckt sie in die große Tasche ihres weiten roten Rocks.

      Dann schlendert sie betont langsam zur Kühltheke und legt wie in Zeitlupe Butter, Käse und Milch in den Einkaufswagen. Sie schiebt den Wagen durch fast alle Gänge. Dabei lässt sie sich viel mehr Zeit als nötig. Sie studiert förmlich die Etiketten von Olivenöl, Pasta und Knäckebrot – dreht und wendet die Packungen. Die Nudeln und das Olivenöl legt sie in den Einkaufswagen, das Knäckebrot zurück ins Regal.

      Das dauert eine ganze Weile.

      Hannah will sich ausliefern. Sollen sie doch mitkriegen, was sie da tut. Das steigert die Aufregung in ihren Eingeweiden. Endlich fühlt sie mal wieder etwas. Der Schweiß steht ihr auf der Stirn. Durch ihr Inneres vibriert ein Zittern. Sie erwartet sekündlich, dass ein Verkäufer oder eine Verkäuferin sie anspricht oder auf die Schulter tippt.

      Doch nichts geschieht.

      Schließlich stellt sich Hannah in die längste Kassenschlange. Sie legt ihre Einkäufe aufs Band. Eins nach dem anderen. Ganz in Ruhe. Sie lächelt die Kassiererin freundlich an und sagt „Guten Abend“.

      Nachdem sie bezahlt hat, sagt sie wieder mit einem Lächeln „Auf Wiedersehen!“. Wie einfach es ist so zu tun, als wenn nichts wäre, denkt sie. Sie freut sich. Hält sich plötzlich für eine gute Schauspielerin.

      Mit der vollen Tasche geht sie zur Bahnhaltestelle.

      Sie muss nicht lange warten, die Bahn kommt beinahe sofort.

      Hannah steigt ein. Wieder hämmert das Herz gegen ihren Brustkorb.

      Sie hat kein Ticket entwertet und eh keins gekauft. Sie fährt schwarz.

      In der Bahn holt sie die Mannerwaffel aus ihrer Rocktasche. Sie löst den Verschluss und bricht die ersten beiden Waffeln ab. Sie beißt in eine hinein. Sie ist knusprig und nussig und schmeckt ihr so gut, wie noch nie.

      Es ist ein gutes Gefühl über die eigenen Grenzen zu gehen, sich zu spüren.

      Bevor der Kontrolleur kommt, muss Hannah schon wieder aussteigen.

      Hannah geht jeden Schritt ganz bewusst. Sie empfindet ihren ganzen Körper dabei intensiv, während sie das letzte Stück nach Hause läuft. Sie ist dabei immer noch total aufgeregt, als schaute sie einen spannenden Film. Nur dass sie in diesem Film die Hauptrolle spielt. Sie bestimmt die Action.

      Verdammt, wann hat sie sich das letzte Mal so lebendig gefühlt?

      Sie kann sich nicht erinnern.

      Patrick

      Britt hat ihm ein unwiderstehliches Angebot gemacht.

      „Lass uns übers Wochenende nach Arnheim fahren. Ein Friedenspfeifchen rauchen“, hat sie gesagt.

      Dazu kann er nicht nein sagen.

      Auch wenn Anouk in ihm herumspukt. Er hat sie schon seit Tagen nicht mehr gesehen. Sie sind sich noch nicht mal zufällig über den Weg gelaufen. Auch nicht in der Schule. Sie haben nicht die gleichen Kurse.

      Aber solange Britt nicht stresst, ist sie ja auch megasüß. Mit diesem Angebot jedenfalls ist sie nicht zu toppen.

      „Das geht klar!“ sagt er. „Ich muss nicht mal auf Lena aufpassen. Die ist in Bayreuth auf Klassenfahrt. Dann haben unsere bekloppten Eltern eben mal sturmfreie Bude.“

      Britt gibt ihm einen Kuss auf den Mund. „Ich mach das Auto klar“, sagt sie dann.

      Britt hat ihren Führerschein letztes Jahr in den USA gemacht. Dort hat sie ein Auslandsjahr verbracht. Überhaupt kriegt Britt alles, was sie will. Ihre Mutter arbeitet nicht und ist von morgens bis abends für sie da. Kein Wunder ist Britt manchmal etwas fordernd. Aber das ist jetzt mal nebensächlich. Er freut sich auf die Zeit mit ihr.

      Da geht was, er ist sich ganz sicher. Also gibt er ihr, was sie will.

      Hannah

      Hannah zieht das geblümte Seidenkleid über ihren Kopf. Das, in dem ihre beste Freundin Astrid sie besonders weiblich findet. Ein Blick in den Spiegel bestätigt ihr das. Der zarte Stoff schmiegt sich um ihre Taille und bringt den Ansatz ihres wohlgeformten Busens, der durch den BH hochgedrückt wird, gut zur Geltung.

      Hannah lässt ihr Parfum von oben wie eine Dusche über ihre Haare und in ihren Ausschnitt rieseln.

      Philipp hat sie gesagt, dass sie ausgeht, aber nicht mit wem. Sie will ihn nicht quälen, doch es wird Zeit, alte Geschichten aufzuwärmen und etwas für ihr Ego zu tun.

      Sie weiß noch ganz genau, was sie damals an Oliver hatte. Sie weiß, was sie damals an ihm vermisste. Aber da sie gegenwärtig so ziemlich alles vermisst, mag Oliver genau der Richtige sein, dieses Defizit zu füllen.

      Sie sind in einem Biergarten verabredet.

      Bei Tageslicht sind Makel nicht zu übersehen und sie läuft nicht so leicht Gefahr in eine Falle zu tappen, aus der sie sich anschließend reumütig befreien muss.

      Die meisten der schmalen gelben Bierbänke an den schmalen gelben Biertischen sind leer.

      Jetzt am Nachmittag ist noch nicht viel los.

      Sie sieht ihn sofort.

      Er sitzt allein auf einer Bank. Er wirkt kleiner als früher. Er scheint versunken, in sich, vielleicht nervös.

      Jetzt sieht er auf. Ihr Herz hüpft kurz ein paar Etagen höher kommt dann aber wieder an seiner gewohnten Stelle zu liegen und findet in seinen normalen Rhythmus zurück.

      Hannah winkt.

      Albern, denkt sie im nächsten Moment – wie ein kleines Mädchen. Sie senkt die Hand abrupt.

      Oliver steht auf und sie drückt ihm Küsse auf jede Wange. Sie wäre ihm auch um den Hals gefallen, aber er scheint sich zu sträuben. Das spürt sie so. Und weicht zurück.

      „Hallo“, sagt sie, nach den Wangenküssen.

      „Hallo“, antwortet Oliver.

      Er riecht

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