INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Eins. Eberhard Weidner

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INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Eins - Eberhard Weidner Inquisitor Michael Institoris 1

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endete die makabre Darbietung ebenso plötzlich, wie sie begonnen hatte. Der Puppenspieler ließ die Arme sinken. Er atmete stoßweise und mit offenem Mund. Das Gesicht hatte eine purpurrote Färbung angenommen. Winzige Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. All dies deutete darauf hin, dass selbst ihn die Aktion, so kurz sie gewesen war, enorme Kraft gekostet hatte.

      Michael drehte seinen Kopf in eine natürlichere und weniger schmerzhafte Position zurück und ließ ihn erschöpft zu Boden sinken. Er stöhnte leise, war aber gleichzeitig grenzenlos erleichtert, dass die Tortur ein Ende hatte. Er fühlte sich, als wäre sein Körper soeben missbraucht worden, was seiner Ansicht nach auch geschehen war. Und er schwor sich, dass er nie wieder etwas Derartiges erdulden wollte. Eher wollte er sterben.

      »Das war nur ein kleiner Vorgeschmack, Sohn«, ertönte die Stimme des Dämons, nachdem sich die Atmung des Mannes beruhigt hatte. »Tust du nicht freiwillig, was ich von dir verlange, werde ich dich auf diese Weise dazu zwingen! Die Aufgabe wird dann um einiges schmerzhafter und erniedrigender für dich und geringfügig anstrengender für mich. Aber sie ist auch auf diese Weise durchführbar, das kann ich dir versichern!«

      Michael hörte die Worte des Dämons, doch sein Verstand war gleichzeitig fieberhaft damit beschäftigt, nach einem Ausweg aus dieser Situation zu suchen. Er durfte nicht zulassen, dass die Kreatur seinen Körper erneut benutzte. Zugleich war es für ihn aufgrund seines ganzen Wesens undenkbar, den teuflischen Plan zu unterstützen und den Papst zu ermorden. Er glaubte aber auch nicht, dass es ihm gelingen könnte, zum Schein auf das Verlangen des Dämons einzugehen und diesen zu täuschen, da die Kreatur aus der Hölle sich auf reine Absichtserklärungen sicherlich nicht verlassen würde. Aufgrund dessen musste es ihm gelingen, entweder selbst von hier zu verschwinden oder zumindest den Dämon von diesem Ort zu vertreiben, doch beide Möglichkeiten erschienen undurchführbar. Es gab keinen einfachen Weg hier heraus, denn dazu hätte er zunächst den Dämon überwinden und anschließend einer unbekannten Zahl Luziferianer gegenübertreten müssen, die sicherlich noch im Flur und im Treppenhaus lauerten.

      Und wie sollte er gegen den Dämon ankämpfen, verletzt und ohne Waffe? Ihn vernichten zu wollen, war von vornherein ausgeschlossen. Man konnte ihn allenfalls austreiben und in die Schwefelklüfte zurückschicken, aus denen er durch die Beschwörung hervorgekrochen und in unsere Welt gekommen war. Michael hatte während seiner Ausbildung zwar Grundlagen des Exorzismus gelernt, doch das genügte beileibe nicht, um einen Dämon auszutreiben. Hierfür war wenigstens ein gut ausgebildeter und erfahrener Exorzist erforderlich.

      Während der Besessene eine Dämonenaustreibung in der Regel lebend überstand, gab es noch eine andere Möglichkeit, die weniger Rücksicht auf den Gastkörper nahm, den sich der Dämon ausgesucht hatte, aber rascher zum Erfolg führte: Man musste den Besessenen töten. Michael wurde klar, dass er den Mann hätte erschießen sollen, als er seine Pistole noch in der Hand gehalten hatte. Der Dämon hätte den sterbenden und damit nutzlosen Körper gezwungenermaßen verlassen müssen. Aber als Michael noch im Besitz seiner Waffe gewesen war, hatte er sich darauf verlassen, diese notfalls noch immer abfeuern zu können. Er hatte impulsiv gehandelt und gedacht, den Dämon mit dem geweihten Kreuz in seine Schranken weisen zu können. Ein folgenschwerer Irrtum, wie er auf schmerzhafte Art erfahren hatte. Und als Folge dieses Fehlers lag die Automatik in einer dunklen Ecke des Zimmers, unerreichbar für ihn. Und er hatte keine andere Waffe bei sich, da er in diesem Haus mit einem Haufen schwacher Hexen und geringer Gegenwehr gerechnet hatte.

      Wahrscheinlich wäre er besser dran, wenn er das Schicksal des kürzlich verstorbenen Kai Weber teilen könnte, der unmittelbar hinter ihm lag, das Mordwerkzeug, das seinem Leben ein Ende gesetzt hatte, noch in der Brust.

      In Gedanken sah er das makabre Bild des Leichnams erneut vor sich. Und wie beim Heranzoomen mit einer Filmkamera in einem Spielfilm wurde der Dolchgriff im Zentrum größer und größer, während gleichzeitig die Umgebung unscharf wurde und in den Hintergrund trat, bis die Waffe das gesamte Bild ausfüllte.

      Eine vage, wenngleich verzweifelte Idee begann sich in Michaels Verstand zu formen.

      Als der Dämon von Neuem näher herankam und sich zu ihm herunterbeugte, zuckte Michael erschrocken zusammen und kroch panisch ein Stück zurück. Dadurch kam er auf dem Toten und sein rechter Arm quer über dessen Brustkorb zu liegen.

      Der Besessene griff nach Michaels Hals und umschloss ihn mit festem Griff. Mit einer Kraft, die man ihm aufgrund der Schmächtigkeit des Körpers beileibe nicht zugetraut hätte und die dem dämonischen Geist in seinem Inneren innewohnen musste, zog er Michael Gesicht näher an das eigene heran und blies ihm seinen schwefelsauren Atem ins Gesicht. »Es wird Zeit, dass du dich entscheidest, Sohn. Meine Zeit an diesem Ort ist knapp bemessen, und meine Geduld hat enge Grenzen. Ich warne dich daher ein allerletztes Mal: Wähle den richtigen Weg! Nämlich den Weg, der dir aufgrund deiner Abstammung vorherbestimmt war!«

      Der Inquisitor schloss die Augen, als würde er sich widerstrebend und verzweifelt in ein längst besiegeltes Schicksal fügen. Er stöhnte und verzog das Gesicht. Nicht nur die Schmerzen im Brustraum und im linken Arm und der üble Mundgeruch seines Gegners machten ihm zu schaffen. Auch die Muskeln seines rechten Arms schmerzten, als er diesen in unnatürlicher Weise verdrehte, um blind nach dem Griff des Dolchs in Kais Brust zu tasten. Als sich seine Finger um das kühle Material schlossen, stieß er ein erleichtertes Seufzen aus. Er öffnete die Augen, um in die mittlerweile wie die heißeste Glut des Höllenfeuers glimmenden Pupillen seines Gegners zu blicken, die erwartungsvoll auf sein Gesicht gerichtet waren und nicht sahen, was Michaels rechte Hand derweil tat.

      »Du willst meine Entscheidung hören, Vater

      Der Besessene nickte, während die Vorboten eines siegessicheren Grinsens seine Mundwinkel nach oben kräuseln ließen.

      »Hier hast du meine Antwort! Doch sie wird dir nicht gefallen, DÄMON …«

      Michael hatte das Messer verstohlen aus der Brust des Toten gezogen und den Arm gedreht. Nun stieß er ihn mit all seiner Kraft nach vorn, noch während er sprach.

      Dem Dämon schwante noch, dass absolut Unerwartetes geschah, denn seine Augen weiteten sich und ihr unirdisches Glühen flackerte wie eine defekte LED-Lampe. Doch mehr konnte die Höllenkreatur trotz all ihrer Reaktionsschnelligkeit, die sie schon einmal demonstriert hatte, nicht tun.

      Die lange, dünne Klinge des Opfermessers wurde rechts in den Hals des Mannes getrieben und durchbohrte die heftig pochende Schlagader und die Kehle. Der Mund des Besessenen klappte mehrmals auf und zu wie bei einem Fisch auf dem Trockenen, doch kein einziger Laut kam heraus, während der Inquisitor gleichzeitig heftig am Griff des Dolches zerrte und den Hals von rechts nach links mit brutaler Gewalt aufschlitzte. Erst als das vollbracht war, kam ein kaum hörbares Röcheln aus der durchtrennten Luftröhre, begleitet von einem pestilenzartigen Atemhauch. Wie ein Sturzbach ergoss sich warmes Blut aus der klaffenden Wunde auf Michaels Brust, bevor der Besessene leblos zusammenbrach.

      Der Inquisitor spürte, wie ein eisiger, nach Hölle und Verdammnis stinkender Windstoß nah an seinem Gesicht vorbeisauste, als der Dämon den toten Körper verließ wie eine Ratte das sinkende Schiff und in die Hölle zurückkehrte. Ein infernalisches Heulen begleitete das Ausfahren und verhallte rasch in der Ferne.

      Michael schob den Leichnam zur Seite, sodass er nicht mehr schwer auf seiner schmerzenden Brust lastete, sondern mit einem dumpfen Laut neben ihm zu Boden fiel. Das blutverschmierte Opfermesser entglitt seinen Fingern und landete klirrend auf dem Parkett.

      Schwer atmend ließ Michael den Kopf zurücksinken. Mit seiner zu gleichen Teilen aus purer Verzweiflung und der arroganten Nachlässigkeit des Dämons geborenen Aktion hatte er geschafft, was er anfangs für ausgeschlossen gehalten hatte: Er hatte den Dämon vertrieben. Dadurch hatte er sich nicht nur eine Verschnaufpause

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