Ein beabsichtigter Mord mit unbeabsichtigten Folgen. Denise Remisberger

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Ein beabsichtigter Mord mit unbeabsichtigten Folgen - Denise Remisberger

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löste sich aus dem festen Griff Donostias, zog sich an, nötigte ihn, ihr die Felsentüre zu öffnen, was er äusserst widerwillig tat, und gab ihm einen langen Abschiedskuss.

      «Ich könnte mich aufs Entführen verlegen», kam es rau von Donostia.

      «Und wer erlöst uns dann von den Rechten?»

      «Na gut, ich könnte beides machen.»

      «Überfordere dich nicht.»

      «O.K. Wann kommst du wieder?»

      «Wenn der Mond wieder so steht wie jetzt.»

      «So lange noch.»

      «Du hast ja Arbeit.»

      «Vielleicht», tönte es unlustig.

      Sie gab ihm noch einen langen Kuss und hüpfte dann endgültig davon.

      Zuhause angekommen, liess sie sich ein heisses schaumiges Bad einlaufen und schwelgte dann darin, bis sie fast einschlief. Dann kochte sie sich Gemüse-Spaghetti und ging früh zu Bett.

      5

      Am nächsten Morgen machte sie sich daran, ihre Kunstausstellung, welche am Mittwoch der folgenden Woche Vernissage hatte, vorzubereiten. Sie wählte die auszustellenden Bilder nach Gruppenzugehörigkeit aus, auch wenn nicht alle Gruppen vollständig waren. Von den vier Elementen hatte sie das Wasser bereits verkauft. Die Aszendenten hingegen gab es noch alle. Auch die Tarotkarten waren unvollständig, aber sie wollte sie trotzdem ausstellen.

      Ihre Bilder zeichneten sich durch Intensität und Mystik aus, ein seltenes Gemisch. Das Gästebuch wollte sie ebenfalls mitnehmen, denn es bereitete ihr Freude, zu einem jeweils späteren Zeitpunkt darin nachzulesen, was die Gäste an ihrer Malerei berührt hatte.

      Da die Sonne einladend zum Fenster hereinschien und ihr einflüsterte, sie auch zu geniessen, denn bald würde es wieder regnen und kalt sein, entschloss sie sich, einen Spaziergang am See zu unternehmen, ohne sich noch für zusätzliche Erledigungen verpflichten zu lassen, wie etwa, den halben Body-Shop leer zu kaufen oder so.

      Zu heiss für einen Versuch auf dem Fahrrad, setzte sie sich ins Tram und wählte einen Schattenplatz.

      Am Bellevue stieg sie aus und spazierte los, Richtung Zürichhorn. Gemächlich schlendernd spürte sie die Sonne auf der Haut, liess den Blick über die funkelnden Lichtreflexe auf dem Wasser wandern und stutzte plötzlich, als sie hinter einem Baum ein Stück khakifarbener Hose sah und dazu unpassend gewisse italienische feine Lederschuhe.

      «Besass der gute Junge nur das eine Tenue?», fragte sie sich konsterniert.

      Als sie vorbeilief, verschwanden Hose sowie Schuh auf die andere Seite des Baumes, um gleich darauf unauffällig-auffällig, ausgefüllt mit dem Kommissar persönlich, hinter Pendragona herzuschleichen.

      Sie warf die Haare so zurück, dass sich ihr Hals aufreizend bog und strich sich langsam den Jupe über den Hüften glatt, während sie sich seinen Gesichtsausdruck vorstellte und schon fast wieder kichern musste. Sie hielt auf einen Baum zu, drehte sich dann um und schaute ihm provozierend in die Augen, während sie sich genüsslich an den Baum drückte. Sie liess ihren Blick auf die unmögliche Militärhose fallen und gewahrte zu ihrem stillen Vergnügen seine ausgeprägte Wonne.

      Sie hätte ihm am liebsten ein Bein auf die Brust gelegt und sich von ihm vernaschen lassen, doch war er für eine heisse Nummer mitten auf dem Gehweg am hellichten Nachmittag bei regem Spazierbetrieb natürlich nicht zu haben. Er steuerte nur bis auf eine Nasenlänge an sie heran und starrte ihr auf den Mund. Obwohl er sie nicht berührte, durchfuhr sie ein für ihn sichtbarer Orgasmus, wobei sich ihr Mund mit einem leisen Laut öffnete, was ihn dazu veranlasste, wie ein Sieger zu lächeln. Dann war er verschwunden.

      Pendragona setzte sich auf den nächsten Stein, um wenigstens ihre Unterhose wieder trocken zu kriegen. Ihre Verwirrung war nicht so leicht zu bewältigen. Was beabsichtigte dieser elende Polizist eigentlich? Wollte er sie dazu bringen, ihn so sehr zu wollen, dass er sie nur zu berühren brauchte, um ein Geständnis aus ihr hervorzulocken?

      6

      Um auf ablenkende Gedanken zu kommen, rief Pendragona am übernächsten Abend Susanne an, um sie für einen Ausgang ins XTra zu animieren. Dazu brauchte es nicht viel, denn Susanne war verheiratet, und das mit Kind, sodass sie jede sich ihr bietende Gelegenheit zur Flucht wahrnahm und nutzte.

      Sie fanden sich schon um 21.00 Uhr ein und setzten sich, mit Ginger Ale und Orangensaft bewaffnet, an eins der Tischchen, die zwischen Bar und Tanzfläche montiert waren. Sie beobachteten die Hereinströmenden, erkannten trotz dem spärlichen Licht einen gemeinsamen Bekannten, Gerold, begrüssten ihn, bestaunten seinen langen geschlitzten Rock über den grobmaschigen Netzstrümpfen und liessen ihn wieder fort, ein paar Runden drehen.

      Dann begaben sie sich auf die Tanzfläche, von der sie zwei volle Stunden nicht mehr herunterkamen, um sich, nach der totalen Verausgabung mit Anne Clark, im Gang auf einem der bequemen Sofas niederzulassen, diesmal bewaffnet mit Cola und Cranberrysaft.

      Gerold setzte sich kurz zu ihnen, um zu erwähnen, dass seine Netzstrümpfe etwas unbequem wären, aber doch nett anzusehen.

      Ein ehemaliger Verehrer Pendragonas begrüsste sie euphorisch, da voll Bier und voll Gras, und schwenkte dabei seine Frisur bedenklich unter Einsturzgefahr hin und her. Seine überlangen rosaroten Dreadlocks waren zu einer Bazillus-Wabe auf seinem Kopf aufgetürmt und drohten, Pendragona direkt und mit voller Wucht ins Gesicht zu knallen.

      «Setz dich oder verschwinde», befahl sie Kemel darum. Er setzte sich und wollte sie sogleich davon überzeugen, die Nacht bis zum nächsten Mittag mit ihm zu verbringen. Sie lehnte ab mit der Begründung, dass sie nicht besonders auf Macker stehe, welche nicht unten liegen könnten, und ob er vielleicht nekrophil sei? Tausche Bakterienkultur gegen Leiche, so in die Richtung. Er hatte etwas dagegen, wenn sich die Frau bewegte oder etwas Fantasie zeigte. Er wollte ein stilles Brett. Vielleicht sollte er sich eine Puppe zulegen.

      Äusserst betrübt zog er wieder ab, um eine Opferbereitere zu finden. Später sahen sie ihn dann alleine nachhause schleichen. Pendragona und Susanne auf jeden Fall amüsierten sich noch eine ganze Weile auf der Tanzfläche und zogen dann leicht wie die Federn heimwärts.

      7

      Mittwoch, um 18.00 Uhr exakt, hockte Pendragona in der Galerie auf einer Fensterbank und starrte auf die offene Türe. Ihr linker Fuss wippte unkontrolliert.

      Die ersten Gäste verwickelten sie sogleich in ein längeres Gespräch, währenddem sie einzelne Bilder kommentieren musste, was ihren Mund solchermassen austrocknete, dass sie sich irgendwann auf die Suche nach einem kühlen Glas Orangensaft machte.

      Sie liess es beinahe wieder fallen, als sie zwei ihr seit Neuestem sehr bekannte Stimmen miteinander plaudern hörte.

      «Was machen Sie denn so beruflich?», fragte die eine.

      «Ach, wissen Sie, ich baue Instrumente. Das eine Konzert auf der 1. Mai-Wiese wurde mit meinen Erzeugnissen vorgetragen», antwortete die andere gemächlich.

      «So, so. Der 1. Mai also», fasste

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