Das Geschlecht der Zukunft. Edward Bulwer

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Das Geschlecht der Zukunft - Edward Bulwer

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angehörte, auffallend schön. Sein für seine Jahre sehr männliches Antlitz trug einen lebhafteren, energischeren Ausdruck, als ich ihn bisher in den heiteren, leidenschaftslosen Gesichtern dieser Menschen gesehen hatte. Er brachte mir das Blatt, auf das ich die Art meines Abstieges und den Kopf des Ungetümes, das mir den Leichnam meines Freundes raubte, gezeichnet hatte. Taë deutete auf die letzte Skizze und fragte nach der Größe und Gestalt des Ungetümes, und nach der Höhle oder Kluft, aus der es aufgetaucht war. Er interessierte sich so sehr für meine Antworten, daß die Neugier, etwas über mich und meine Vorfahren zu erfahren, für eine Zeit zurückgedrängt wurde. Aber zu meiner großen Verlegenheit begann er, als er bemerkte, wie ich mich gegen meinen Wirt verpflichtet fühlte, mich auszufragen, woher ich käme, als glücklicherweise Zee eintrat. Da sie die Frage gehört hatte, sagte sie: »Taë, gib unserem Gaste jede Auskunft, die er wünscht, Du aber befrage ihn über nichts. Ihn fragen, wer er ist, woher er kommt, was er hier will, wäre ein Überschreiten des Gesetzes, das mein Vater für dieses Haus gegeben hat.«

      »So sei es«, sagte Taë, indem er seine Rechte auf das Herz legte; und bis zu dem Augenblicke, wo ich den Knaben, mit dem ich so vertraut wurde, zum letzten Male sah, richtete er nie eine dieser verbotenen Fragen an mich.

      Neuntes Kapitel

      Erst nach einiger Zeit und nach wiederholten Verzückungen, wenn ich sie so nennen darf, gewöhnte sich mein Geist daran, mit meiner Umgebung Gedanken auszutauschen. ich lernte besser, die verschiedenen Sitten und Bräuche verstehen, die meiner Erfahrung anfangs zu fremd waren, als daß sie mein Verstand gefaßt hätte. Dann erst war ich fähig, die folgenden Einzelheiten über den Ursprung und die Geschichte dieser unterirdischen Bevölkerung als einen Teil eines großen Geschlechtes, Ana genannt, zusammenzufassen.

      Den frühesten Traditionen nach hatten die ersten Vorfahren dieser Rasse in einer Welt gehaust, die über der gelegen war, die ihre Nachkommen jetzt bewohnten. Die Urkunden enthielten noch Mythen über jene Welt. Legenden erzählten von einem gewölbtem Dome, dessen Lampen von keiner Menschenhand angezündet waren. Aber derartige Legenden wurden meist für Allegorien gehalten. Nach diesen Traditionen war die Erde zu der Zeit, aus der jene Überlieferungen stammen, nicht mehr in ihrem Uranfange, vielmehr im Übergange aus einer Form der Entwicklung in eine andere begriffen und vielen heftigen Umwälzungen in der Natur unterworfen. Bei einer dieser Umwälzungen war der Teil der Oberwelt, den die Vorfahren dieses Geschlechtes bewohnten, von Überschwemmungen, die nicht plötzlich, sondern allmählich und unbezwingbar kamen, heimgesucht worden. Es kamen bis auf einen kleinen Rest alle um. Ob das eine Erinnerung an unsere in der Bibel erwähnte Sintflut ist oder ob sie aus einer früheren, von Geologen bestrittenen Epoche herrührt, vermag ich nicht zu sagen. Nach der Chronologie dieses Volkes muß sie, wenn man sie mit der Newtons vergleicht, viele tausend Jahre vor Noah stattgefunden haben. Andererseits stimmt die Berechnung jener Schreiber nicht mit der Ansicht der geologischen Autoritäten überein. Sie verlegt das Dasein der Menschheit auf der Erde in eine Epoche in der sich, wie man nach der Einführung der Mammalien annimmt, noch keine festen Körper gebildet hatten.

      Eine Rotte dieses unglücklichen Geschlechtes hatte von den Fluten bedroht, in den Höhlen hoher Felsen ihre Zuflucht genommen. Sie wanderte durch Schluchten und Klüfte und verlor die Oberwelt für immer aus den Augen. Diese große Umwälzung hatte der Erde ein ganz neues Ansehen gegeben. Das Festland wurde in Meer, das Meer in Festland verwandelt. Wie man mir als feste Tatsache erzählte, findet man noch jetzt im Inneren der Erde Überreste menschlicher Wohnungen; nicht Wohnungen in Höhlen und Hütten, sondern große Städte, deren Ruinen von der Zivilisation von Geschlechtern zeugen, die vor der Zeit Noahs existierten und nicht zu jenen Rassen gezählt werden können, von denen die Philosophie sagt, daß sie sich des Feuersteines bedienten und das Eisen nicht kannten.

      Die Flüchtlinge hatten die Kenntnis der Künste, die sie auf Erden geübt hatten, ihre Kultur und Zivilisation mit sich genommen. Ihre erste Aufgabe im Inneren der Erde muß gewesen sein, das Licht zu ersetzen, das sie verloren hatten. Die Kunst, aus Gasen, Mangan oder Petroleum Licht zu ziehen, scheint den Geschlechtern, von denen das unter dem ich jetzt weilte, einen Stamm bildete, niemals selbst nicht zur Zeit der mündlich überlieferten Periode, fremd gewesen zu sein. Sie hatten sich daran gewöhnt, sich mit den rohen Naturkräften zu begnügen; aber der lange Kampf, den sie mit ihrem Besieger, dem Ozean, gehabt hatten, der Jahrhunderte hindurch währte, hatte ihre Geschicklichkeit, Wasser in Teiche und Kanäle einzudämmen, vervollkommnet. Dieser Geschicklichkeit verdankten sie ihre Rettung in diesen neuen Wohnstätten. »Viele Generationen hindurch«, sagte mein Wirt voll Abscheu und Widerwillen, »sollen unsere frühesten Vorväter sich dadurch erniedrigt und ihre Lebenszeit abgekürzt haben, daß sie das Fleisch der verschiedenartigsten Tiere aßen, die der Überschwemmung entkommen waren und im Inneren der Erde Schutz gesucht hatten. Andere Tiere, die man auf der Oberwelt nicht kennt, wurden in diesen Höhlen vorgefunden.«

      Als das geschichtliche Zeitalter, wie wir es nennen, aus dem Dämmerlichte der Traditionen auftauchte, waren die Ana in verschiedene Gemeinden geteilt und hatten in der Zivilisation eine Stufe erreicht, die der sehr nahe kam, die die vorgeschrittenen Nationen der Oberwelt jetzt einnehmen. Sie waren mit den meisten unserer mechanischen Erfindungen, der Anwendung von Dampf und Gas mit inbegriffen, vertraut. Die Gemeinden beobachteten gegenseitig eine gemessene Haltung.

      Sie hatten ihre Reichen und ihre Armen, ihre Redner und Eroberer. Sie bekriegten einander sowohl um eines Besitztumes wie um einer Idee willen. Obgleich die verschiedenen Staaten auch ihre verschiedenen Regierungen hatten, fingen doch die freien Institutionen an die Übermacht zu gewinnen. Die Volksversammlungen wurden einflußreicher, Republiken allgemein. Die Demokratie, die die aufgeklärtesten europäischen Politiker für den Haupttrieb des politischen Fortschrittes ansehen und die unter unterirdischen Geschlechtern, die von den Ana als Barbaren verachtet werden, noch herrscht, betrachtet das stolze Geschlecht der Ana, zu dem auch der Stamm gehörte, bei dem ich mich augenblicklich befand, als einen jener rohen, unerfahrenen Versuche, die zum Uranfang politischer Wissenschaften zu rechnen sind. Es war eine neidvolle, haßerfüllte Zeit. Eine Zeit wilder Leidenschaften, beständiger, mehr oder weniger heftiger sozialer Veränderungen, eine Zeit der Streitigkeiten unter Einzelnen, der Kriege zwischen den Staaten. Dieser Zustand dauerte mehrere Zeitalter. Er wurde allmählich durch die Entdeckung geheimer Kräfte, die in dem alles durchdringenden Fluidum, das sie mit Vril bezeichneten, enthalten sind, umgewandelt.

      Der Beschreibung nach, die ich von Zee empfing, die als Professor im Kolleg der Weisen dergleichen Dinge eifriger studiert hatte als die anderen Familienmitglieder meines Wirtes, kann man durch dieses Fluidum auf alles, Lebendes wie Lebloses, den mächtigsten Einfluß ausüben.

      Es kann zerstörend wirken wie ein Blitzschlag, aber es vermag auch, in anderer Weise angewendet, ein Leben zu erneuern, zu stärken, zu heilen und zu erhalten. Mit seiner Hilfe werden Kranke wiederhergestellt oder vielmehr ihre körperliche Organisation wird in Stand gesetzt, so daß ihre natürlichen Kräfte sich wieder ersetzen und sie sich dadurch selbst heilen.

      Dieser Einfluß bahnt ihnen den Weg durch die festesten Substanzen, öffnet ihnen zwischen den Felsen in der unterirdischen Wildnis Täler zum Anbau. Aus dem Vril ziehen sie das Licht, mit dem sie ihre Lampen anzünden und das sie für angenehmer und gesünder halten als alle anderen zündbaren Stoffe, deren sie sich früher bedienten.

      Die Entdeckung, wie die Kraft des Vril zu leiten sei, machte sich hauptsächlich im sozialen Leben bemerkbar. Der Krieg hörte unter den Vril-Entdeckern auf, denn sie brachten es in der Kunst der Zerstörung zu einer solchen Vollkommenheit, daß sie alle Übermacht an Zahl, Disziplin oder militärischer Umsicht vernichten konnten. Das Feuer, in der Höhlung eines Stabes, von der Hand eines Kindes geleitet, konnte die stärkste Festung zerstören, konnte sich seinen brennenden Weg vom ersten bis zum letzten Manne eines in Schlachtordnung aufgestellten Kriegsheeres bahnen. Wenn zwei Armeen, die beide diese Kraft kannten, feindlich aufeinanderstießen, konnte es nur zur Vernichtung beider führen.

      Darum war die Zeit der Kriege vorüber; aber mit

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