Die Soliamit-Krise. Peter R. Krüger

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Die Soliamit-Krise - Peter R. Krüger Sternenlicht

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untersucht hatten, schien es, als hätten wir Glück im Unglück. Denn es stellte sich heraus, dass dieser Planetoid voll von Soliamitkristallen war, die dazu verwendet werden konnten, den original Beta-5 Stabilisator wieder instand zu setzen.

      Fayola Sisay, Poul Artos und Carl Ruyther erklärten sich sofort bereit, mit dem Abbau der benötigten Kristalle zu beginnen. Die Idee, die Gamma-9 Roboter für diese Arbeit einzusetzen, lehnte ich jedoch ab, da mir deren Fehlfunktion noch Rätsel aufgibt und ich hier ein unnötiges Risiko sehe.

      Wir teilten uns schließlich in drei Gruppen auf. Die erste Gruppe sollte die benötigten Kristalle abbauen, während Gruppe zwei, bestehend aus Astrogatorin Chryss und Doktor Smith, in einer Phönix den Planetoiden erkunden und seine Position bestimmen sollten.

      Gruppe drei, bestehend aus Professor Okan, Sicherheitsoffizierin Gella Hailey und mir selbst, übernahm die restlichen Aufgaben. Professor Okan wertete die Untersuchungsergebnisse der Oberflächenanalyse aus, während ich selbst einen kompletten Systemcheck der JAGELLOVSK durchführen wollte. Gella Hailey stand auf Abruf bereit, falls es zu einer weiteren Notsituation kommen sollte.

      Dabei dachten wir jedoch lediglich an Hilfe beim Abbau der Kristalle oder zur Stabilisierung des Schiffs. Wir waren auf die kommenden Ereignisse nicht vorbereitet.“

      Walt Kargon atmete tief durch, ehe er sich dazu imstande sah, den Logbucheintrag zu vervollständigen. Sein Blick wanderte durch die Kommandozentrale der JAGELLOVSK, ohne dass er etwas Bestimmtes fixierte. Ein Beobachter hätte in diesem Moment davon ausgehen können, dass es sich hierbei um eine Art Abschiednehmen handeln musste.

      „Die Kommunikation ist gestört. Wir empfangen kein klares Signal von Chryss und Smith, obwohl sie versuchen, uns zu erreichen. Zunächst machte es den Eindruck, als wären die Störungen Teil der besonderen Ausstrahlungen der Soliamitkristalle, doch jetzt schätze ich die Situation anders ein.

      Gerade eben erhielt ich eine Nachricht von Ingenieurin Sisay, dass etwas nicht stimmt. Team eins hatte bereits einige der Kristalle abgebaut und an Bord gebracht, wollte aber noch weitere abbauen. Die Arbeiten müssen in den Raumanzügen stattfinden, da dieser Planetoid keine atembare Atmosphäre besitzt.

      Die Verbindung zu Sisay und den anderen brach jedoch plötzlich zusammen, nachdem ich unmittelbar davor einen Schrei vernommen hatte, entweder von Carl Ruyther oder von Poul Artos. Genau konnte ich es nicht bestimmen und es ist im Grunde auch zweitrangig. Fakt ist, dass meine Leute in Schwierigkeiten stecken. Auf jeden Fall Team eins, möglicherweise auch Team zwei.

      Sicherheitsoffizierin Gella Hailey war vor wenigen Minuten dabei, ihren Raumanzug überzustreifen. Die Oberflächenscans, die Professor Okan soeben durchgeführt hat, haben keine Besonderheit ergeben. Ich kann nur hoffen, dass es keine schwerwiegende Verletzung beim Abbau der Kristalle gab.

      Inzwischen konnte Hailey das Schiff verlassen und ist nunmehr außerhalb des Schiffs. Die Situation ist nach wie vor unbe...“ Für einen Lidschlag unterbrach Walt die Aufzeichnung. Als er weitersprach, klang seine Stimme aufgeregt. „Soeben meldet sich der Sicherheitsalarm des Schiffs. Es wird ein unberechtigtes Eindringen in das Schiff angezeigt.

      Bilmen, mach dich bereit!

      Logbucheintrag Ende.“

      3

      Der Angriff

      Gella wusste, dass ihre einzige Chance darin lag, den Kommandostand zu erreichen. Was sie außerhalb des Schiffs gesehen hatte, jagte ihr einen Schrecken ein, der ihr durch Mark und Bein fuhr. Aus reinem Reflex rannte sie zurück zur JAGELLOVSK. Dort wähnte sie sich für einen Moment in Sicherheit, als sie ihren Helm abnahm, um durchzuatmen. Doch der Sicherheitsalarm, der kurz darauf erklang, belehrte sie eines Besseren.

      Sie wusste, dass Walt und Bilmen in der Zentrale waren. Sie mussten gewarnt werden. So schnell wie noch nie zuvor entledigte sie sich ihres Raumanzugs und rannte durch die Gänge der JAGELLOVSK. Gerade hatte sie die Messe erreicht, als ihr Bilmen Okan entgegenkam und sie unter seinen strengen Augenbrauen fragend ansah.

      „Keine Zeit, Bilmen. Wir müssen schnell zu Walt.“ Sie rannte weiter und riss ihn am Arm mit.

      „Was ist denn los?“, wollte er wissen, doch nur einen Moment später hörte sie ihn scharf nach Luft schnappen. Er hatte es gesehen. Sogleich hielt er mit ihr Schritt. Auch er erkannte die Gefahr.

      Die Kreuzer der ORION-Klasse waren eigentlich nicht sonderlich groß, wenn man bedachte, welches Ausmaß die riesigen Expeditionsschiffe oder gar die Kriegsschiffe einnahmen. War man jedoch auf der Flucht vor etwas, das einem schiere Angst einjagte, kam einem jeder Meter vor wie eine endlose Strecke, die kaum zu schaffen war.

      So musste es auch Bilmen Okan gehen, der nach nur wenigen gerannten Metern anfing zu schnaufen. Gella wusste, dass er falsch atmete und sich sicher in Kürze über Seitenstechen beschweren würde, doch Seitenstechen wäre bald das geringste Problem, mit dem sich der Professor herumschlagen musste.

      Mit einem unsanften Ruck schob sie ihn schließlich in den Lift, mit dem sie die Kommandozentrale erreichen wollten. Ihre Augen weiteten sich, als sie mit ansah, wie dieses Etwas, das sie verfolgte, sich immer mehr des Schiffs bemächtigte, das ihre einzige Überlebenschance auf diesem Planetoiden war.

      Gerade noch rechtzeitig schloss sich der Lift. Sie atmete auf und sah dabei zu Bilmen herüber, der sich wortlos, aber schweratmend die Seite hielt.

      Es dauerte nur einen Augenblick, bis sich der Lift wieder öffnete. Walt Kargon drehte sich von der Astroscheibe zum Lift. Offenbar wollte er irgendetwas sagen, doch Gella würgte ihn sofort ab.

      „In Deckung!“, fauchte sie und erreichte damit, dass sich Walt hinter die Astrogationskontrolle schwang. Gehetzt suchte sie sich eine gute Position hinter der Astroscheibe. Ihre blonden Haare klebten vor Schweiß an ihrer Kopfhaut, während sie versuchte, die beiden Lifts mit ihrem HM-6 Handlaser abwechselnd anzuvisieren. Ein Blick zur Seite verriet ihr, dass sich der Wissenschaftsoffizier Bilmen ebenfalls eine Deckung gesucht hatte.

      Hätten sie doch nur einen Bogen um diesen verfluchten Planeten gemacht! Ihre Gedanken rasten. Es hätte ein Routineflug werden sollen und der provisorisch eingebaute Beta-3 Stabilisator schien auch einwandfrei zu funktionieren, bis er dann völlig unerwartet seine Funktion einstellte und die JAGELLOVSK gezwungen war notzulanden.

      Vor ihrem geistigen Auge spielte sich die Szene nochmals in Sekundenschnelle ab.

      „Schlafende Energie, jetzt!“, hörte sie Commander Kargon blaffen. „Bremstriebwerke! Fay, wir brauchen dringend Ausgleichsschub, sonst zerschellen wir auf der Planetenoberfläche!“

      Die JAGELLOVSK trudelte beinahe unkontrollierbar auf die zerklüftete Oberfläche des Planeten zu. Die Besatzung wurde von einer Seite zur anderen geschleudert, Gegenstände schossen durch die Räume, als sich der Kreuzer immer mehr hochschaukelte. Die Anziehungskraft des Planeten sorgte dafür, dass die Bewegungen immer heftiger wurden und die Kräfte, die an dem Schiff zerrten, ließen Abdeckungen und Verbindungsstreben herunterkrachen oder zerreißen. Das Schiff drohte binnen weniger Augenblicke vollständig auseinanderzufallen, als Fayolas Stimme aus der Bordsprechanlage tönte: „Der verdammte Beta-3 setzt den ganzen Maschinenraum in Brand. Das Koppeln mit dem kaputten Beta-5 hilft auch nichts mehr. Wir müssen runter, sonst ist es aus mit uns!

      Liane, auf drei gibst du drei Sekunden Vorderschub auf Backbord und Gegenschub auf Steuerbord. Das wird mir hier alles wegbrennen, aber es ist unsere einzige Chance. Eins. Zwei.“

      „Warte!“, rief Kargon, doch da war es schon zu spät.

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