Tödlicher Glitzer. Helga Henschel

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Tödlicher Glitzer - Helga Henschel

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gemeinsame Tochter Ellie war inzwischen neun Jahre alt und ein lebhaftes Mädchen mit dunklen Haaren. In ihrem feinen Gesicht leuchteten große braune Augen. Es bereitete ihm Freude, sie zu betrachten. Die vereinbarten Besuchstage erlaubten Georg, sie alle vierzehn Tage am Wochenende abzuholen. An diesen außergewöhnlichen Wochenenden unternahmen Vater und Tochter gemeinsam etwas Schönes. Er genoss diese Zeit und sie hatten stets Spaß miteinander. Georg liebte seine Ellie abgöttisch. Tilda hatte ihm erst spät von ihrer gemeinsamen Tochter erzählt. Zu spät, denn da hatte er Elvira schon geheiratet. Vermutlich hielt seine Ehefrau nicht viel von eigenen Kindern, denn das war nie ein Thema zwischen ihnen gewesen. Sie liebte das unbeschwerte, sorglose Leben und machte die Buchhaltung in seiner Firma. Kinder, die Pflege und Fürsorge beanspruchten, hätten ihr bei diesem selbstsüchtigen Lebensentwurf nur im Wege gestanden und ihm auch, musste er zugeben. Erst durch Ellie sah er das Thema Kinder weniger egoistisch. Er war stolz auf seine Tochter.

      Der Tee dampfte aus der Tasse. Er saß am Wohnzimmertisch, schaute den emporsteigenden Dampfschleiern zu und hing wieder mal seinen Gedanken nach.

      „Ich muss mir jemand für meine Buchhaltung suchen“, murmelte Georg.

      Ihm war plötzlich aufgefallen, dass er Ersatz für Elvira einstellen musste.

      „Das darf ich nicht vergessen.“

      Um seinen Gedankenblitz gleich in die Tat umzusetzen, griff er zum Telefon auf seinem Wohnzimmertisch. Er wählte die Nummer seines Büros und wartete, bis sich die gute Frau Hempel meldete:

      „Immobilien Pielhop, Hempel, guten Tag.“

      „Hallo Frau Hempel, Pielhop hier. Mir ist gerade etwas Wichtiges eingefallen. Meine Frau machte doch die Buchhaltung. Wir brauchen jemanden als Ersatz.“

      „Herr Pielhop, wie geht es Ihnen? Wissen Sie schon Näheres?“, fragte Frau Hempel spontan.

      Wohl oder übel musste er Auskunft geben. Sie würde sonst nicht lockerlassen.

      „Mir geht es inzwischen leidlich. Morgen komme ich ins Büro. Ich muss wieder arbeiten, sonst werde ich verrückt. Ich habe noch keine weiteren Informationen. Ich warte auf die Freigabe des Leichnams. Der Bestatter ist ungeduldig.“

      „Kann sachte angehen, meiner Meinung nach. Ihre Kunden, mit denen ich telefonierte, zeigten sich wegen des Todesfalls sehr verständnisvoll“, antwortete Frau Hempel.

      „In Ordnung, dass kommt mir sehr entgegen. Setzen Sie bitte eine kleine Anzeige auf und geben Sie die in die Tageszeitung für das kommenden Wochenende?“, kam er wieder zum eigentlichen Anliegen zurück.

      „Oh ja, das nehme ich gleich in Angriff“, erwiderte Frau Hempel geflissentlich.

      „Vielen Dank und auf Wiedersehen, bis morgen“, beendete Georg das Gespräch.

      „Auf Wiedersehen Herr Pielhop, alles Weitere können wir Morgen besprechen“, verabschiedete sich Frau Hempel und Georg drückte das Gespräch weg.

      Erschöpft rekelte er sich im Sessel und schaltete gelangweilt den Fernseher ein, indem gerade ein Kommissar eindringlich telefonierte.

      1813

      Das Gift, womit ich meine Mutter umbringe, habe ich ausgerechnet in ihrem Kleiderschrank entdeckt. Ist das nicht ein Witz, ein Wink des Schicksals? Ich habe sie ohnehin in meinem Haus gepflegt. Soll ich das neue, frische Gift an ihr ausprobieren? Ich mache es. Während ich das Gift in ihr Essen einrühre, gibt mir Gott ein herzliches Lachen. Ich bin mir sicher, dass meine Mutter bald im Himmel lachen wird. Ich fühle mich eins mit Gott und der Schöpfung.

      Donnerstagvormittag 9. April

      Am Donnerstagmorgen hatte sich Georg gerade angezogen, als das Telefon klingelte.

      „Pielhop.“

      „Kriminalpolizei Bremen, Lapschies. Es geht um Ihre verstorbene Frau Elvira Langelott“, meldete sich der Kriminalhauptkommissar.

      „Polizei! Was ist mit Elvira los?“, reagierte Georg verwirrt.

      „Wir bekamen eine Meldung von der Rechtsmedizin. Der gehen wir nach“, ließ sich der versierte Kommissar Felix Lapschies nicht aus der Ruhe bringen.

      Solche Telefonate gehörten zu seinem alltäglichen Dienst. Eines hatte er in den Jahren bei der Polizei gelernt: ruhig bleiben.

      Felix Lapschies war knapp fünfzig Jahre alt, hatte volles Haar, aber an den Schläfen zeigten sich graue Strähnen. Sein Kennzeichen waren der alte Trenchcoat und die bunten Schals, die seine vier Töchter ihm jährlich zu Weihnachten schenkten. Er zog seine Kinder ohne Mutter groß, denn seine Frau Lisbeth hatte vor acht Jahren Selbstmord begangen.

      „Rechtsmedizin, Meldung. Was soll das bedeuten? Was ist los? Wann wird sie endlich freigegeben?“

      Georg fühlte jäh seinen Blutdruck steigen.

      „Herr Pielhop. Ich komme bei Ihnen vorbei. Dann besprechen wir alles Nähere. Ist Ihnen das recht?“

      „Ja, kommen Sie. Ich bleibe heute zu Hause“, stimmte Georg mürrisch zu.

      Widerstand zu leisten und Informationen aus dem Kommissar herauslocken zu wollen, erschien ihm zwecklos.

      „Gut, in einer halben Stunde bin ich bei Ihnen. Die Adresse haben wir.“

      „Ich erwarte Sie“, stimmte Georg zu, obwohl ihm mehr als mulmig zumute war.

      „Auf Wiederhören, Herr Pielhop, bis gleich“, verabschiedete sich der Kommissar.

      Georg verabschiedete sich nicht, er drückte einfach das unerfreuliche Gespräch weg. Was sollte das bedeuten? Polizei, Elvira, Rechtsmedizin. Er konnte sich keinen Reim auf den Anruf machen. Es dämmerte ihm langsam, dass seine Lage aussichtslos war. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf den Kommissar zu warten. Um die Wartezeit sinnvoll zu nutzen, holte er sich ein paar Kekse aus der aufgeräumten Küche. Er sollte aufpassen. So schnell geriet man selber unter Verdacht oder ins Visier der Ermittlungen.

      Die bittere Erfahrung hatte er bei einer Zeugenaussage gemacht. Das Verfahren betraf ihn gar nicht direkt. Es ging um einen Kunden seiner Firma, der strafbare Geschäfte betrieb. Georg hatte sich damals sofort einen erfahrenen Rechtsanwalt genommen. Der hatte es tatsächlich geschafft, ihn und seine Firma aus diesem verzwickten Fall herauszuhalten. Bei der Polizei hatte er nicht aussagen müssen. Das Risiko, dass Stellungnahmen in die Medien gelangten, war zu groß, denn bei dem Beschuldigten hatte es sich um eine schillernde Persönlichkeit gehandelt. Das hätte seinen guten Namen und das Renommee seiner Firma ruiniert, obwohl Georg völlig unschuldig war. Viel hatte er zur Aufklärung ohnehin nicht beitragen können. Aber allein schon die Anrufe der ermittelnden Dienststelle hatten ihn deutlich spüren lassen, dass sie ihn ebenfalls im Visier hatten.

      Er nahm sich vor, achtsam zu sein. Georg wollte dem Kriminalhauptkommissar das Wort überlassen. Während des Gespräches verplapperte er sich womöglich noch und belastete sich damit ungewollt selber. Georg mahnte sich zur Gelassenheit. Er durfte nicht so aufgeregt und übernervös reden, wie eben am Telefon.

      Es klingelte an der Tür. Das musste der Kommissar sein. Nichts Gutes ahnend stand Georg auf, ging zur Tür und öffnete sie. Vor ihm stand ein großer, kräftiger Mann mit leicht

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