Ein beabsichtigter Mord mit unbeabsichtigten Folgen. Denise Remisberger

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein beabsichtigter Mord mit unbeabsichtigten Folgen - Denise Remisberger страница 3

Автор:
Серия:
Издательство:
Ein beabsichtigter Mord mit unbeabsichtigten Folgen - Denise Remisberger

Скачать книгу

dachte Pendragona trotzdem noch einen ganzen Monat bittersüss an ihn, während sie seine Musik in ihren Ohren hämmern liess und seinen von ihr geträumten Kosenamen vor sich hinflüsterte, «chat rouge».

      4

      Nach einer hauptsächlich dem Entsorgen von Hansens Hausrat gewidmeten Woche, beschloss Pendragona, für ein, zwei Tage in Urlaub zu fahren. Natürlich meldete sie Herrn «Kriminalpolizei. Kapitaldelikte. Lapiedra.» nichts davon.

      Was für eine Wohltat, die Welt und sich selber von diesem Langweiler Hans befreit zu sehen. Die lähmenden Ausdünstungen seines zubetonierten Geistes hatten ihr wie einer Fliege im Spinnennetz langsam, aber sicher, den Lebensatem abgesaugt. Jetzt konnte sie ihre Lungen wieder füllen, mit Kraft und Erneuerung.

      Sie wollte in die Alpen, in die Einsamkeit, in die tiefen schattigen Wälder, fernab von allem Menschlichen.

      Sie liess also Eisenbahn, Gondelbahn, Alprestaurant und gekennzeichnete Wanderwege hinter sich und streifte lautlos auf schmalen Wildwechseln durch die nach Harz duftenden Baumwelten, durchquerte absolut stille Lichtungen, umrundete verwunschene, zum Innehalten einladende Weiher in sumpfiger Einfassung und erreichte vor der Dämmerung eine Höhle.

      Sie legte ihren Rucksack ab und ging wieder nach draussen, um Brennholz zu suchen.

      In der Höhle zurück, brach sie kleine Ästchen von den grösseren ab, stellte diese aneinander gelehnt auf, entzündete sie und legte die grösseren darüber.

      Nicht, dass sie damit kochen wollte. Das Feuer diente nur der Wärme.

      Als es langsam gemütlich wurde in der kleinen Höhle, packte sie ein paar belegte Brote mit Sesam aus und einen Thermos Grüntee.

      Gerade, als sie den ersten Bissen im Mund genüsslich kauen wollte, ertönte hinter ihr eine tiefe Stimme aus dem Nichts: «Ein Glas Wein gefällig?»

      Sie schluckte den Bissen ungekaut hinunter, während sie in einem Schwung aufsprang, zum Kampf bereit.

      Was sie erblickte, war ein Paar lächelnde Augen, welche in ihren ein ganz eigenes Echo auslösten. Sie setzte sich wieder hin, da sie diese grosse Person für ungefährlich hielt.

      «Sind Sie der Förster?», wollte sie streng wissen.

      «Oh nein», antwortete er charmant, «ich bin der Räuber».

      «Aha. Bitte», lud sie ihn mit einer auffordernden Geste zum Sitzen ein. Sein langer schwarzer Ledermantel schwang ihm leicht um die langen Beine, als er sich glücklich niederliess.

      Pendragona schaute immer noch missmutig, als er den Wein einschenkte und ihr ein Glas reichte. Sie schnupperte misstrauisch daran und nippte dann kurz.

      Während sie ihn beobachtete, wie er da mit grossen, im Feuerschein schillernden Augen über sein Glas hinweg himmelte, eine grosse Hand in seinen borstigen Wollknäueln von Haaren, fragte sie zweifelnd: «Räuber? Was rauben Sie denn so?»

      «Ach, ich raube dem Land die Rechtsextremen.»

      «Will heissen?»

      «Na ja, ich lauere ihnen auf, den Jungen in ihren Bomberjacken und den Alten mit ihren Jagdgewehren, brate ihnen eins über und rolle sie einen Abhang hinunter.

      Damit es so aussieht, als wäre ihnen ein grosser Brocken Stein auf den Kopf gefallen, rolle ich noch etliche davon hinterher.»

      «Aha.» Er wurde ihr immer sympathischer.

      «Wie heissen Sie?», fragte er sanft.

      «Pendragona. Und Sie?»

      «Nennen Sie mich Donostia, das ist der baskische Name für San Sebastián, ein Städtchen mit Kampfgeist.»

      «Wo hatten Sie sich eigentlich vorher versteckt?»

      «Na, in der anschliessenden Höhle hinter diesem Vorsprung dort. Übrigens nett eingerichtet», winkte er mit einem ganzen Gartenzaun.

      Die leichte Wellenbewegung, die von ihrem Becken in ihre Füsse strömte, nahm er mit einem glitzernden Blick zur Kenntnis.

      «Darf ich Sie einladen, dorthin?»

      «Ja.» Sie bemühte sich, neutral und gelassen zu tönen, hatte aber ihre Mühe dabei.

      Sie löschten das Feuer, schlüpften durch eine schmale Öffnung im Felsen, und Donostia verankerte eine von Eisenscharnieren gehaltene und mit Gummi eingefasste Steinplatte so im Fels, dass die Enden dicht anschlossen.

      Das Erste, was ihr auffiel, war ein Knüppel, aus Holz gefertigt, mit einem Griff aus Metall, der seltsam weit aus dem Holz herausragte. Als sie näher trat, sah sie, dass das Metall nicht alleine den Griff ausmachte, sondern eine momentan aus dem Holz herausgezogene Eisenstange war.

      «Handlich», meinte sie trocken.

      «Eigenkonstruktion», betonte er überflüssigerweise.

      In einer Ecke stand ein Kohlebecken auf einem Dreibein aus Messing, welches angenehme Wärme verbreitete.

      Auf dem Boden lagen farbenfrohe Wollteppiche und an den Wänden hingen gemusterte Tücher. Ein Gestell mit Schubladen, ein Tisch mit einem Stuhl und ein Bettrost, alles aus hellem Holz, sowie eine dicke Matratze auf dem Rost schmückten die Höhle.

      Hinter einem neuerlichen Vorsprung plätscherte Wasser über eine Felskante, welches in einer Spalte gegenüber verschwand. Neben dem Wasserfall stand eine bestückte Seifenschale und ein Shampoo, neben dem Abfluss ein Desinfektionsmittel und eine WC-Bürste. Dort war dann wohl kauern angesagt, so wie in manchen Autobahnklos.

      Auf Bodenhöhe befand sich eine Öffnung im Gestein, die von Menschenhand gemacht schien. Auf alle Fälle liess sie Sauerstoff und ein bisschen Licht herein.

      Pendragona drehte sich beeindruckt um die eigene Achse, während Donostia verlegen auf den Boden schaute.

      «Wollen wir uns setzen?», schlug er vor.

      Sie setzten sich aufs Bett und tranken mehr Wein, während Pendragonas Kribbeln sogar im Kerzenschein sichtbar wurde. Donostia sass auf dem Bett und rührte keinen Finger, schaute nur, wartete.

      Ihre Finger zuckten und strichen schliesslich sanft über seine Lippen, gleiteten in seinen Mund und liessen sich von seiner Zunge liebkosen. Er nahm ihre Hand in seine und küsste ihren Mund, wobei er ihren Hals mit der anderen Hand streichelte.

      Die Kleider landeten eins nach dem anderen auf dem Boden, Haut wurde mit dem Mund erforscht, mit den Fingerkuppen erspürt, Worte ins Ohr geflüstert. In einem Sternenmeer badend verschmolzen Körper und Seelen, als ob sie sich wiedererkannt hätten, nach einer langen Reise der Einsamkeit.

      «Ich muss gehen», sprach Pendragona leise in die Decken und machte Anstalten aufzustehen. Ihre Uhr zeigte sieben Uhr, vermutlich morgens.

      «Die Gondelbahn fährt heute aber nicht», tönte es versuchsweise zurück.

      «Ich komme ja wieder, mein Süsser», lachte sie.

      «Ach

Скачать книгу