Drei starke Geister. Alexandre Dumas
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Читать онлайн книгу Drei starke Geister - Alexandre Dumas страница 15
»Wir haben noch die, welche der französische Gesandte inne hatte, ein wahres Prachtzimmer. Ich stelle es Herrn Valery zur Verfügung.«
»Fühlen Sie sich stark genug, um so weit zu gehen?« fragte der Arzt den Kranken.
»O gewiß, ich bin stärker als Sie glauben.«
»Dann haben Sie die Güte, sogleich hinauf zu geben, es ist besser.«
»Gute Nacht, meine Herren,« sagte Valery, »entschuldigen Sie, daß ich Sie gestört habe.«
»Morgen früh werden wir Sie besuchen, und sollten Sie diese Nacht irgend Etwas bedürfen, so wecken Sie uns, wenn wir schlafen.«
Valery dankte dem Kapitain und schickte sich an, die Kajüte zu verlassen. Aber kaum hatte er vier Schritte gethan, so mußte er stehen bleiben; die Natur war stärker als sein Wille und er schwankte. Er machte eine heftige Anstrengung; aber noch ehe er sich an die Wand lehnen konnte, sank er ohnmächtig in die Arme des Doctors, welcher dies hatte kommen sehen und daher dicht hinter ihm geblieben war.
»Zwei Mann!« rief der Arzt.
Man rief sogleich zwei Matrosen.
»Traget diesen Herrn in die Gesandschaftskajüte und leget ihn in’s Bett.«
Die beiden Matrosen nahmen den Kranken, einer beim Kopfe und der andere bei den Füßen, und trugen ihn in sein neues Zimmer.
»Ist Herrn Valery’s Krankheit gefährlich?« fragte nun der Kapitain.
»Gewiß ist sie gefährlich, es ist nichts geringeres ein Anfall des gelben Fieber’s, wozu er den Keim von Madagaskar mitgebracht hat. Ich habe ihm deshalb eine abgesonderte Kajüte geben lassen, denn dieses Teufelsfieber ist ist ansteckend und es wäre kein Spaß, wenn wir es Alle bekämen.«
»O, der Unglückliche!« rief Pascal; »wir wollen hoffen, daß Gott ihn rettet.«
»Er muß überdies eine Riesennatur haben, daß er mit einem solchen Fieber noch hat herunter kommen können; ich biet gewiß kein Schwächling, aber ich bin überzeugt, daß ich nicht im Stande gewesen wäre, mich von der Stelle zu rühren.«
»Es muß wohl Jemand bei ihm wachen?« fragte Pascal.
»Allerdings.«
»Nun, so will ich bei ihm bleiben.«
»Sind Sie von Sinnen? Dazu haben wir Leute. Ich wiederhole Ihnen, es ist ein fürchterliches Fieber und steckt binnen fünf Minuten an. Ich lasse Sie nicht nur bei Herrn Valery nicht wachen, sondern werde Ihnen sogar, wenn Sie ihn morgen früh besuchen, ein Fläschchen geben, um daran riechen zu können, so lange Sie bei ihm sind.«
»Gehen Sie zu ihm, Doctor,« sagte der Commandant, »er wird Ihrer bedürfen.«
Der Arzt entfernte sich.
Der Kranke war inzwischen noch immer ohnmächtig zu Bett gebracht worden.
Maréchal ließ ihn flüchtiges Salz einnehmen und er kam bald wieder zu sich.
Als Valery die Augen aufschlug, schien er von der Ruhe und Festigkeit, die ihn bis zu seiner Ohnmacht nicht Verlassen hatte, ein wenig verloren zu haben.
»Wie fühlen Sie sich?« fragte der Arzt.
»Sehr schlecht.«
Aus dieser Antwort sprach schon eine gewisse Angst.
»Ich war wohl ohnmächtig geworden?« fragte er.
»Ja.«
»Wo denn?«
»Unter.«
Der Doktor stand auf.
»Gehen Sie schon?« fragte der Kranke.
»Nur auf einen Augenblick.«
»Wohin wollen Sie?«
»Ich will Flanell holen, um Sie frottiren zu lassen, und eine Medicin zubereiten.«
»Könnte dies nicht Jemand Anderes besorgen?«
»Nein, warum?«
»Weil ich wünschte, daß Sie bei mir blieben.«
»Fühlen Sie sich schlechter?«
»Ja, ich fühle mich schlecht, aber ich bin noch nicht todt.«
Diese Worte sprach Valery in einem Tone, der wie eine Herausforderung des Todes klang.
Sein ganzer Körper hatte steh indessen mit einem kalten Schweiße bedeckt und er war nahe daran, von Neuem ohnmächtig zu werden.
»Ich fühle mich nicht mehr so stark als vorhin,« sagte er, wie um seinen ersten Anfall von Schwäche zu entschuldigen; »die Ohnmacht hat mich ein wenig angegriffen. Es ist das erste Mal in meinem Leben, daß ich ohnmächtig werde.«
»Riechen Sie dieses Fläschchen, so lange Sie allein sind, ich bin gleich wieder bei Ihnen; verlieren Sie die Geduld nicht und bleiben Sie gut zugedeckt.«
Zur größeren Sicherheit, deckte Maréchal selbst den Kranken zu und umstellte sein Bett mit Stühlen.
Als Valery allein war, blickte er um sich, als wollte er dadurch seinen Zustand besser kennen lernen; dann neigte er das Ohr auf seine Brust, um sich gleichsam zu überzeugen, daß er noch lebte. Bald erhob er lächelnd den Kopf wieder und sprach vor sich hin:
»Ich war ein Narr. . . es ist Nichts; ein Mensch wie ich stirbt nicht in Einem Tage.«
Dann betrachtete er seine Hände, in denen niemals Blut geflossen zu sein schien, und gab sich dieser Beschäftigung mit einer Art wilder Freude hin. Er bog die Finger nach allen Seiten, ließ die Gelenke knacken, legte die Hand auf seine Brust, während er tief athmete, und ein triumphirendes Lächeln öffnete abermals seine entfärbten Lippen.
»Ich hatte wirklich geglaubt, es wäre vorüber mit mir,« sagte er zu sich selbst, und ein Schauder durchrieselte bei diesem Gedanken seinen ganzen Körper.
In diesem Augenblicke trat ein Matrose ein, welcher Flanell und mehrere Flaschen brachte.
»Brauchen Sie sonst etwas, mein Herr?« fragte der Mann, ohne sich dem Bett zu nähern.
»Nein; was bringst Du da?«
»Es sind Arzneiflaschen, die mir Herr Maréchal gegeben hat, um sie hierher zu tragen.«
»Wo ist Herr Maréchal?«
»Im der Apotheke. Soll ich ihn rufen?« fragte der Matrose,« der es nicht erwarten konnte, die Kajüte wieder zu verlassen, denn der Arzt hatte ihm anempfohlen, sich so kurze Zeit als möglich darin aufzuhalten.
»Nein,« antwortete der Kranke, dem die Ungeduld des Matrosen nicht entging. »Bleibe bei mir.«
Der Matrose stellte