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sie nicht so übel sind, und aß gleich noch welche. Danach erzählte er die Geschichte überall herum. Sie kam auch an die Ohren der Schulleitung. 1 Woche Kartoffeln schälen für beide. Das war der Spaß aber wert gewesen! Klaus hieß seitdem „Würmi“.

      Da war Kalli, ein etwas komischer Kerl. Nicht nur, dass er sich hauptsächlich von seinen Fingernägeln ernährte (bei unserer Diät vielleicht eine nützliche Beigabe), sondern er war auch sehr sparsam mit Wasser. Eigentlich eine gute Eigenschaft auf See. Doch mit der Zeit nahm er einen etwas herben Geruch an. Man roch ihn schon, bevor er überhaupt da war. Das brachte unsere „Spezialeinsatztruppe“ dazu, ihn nicht unter die Lupe, sondern unter die Dusche zu nehmen. Mitsamt Klamotten! Von jetzt an musste er regelmäßig unter Aufsicht duschen. Wir hofften, so würde er seine Gewohnheiten ändern.

      Weihnachten rückte näher. Außer den Prüfungen musste Großreinschiff gemacht werden. Der Speisesaal wurde vollständig ausgeräumt. Mit Glasscherben zogen wir den Parkettboden ab, bis er nur noch blankes Holz war. Das Essen musste improvisiert werden. Dann Bohnern und Plockern. Diese Arbeit nahm einen ganzen Tag in Anspruch. Die Fenster im ganzen Haus wurden gewaschen und anschließend mit Zeitungspapier blank gewienert. Das Kompasshaus im Flur wurde mit Sidol auf Hochglanz gebracht. Die Flure wurden gescheuert, der Keller umgekrempelt. Fast hätten wir noch im Kokskeller Staub gewischt! Zu Glück verlangte das niemand.

      Nichts entkam unserem Sauberkeitsrausch. Jeder gab sein Äußerstes, sowohl beim Putzen, als auch in den Prüfungen. Auch die Offiziere machten mit. Gegen Ende der Schulzeit kam ein Brief von der Reederei ‚Hamburg-Süd‘ und ein anderer von den ‚Deutschen Afrika- Linien‘. Der Erste las sie vor. Jeder sagte das Gleiche: Beide Reedereien hatten ein Schiff umgerüstet zum Ausbildungsschiff. Sie suchten Decksjungen, die mit Ausbildungsvertrag anheuern wollten... Für erstere war das Fahrtgebiet Südamerika, für die andere besagte es ja schon der Name: Afrika. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für die Afrika-Linien, weil deren Schiff, die „Natal“ schon am 6. Januar auslaufen sollte. Hans-Dieter, ein Wache-Kamerad, war mit von der Partie. Es war die Aussicht auf 6 Monate Fahrtzeitverkürzung bis zum Matrosen, die mich lockte und die Tatsache, dass es ein Ausbildungsschiff war. Ich wollte möglichst viel lernen, hatte ich doch etwas gefunden, für das ich mich wie geboren fühlte: die Seefahrt.

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      Unser Ausbilder und die Zukunft der Seefahrt…

      Eigentlich waren die gesteckten Ziele erreicht: Wir hatten alle die Prüfungen bestanden, hatten den Rettungsbootsschein in der Tasche, und Morfi Pipifax brachte 51 Kilo auf die Waage! Die Schule glänzte mehr als damals, als sie höhere Töchter beherbergte. Der Wachoffizier holte den Dachbodenschlüssel. Wir stürzten uns auf unsere Koffer und stopften sie voll mit den gestern noch säuberlichst gefalteten Wäschestücken. Die Grewer nahm ihre vorsegelgroßen Schlüpfer von der Leine, wir das letzte Mal die deutsche Flagge.

      Wir waren frei!

      Auf Papendiecks Wahlspruch vertrauend „Ein Seemann kann alles“ gingen wir endlich auf See.

      MS NATAL

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       Baujahr 1953, Deutsche Werft, Hamburg.

       6279 BRT, 8640 to Tragfähigkeit.

       Länge: 131,7 m, Breite: 17,3 m, Tiefgang: 7,5 m.

       6-Zylinder Dieselmotor MAN, 4000 PS. Geschwindigkeit: 14 Knoten

      Besatzung: 37 Mann + 6 Kadetten

      HOTEL „ZUR SCHRAUBE“

      Schon beim Verlassen der U-Bahnstation Landungsbrücken bin ich wie gebannt. Mir zu Füssen liegt das ganze Hafenpanorama. Da recken sich stählerne Metallgebilde in den grauen Winterhimmel über der Elbe, die Seilkrananlagen der Deutschen Werft, der Howaldt, und die der Stülcken-Werft. Wohin man schaut, emsiges Treiben. Große Pötte, kleine, Barkassen, Fähren. Die Elbe wimmelt wie ein gigantischer Ameisenhaufen, den man zerlegt hat. Aber es ist ein geordnetes Durcheinander, wie ich schnell wahrnehme. All die beweglichen Teilchen haben ein Ziel. Irgendwie kommt es mir zu Bewusstsein, dass ich mitten im Weg stehe. Um mich herum ist ebenfalls ein hektisches Kommen und Gehen. Ganz Hamburg ist ein riesiger Ameisenhaufen. Vielleicht ist es mein bayerischer Geruch oder der Anblick meines Seesacks, der eine der vorbeieilenden Ameisen dazu bringt, anzuhalten. „Wo soll's denn hingehen?“, fragt diese. „Aufs Schiff“, antworte ich, „nach Waltershof“. „Dat is einfach: über die Brücke runter auf den Anleger. Von Brücke 4 geht die HADAG-Fähre alle 20 Minuten weg. So grön-witt gestrichene Boote sind dat!“

      Da steh ich nun auf dem Ponton. Auf der gegenüberliegenden Seite erkenne ich große, mit Rostschutzfarbe gestrichene Kästen. Das müssen Schwimmdocks sein. Über diese hinaus ragen die Aufbauten und Masten der darin in Reparatur liegenden Schiffe. Daneben das muss ein Trockendock sein. Von dem wie versenkt darin liegenden Tanker sieht man nur die Heckaufbauten. Ich hatte gelernt, dass ein Trockendock geflutet wird, damit das Schiff hineinfahren kann. Dann wird es geschlossen, das Schiff gut vertäut und das Wasser herausgepumpt. Schon liegt der Kahn im Trockenen und die Dreckarbeit kann beginnen: Algenbewuchs entfernen, Rost weg, dann alles mit giftiger Spezialfarbe streichen, dem Unterbodenschutz. Da, wo das Schiff im Leerzustand aus dem Wasser ragt, bis hin zur Ladelinie, wenn es voll ist, wieder eine Spezialfarbe, das Bootop. 1 Mal jährlich muss das gemacht werden. Durch den Bewuchs am Boden verliert sonst das Schiff an Geschwindigkeit. Weiter rechts von der Werft soll Waltershof liegen, und dort, bei Müller und Progress, mein Schiff, hatte mir der Fahrkartenverkäufer in der Bude erklärt. Vorerst sehe ich nichts als Dunst.

      Mein Blick schweift zurück nach links. Dort scheint der Haupthafen zu liegen. Ein Wald von Masten und Ladebäumen ragt in den grauen Himmel. Auf einem aushängenden Hafenplan hatte ich die Namen der Hafenbecken gelesen: Segelschiffhafen, Hansahafen, Indiahafen, Afrikahafen. Andere Schiffe liegen nicht weit von mir an den Dalben (stählerne oder hölzerne Pfosten, oft im Dreierverband, zum Schiffevertäuen) am Fahrwasserrand und laden oder löschen mit eigenem Ladegeschirr in Schuten oder Binnenschiffe. Oder warten nur auf einen freien Liegeplatz. Und was mir noch auffällt: Fast alle Schiffe haben anders bemalte Schornsteine. Ein Eingeweihter kann daran die Reederei erkennen, für die sie fahren und somit indirekt auch das Fahrtgebiet. Aber das setzt etwas mehr Kenntnisse voraus, als die eines Decksjungen, der gerade im Kontor der Deutschen Afrika-Linien angeheuert hat. Die vor mir liegenden Schiffe selber sind auch in allen Farben angestrichen: weiß die Kühlschiffe, die Bananenschiffe, auch Bananenjäger genannt, mittelgroß, jachtartig zugeschnitten. Man sieht ihnen an, dass sie schnell sind. Schwarz die Schiffsrümpfe der HAPAG aus Hamburg oder des Norddeutschen Lloyd aus Bremen, beide hauptsächlich im Amerikadienst. Grün die von Rickmers, Ostasienfahrer, orange die Chemietanker, gefährliche Dinger. Grau die der Hansa aus Bremen, meist spezielle Schwergutschiffe, erkenntlich an den V-förmigen Lademasten, dem Stülcken-Geschirr. Grau sei auch die Farbe meines Schiffes, der Natal, hatte man mir in den Büros der Reederei gesagt. Dort, an der Palmaille, war ich kurz zuvor per U- Bahn gewesen, um meine Papiere abzuholen. Dort herrschte eine fast kirchliche Atmosphäre. Es fehlte nur noch der Weihrauch. Ich atmete auf, als ich wieder draußen im Nieselregen stand.

      Vor mir auf der Elbe bewegt es sich. Ein ausgehender Frachter gleitet langsam stromabwärts, die Schlepper

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