Wie schaffen das die Schwäne?. Katja Pelzer

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Wie schaffen das die Schwäne? - Katja Pelzer

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soweit.

      Enno, anders als Gila, ist nicht mehr so schnell wie früher, aber immer noch gut zu Fuß. Er eilt den Flur entlang und schaut in alle Zimmer.

      Sein Kopf ist in letzter Zeit etwas komisch. Aber das ist wohl normal in dem Alter. Da macht er sich nicht so einen Kopf drüber und muss über die Formulierung beinahe lachen.

      Aber wo ist jetzt Gila wieder hin?

      Dann sieht er den Zettel, der auf dem Küchentisch liegt: „Falls Du es schon vergessen hast: Ich bin einkaufen. Kuss Gila“. Den Kuss hat sie mit Lippenstift auf den Zettel gedrückt. Das macht sie jetzt immer so.

      Da fällt es ihm wieder ein, dass sie einkaufen gehen wollte.

      Er gelangt schließlich reichlich zeitversetzt, an die Wohnungstür.

      Davor steht ein Mann, der freudestrahlend „Guten Tag, Herr Gerstner“ sagt.

      Als Enno ihn nicht ebenso freundlich zurück grüßt und ihn tatsächlich nicht einmal erkennt, erklärt ihm der gänzlich fremde Mann: „Ich bin Herr Ernst, Ihr Nachbar aus der ersten Etage.“

      Gila und Enno wohnen in der zweiten Etage.

      „Guten Tag, Herr Ernst“, sagt Enno.

      „Ich ziehe gerade um“, sagt Herr Ernst. Er redet sehr schnell und Enno muss sich Mühe geben, dem hektischen jungen Mann zu folgen.

      „Ich habe einen Kühlschrank und eine Waschmaschine zu viel“, sagt Herr Ernst und Enno weiß nicht so genau, was das mit ihm zu tun hat. Er findet es nur mäßig interessant, aber er bringt alle erdenkliche Geduld auf und hört weiter zu.

      „Ich ziehe nämlich mit meiner Freundin zusammen“, erfährt nun Enno. „Mein Nachmieter zieht auch mit seiner Freundin zusammen. Und wir haben alle schon eine Waschmaschine und einen Kühlschrank.“

      Enno nickt und versteht nicht.

      „Können Sie vielleicht eine Waschmaschine und einen Kühlschrank gebrauchen?“, fragt Herr Ernst schließlich.

      Enno denkt ein wenig nach und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass wohl jeder Mensch eine Waschmaschine und einen Kühlschrank gebrauchen kann. Also nickt er wieder.

      Herr Ernst scheint erfreut. „Für zweihundert Euro können Sie beides haben“, sagt er.

      Zweihundert Euro sind ja nun wirklich nicht zu viel für eine Waschmaschine und einen Kühlschrank, findet Enno. Also nickt er noch einmal.

      Er geht in sein Schlafzimmer und holt zweihundert Euro aus der Schublade, in der er seine Wertsachen aufbewahrt.

      Die zweihundert Euro zählt er dann Herrn Ernst mit großer Geste in die Hand. Es muss schließlich alles seine Richtigkeit haben.

      „Danke sehr“, sagt Herr Ernst.

      „Danke auch“, antwortet Enno nun freundlicher.

      Herr Ernst lässt beide Geräte von den Umzugshelfern der Spedition nach oben zu Enno und Gila tragen und die beiden Helfer stellen Waschmaschine und Kühlschrank im Flur ab. Enno weiß gerade nicht, wohin damit.

      Sie haben ja bereits eine Waschmaschine und einen Kühlschrank, wie ihm jetzt auffällt. Und beide Geräte stehen in der Küche und zwar so, dass die Küche ziemlich gut gefüllt ist. Dort passen also die Waschmaschine und der Kühlschrank von Herrn Ernst nicht hin. Das macht Enno nachdenklich und ein wenig müde. Kurz setzt er sich daher an den Küchentisch und denkt nach. Eine Antwort findet er nicht. Aber das eilt ja auch nicht. Gila wird schon wissen, was zu tun ist.

      Irgendwie wird es ihm jetzt dann aber zu eng und zu still in der Wohnung.

      Besser, er geht mal an die frische Luft, dann vergeht vielleicht auch die Müdigkeit wieder.

      Gila

      Kalt greift die Furcht nach Gilas Eingeweiden.

      Als sie vom Einkaufen nach Hause kommt, steht die Wohnungstür offen. Nicht Ich-bringe-mal-eben-den-Müll-raus offen. Nein, sperrangelweit offen. Räumt-mir-gerne-die Wohnung-aus-sperrangelweit offen.

      „Enno?“, ihre Frage schallt mit drei Frage- und drei Ausrufezeichen durch den Eingangsflur.

      Doch es kommt keine Antwort.

      Stattdessen versperren ein Kühlschrank und eine Waschmaschine den Eingangsbereich.

      Nicht ihre, das sieht sie auf den ersten Blick.

      Gilas Herz setzt einen Schlag aus.

      Sie geht durch die Wohnung. Von einem Ende zum anderen. Aber außer einer großartigen Unordnung in seinem Zimmer, findet Gila keine Spur von Enno.

      Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen, denkt sie.

      Es ist eher ein Reflex als eine rationale Handlung, als sie die Telefonnummer ihrer Tochter wählt.

      „Mami“, sagt Hannah. Eigentlich ruft sie es eher und es klingt wie eine Frage.

      Ihre Mutter ist nicht die Art Frau, die einfach nur mal so anruft, um mit ihr zu plaudern. Meistens haben ihre Anrufe einen ernsten Hintergrund.

      „Alles in Ordnung?“, schiebt sie daher sofort hinterher.

      Zumal die Mutter ihr beim letzten Mal gesagt hat, dass Enno, also Hannahs Vater, sich seit Neustem seltsam verhält. Er wirkt oft apathisch und reagiert versetzt oder gar nicht auf seine Frau.

      Die Rollen waren bei Hannahs Eltern ein Leben lang eher auf die konservative Art verteilt. Enno ist ein Gentleman alter Schule.

      Er hat seine Gila nach allen Regeln der Kunst erobert. Er ist von Haus aus wohlerzogen, zuvorkommend, Versorger durch und durch und sehr familienaffin.

      Hannah hat noch zwei Schwestern, eine jüngere und eine ältere und Enno fühlte sich stets sehr wohl im Kreise seiner Frauen.

      Vielleicht war er ein bisschen zu streng mit den Mädchen, vor allem mit Hannah, aber das ist Gilas Sicht der Dinge.

      Sein Verhalten ändert sich ohnehin gerade.

      „Stell dir vor, dein Vater ist weg“, sagt Gila mit einer etwas ins Schrille tendierenden Stimme. Man merkt ihr an, dass sie nervlich angegriffen ist. Was wiederum nicht Gilas Art ist. Selbst die schwierigsten Klassen hatte sie immer gut im Griff. Gila ist die Güte in Person, doch ihre hochgewachsene Statur, sympathische Ausstrahlung und natürliche Autorität haben ihr immer Respekt verschafft bei den Kindern.

      „Wie meinst du das?“, fragt Hannah. „Hat er dich verlassen?“

      „Ach du“, sagt Gila. Ihr ist gerade – auch das ist nicht normal – nicht zum Scherzen zumute. „Natürlich nicht. Ich hoffe nur, es ist ihm nichts zugestoßen. Die Tür stand offen, als ich nach Hause kam.“

      „Offen? Steckte der Schlüssel?

      „Nein, der Schlüssel steckte nicht.“

      „Fehlt

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