Die Soliamit-Krise. Peter R. Krüger

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Soliamit-Krise - Peter R. Krüger страница 3

Die Soliamit-Krise - Peter R. Krüger Sternenlicht

Скачать книгу

      Mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln warf er den Gedanken beiseite. Seine Konzentration galt nunmehr den kommenden Aufgaben.

      „Wie ist der aktuelle Status?“ Die Frage war an seinen direkten Vertreter, Oberst Yamato gerichtet.

      „Zehn der zwölf Kreuzer haben wir inzwischen an Bord. Es fehlen noch die AMATERASU und die JAGELLOVSK. Letzteres Schiff ist mit seiner Rendezvousmeldung überfällig.“

      Müller horchte auf. „Überfällig? Das sieht Commander Kargon aber nicht ähnlich. Wie lange ist die Meldung überfällig?“

      „Die hätte schon vor sechs Stunden da sein sollen. Etwas Karenz rechnen wir noch dazu, weil sie kürzlich den Sternenschweifnebel durchquert haben. Aber danach war Funkstille.“

      Müller ahnte, dass hier etwas nicht in Ordnung war. „Was meldet die Raumüberwachung?“

      „Keinen Kontakt“, antwortete Yamato und richtete dabei seine mandelförmigen Augen schnurstracks auf Admiral Müller.

      Das fehlte ihm gerade noch. Die GENERAL SHUBASHI war erst in Dienst gestellt worden. Dass die zwölf Kreuzer an verschiedenen Stationen eingesammelt werden mussten, zählte er als Möglichkeit, das Kriegsschiff auf den ersten Flügen auf Herz und Nieren prüfen zu können. Dass ihm jedoch gleich zu Beginn eines davon abhandenkam, könnten Generalstab und Oberkommando veranlassen, unangenehme Fragen zu stellen. Dem wollte er unbedingt aus dem Wege gehen.

      „Was meinen Sie damit? Ist die Kommunikation unterbrochen?“

      Yamato stand ungerührt da. „Ungewiss. Leutnant Bernard hat …“

      „Leutnant Bernard kann selbst reden“, unterbrach Müller harsch. Er konnte es gar nicht leiden, wenn im Beisein anderer über sie in der dritten Person gesprochen wurde. „Was haben Sie unternommen, als Sie festgestellt haben, dass die JAGELLOVSK überfällig ist?“

      „Ich habe der Nachtschicht die Order erteilt, auf Horchposten zu gehen.“

      In der militärischen Raumfahrersprache bedeutete „auf Horchposten zu gehen“, sämtliche eingehenden Signale, ob Kommunikation, Astrogation oder Sensoranalyse auf Besonderheiten jeglicher Art zu überprüfen. Dass Leutnant Bernard ihm kurz zuvor keine Vorkommnisse gemeldet hatte, erschien ihm nun sehr verwunderlich.

      „Mehr ist Ihnen dazu nicht eingefallen?“ Er ging im Gedanken mehrere Möglichkeiten durch, ehe er sich wieder an Bernard wandte.

      „Informieren Sie die Raumüberwachung. Ich erwarte, dass der Sektor genau überprüft wird. Und senden Sie in regelmäßigen Abständen ein Funkfeuer aus.“

      „Ja, Admiral“, lautete die bestätigende Antwort des Leutnants.

      Müller drehte sich erneut zu Oberst Yamato um, der ihn noch immer unverwandt ansah. Keine Regung war in seinem Gesicht zu lesen. Einerseits bewunderte ihn der Admiral dafür, sich derart unter Kontrolle zu haben, doch in diesem Augenblick wünschte er sich, dass der Oberst impulsiver gehandelt hätte.

      „Welche der Kreuzer sind bereit für einen Patrouillendienst?“, wollte er nun wissen.

      Yamato hatte die Schichtpläne und Bereitschaften offenbar auswendig gelernt, denn seine Antwort kam ohne Umschweife. „Die LAWRENCE, die HEPHAISTOS und die TSUKUYOMI stehen sofort zur Verfügung.“

      „Sehr gut. Dann schicken Sie die HEPHAISTOS in Richtung Sternenschweifnebel los. Commander Ahmet soll mit Höchstgeschwindigkeit in den Sektor fliegen und nach der JAGELLOVSK Ausschau halten.“

      „Aber, Admiral, wir wissen doch gar nicht …“

      „Sehr richtig, Oberst. Wir wissen nicht, ob die JAGELLOVSK havariert ist, angegriffen wurde oder eine einfache Fehlfunktion hat. Im besten Fall machen wir uns hier zu viele Sorgen und die Angelegenheit klärt sich schnell auf. Aber ich will verdammt sein, wenn ich eines meiner Schiffe verliere, noch bevor die Mission der GENERAL SHUBASHI startet. Jetzt führen Sie meine Anweisung durch.“

      „Zu Befehl, Admiral.“ In Yamatos Stimme war noch immer keine Gefühlsregung zu erkennen. Doch er führte die Order ohne zu zögern aus.

      „Astrogator, wie steht es um das Rendezvous mit der AMATERASU?“

      Über dem Hologramm des Bordsprechgeräts erschien das Gesicht einer Frau in den besten Jahren. „Wir sind nur zwei Sektoren entfernt, Admiral.“

      Müller überlegte kurz. Zwei Sektoren. Das war eine vertretbare Entfernung, selbst, wenn sich herausstellte, dass die JAGELLOVSK in Schwierigkeiten war. „Dann setzen Sie einen Kurs, Leutnant Gülmez. Wir holen die AMATERASU ab. Bis dahin wird sich die JAGELLOVSK hoffentlich wieder eingefunden haben.“ In den letzten Satz versuchte er etwas Humor zu legen, um die Anspannung der Besatzung aufzulockern. Er merkte, dass sein Gespräch mit Oberst Yamato auf die Stimmung der restlichen Besatzung drückte. Ein Umstand, den er nicht wollte und den auch der Oberst nicht verdient hatte.

      „Warten Sie noch, bis die HEPHAISTOS den Hangar verlassen hat, dann folgen Sie dem gesetzten Kurs mit dreiviertel Schub.“

      Leila Gülmez bestätigte mit einem kurzen Nicken, ehe das Holobild erlosch.

      2

      Major Kargons Logbuch

      „Logbuch des Commanders. Major Kargon. Eintrag 38.

      Auf unserem Weg zur Station SIGMA-3 erwarteten wir keine weiteren Vorkommnisse. Zuletzt hatte der Sternenschweifnebel dafür gesorgt, dass sich unser Armierungsoffizier Poul Artos mehr Sorgen als notwendig machte, als bei den an Bord befindlichen Gamma 9 Robotern eine seltsame Fehlfunktion festgestellt wurde. Bordingenieurin Sisay konnte der Sache auf den Grund gehen und wir hatten die Absicht, nach Eintreffen auf SIGMA-3 alle Unterlagen direkt an die wissenschaftliche Abteilung zu übergeben.

      Der Bericht zu unserer ursprünglichen Mission im Grenzgebiet wird sich nun aber ebenfalls verzögern, da die JAGELLOVSK einen weiteren technischen Defekt aufweist, der mit den jüngsten Ereignissen im Zusammenhang steht.

      Wie bereits in einem vorherigen Eintrag festgehalten, wurde in einem Kampf gegen die Weltraumpiraten unser Beta-5 Stabilisator schwer beschädigt, sodass wir den Antrieb mit einem veralteten Beta-3 wieder in Gang bringen mussten. Es war absehbar, dass es sich hierbei nur um eine Notlösung handeln konnte, doch hätten wir nicht erwartet, dass der Beta-3 nun mitten im Normalflug nach SIGMA-3 streikt.

      Geistesgegenwärtig koppelte Ingenieurin Sisay beide defekte Stabilisatoren, um die JAGEL-LOVSK auf Kurs halten zu können. Das Schiff wäre ansonsten ohne die Möglichkeit einer wirksamen Steuerungskontrolle der Antriebsenergie in die Tiefen des Alls abgedriftet.

      Dem beherzten Einsatz der gesamten Mannschaft ist es zu verdanken, dass wir auf einem unbekannten Planetoiden notlanden konnten. Dabei waren die herrschende Gravitation und der defekte Antrieb zwei gegensätzliche Kräfte, die fast dafür gesorgt hätten, dass die JAGEL-LOVSK auf der zerklüfteten Oberfläche des Planetoiden zerschellt wäre.

      Dennoch war es nicht zu verhindern, dass das Schiff kippte, und sollten wir es schaffen, von diesem unwirtlichen Felsbrocken starten zu können, wird mit Sicherheit eine unübersehbare Delle im Rumpf zurückbleiben. Das Schiff lehnt aktuell an einem Berg, der das vollkommene Havarieren glücklicherweise dadurch verhinderte, dass er die JAGELLOVSK aufgefangen hat und sie seither stützt.

      Nachdem

Скачать книгу