Mafia Brothers. Sarah Glicker
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Ich habe alles über mich ergehen lassen!
„Du kleines Miststück“, zischt er, während er die Tür hinter sich schließt.
In der nächsten Sekunde greift er nach meinen Haaren und reißt sie schnell nach hinten, sodass mein Kopf beinahe gegen die Wand dahinter knallt. Ich verziehe vor Schmerzen das Gesicht und wimmere. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken während ich überlege, was passiert ist. Doch beim besten Willen, ich weiß es nicht.
Es dauert einen Moment, bis ich mich wieder einigermaßen gefangen habe.
„Was ist los?“, frage ich ihn, wobei ich bereits Tränen in den Augen habe.
Mein Bruder drängt mich weiter nach hinten. Dabei lässt er mich nicht los und wendet sich auch nicht von mir ab.
Er drückt mich gegen die Wand und sieht mich böse an.
„Ich werde dich jetzt nur ein einziges Mal fragen und du wirst mir die Wahrheit sagen. Sonst werde ich dich an die Fische verfüttern. Und du kannst mir glauben, dass ich es ernst meine.“
Panik macht sich in mir breit, als seine Augen mich vergnügt anfunkeln. Ich habe meinen Bruder schon einige Mal wütend gesehen. Allerdings merke ich, dass es dieses Mal anders ist und das gefällt mir überhaupt nicht. Ich kann ihn nicht einschätzen, was ich aber muss, wenn ich mich mit ihm unterhalte. Nur so habe ich wenigstens eine kleine Chance, dieses Gespräch schnell hinter mich zu bringen.
Als Antwort nicke ich nur, da ich gerade keinen Ton herausbekomme.
„Was ist an diesem Abend zwischen Manuel und dir passiert?“
Er lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Doch ich habe keine Ahnung, worauf er hinaus will.
„Nichts“, flüstere ich ängstlich.
Ob es die richtige Antwort ist, kann ich nicht sagen, doch es ist die Wahrheit und mit der muss er zurechtkommen.
„Und wieso ist er jetzt tot?“
Scharf ziehe ich die Luft ein, als seine Worte den dichten Nebel durchdringen, der mich umgibt. Ich verstehe, was sie bedeuten, dennoch kommt es mir so vor, als würde er sich einen Scherz erlauben.
Er ist tot?
In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken, während ich die wenigen Minuten, wenn überhaupt war es nur eine halbe Stunde, noch einmal durchgehe, in der ich bei ihm war. Doch ich kann mich an nichts erinnern, was seine Frage nun beantworten würde. Mir ist nichts aufgefallen und es schien ihm auch nicht schlecht zu gehen.
Klar, ich kenne ihn nicht und kann es daher nicht einschätzen, doch mein Menschenverstand sagt mir, dass alles in Ordnung war.
„Ich … weiß … es nicht“, stammle ich schließlich.
Ich sehe ihm an, dass es ihm nicht gefällt, was ich von mir gebe.
„Du willst mir also sagen, dass du keine Ahnung hast? Du warst anscheinend die letzte Person, die ihn lebend gesehen hat. Ich habe auf einen Anruf von ihm gewartet. Als dieser nicht kam, habe ich ihn aufgesucht.“
Erneut nicke ich nur.
Die nächsten Sekunden kommen mir so vor, als würden sie eine Ewigkeit dauern. Ich versuche mir die passenden Worte zurechtzulegen, die ich von mir geben kann, doch da ist nichts. In meinem Kopf befindet sich eine Leere, die ich so noch nie gespürt habe. Und eigentlich habe ich gehofft, dass dies auch niemals der Fall sein wird.
„Sollte ich erfahren, dass du doch etwas damit zu tun hast, werde ich dich umbringen“, knurrt er wütend. „Denn dann hast du dafür gesorgt, dass mir eine Menge Geld verloren geht.“
Diese Drohung sorgt dafür, dass ich mich nicht mehr bewegen kann. Ich bin in eine Schockstarre verfallen, aus der ich nicht mehr herauskomme.
In der nächsten Sekunde spüre ich, wie ich auf dem Boden lande. Dabei wird mir schwarz vor Augen und dann merke ich, wie ich mein Bewusstsein verliere.
Als ich wach werde, habe ich so extreme Kopfschmerzen, dass ich mich im ersten Moment kaum bewegen kann. Mir ist schlecht und schwindelig.
Es dauert eine Ewigkeit, bis ich in der Lage bin, meine Augen zu öffnen und mich wenigstens ein Stück zu bewegen. Als ich jedoch merke, dass sich der Schmerz überall meldet, bleibe ich reglos liegen. Ich versuche sie irgendwie zu kontrollieren, sodass ich mich wenigstens aufrichten kann. Doch es gelingt mir nicht.
Erst, als ich wieder in der Lage bin, meine Augen wenigstens ein Stück zu öffnen, merke ich, dass ich im Flur auf dem Boden liege. Und das ist der Moment, in dem langsam meine Erinnerungen wiederkommen.
Vorsichtig versuche ich aufzustehen und mich dabei nicht auf meine Schmerzen zu konzentrieren.
Es dauert nochmal so lange, bis ich mich endlich auf meinen Beinen halten kann. Dabei lehne ich mich zwar an der Wand an, damit ich das Gleichgewicht nicht verliere, aber das ist gerade egal. Mit der Hand taste ich nach meiner Stirn, an der ich sofort Blut spüren kann.
Ich brauche mich nicht im Spiegel anzusehen um zu wissen, dass dies wieder eine neue Wunde ist. Außerdem weiß ich, dass ich so definitiv nicht zur Arbeit gehen werde. Jeder würde mich sofort fragen, was passiert ist und ich bin nicht bereit, diese Frage zu beantworten.
Weder jetzt noch sonst irgendwann.
Als ich endlich in meinem Schlafzimmer angekommen bin, werfe ich einen Blick auf mein Handy, um die Uhrzeit zu überprüfen. Dabei werde ich auf eine Nachricht aufmerksam, deren Absender ich nicht kenne. Beziehungsweise, ich habe die Nummer nicht eingespeichert. Nachdem ich sie jedoch gelesen habe, weiß ich genau, von wem sie ist.
Ich würde mich freuen, wenn wir uns heute Abend zum Essen treffen. Ich kann auch zu dir kommen, oder du zu mir, wenn dir das lieber ist.
Ich lese die Nachricht noch ein weiteres Mal. Doch selbst dann weiß ich nicht, wie ich darauf reagieren soll.
Klar, die logische Antwort darauf wäre nein. Doch ein kleiner Teil, oder etwas größerer, würde sich gerne mit ihm treffen. Er hat es schließlich gestern geschafft, dass ich nicht mehr an die Verabredung mit Manuel denke. Und auch meine Schmerzen sind in seiner Gegenwart verschwunden. Dabei haben wir uns nur oberflächlich unterhalten.
Doch ich weiß, dass ich das nicht tun kann. Und schon gar nicht in dem Zustand, in dem ich mich gerade befinde. Er würde wissen, dass ich ihn gestern angelogen habe und mich erneut darauf ansprechen. Gott weiß, wie gerne ich ihm die Wahrheit sagen würde. Ich möchte mich ihm anvertrauen und ihn wie ein Schutzschild vor mir halten. Doch mir ist bewusst, dass das nicht fair wäre.
Die nächsten Tage werde ich mich in meiner Wohnung einschließen und niemandem unter die Augen treten.
Ich habe heute viel zu tun. Ein anderes Mal würde ich mich gerne mit dir treffen.
Es fällt mir schwer, diese Worte zu schreiben. Doch ich weiß, dass es das Richtige ist.
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