Das Mädchen von Nachtland. Silke May

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Das Mädchen von Nachtland - Silke May

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Angst kleines Mädchen, bald wirst du gefunden werden und sicherlich wird man hier mehr Herz für dich haben, als dein Vater, der Fürst.« Er strich dem Säugling sanft über den Kopf, befeuchtete den Korb etwas an, so als würde er angespült worden sein und ging zurück zum Tunnel.

      Raik wusste, dass dort das Kind schnell gefunden würde. Schließlich würden morgens die Fischer zum Fluss kommen und jetzt war Morgen. Er warf einen letzten Blick zum Kind zurück und in die Richtung, von wo die Fischer kämen. Zufrieden stellte er fest, dass bereits zwei Männer den Bergweg verlassen hatten und zum Ufer gingen.

      Raik beeilte sich schnell in die Höhle zu kommen, um ungesehen den Rückweg im Tunnel anzutreten.

      Jahre später: Es war wie immer, ein klarer Vollmondtag. Schwarz war der Himmel und die Sterne am Himmel breiteten sich wie eine Decke über dem Fluss und dem Sternland aus. Der Helligkeit spendende Vollmond war bereits nur noch als schmale Sichel zu sehen, es wurde Abend und sein Volk begab sich langsam zur Ruhe.

      Nachts wurde es kalt, nur die Sterne waren am Himmel zu sehen. Der nächtliche Wind brachte die Kälte mit einer dichten Nebelsuppe über dem Fluss und trieb die Steppenhexen vor sich her.

      Steppenhexen waren ausgetrocknete grasähnliche Pflanzen, welche der Wind bereits zu großen Kugeln geformt hatte und mit ihnen sein tägliches Spiel machte.

      Auf Sternland gab es keine Vegetation mehr, nur verdorrte knorrige Bäume. Alle Bewohner hatten eine blasse Hautfarbe, ihnen fehlte das Licht der Sonne. Sie hatten graue Haare und waren mit dunkler Kleidung bekleidet, bis ein paar wenige, die weiße Kleidung trugen, das waren die Dorfältesten.

      Die Sternländer waren ein fleißiges und stilles Volk. Sie wohnten hoch oben in den Felsen, dort waren sie auch vor den Kreaturen des Wassers geschützt, welche nachts mit dem Nebel ans Ufer kamen und erst im Morgengrauen mit dem Nebel wieder verschwanden, wenn am Ostufer des Flusses in Sonnland, die Abenddämmerung begann.

      Das Sonnland auf der gegenüberliegenden Seite am Ostufer vom Fluss war hingegen ein Pflanzenreiches Land. Ihr Himmel am Tag strahlte in einer herrlichen blauen Farbe und die Sonne erwärmte tagsüber das Land. So bunt wie das Land, so bunt war auch ihr Volk. Ihre Körper waren von der Sonne gebräunt und ihre Haare glänzten in goldenem Glanz. So bunt wie sie selbst waren auch ihre Kleider und ihre Häuser. Sie waren ein lautes und lustiges Volk, nicht so still wie das Sternvolk.

      Brach im Osten der Tag an, wurde im Westen Nacht, der Licht spendende Mond verschwand langsam und die Sterne regierten. Wurde es im Osten Nacht, ging der Mond als zunehmende Sichel im Westen auf und der Tag brach an. Diese Gehzeiten wiederholten sich bereits seit vielen Jahren. Die Sonnländer dachten nicht einmal mehr an die Existenz der Sternländer. Im Gegenzug, dachten die Sternländer aber sehr wohl an sie, denn Kasota, wie sie den damals ausgesetzten Säugling nannten, den Onur und zwei weitere Fischer gefunden hatten, war der lebende Beweis der Sonnländer.

      Das Mädchen Kasota war ein ganz besonderes Mädchen. Sie war lebhaft und wissbegierig, außerdem unterschied sie sich im Aussehen von den Anderen. Inzwischen zu einer hübschen jungen Frau mit blonden langen Haaren geworden, stand sie auf einem kurzen Steg, der in den Fluss hinein führte. Jeden Tag stand sie dort und sah hinüber ans weit entfernte Ufer, mit den schemenhaften Bergen, wo der Tag anbrach, während über ihr und dem Fluss, der schwarze Sternenhimmel lag.

      Voller Sehnsucht sah sie hinüber. Einmal wollte sie auch einen hellen Tag erleben, mit blauem Himmel und einer Sicht bis in die Unendlichkeit. Erst als gleißendes Licht auf der anderen Seite des Ufers und der damit verbundenen Wärme, sich dichte Nebelschwaden auf dem Fluss bildeten und die Sicht trübte, ging sie heim.

      Sie ging erhobenen Hauptes den steinigen Weg aufwärts.

      Kasota erreichte die Häuser, welche tief in die Felsen gebaut waren. Das Haus ihrer Eltern lag hoch über den anderen in Fels gemeißelten Häusern. Ihr Vater Onur und ihre Mutter Yepa warteten bereits vor ihrem Haus auf einem Felsvorsprung auf ihre Tochter.

      »Kasota, wo bleibst du denn?«, rief ihre Mutter ihr entgegen.

      »Ich bin doch schon da!«

      »Wo treibst du dich denn den ganzen Tag herum?«, fragte Yepa. Onur sah zu seiner Tochter, die den Berg hochkam.

      »Woher wird sie schon kommen, vom Flussufer oder?«

      »Meine Güte, irgendwann wird noch ein Unglück geschehen. Kind, ich möchte nicht, dass du dich andauernd am Ufer herumtreibst.«

      »Was soll denn schon passieren, Mutter? Ich gehe doch nicht in den Fluss hinein, sondern war nur auf dem Steg.«

      »Kasota, du weißt, dass du nicht bis zum Aufsteigen des Nebels am Fluss bleiben sollst. Der Nebel könnte Gefahren mit sich bringen, denk an die Flussungeheuer, welche im dichten Nebel nicht zu sehen sind.«

      »Ja Vater, aber es ist so schön, wenn am anderen Ufer der Tag anbricht. Warum können wir nicht hinüber?«

      »Kasota, wie oft soll ich dir noch sagen, dass es keine Möglichkeit gibt und außerdem, sind wir für sie ein fremdes Volk und wahrscheinlich auch nicht willkommen. Vielleicht würden sie uns sogar angreifen. Jetzt komm herein, damit wir Essen und uns anschließend zur Ruhe begeben können.«

      Ihre Tochter wusste seit ein paar Jahren, dass sie in Sonnland geboren wurde. Nachdem sie ihren Vater gefragt hatte, warum nur sie blondes Haar hatte. Wenn der Mond in voller Blüte stand, glänzte ihr Haar wie Gold. Ihr Vater wusste, dass es jetzt an der Zeit war, seine Tochter aufzuklären. Seither wusste Kasota, dass in Sonnland auch Menschen lebten. Der Drang einmal dorthin zu kommen, wuchs immer mehr.

      Kasota lag auf ihrem Strohlager, zugedeckt mit einer Wolldecke aus Schafwolle und sah zu der Kerze, welche neben ihr auf einem Steinteller auf dem felsigen Boden stand.

      »Morgen werde ich zu Dorian gehen und mit ihm reden, vielleicht weiß er einen Ausweg«, murmelte sie vor sich hin und löschte das Licht.

      Dorian war der Sohn von Can einem der Dorfältesten und nur etwas älter als sie selbst. Dorian war ihr Freund, die anderen vier Jugendlichen waren bereits um einige Jahre älter und hatten andere Interessen als sie.

      Ansonsten gab es nur noch vier Kleinkinder, zum Teil lagen sie noch in den aus Holz gezimmerten Wiegen, in der schon viele Generationen lagen. In Sternland durften nur bis zu zehn Kinder und Jugendliche leben. Wenn die Jugendlichen zu jungen Erwachsenen herangewachsen waren und in der Lage, das Volk mit ihrer Arbeit zu unterstützen, durften wieder Kinder gezeugt werden. Es herrschten strenge Richtlinien, welche auch strikt eingehalten wurden, schließlich hing davon die Chance jeden Einzelnen zum Überleben ab. In Gedanken an Sonnland und an Dorian schlief sie ein.

      Kapitel 4

      Bereits in den frühen Morgenstunden wurde Kasota wach. Aus dem Nebenraum hörte sie schon ihre Mutter arbeiten und das Knistern des Feuers, das jeden Morgen als Erstes entfacht wurde. Kasota sah auf das Strohlager ihrer Eltern, ihr Vater war auch schon aufgestanden. Sicherlich war er mit drei anderen Fischern schon am Fluss um Fische zu fangen. Der Duft von Kräutertee zog zu ihr ins Schlaflager. Gleich würde ihre Mutter nach ihr rufen.

      »Kasota, mein Kind aufstehen, der Tag bricht gleich an!«

      »Ja Mutter, ich komme gleich!«

      »Ist gut Kind, vergiss dich aber nicht zu waschen!« Kasota verdrehte die Augen. »Natürlich

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