Vier Todesfälle und ein Tankstellenraub & Der tote Kapitän im Wald. Eberhard Weidner

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Vier Todesfälle und ein Tankstellenraub & Der tote Kapitän im Wald - Eberhard Weidner

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Hartwig seufzte. »Doch nicht hier in der Garage.«

      »Aber die Garage war offen?«

      »Bedauerlicherweise ja. Als ich nämlich nach dem Einkaufen nach Hause kam, wollte ich nur schnell die Einkäufe in die Küche bringen und sofort danach das Tor zumachen. Aber dann klingelte das Telefon, und hinterher hab ich vergessen, dass es noch offen war. Erst als mein Mann um halb zehn am Abend nach Hause kam, bemerkten wir, dass die Garage die ganze Zeit offen gestanden hatte. Und da stellten wir dann auch fest, dass das Fahrrad fehlte. Mein Mann hat gleich die Polizei angerufen und wurde gebeten, heute Vormittag auf seinem Weg ins Büro vorbeizukommen, um eine Diebstahlanzeige aufzugeben.«

      »Also war es purer Zufall, dass die Garage gestern offen war, weil sie sonst immer verschlossen ist?«

      Sie nickte. »Immer. Außer natürlich, wenn einer von uns gerade raus- oder reinfährt. Aber danach machen wir das Tor sofort wieder zu.«

      »Was ist mit Kindern, die so etwas öfter mal vergessen, Frau Hartwig?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Markus und ich haben noch keine Kinder.«

      »Da Sie vom Einkaufen gekommen waren, gehe ich davon aus, dass das rechte Tor offen stand. Dann konnte man das Fahrrad von der Straße vermutlich sehen.«

      »Davon gehe ich aus. Der Dieb sah das Rad, hatte keine Lust mehr zu laufen, nutzte seine Chance, rannte in die Garage, schnappte sich das Rad und fuhr weg. Der Diebstahl dauerte vermutlich nur wenige Sekunden.«

      Schäringer nickte. »Sie haben aber niemanden gesehen, oder?«

      »Nein. Ich war ja die ganze Zeit über im Haus und habe auch bei meiner Ankunft niemanden in unserer Straße bemerkt.«

      Schäringer sah sich in der Nähe des Platzes um, an dem das gestohlene Fahrrad gestanden hatte, bückte sich und begutachtete den Boden, ob es dort irgendwelche Spuren gab. Doch der gegossene Betonboden war makellos sauber. Es gab weder Fuß- noch Reifenabdrücke, und es lag auch kein Dreck herum.

      »Haben Sie vielleicht etwas gefunden, was dem Dieb gehört haben könnte?«

      »Nein. Tut mir leid, aber hier war nichts.«

      Schäringer musterte das Damenfahrrad. »Ihr Fahrrad ist ja von derselben Marke.«

      Sie nickte strahlend. »Natürlich! Wir haben Sie vor anderthalb Jahren zusammen gekauft, ein Damen- und ein Herrenfahrrad.«

      »Ich würde mir gern einen Abdruck eines Ihrer Reifen machen, um diesen dann gegebenenfalls mit Spuren an den Tatorten zu vergleichen, wenn Sie nichts dagegen haben, Frau Hartwig.«

      »Da habe ich eine viel bessere Idee«, sagte sie, ging an ihm vorbei zur Seitenwand, wo unter anderem eine Aluminiumleiter an der Wand hing, und nahm einen von zwei Fahrrad-Mänteln, die unter der Leiter an einem Haken hingen und die er bislang gar nicht bemerkt hatte. »Sie können sich für die Dauer Ihrer Ermittlungen gern diesen Mantel ausleihen. Er ist nämlich identisch mit den Reifen am Rad meines Mannes. Markus ist immer übervorsichtig und hat sich deshalb schon beim Kauf der Räder Ersatz-Mäntel geben lassen, falls mal einer kaputtgeht.«

      »Perfekt!«, sagte Schäringer und nickte anerkennend.

      »Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit helfen. Der Verlust des Fahrrads ist zwar bedauerlich, aber im Vergleich zu den anderen Dingen, die letzte Nacht geschahen, nicht so schlimm. Viel furchtbarer finde ich es ja, dass die Mörder der beiden jungen Männer noch immer auf freiem Fuß und vielleicht noch immer irgendwo in der Nähe sind. Ich hoffe, Sie schnappen die Kerle bald.«

      »Das hoffe ich auch«, antwortete Schäringer. »Und ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das bald gelingen wird.«

      3.

      Umgebung von Oberhofberg, Eisenbahntunnel

      11. April 2013, 10:33 Uhr

      Mit dem Fahrrad-Mantel auf dem Beifahrersitz fuhr Schäringer durch Oberhofberg. Er hatte sich alle Tatorte – die Tankstelle, den Weiher, den öffentlichen Park in der Ortsmitte, die Garage der Hartwigs und die Stelle des Selbstmords der jungen Frau vor dem Eisenbahntunnel auf einer Karte markiert. Sie bildeten zwar keine schnurgerade Linie, die eine Systematik erkennen ließ, lagen aber dennoch aufgereiht wie Perlen auf einer leicht gewundenen Schnur, die insgesamt von Nordwesten nach Südosten verlief.

      Er folgte gerade dem letzten Teil dieser Linie und fuhr auf einem engen Kiesweg durch den Wald. Als er schon wieder zwischen den Bäumen heraus und ins Freie kam, lag linker Hand des Weges ein verlassener, heruntergekommener Bauernhof. Das Wohnhaus musste schon vor Jahren niedergebrannt sein. Die Scheune daneben stand völlig schief und machte den Eindruck, als könnte sie jeden Moment beim feinsten Windhauch einstürzen.

      Er konzentrierte sich auf den schmalen Feldweg, der ihn zum Bahndamm führte und dann parallel dazu verlief. Er fuhr noch ein Stück neben der Böschung her, bis der Weg vor ihm erneut scharf nach links abknickte, weil geradeaus der Steilhang der vielbefahrenen, sechsspurigen Autobahn lag, die wie eine Messerklinge die Landschaft teilte. Die Schienen auf dem Bahndamm verschwanden in einem Tunnel, der unter der Autobahn hindurchführte. Genau vor dieser Tunnelöffnung hatte sich die junge Frau vor den ICE gestürzt.

      Er ließ den Wagen stehen und stieg zum Bahndamm hinauf. Der Lärm der Autos auf den sechs Fahrspuren, drei in jede Richtung, war sehr laut. Anscheinend herrschte um diese Zeit besonders viel Verkehr. In der Nacht, als die Unbekannte überrollt worden war, musste jedoch weit weniger los und der Geräuschpegel nicht so hoch gewesen sein. Vielleicht sollte er noch einmal zum Zeitpunkt des Unfalls hierher zurückkehren, um die Lautstärke der Verkehrsgeräusche von der Autobahn zu überprüfen.

      Er erreichte das obere Ende des Hangs, blieb allerdings in respektvollem Abstand zu den Gleisen stehen und sah sich um. Reste von Absperrbändern lagen herum und flatterten im leichten Wind, dazwischen weggeworfene Einweghandschuhe. Und wenn man die Schienen, die Holzbohlen und den Schotter des Gleisbetts ein wenig genauer ansah, konnte man hier und da noch immer Flecken und Tropfen aus getrocknetem Blut entdecken. Alles andere, einschließlich jeder Menge weggeworfenen Mülls, war fein säuberlich eingesammelt und eingetütet worden, um es im Labor kriminaltechnisch zu untersuchen. Schließlich wurde momentan nur vermutet, dass es sich um einen Suizid handelte, bis ein Fremdverschulden zweifelsfrei ausgeschlossen werden konnte.

      Auch alle Bruchstücke eines Handys, die man gefunden hatte, waren eingesammelt worden. Allerdings waren Gerät und PIN-Karte dermaßen zerstört gewesen, dass man daraus vermutlich nichts mehr über den Anschluss und den Eigentümer herausfinden konnte. Außerdem hatte man einen Teil der Bruchstücke gar nicht mehr gefunden, weil sie entweder zu klein waren, um sie im Gras der Böschung beiderseits des Gleisbetts zu entdecken, oder aufgrund der Wucht des Aufpralls und der Geschwindigkeit des Zuges zu weit weggeschleudert worden waren.

      Da die Tote auch keinerlei Papiere bei sich gehabt hatte, war bislang jeder Versuch gescheitert, sie zu identifizieren. Wenn es tatsächlich ein Selbstmord gewesen war, worauf zumindest der erste Anschein hindeutete, hätte die junge Dame es ihnen auch leichter machen können, denn sie hatte nicht einmal einen Abschiedsbrief hinterlassen. Und wie war sie überhaupt hierhergekommen? Vom Ortsrand bis hierher waren es viereinhalb Kilometer. Schäringer hatte das auf der Fahrt mit seinem Kilometerzähler überprüft. Zu Fuß ein ziemliches Stück. Wenn man allerdings mit dem Fahrrad unterwegs war, sah die Sache schon anders aus. Allerdings war kein Fahrrad in der Nähe gefunden worden. Wäre ja auch zu schön gewesen.

      Schäringer

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