Friedrich Gerstäcker: Blau Wasser. Gerstäcker Friedrich

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Friedrich Gerstäcker: Blau Wasser - Gerstäcker Friedrich maritime gelbe Buchreihe

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durch das Wasser ging, hatte die rückprallende riesige Woge den Körper des Unglücklichen schon außer Wurfes Nähe geschleudert, und als ihn die nächste zurückbrachte, glitt das Schiff auf dem Rücken derselben hinab, und in dessen Fahrwasser, mit den Wogen kämpfend, schwamm der Verlorene.

      „Hilfe!“ tönte sein Notschrei markdurchschneidend herüber, und ein Schwarm Cap-Tauben, die einzeln dort über die Flut zerstreut gewesen, sammelte sich im Nu mit raschem Flügelschlag über ihm, die neue Beute noch scheu betrachtend.

      „Es ist unmöglich, ein Boot auszusetzen!“ rief der Kapitän, in voller Angst eine der Besanpardunen fassend und auf die Reling springend, „wir bekämen nicht einmal die Mannschaft hinein, ehe es uns an den Seiten zerschmetterte.“

      Der Steuermann schüttelte, ohne den Blick von dem Unglücklichen zu nehmen, traurig und ernst mit dem Kopf und sagte nur leise: „Es wäre Wahnsinn!“ Der alte Tom nickte langsam vor sich hin mit dem Kopf und flüsterte still in sich hinein:

      „Er hat ihn gesehen – hab' ich's mir nicht gedacht? Der arme Teufel, was half da sein Leugnen – nun wird er mir's glauben!“

      „Hilfe, Hilfe!“ tönte schon schwächer der verzweifelte Notschrei des Schwimmers zu ihnen herüber; er wusste, dass ihm keine menschliche Hilfe mehr werden konnte, aber der Trieb zum Leben ließ die Hoffnung nicht sinken, bis zum letzten Augenblick.

      Und die Mögen sammelten sich über ihm – aufsteigend jetzt in weitem Zirkelschwung und dann niederstoßend nach der seltenen Beute, der sie sich dennoch nicht zu nahen wagten. Schwerer Flügelschlag jetzt von da drüben her; zwei Albatrosse, denen andere folgten, sahen den dicht gedrängten Schwann der Cap-Tauben und Mögen.

      Grafik 22 Grafik 21

      Mit den riesigen Fittichen ziehen sie heran, kreisen einmal herum über dem dunkeln Punkt in der Flut – in ihrer Flut, und der eiserne Schnabel haut nach der gebotenen Beute.

      „Hilfe! Hilfe!“ Es war ein Aufkreisch, der die Männer aufscheuchte, als ob ein Schuss zwischen sie gefallen wäre, und selbst die Albatrosse wichen einen Augenblick dem fremden, unheimlich grellen Ton, aber nur, um ihren Angriff wenige Momente später mit so viel größerer Gier zu erneuen.

      „Heiliger Gott!“ rief der Kapitän und sprang, das Fernrohr aufgreifend, das ihm der Steuermann reichte, ein paar Schritt die Besanwant hinan, in der er sich festklammerte und das Rohr auf den Schwimmenden richtet – „die Vögel stoßen auf ihn – das ist entsetzlich!“

      „Hilfe! Hilfe!“

      Ein scharfer Ton der Mögen antwortete diesmal; es war der Kampfschrei der hungrigen Tiere, die sich, dem stärkeren Albatros zum Trotz, auf die Beute warfen und unter den weiten Schwingen des mächtigeren Gegners hin nach Kopf und aufgeworfenem Arm des Unglücklichen hackten.

      „Gott sei seiner Seele gnädig!“ sagte Tom, sich schaudernd abwendend, während Einzelne der Leute dem Kapitän in die Wanten folgten. Dieser jedoch schob sein Glas zusammen und stieg schaudernd hinab; er konnte den Anblick nicht länger ertragen.

      Die Vögel, mit den Albatrossen an der Spitze, bildeten jetzt eine feste Masse auf der Flut, so dass sich unter ihrer dicht gedrängten Schaar schon nichts weiter mehr im Wasser erkennen ließ. Die schwächeren Cap-Tauben aber umflogen ärgerlich kreischend die gefundene Beute, von der die stärkeren Schwestern sie verscheucht hatten, auf und nieder dabei flatternd, manchmal dem Schiff folgend, als ob sie ein neues Opfer zu finden erwarteten, und dann zu dem ersten zurückkehrend mit raschem ängstlichem Flug.

      Die Leute kamen langsam herunter und gingen nach vorn, und das Schiff kämpfte weiter gegen die empörte Flut, die ihr Opfer jetzt hatte.

      Weit in Lee kam jetzt ein Segel in Sicht – dasselbe, das vorhin angerufen worden. – Oben auf einer Woge, wie von der äußersten Spitze getragen, stand es einen Augenblick, und verschwand dann in der Tiefe, als ob die Flut es verschlungen; es lag über dem andern Bug und kreuzte nach Norden auf – eine Stunde später war es am Horizont verschwunden, während mit schwerfälligem Flügelschlag die Albatrosse dem Schiffe wieder folgten – neue Beute erhoffend.

      * * *

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