Mafia Brothers. Sarah Glicker
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Das Büro ist nicht gerade das, was man als schön bezeichnen kann. Die Möbel sind alt und zum größten Teil kaputt. Bei ihm erwartet man aber auch nichts anderes.
„Was kann ich für euch tun?“, fragt er mich und macht dabei den Anschein, als würde er die Situation nicht richtig einschätzen können.
„Hast du dich heute zufällig mit Rachel getroffen?“, zische ich und komme damit direkt zum Grund unseres Besuchs.
Ich wende mich keine Sekunde von ihm ab. Daher erkenne ich auch, dass er zusammenzuckt, als ich ihren Namen ausspreche.
„Ich gehe mal davon aus, dass du es warst, der ihr diese Verletzungen zugefügt hat“, spreche ich weiter, bevor er geantwortet hat.
„Wenn eine Frau nicht spurt, muss man sich manchmal klarer ausdrücken.“
Er lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Langsam setze ich mich auf den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch steht und lasse mich nach hinten sinken.
„Dummerweise hast du dir dieses Mal die falsche Frau für deine Prügelattacken ausgesucht. Rachel steht unter meinem Schutz.“
Während ich spreche, ziehe ich meine Waffe aus dem Bund meiner Hose. Manuel bekommt große Augen, als er diese erkennt. Ich kann die Angst förmlich in ihnen erkennen.
„Du kennst sie?“, fragt er schließlich, als er anscheinend seine Sprache wiedergefunden hat.
Unter normalen Umständen würde ich mit ihm spielen. Und vor allem würde ich Spaß daran haben. Doch wenn es um Rachel geht, habe ich keine Lust dazu. Ich will wissen, dass sie wieder in Sicherheit ist. Und das weiß ich erst, wenn er tot ist.
Daher stehe ich langsam wieder auf und stelle mich direkt vor den Schreibtisch.
„Du wirst nie wieder Hand an meine Frau legen“, knurre ich.
„Ich … verspreche es“, stammelt er, als wäre er noch ein kleines Kind. „Ich wusste nicht, dass du und sie …“, beginnt er, bricht jedoch ab, bevor er ausgesprochen hat.
„Dieses Mal hast du dich mit der falschen Frau angelegt.“
Ich richte meine Waffe auf seinen Kopf und drücke ab, ohne mit der Wimper zu zucken. Bereits in der nächsten Sekunde klafft ein Loch in seiner Stirn, aus dem das Blut läuft. Sein Körper liegt leblos im Stuhl und eine Ruhe breitet sich in mir aus, die ich schon lange nicht mehr verspürt habe.
„Das hätte ich schon viel eher machen sollen“, gebe ich von mir, während ich ihn mir ansehe.
„Aber noch nie hattest du so einen guten Grund, genau das zu machen“, erklärt Brad und grinst mich an.
Nein, noch nie hatte ich den. Aber wenn ich das schon vor Jahren getan hätte, wäre Rachel dieser Abend erspart geblieben, denke ich.
Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, verlasse ich das Restaurant und verschwinde von diesem Ort. Am liebsten würde ich sofort wieder zu Rachel fahren. Doch ich habe keine Ahnung, wie ich es ihr erklären soll, dass ich wieder da bin. Und ihr sagen, dass ich diesen Mann umgebracht habe, kann ich auch nicht.
Zumindest jetzt noch nicht.
Daher muss ich mir überlegen, wie mein nächster Schritt ihretwegen aussehen soll.
8
Rachel
Ich kann überhaupt nicht beschreiben, wie gerne ich ihm die Wahrheit gesagt hätte. Die Worte lagen mir schon auf der Zunge und haben nur darauf gewartet, dass ich sie ausspreche.
Doch meine Entscheidung war richtig. Ich will ihn nicht mit in diese Geschichte reinziehen. Daher ist mir bewusst, dass ich mich von ihm fernhalten muss. Denn nur so habe ich eine Chance, ihn und mich auch in Sicherheit zu bringen.
Seufzend drehe ich mich auf den Rücken und starre an die Decke. Dabei versuche ich die Kopfschmerzen, die ich noch immer habe, irgendwie zu ignorieren.
Es ist egal, wie sehr ich es versuche, ich schaffe es einfach nicht zu schlafen. Schon seit drei Stunden liege ich in diesem Bett und versuche zur Ruhe zu kommen. Doch mir fehlt die innere Ruhe. Nach diesem Abend ist das aber wahrscheinlich normal. Allerdings spüre ich in jeder Faser meines Körpers auch die Schmerzen, die sich gebildet haben. Vor allem die Schwellung in meinem Gesicht sorgt dafür, dass ich kaum noch klar denken kann.
In dem Moment, in dem ich meine Augen erneut schließe, dringt der schrille Ton meiner Türklingel durch die Wohnung. Augenblicklich spanne ich mich an und mein Herz beginnt zu rasen. Als ich mich endlich wieder etwas beruhigen konnte, werfe ich einen prüfenden Blick auf das Display meines Handys.
Es ist vier Uhr morgens und das gefällt mir überhaupt nicht. Es gibt nur eine Person, die um diese Uhrzeit hier auftauchen würde. Und diese Person will ich jetzt und auch die nächsten Tage, eigentlich überhaupt nicht sehen. Dieses Wissen sorgt dafür, dass ich mich automatisch anspanne. Mir wird schlecht. Daher bin ich nicht in der Lage, einen vernünftigen Gedanken zu fassen.
Es dauert einige Sekunden, bis es erneut klingelt. Ein ungutes Gefühl erfasst mich, während ich vorsichtig aufstehe. Langsam stehe ich auf und gehe durch den Flur auf die Tür zu. Ich versuche mir soviel Zeit wie möglich zu lassen. Doch wenn ich es übertreibe, wird er noch ungehaltener werden, sobald er vor mir steht. In diesem Punkt bin ich mir deswegen so sicher, weil ich es schon mitgemacht habe. Es gibt Dinge im Leben, die vergisst man nicht. Und das gehört eindeutig dazu.
Als ich seine energischen Schritte höre, die durch das Treppenhaus hallen, weiß ich, dass etwas passiert sein muss. Etwas, was ihm nicht gefällt und für das er mir nun die Schuld gibt.
Augenblicklich beginnt mein Körper zu zittern und in meinem Hals bildet sich ein Kloß. Angst breitet sich in mir aus, die ich nicht mehr zur Seite schieben kann.
Als ich den wütenden Gesichtsausdruck erkenne, den er aufgesetzt hat, mache ich automatisch einen Schritt nach hinten, um Abstand zwischen uns zu bringen. Doch ich weiß, dass ich ihm so auch nicht entkommen kann, wenn er es auf mich abgesehen hat.
Mein Bruder nähert sich rasch und lässt keinen Zweifel daran, dass er nicht gut auf mich zu sprechen ist. Würden Blicke töten können, würde er jetzt genau das tun.
Wie von alleine schießt mir die Frage durch den Kopf, was ich angestellt haben kann. Dabei komme ich nicht drum herum, mich zu fühlen, als wäre ich noch ein kleines Kind. Doch in seiner Gegenwart habe ich nicht den Eindruck, als wäre ich eine erwachsene Frau.
Das Einzige, was mir schlagartig in den Sinn kommt, ist sein Geschäftspartner. In mir macht sich die Befürchtung, dass er mit ihm gesprochen hat und mein Bruder sich nun rächen will, da ich mich nicht so benommen habe, wie man es von mir erwartet hat. Und das ist etwas, was mir überhaupt nicht gefällt.
Noch mehr Prellungen und Verletzungen kann ich nicht gebrauchen. Doch genau darauf wird es hinauslaufen, wenn Jason mit mir fertig ist.
Es gefällt meinem Bruder nicht, wenn ich nicht das mache, was seine Geschäftspartner von mir wollen. Oft genug hat er mir zu verstehen gegeben, was passieren wird, wenn sich jemand