Your King. Sarah Glicker

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sind, kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Als er sich endlich wieder nach vorne dreht, kann ich nicht verhindern, dass ich leise ausatme.

       „Wir werden euch an einen Ort bringen, an dem ihr zu euren neuen Besitzern übergeben werdet“, stellt er nur fest.

       Besitzer?, denke ich, während ich darauf warte, dass er noch etwas von sich gibt.

       Doch er schweigt und geht nicht näher darauf ein.

       Während der nächsten Stunde versuche ich meine Angst so gut es geht unter Kontrolle zu behalten. Ich setze mich auf meine Hände, damit niemand das Zittern bemerkt.

       Doch mir ist bewusst, dass ich kurz davor stehe, das Bewusstsein zu verlieren. Und das nur aus dem Grund, weil ich nicht mehr in der Lage bin, richtig zu atmen.

      3

      Taylor

      Ich bin ein paar Minuten zu früh, als ich an dem vereinbarten Treffpunkt mitten in der Nacht ankomme. Allerdings nur, weil ich keine Ahnung hatte, wo ich hin muss.

      In den letzten Jahren habe ich es gehasst, mir auf diese Weise neue Frauen zu besorgen, die in den Clubs arbeiten. Ja, leider sind solche Aktionen von meinem Vater schon öfter vorgekommen. Und immer war ich derjenige, der losgefahren ist. Nun bin ich es jedoch, weil ich die Führung der Clubs vor einigen Monaten übernommen habe und es meine Aufgabe ist.

      Gelangweilt stehe ich nun neben meinem Wagen und habe die Arme vor der Brust verschränkt. Ich beobachte die anderen Männer, die ebenfalls gekommen sind, dabei, wie sie sich unterhalten. Bis auf zwei kenne ich allen von ihnen und weiß aus Erfahrung, dass sie nichts Interessantes zu berichten haben.

      Am Anfang hatten sie noch versucht, mich ebenfalls in eine Unterhaltung zu verwickeln. Doch schnell haben sie gemerkt, dass ich darauf keine Lust habe.

      Es geht ihnen nicht darum, einfach freundlich zu sein und ein wenig Smalltalk zu machen. Sie wollen in Erfahrung bringen, welchen Kontrahenten sie als Erstes aus dem Weg schaffen können, um seine Geschäfte zu übernehmen. Bei mir wollen sie allerdings eher herausfinden, wie groß die Gefahr ist, die von mir ausgeht.

      Und das ist etwas, was sie nichts angeht. Sie kennen den Namen meines Vaters, mehr geht sie aber auch nichts an. Sie sollen ruhig ein wenig grübeln, wie viel Macht ich in meinen Händen halte, oder ob ich mich von meinem Vater lenken lasse.

      Jeder von ihnen hat nur einen kleinen Club und versucht sich irgendwie über Wasser zu helfen. Keiner von ihnen hat den Background, den ich habe. Sie können es nicht einmal ansatzweise mit mir aufnehmen. Und das wissen sie auch.

      Schon alleine aus diesem Grund bin ich eine ernsthafte Gefahr für sie.

      Als der Bus endlich auftaucht, in dem sich die Frauen befinden, gebe ich dem Türsteher aus dem Club ein Zeichen. Er steht mit einem zweiten Wagen ein paar Meter hinter mir und wartet nur darauf, dass er endlich von hier wieder verschwinden kann. Doch das kann ich nachvollziehen. Schließlich habe ich auch keine Lust darauf, hier zu sein. Allerdings würde er mir das nie sagen. Nein, auch in dieser Angelegenheit schweigt er.

      „Taylor“, höre ich, wie jemand meinen Namen ruft.

      Leider kenne ich sie nur zu genau und ich kann nichts Positives mit ihr in Verbindung bringen. Daher kann ich mir auch ein Seufzen nicht verkneifen.

      „Die Mädchen sind also von dir“, stelle ich nüchtern fest.

      Alex kommt mit großen Schritten auf mich zu und bleibt schließlich zwei Schritte von mir entfernt stehen, um mir die Hand zu reichen. Zögerlich nehme ich sie.

      Normalerweise spiele ich das Spiel mit. Doch bei ihm mache ich gerne eine Ausnahme. Er kann ruhig wissen, dass ich kein großer Fan von ihm bin. Mir ist bewusst, dass ich in einer Welt lebe, in der man nicht lange zögert. Doch mir gefällt nicht, wie er seine Geschäfte abschließt, wenn es nicht so läuft, wie er es gerne hätte. Das habe ich ihm auch schon ein paar Mal gesagt.

      „Dein Vater und ich haben ein Tauschgeschäft gemacht“, verkündet er mit einem gewissen Stolz in der Stimme.

      Für einen kurzen Moment frage ich mich, was mein Vater hatte, was er haben wollte. Doch ich kann die Frage gerade noch für mich behalten. Ich habe keine Lust, mich länger mit ihm zu unterhalten, als es unbedingt sein muss.

      Stattdessen sehe ich dabei zu, wie ein Bus anrollt und schließlich stehen bleibt.

      „Sie sind da“, verkündet er nun und schlägt mir auf die Schultern, ehe er sich so hinstellt, dass alle ihn sehen können.

      „Ihr wisst, wie es läuft. Jeder bekommt, was er haben wollte.“

      Ein paar Minuten schweigt er, wobei ich ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht erkennen kann. In dieser Zeit steigen die Frauen aus und stellen sich hinter ihn in eine Reihe auf.

      Mir fällt es schwer zu glauben, dass sie wirklich alle freiwillig hier sind. Dafür hat Alex in viel zu vielen Dingen seine Hände drin. Doch ich habe nur den Wunsch von hier zu verschwinden, daher werde ich ihn nicht danach fragen. Doch dieses Mal nehme ich mir vor, dass ich das bei der nächsten Gelegenheit machen werde.

      Es dauert nicht lange, bis vier Frauen auf mich zukommen. Sie haben ihre Köpfe gesenkt und weichen mir aus. Das bin ich gewohnt. Und genauso bin ich es gewohnt, dass sich dieses Verhalten früher oder später, meistens früher, ändern wird. Dann werden sie vorlaut und zeigen den nächsten neuen Mädchen, wo es langgeht.

       Zumindest in ihren Augen.

       Sobald sie alle eingestiegen sind und ihr Gepäck verstaut ist, gebe ich ihm ein Zeichen, woraufhin er den Motor startet.

      In dem Moment, in dem der Fahrer mit den Frauen sich auf den Weg macht, fällt mein Blick auf eine Frau, die gerade auf Leland zugeht.

      Sie ist nicht sonderlich auffällig gekleidet, dennoch fällt sie mir sofort ins Auge. Ihre langen braunen Haare fallen ihr ins Gesicht, während sie sich ihm mit schüchternen Schritten nähert. Sie trägt eine Jeans und ein enges Top, welches jede Rundung betont, sodass nichts der Fantasie überlassen wird.

      Mein Verstand sagt mir, dass ich in den Wagen steigen und von hier verschwinden soll. Ich habe die Frauen, wegen denen ich hergekommen bin und mehr interessiert mich nicht. Doch ich kann es nicht.

      Stattdessen bleibe ich neben meinem Auto stehen und sehe dabei zu, wie sie an Leland übergeben wird. Auf den ersten Blick erkenne ich, dass sein bulliger Körper und sein finsterer Blick ihr Angst macht. Doch ihr bleibt nichts anderes übrig, als zu ihm zu gehen.

      Automatisch frage ich mich, wieso sie sich für diesen Schritt entschieden hat. Doch schnell schiebe ich diesen Gedanken schnell wieder zur Seite.

      Ich kann es nicht verhindern, doch sie sorgt dafür, dass mein Beschützerinstinkt wach wird. In diesem Moment ist es mir egal, ob ich falsch handle oder nicht. Doch ich kann nicht zulassen, dass sie bei ihm bleibt. Vor allem deswegen, weil ich weiß, wie Leland seine Frauen behandelt.

      Ein großer Teil von mir will sie bei sich haben und deswegen setze ich mich in Bewegung und gehe auf ihn zu.

      „Leland“, rufe ich ihm zu, als er gerade die hintere Wagentür öffnet. „Wir müssen uns kurz unterhalten.“

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