Das Mädchen von Nachtland. Silke May

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Das Mädchen von Nachtland - Silke May

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hängen geblieben«, sagte Yepa und schmunzelte dabei.

      Kasota ging im Nachthemd zum Küchendurchgang. Sie stemmte ihre Arme in die Seiten und sah zu ihrer Mutter.

      »Was willst du damit sagen?«

      »Dass du zu einer sehr eigenständigen jungen Frau geworden bist, die sich nicht immer an das hält, was man ihr sagt.«

      »Das stimmt überhaupt nicht!«, prustete sich Kasota auf.

      »Oh, doch meine Tochter. Zum Beispiel habe ich dir immer wieder gesagt, dass du nicht allein zum Flussufer gehen sollst?«

      »Ja, das stimmt, aber  «

      »Halte jetzt keine Rede, denn ich könnte dir einiges darüber erzählen. Mach dich jetzt fertig, damit wir mit dem Frühstück fertig werden. Ich muss mit der Zubereitung des Mittagessens, für die Dorfältesten beginnen.«

      Kasota verschwand hinter einer schmalen Holztür, welche vom Wohnraum in den Schlafraum führte.

      Ihre Mutter deckte inzwischen den massiven Holztisch, um den sechs ebenso massive Holzstühle standen. Alles im Haus stammte aus Familien von Generationen vor ihnen. So wie es im ganzen Dorf üblich war und jede Generation es hegte und pflegte.

      Yepa und ihre Tochter Kasota ließen sich das Frühstück munden, es gab frisches Fladenbrot und Kräutertee.

      »Was wirst du heute machen, mein Kind?« Kasota zuckte mit den Schultern.

      »Ich werde zu Dorian gehen.«

      »Dorian hat deinen Vater abgeholt, sie sind beide zum Fischen gegangen. Du wirst mir beim Zubereiten der Speisen zur Hand gehen müssen. Nachdem ich heute für die Dorfältesten kochen muss, könntest du inzwischen unser Mittagsmahl zubereiten.«

      »Ich kann nicht kochen.«

      »Dann wirst du es lernen und du fängst heute damit an. Schließlich wirst du irgendwann Dorian ehelichen und ein Kind bekommen. Dann musst du für deinen Mann, seinen Vater und später auch für dein Kind kochen können.«

      »Das liegt noch in weiter Ferne, jetzt habe ich noch keine Lust Dorian zu ehelichen und für ihn und Can den Haushalt zu führen.«

      »Das mag schon sein, doch Übung und Fingerspitzengefühl, für manche Dinge im Haushalt, kommen nicht über Nacht. Kasota, heute wirst du damit anfangen.«

      Ihre Mutter legte ihr die vorbereiteten Lebensmittel auf den Tisch und forderte sie mit einem Nicken dazu auf, endlich anzufangen.

      Kasota betrachtete die Kartoffeln und das Gemüse.

      »Wo kommt das her?«

      »Das hat dein Vater gebracht.«

      »Das weiß ich auch, aber woher hat es Vater?«

      Yepa sah ihre Tochter an. »Das mein liebes Kind, geht uns Frauen nichts an. Es ist da und wir sind unseren Männern dafür dankbar.«

      Vorwurfsvoll sah Kasota ihre Mutter an. »Hast du Vater nie danach gefragt? Ihre Mutter schüttelte den Kopf.

      »Weiß es Dorian auch?« Ihre Mutter zuckte mit den Schultern.

      »Ich weiß es nicht. Ich denke aber, falls er es weiß, wird er es niemanden sagen. Das bleibt Männergeheimnis.«

      »Das bekomme ich schon heraus«, gab Kasota trotzig von sich.

      »Das wirst du schön bleiben lassen, sonst bringst du Dorian womöglich noch in Schwierigkeiten und jetzt fang endlich damit an, die Kartoffeln dünn zu schälen.«

      Kasota wusste, dass das letzte Wort darüber noch lange nicht gesprochen wurde. Sie war sich sicher, sollte Dorian darüber Bescheid wissen, würde sie es schon herausbekommen.

      Fleißig schälte sie die Kartoffeln und putzte das Gemüse, sie schnippelte alles klein her und gab es in den großen Topf. Sie füllte den Topf mit Wasser und gab Salz und frische Kräuter dazu. Sie setzte den Deckel darauf und stellte ihn über die Herdflamme.

      »Fertig, kann ich jetzt gehen?«

      »Ja, ich danke dir, es kocht jetzt von alleine, du kannst jetzt gehen. Wohin willst du?«

      »Keine Ahnung, ich gehe einfach einmal darauf los. Vielleicht schaue ich zum Fluss und beobachte die Fischer.«

      »Mach das, aber pass auf dich auf und gehe denn Männern nicht im Weg um.«

      »Mach ich, außerdem gehe ich nicht ins Wasser, sondern schaue vom Ufer aus zu.«

      Kasota verließ das Haus und blieb auf dem Felsvorsprung stehen. Sie sah in die Weite und zum Fluss hinunter. In der Ferne am Ostufer war es inzwischen genauso dunkel wie bei ihnen. Sie sah zum Himmel hoch, der Mond war bereits zur Hälfte sichtbar und erhellte schemenhaft die Umgebung. Bald würde es Mittag sein und der Mond würde das Land erhellen und ihr Haar goldgelb glänzen lassen. Langsam setzte sie sich in Bewegung und ging bergabwärts zu den Fischern am Fluss.

      Dorian zog gerade ein Netz aus dem Wasser und holte die Fische heraus und warf sie in einen Holztrog, der mit Wasser gefüllt war. Die Fische zappelten darin und streckten ihre Köpfe aus dem Wasser, so als wollten sie herausspringen. Kasota stellte sich neben den Trog und sah hinein.

      »Dorian, hast du die alle allein gefangen?« Dorian lachte.

      »Natürlich nicht, denkst du, dass sie sich mir anbieten?« Kasota zuckte mit den Schultern. »Es hätte ja sein können, dass du schon so fleißig warst. Wann bist du fertig?«

      »Kasota, wenn du still wärst, könnte es schneller gehen, also lass Dorian in Ruhe, sonst stehen wir in ein paar Stunden noch da«, gab ihr Vater mürrisch von sich.

      Bockig verließ sie das Ufer und ging zurück zum Bergkamm. Von Langeweile getrieben spazierte sie den Bergkamm entlang. Immer wieder hielt sie inne und sah zur anderen Uferseite. Kasota merkte nicht, dass sie bereits das Ende vom Bergkamm erreicht hatte. Eine Schlucht trennte den Felsenkamm von dem nächsten Berg, der noch schroffer war als der Felsen, auf dem sie ihr Zuhause gefunden hatten. Verdorrte Büsche säumten den Weg der Schlucht. Neugierig schlug sie den Weg zur Schlucht ein. Mit Mühe bahnte sie sich einen Weg durch das Gestrüpp, die kahlen Zweige schob sie mit den Händen zur Seite und zog sich mit den verdorrten Zweigen, Kratzer an den Händen zu.

      »Was machst du hier?«, polterte die dunkle Stimme ihres Vaters.

      »Ich, ich wollte nur sehen, wohin es hier geht«, antwortete Kasota erschrocken.

      »Hab ich dir nicht beigebracht, dass du dich nicht so weit von unserem Wohngebiet entfernen sollst?«

      »Doch, aber ich war ganz in Gedanken versunken.« Onur sah seine Tochter schief von der Seite an.

      »Du warst also so in Gedanken, dass du das trockene Geäst, das auf deiner Haut Kratzer hinterließ, nicht spürtest? Kasota, das glaubst du doch selbst nicht, oder?« Onur packte Kasota fest am Arm und zog sie mit sich fort.

      »Zur Strafe wirst du heute den ganzen Tag den Berg nicht verlassen und deiner Mutter zur Hand gehen.«

      Schweigend ging

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