VIRUS – Im Fadenkreuz. Lars Hermanns
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»Lassen Sie alles Weitere vorbereiten – je eher wir beginnen können, desto besser.«
»Was tun wir, wenn es schiefgeht?«
»Schmitt, Sie sind ein Pessimist! Was sollte denn schiefgehen?«
»Unser Agent könnte enttarnt werden.«
»Das ist recht unwahrscheinlich, Schmitt. Schließlich sind wir in unserem eigenen Land. Wie sollte unser Agent da enttarnt werden? Lassen Sie entsprechende Unterlagen und Ausweise vorbereiten, wie wir es besprochen haben.«
»Und der Zivilist?«
»Was soll mit dem sein?«, fragte Odysseus sichtlich genervt.
»Was, wenn er dabei zu Schaden kommt oder gar getötet wird?«
»Wir wissen von nichts, Schmitt! Es darf von ihm keinerlei Verbindung zu uns geben. Sollte er also getötet werden, so waren es unsere Gegenspieler.«
»Ein deutscher Zivilist?«
»Hören Sie doch auf, Schmitt!«, antwortete Odysseus erbost. »Sie waren doch mit dem Plan einverstanden und wussten, dass wir einen Zivilisten benötigen, um die Geschichte glaubwürdig zu gestalten. Kommen Sie mir jetzt also nicht so!«
»Es ist doch nur – könnten wir nicht vielleicht doch ein Zweierteam einsetzen, das den Auftrag übernimmt?«
»Für ein hundertprozentiges Dementi ist es unerlässlich, dass der Bote einwandfrei als Zivilist identifiziert werden kann. Es darf absolut kein Zweifel an seiner Unschuld bestehen, ansonsten ist unser ganzer Plan hinfällig. Selbst wenn man unseren Agenten enttarnen sollte, wäre der Zivilist eben immer noch ein Zivilist. Und allein darauf kommt es an!«
Kapitel 1
Freitag, 4. Oktober 2019
Frankfurt am Main
Der gestrige Feiertag war schön gewesen, doch der heutige Freitag war alles andere als angenehm. Es regnete, und die knapp 12°C kamen Jan deutlich kühler vor, als er seinen Kunden in Frankfurt-Niederrad verließ und sich auf den Weg zur S-Bahn machte.
Eine halbe Stunde später saß er bereits in der S-Bahn-Linie S6, die ihn nach Hause bringen würde. Er war kurz am Hauptbahnhof umgestiegen und saß nun in der 2. Klasse und blickte aus dem Fenster. Der Regen ließ immer wieder Tropfen ans Fenster klopfen, und er war froh darüber, seinen Wagen am Bahnhof von Groß-Karben geparkt zu haben, statt mit diesem bei Regen in die Frankfurter Innenstadt zu fahren. Schon bei schönem Wetter hätte er mindestens eine Dreiviertelstunde benötigt. Doch bei Regen? Nicht auszudenken, wie jetzt wohl die A5 aussah! Vor seinem geistigen Auge sah er, wie er dort – Stoßstange an Stoßstange – mitten im Stau gestanden hätte.
Plötzlich spürte er, wie ihn jemand zu beobachten schien.
Jan blickte sich vorsichtig um.
Es war später Nachmittag an einem Brückentag, die S-Bahn war nicht annähernd so besetzt wie normalerweise um diese Zeit. Die üblichen Pendler saßen auf ihren Plätzen, von denen es heute genügend freie gab. Die meisten waren in Zeitungen oder Bücher vertieft, nicht allzu weit hörte jemand viel zu laut Musik …
Da sah er plötzlich, dass ihn eine hübsche, junge, blonde Frau anlächelte, die schräg vor ihm saß – keine drei Reihen entfernt.
Er erwiderte das Lächeln und blickte daraufhin erneut aus dem Fenster.
Nachdem am Bahnhof Berkersheim erneut zahlreiche Fahrgäste ausgestiegen waren, und sich die S-Bahn nun auf den Weg zum Südbahnhof von Bad Vilbel machte, lehnte sich Jan in seinem Sitz zurück und lenkte seinen Blick vom Fenster weg auf die anderen Fahrgäste. Erneut erkannte er, dass die junge Frau ihn anlächelte.
Er lächelte wieder freundlich zurück und betrachtete sie diesmal etwas eingehender. Das Haar war beinah platinblond – definitiv gefärbt und kaum natürlich – und passte sehr gut zu ihrem leicht gebräunten Teint. Sie sah sehr schlank und sportlich aus, und Jan schätzte sie auf Mitte/Ende zwanzig. Er selbst war inzwischen bereits fünfundvierzig und bei weitem nicht mehr so sportlich wie noch vor zwanzig Jahren. Bei einer Größe von einem Meter achtzig brachte er knapp einhundertfünf Kilo auf die Waage – eindeutig zu viel für seinen Geschmack. Seine bullige Statur war vor allem um die Hüfte herum zu dick, wenn auch glücklicherweise nicht mit einem Bierbauch gesegnet.
Die junge Frau drückte sich ein Buch vor die Brust: FAIRVIEW – Feuerteufel
Okay, dachte Jan. Sie mag demnach Kriminalromane oder Thriller. Ihm selbst sagte der Titel nichts, doch das Cover ließ auf eines der genannten Genres schließen. Er selbst las auch sehr gern, doch er hatte es dann eher mit Romanen von John Grisham oder Ken Follett.
Als die S-Bahn den Bahnhof von Bad Vilbel Süd verließ, kam die junge Frau plötzlich auf ihn zu.
»Darf ich mich setzen?«, fragte sie mit einer Stimme, die jugendlich und doch zugleich etwas tiefer klang, als Jan es erwartet hätte.
»Ähm, ja, klar«, erwiderte er automatisch, woraufhin sie sich ihm direkt gegenübersetzte.
»Das tue ich normalerweise nicht«, sagte sie und lächelte ihn an.
»Was?«, fragte Jan leicht verunsichert.
»Mit wildfremden Männern reden«, antwortete sie und lachte leicht.
»Aha«, entgegnete er und wusste nicht, wie er sonst hätte reagieren sollen.
Inzwischen erreichte die S-Bahn den Bahnhof von Bad Vilbel.
»Sie hatten vorhin so verträumt ausgesehen – so, als wären Sie in Wirklichkeit ganz woanders.«
Jan errötete leicht, während er sagte: »Es ist der Regen.«
»Melancholisch?«
»Nein, eine rein praktische Überlegung. Ich wäre jetzt normalerweise mit meinem Auto gefahren.«
»Ich verstehe.« Sie lächelte ihn weiterhin an.
»Es tut mir leid, doch ich bin nicht sonderlich gut in solchen Dingen.«
»Was meinen Sie?«, fragte sie noch immer lächelnd.
»Konversation mit fremden Frauen«, antwortete Jan und bereute es im gleichen Moment schon wieder. Was redete er da?
Die junge Frau hingegen lachte leise und herzlich, dann sagte sie: »Ich auch nicht.«
Nun lachte auch Jan, angesteckt von ihrer Herzlichkeit und der Doppeldeutigkeit ihrer Antwort.
»Bis wohin fahren Sie?«, fragte sie ihn unvermittelt.
»Groß-Karben«, gab Jan zur Antwort und fragte seinerseits: »Und Sie?«
»Friedberg.«