Der Junge mit dem Feueramulett: Der heilige Vulkan. Frank Pfeifer

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Der Junge mit dem Feueramulett: Der heilige Vulkan - Frank Pfeifer Der Junge mit dem Feueramulett

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Auch wenn es ein wenig kratzte, war es warm, trocken und windgeschützt.

      »Mädchen sein ist gar nicht so schlecht, Madad.«

      »Meinst du, die guten Leute hätten uns nicht mitgenommen, wenn du nicht verkleidet gewesen wärst.«

      »Glaube nicht. Aber wer weiß. Aber da du von Verkleidung redest. Ich wollte noch die Pillen nehmen. Dauert ja bestimmt eine Weile bis die wirken. Dann bin ich noch mehr Mädchen, ich glaube, das ist nicht schlecht. Lange glatte Haare, ein bisschen unschuldig gucken, und schon haben wir Suppe und Bett. So lässt es sich gut reisen.«

      Kard holte die Pillen hervor und betrachtete die kleinen schwarzen Kapseln. »Ich nehme am besten gleich zwei. Dann wirkt es vielleicht schneller.« Er führte die Hand zum Mund und wenige Augenblicke später weiteten sich seine Augen vor Überraschung.

      »Du, Madad, die schmecken richtig gut. Ich weiß nicht genau nach was, irgendwie süß. Kleben zwischen den Zähnen. Aber wirklich, wirklich lecker.«

      »Echt?«

      »Ja, klar, probier mal.«

      »Yo, kann ja nicht schaden, mal eine zu probieren, oder? Mama sagt immer: Probieren geht über studieren.«

      »Eine weise Frau, deine Mama.«

      Madad schlabberte eine Pille vom Boden, die Kard ihm dort hingelegt hatte.

      »Hm, du hast recht, wirklich lecker. Nach Anis, würde ich sagen.«

      »Anis? Noch nie gehört.«

      »Macht Mama immer zu diesem Fest, wo die Menschen Kerzen auf einen Baum stecken.«

      »Echt? Kenne ich nicht. Obwohl, damals im Waisenhaus gab es, glaube ich, auch so was. Aber daran kann ich mich kaum noch erinnern. Bei Wallas gab es das auf jeden Fall nicht. Ist ja auch voll gefährlich. Kerzen auf einem Baum. So ein Quatsch. Echt lecker, die Pillen, oder?«

      »Ja, lecker, gib mal noch eine her.«

      Und ehe sie sich versehen hatten, hatten die beiden die komplette Packung geleert. Bevor Kardania dann die Augen zufielen, streifte ihr Blick noch einmal die Pillenschachtel. 3-Monate-Vorratspackung stand da. Ach egal, wenn die jetzt schon alle sind, ich komme ja auch so als Mädchen durch.

      Hatte Kard wunderbar geschlafen! Er wollte gar nicht die Augen aufmachen. Wann hatte er zuletzt so wunderbar weich in einem Bett gelegen? War er überhaupt schon einmal in seinem Leben mit diesem samtweichen Gefühl aufgewacht? Kard rekelte sich wohlig in den Holzspänen, die an diesem Morgen überhaupt nicht mehr kratzten. Er öffnete die Augen. Aber seltsamerweise blieb alles dunkel. Hatten sie die Fensterläden gestern Abend noch geschlossen? Und konnten sie so dicht sein, dass kein Schimmer Tageslicht in die Kammer fiel? Und was kitzelte ihn da an der Wange? Kard hob die Hand, um sich zu kratzen und landete in einer weichen, strähnigen Masse. Und während sich seine Finger automatisch durch diese Masse wühlten, um an die juckende Stelle heranzukommen, zupfte es an seiner Kopfhaut. Aha, das sind also meine Haare, dachte er in seinem halbwachen Kopf. Er strich sich die Strähnen aus dem Gesicht und schon lichtete sich die Dunkelheit.

      »Hey, Madad, bist du wach?«

      Kard wollte seinem Freund erfreut die langen Haare zeigen, bekam aber vor Schreck einen halben Herzanfall, als sich neben seiner Lagerstätte ein abscheuliches Wesen erhob und dumpfe Laute von sich gab. Wie eine Trauerweide, die von magischer Hand emporgehoben wurde. Nur dass dieses Wesen statt mit Ästen und Blättern über und über mit dunklen Strähnen überzogen war. Das Untier zitterte heftig unter seiner pelzigen Last. Was, bei Branu, ist das für ein Monster? Kard sprang auf, wollte zur Tür hasten, aber unbekannte Kräfte zogen an seinem Körper und brachten ihn zu Fall. Er konnte sich wieder hochrappeln, erreichte die Tür, öffnete sie und konnte einen Schritt in die Werkstatt tun, als ihn die Schreie von Thomasius und Magdalena, die gerade die Treppe herunterkamen, stutzen ließen.

      »Was ist das für ein Untier?«, schrie er die beiden an. Doch Thomasius und Magdalena sahen ihn an und statt ihm zu helfen, schrieen sie noch lauter. Dann hasteten sie die Treppe herunter, öffneten mit einem Schwung, der die Grundfesten des Gebäudes erzittern ließ, die Haustür und flohen vor dem Grauen, das sich ihn dargeboten hatte. Zum Glück hörte Kard nun hinter sich die vertraute Stimme von Madad.

      »Was…wer… bist du?«

      Kard drehte sich um, froh, dass sein Freund von dem Untier nicht gefressen worden war, und wollte Madad eigentlich warnen. Aber mit Entsetzen stellte er fest, dass nicht Madad, sondern das haarige Untier hinter ihm stand und auf seltsame Art mit dem Cu verschmolzen war, denn zwischen den Haaren erblickte er die unverkennbaren Augen seines Freundes. Und auch die Stimme war eindeutig die von Madad. Welcher böser Zauber ist hier am Werk?

      »Madad? Was ist mit dir passiert? Du, du… bist du verzaubert? Das bist doch du? Oder bist du ein Dämon, der uns von Branu und seinen Brüdern geschickt worden ist?«

      »Also Mama sagt immer, dass Goiba die schlimmste Hexe ist. Warum sollte uns Branu verzaubert haben?«

      »Wieso wir? Also bist du es? Du bist Madad? Mein lieber, echter Madad?«

      Erleichtert wollte Kard auf seinen Freund zugehen, um ihn zu umarmen, aber er verfing sich in irgendetwas und landete der Länge nach auf dem Bauch.

      Madad lachte. Was bitte schön war daran komisch?

      »Yo, Kard, wie du aussiehst!« Madad, oder dieses haarige Bündel, das sich als Madad ausgab, verformte sich zu einer Fellkugel und rollte lachend über den Boden. Kard fand das nicht witzig. Zum Glück war er weich gefallen. Aber als er aufstehen wollte, fiel er gleich schon wieder hin. Gleichzeitig hatte er das Gefühl, als ob ihn jemand an den Haaren gezogen hätte. Wütend wollte er sich umdrehen, um dem hinterlistigen Angreifer Paroli zu bieten, aber da war niemand. Stattdessen fiel er wieder hin. Es war wie verhext. Ein Schreck durchlief ihn. Hat Tsarr uns gefunden und mit einem Fesselzauber belegt?

      »Madad, was ist hier los. Sind wir verhext worden.«

      Das rollende Fellbündel kam zum Stillstand, dann erscholl aus diesem Haarberg das unverkennbare Lachen des Cus.

      »Nein, Kard. Ich befürchte, wir haben uns selbst verhext.«

      »Wie, was? Was meinst du?«

      »Einmal tief durchatmen und nicht bewegen?«

      »Nicht bewegen?«

      »Genau! Und jetzt ganz langsam den Kopf drehen?«

      Kard schob sich die Haare aus dem Gesicht und folgte Madads Ratschlag. Ganz langsam bewegen. Es ziepte schon wieder auf seiner Kopfhaut. Vielleicht hatten sich winzige Vampyre in seinem Haar ein Nest gebaut und zogen nun daran?

      »Und was siehst du?«

      Kard sah an sich herunter. Und um sich herum. Überall Haare. Lange, schwarze Haare. Welch schlimmer Zauber hat mich in dieses Gefängnis gesperrt?

      »Haare, Madad, überall Haare«, flüsterte Kard sichtlich schockiert.

      »Genau, Kard. Haare. Und zwar deine eigenen.«

      »Äh, wieso…?«

      Langsam dämmerte es Kard. Das Haarwuchsmittel. Das leckere Haarwuchsmittel.

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