Der Frauenkrieg. Alexandre Dumas
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»Sagt mir doch, Richon,« fuhr der Vicomte fort, jenen beim Arm in dem Augenblick zurückhaltend, wo er den Fuß auf die erste Stufe der Treppe setzte, »wenn dieser Canolles ein so tapferer Soldat und ein so guter Edelmann ist, wie Ihr sagt, warum macht Ihr nicht einen Versuch, ihn für unsere Partei zu gewinnen? Er könnte uns entweder in Chantilly oder schon auf der Reise einholen. Da ich ihn bereits ein wenig kenne, so würde ich ihn vorstellen.« Richon schaute den Vicomte mit einem so seltsamen Lächeln an, daß dieser, der ohne Zweifel an den Zügen des Parteigängers erkannte, was in seinem Geiste vorging, rasch hinzufügte: »Übrigens will ich nichts gesagt haben, macht was Ihr für gut haltet. Gott befohlen!«
Und er reichte ihm die Hand und kehrte rasch in sein Zimmer zurück, sei es aus Furcht, Richon könnte die plötzliche Röte sehen, die sein Gesicht bedeckte, sei es, daß ihm bange war, von Canolles gehört zu werden, dessen schallendes Gelächter bis in den ersten Stock drang.
Er ließ also den Parteigänger die Treppe hinabsteigen, gefolgt von Pompée, der das Felleisen scheinbar nachlässig trug, um nicht erraten zu lassen, was es enthielt. Nachdem einige Minuten vorübergegangen waren, betastete er sich, um zu sehen, ob er nichts vergessen habe, löschte seine Kerzen aus, stieg ebenfalls behutsam die Treppe hinab, wagte einen schüchternen Blick durch den erleuchteten Spalt einer Tür des Erdgeschosses, hüllte sich in einen Mantel, den ihm Pompée reichte, setzte seinen kleinen Fuß auf die Hand des Reitknechts, schwang sich leicht auf sein Pferd, brummte einen Augenblick über die Langsamkeit des alten Soldaten und verschwand im Schatten.
In der Sekunde, wo Richon in Canolles' Zimmer trat, den er unterhalten sollte, während der kleine Vicomte Anstalten zu seiner Abreise traf, erscholl ein Freudengeschrei aus dem Munde des halb auf seinem Stuhl zurückgelehnten Barons, was zum Beweise diente, daß dieser nicht grollte.
»Ah!« rief der Baron, »Ihr kommt zur rechten Zeit, mein lieber Richon; ich mußte irgend jemand finden, um Meister Biscarros' Lob zu singen, und war beinahe darauf angewiesen, ihn gegen diesen Schafskopf von Castorin zu rühmen, der nicht weiß, was trinken heißt, und den ich nie essen lehren konnte. Biscarros ist, bei Gott, ein großer Meister. Setzt Euch hierher, Richon, Ihr habt zu Nacht gespeist, ich habe auch gespeist; doch gleichviel, wir fangen wieder von vorn an.«
»Ich danke, Baron,« sagte Richon lachend, »ich habe keinen Hunger mehr.«
»Streng genommen, will ich das zugeben, man kann keinen Hunger mehr haben, aber man hat stets Durst. Kostet einmal diesen Collioure.«
Richon reichte ihm sein Glas.
»Ihr habt also,« fuhr Canolles fort, »mit Eurem kleinen einfältigen Vicomte zu Nacht gespeist? Ah, ich bitte um Vergebung, Richon. Nein, ich täusche mich, es ist im Gegenteil ein reizender Junge, dem ich das Vergnügen schulde, das Leben von seiner schönen Seite zu kosten, statt die Seele durch drei bis vier Löcher von mir zu geben, die der gute Herzog von Epernon meiner Haut beizubringen gedachte. Ich bin also diesem jungen Vicomte, diesem bezaubernden Ganymed zu Dank verpflichtet. Ah, Richon, Ihr seht ganz aus, als wärt Ihr, was man von Euch sagt, das heißt, der wahre Diener des Herrn von Condé.«
»Still, Baron!« rief Richon; »habt keine solche Gedanken, ich sterbe sonst vor Lachen.«
»Vor Lachen sterben! Geht doch, nein, mein Lieber. Ich habe übrigens nichts weniger als Abscheu vor Eurem kleinen Edelmanne, der sich so um den nächsten besten vorüberziehenden Kavalier kümmert.«
Und Canolles warf sich lachend in seinen Stuhl und entwickelte, während er seinen Schnurrbart kräuselte, eine solche Heiterkeit, daß Richon notwendig daran teilnehmen mußte.
»Also ernsthaft, mein lieber Richon,« sagte Canolles, »nicht wahr, Ihr konspiriert?«
In diesem Augenblick hörte man den Galopp zweier sich entfernender Pferde.
»Oho!« sagte Canolles horchend. »Was ist das, Richon, wißt Ihr es?« – »Ich glaube es zu vermuten.«-
»So sprecht.« »Der kleine Edelmann reist ab.«
»Ohne von mir Abschied zu nehmen?« rief Canolles, »Das ist offenbar ein armseliger Wicht.«
»Nein, mein lieber Baron, es ist ein Mensch, der Eile hat, und nichts anderes.«
Canolles faltete die Stirn und erwiderte: »Was für sonderbare Manieren! Wo ist dieser Junge erzogen worden? Richon, mein Freund, ich sage Euch, daß er unrecht tut. Unter Edelleuten benimmt man sich nicht so. Bei Gott, ich glaube, wenn ich ihn hier hätte, ich würde ihm die Ohren reiben. Der Teufel hole seinen guten Tropf von Vater, der ihm aus Knickerei ohne Zweifel keinen Lehrer gegeben hat.«
»Ärgert Euch nicht, Baron,« sagte Richon lachend, »der Vicomte ist nicht so schlecht erzogen, wie Ihr wohl glauben mögt; denn er hat mich bei seinem Abgang beauftragt, Euch sein Bedauern auszudrücken und Euch tausend schmeichelhafte Dinge zu sagen.«
»Gut, gut,« erwiderte Canolles, »Weihwasser von Hof, das aus einer großen Unverschämtheit eine kleine Unhöflichkeit macht, weitet nichts. Beim Henker, ich bin in einer sehr wilden Laune. Sucht Streit mit mir, Richon! Ihr wollt nicht? Wartet. Gottes Tod, Richon, ich finde Euch sehr häßlich.«
Richon fing an zu lachen und versetzte: »Mit dieser Laune, Baron, könntet Ihr, wenn wir spielten, mir heute abend hundert Pistolen abgewinnen. Das Spiel befördert, wie Ihr wißt, den Ärger.«
»Ah, bei Gott, das Spiel!« rief der Baron, »ja, das Spiel, Ihr habt recht! Mein Freund, das ist ein Wort, das mich mit Euch aussöhnt, Richon, ich finde Euch sehr angenehm. Ihr seid schön wie Adonis, und ich verzeihe Herrn von Cambes. Castorin, Karten!«
Castorin lief, von Biscarros begleitet, herbei. Beide richteten einen Tisch zu, und die zwei Gefährten fingen an zu spielen. In weniger als einer Stunde gewann Richon, trotz seiner Prophezeiung, seinem Gegner achtzig Pistolen ab. CanolIes, der kein Geld mehr bei sich hatte, befahl nun Castorin, aus seinem Mantelsacke zu holen.«
»Unnötig,« bemerkte Richon, dem dieser Befehl nicht entgangen war; »ich habe keine Zeit, Euch Revanche zu geben.«
»Wie, Ihr habt keine Zeit?« – »Nein, es ist elf Uhr, und um Mitternacht muß ich auf meinem Posten sein.
»Geht doch, Ihr scherzt wohl.«
»Mein Herr Baron,« erwiderte Richon mit ernstem Tone, »Ihr seid Militär und kennt folglich die Strenge des Dienstes.«
»Warum seid Ihr dann nicht abgegangen, ehe Ihr mir das Geld abgewonnen hattet?« sagte Canolles halb lachend, halb mürrisch.
»Macht Ihr es mir vielleicht zum Vorwurf, daß ich Euch einen Besuch abstattete?« – »Gott behüte! Ich habe nur nicht die geringste Lust zu schlafen und werde mich hier furchtbar langweilen.«
Hierauf füllte Canolles die Gläser, und Richon entfernte sich, nachdem er auf die Gesundheit des Barons getrunken hatte, ohne daß es diesem nur in den Kopf kam, erfahren zu wollen, auf welchem Wege er sich entfernte. Aber allein mitten unter halb abgebrannten Kerzen, leeren Flaschen und zerstreuten Karten fühlte sich der Baron in eine jener traurigen Stimmungen versetzt, die man nur versteht, wenn man sie selbst erlebt hat; denn seine ganze Heiterkeit hatte nur seinen ersten Verdruß betäuben sollen.
Er schleppte sich also nach seinem Schlafzimmer und warf durch die Scheiben des Ganges einen Blick voll Kummer und Zorn nach dem vereinzelten Hause, von dem ein Fenster von einem rötlichen Schimmer beleuchtet war, und das von Zeit zu Zeit von Schatten durchzogen wurde, woraus deutlich genug