Tödlicher Glitzer. Helga Henschel

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Tödlicher Glitzer - Helga Henschel

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davon. Sie waren in Lapschies kritischen Augen es alle nicht wert, Lisbeth gar zu ersetzen. Keine war so wie sie. Dabei gab es genügend Frauen in seiner Umgebung, die sich sehr gut vorstellen konnten, eine Beziehung zu Lapschies aufzubauen und zu pflegen. Sie traten gegen eine unschlagbare Konkurrenz an.

      Felix Lapschies brauchte sich über mangelnde Zuwendung und die Verplanung seiner knappen Freizeit keinen Kopf machen. Das übernahmen seine Töchter gerne für ihn. Die Jüngste, Magdalena mit ihren vierzehn Jahren, vereinnahmte ihren Papa vollends. Sie stürmte durch die Pubertät mit allen hormonellen Höhen und Tiefen und riss ihren Vater mit. Lapschies fühlte sich verpflichtet, seiner Tochter bei diesem Umbruch zu helfen und führte lange Gespräche mit ihr. Sie kam zu ihm und versuchte sich Meinungen über Menschen, Ereignisse und Probleme zu bilden und ihren eigenen Weg zu finden. Was Jungen betraf, besprach sie natürlich nicht mit ihm. Dafür standen ihre drei erfahrenen Schwestern, Julia sechzehn, Katharina zwanzig und Marie zweiundzwanzig Jahre, zur Verfügung. Sie schöpften aus einem reichhaltigen Erfahrungsschatz, mit dem er beileibe nicht mithalten konnte.

      Lisbeth hatte alte deutsche Vornamen für ihre Töchter favorisiert. Er fand das gut. Magdalena, Julia, Katharina und Marie Lapschies. Mit solchen Namen konnten sie in die Welt gehen und brauchten sich nicht über Missgriffe in den Namensgebungen ihrer Eltern zu ärgern. Seine Töchter, die alle vier sehr viel Ähnlichkeit mit seiner Frau hatten, kümmerten sich rührend um ihren Vater. Sie wohnten alle noch zu Hause und machten keinerlei Anstalten, ihre Koffer zu packen und auszuziehen. Die Mädchen erzogen sich gegenseitig, wie das bei einer großen Kinderschar oft geschieht. Sie schmissen den Haushalt und kochten für ihren Papa. Abends kredenzten sie manchmal sehr feudale Menüs mit mehreren Gängen. Er genoss das Zusammensein mit seinen Töchtern und seine Töchter offensichtlich ebenso. Ab und an durfte einer der aktuellen Freunde an der fröhlichen Tischrunde teilnehmen. Aber nur manchmal, meistens aß nur die Familie zusammen.

      Die beiden Älteren studierten an der Universität im nahen Bremen. Katharina hatte sich Betriebswirtschaft ausgewählt und Marie wollte Grundschullehrerin werden. Sie studierte Deutsch und Sachkunde und würde im nächsten Jahr das Referendariat beginnen. Es machte ihr großen Spaß mit Kindern in der Altersgruppe zu arbeiten. Das hatte sie während eines Praktikums in einer Grundschule erprobt. Nein, unbedacht und leicht zu verängstigen waren seine Töchter nicht. Das mussten sie von ihm geerbt haben, denn ihre Mutter sorgte sich zu oft und hatte ein enormes Sicherheitsbedürfnis. Vielleicht hatte auch die Gefahr, die sein Beruf zwangsläufig mit sich brachte, an ihren Nerven gezerrt und sie lebensmüde werden lassen. Sie hatte sich zwar nie bei ihm beklagt. Aber er konnte es genau spüren, wenn er mal wieder von einem gefährlichen Einsatz ausgelaugt nach Hause kam. Sie hatte entsetzliche Angst um ihn gehabt.

      Er war schon lange vor ihrer Ehe in den Polizeidienst eingetreten. Einige Jahre hatte er bei der Schutzpolizei gearbeitet. Danach war er mit etlichen Fortbildungen nach und nach die Karriereleiter hinaufgeklettert. Jetzt hatte er es zum Kriminalhauptkommissar gebracht und verfügte über einige Mitarbeiter. Und nun hatte er einen verzwickten Fall zu lösen, der ihm Rätsel aufgab.

      Donnerstagnachmittag 9. April

      Lapschies konzentrierte sich wieder auf seine Akten. Er musste sich zusammenreißen. Wie sah sein Plan aus? Ja, die Putzfrau Amelie Wurps und die Mutter wollte er vernehmen. Das stand für Montag auf seinem Plan. Und bei der anberaumten Hausdurchsuchung konnte Götz gleich Georg Pielhop etwas genauer unter die Lupe nehmen. Er musste mehr über den Ehemann herausfinden. Vielleicht gab es zusätzliche Anhaltspunkte. Die hohe Lebensversicherungssumme war ein Motiv für die Tötung von Angehörigen. Die zu kassieren konnte auch einen gutverdienenden Mann in Verführung bringen. Und gleichzeitig wurde er noch elegant seine Ehefrau los.

      Die tägliche Teamsitzung stand an, die fand im genügend großen Besprechungsraum nebenan statt. Er klaubte die Akten vom Schreibtisch zusammen und machte sich auf den kurzen Weg in den angrenzenden Raum. Vielleicht hatte Esther Koschek, die Abteilungsfee, frischen Kaffee gekocht. Denn der aus dem Automaten schmeckte wie Feudelwasser. Außerdem brauchte der Apparat meistens einige Überredungskünste, damit er überhaupt etwas ausspuckte.

      Seine vierköpfige Mannschaft saß schon im Raum und wartete gespannt auf ihren Chef. Alle hatten schon von ihrem neuen Fall gehört, aber noch keine konkreten Aufgaben zugewiesen bekommen.

      Lapschies begrüßte seine Gruppe mit einem kurzen Kopfnicken und wandte sich der Tafel zu, an der einige Fakten standen. Das hatte Jasmina Gante erledigt. Sie war sehr systematisch und hielt die Tafel stets auf dem Laufenden.

      „Wir haben eine Meldung von der Rechtsmedizin bekommen, nach der Elvira Langelott, die Ehefrau von Georg Pielhop, durch erhöhte Blei- und Quecksilberwerte an den Vergiftungserscheinungen gestorben ist“, begann er.

      Während seiner Ausführungen wies er auf die Fotos, die an der Tafel hingen.

      „Wir müssen die Mutter Märis, den Ehemann Georg Pielhop, die Putzfrau Amelie Wurps und einige andere, die mit Elvira Langelott in Verbindung gestanden haben, überprüfen. Jasmina hat die Namen aufgeschrieben. Teilt ihr das unter euch auf?“

      Die Kommissare Götz Zeppenfeld, Ubbo Huisinga, Jasmina Gante und Knut Dohr nickten verstehend. Die Aufgabenverteilung würden sie in der Gruppe regeln. Da gab es keine Probleme zu erwarten, denn das Team verstand sich untereinander ausgezeichnet.

      „Es werden morgen Vormittag eine Hausdurchsuchung inklusive Spurensicherung bei Georg Pielhop durchgeführt. Ich hoffe, wir haben dann die ersten konkreten Hinweise. Wenn Blei oder Quecksilber im Haus sind, findet das die Spurensicherung.“

      Ubbo hob langsam seinen Arm und meldete sich zu Wort: „Sind Motive erkennbar?“

      „Ja, der Ehemann schloss eine Lebensversicherung über 500.000 Euro ab. Das macht ihn in meinen Augen sehr verdächtig.“

      Jasmina meldete sich zögerlich zu Wort. Sie war hier im Team die Jüngste und arbeitete erst seit einem Jahr mit. Deshalb hielt sie sich meist zurück. Ihre Kollegen hatten aber inzwischen ihre gründliche Arbeit schätzen gelernt und sie hatte ihre Position in der Gruppe gefestigt.

      „Ich kann mir vorstellen, dass es noch andere Motive gibt. Georg Pielhop sieht gut aus und hat Geld. Wahrscheinlich finden wir in seinem Leben einige Abenteuer. Andere Frauen können es auf ihn abgesehen haben und Elvira Langelott aus dem Weg räumen wollen.“

      Alle stimmten ihrem klugen Einwand zu. Eine zu frühe Festlegung auf einen möglichen Täter konnte das Team in die falsche Richtung der Ermittlungen lenken. Sie mussten offenbleiben für andere Konstellationen und Spuren. Lapschies meinte:

      „Du hast recht Jasmina. Suchen wir zuerst ihre Umgebung ab. Wir wissen bislang wenig, zu wenig. Gibt es noch Fragen oder Hinweise?“

      Lapschies blickte in die Gesichter seiner Mitarbeiter. Er hatte ein gutes Team, er war stolz auf sie. Schon oft hatten sie Fälle aufgeklärt, die zäh und ohne nennenswerte Hinweise begannen. Aber sie hatten die Fälle geknackt und den Täter oder die Täterin verhaftet.

      Deshalb ließ ihr Vorgesetzter Christian Fürchtegott Meller sie auch meistens in Ruhe arbeiten. Klein und übergewichtig hätte er nur allzu gerne sein Ego größer gemacht, als es war. Neu in seiner jetzigen Position hatte er versucht, ihrer Arbeit seinen Stempel aufzudrücken. Doch wenn er es mit Autorität und Anweisungen mal probiert hatte, trugen seine Instruktionen nie zur eigentlichen Klärung der Fälle bei. Deshalb kehrte er zwar gerne den gestrengen Chef heraus und trug eine energische Miene zur Schau, akzeptierte aber die erfolgreiche Arbeit des Teams. Die Fünf waren froh darüber, dass Kriminalrat Meller sie in Ruhe ihre Ermittlungen durchführen ließ und sich wenig einmischte. Das war in anderem Teams teilweise ganz anders, wussten sie von ihren Kollegen.

      „Fragen?

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