VIRUS – Im Fadenkreuz. Lars Hermanns
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Читать онлайн книгу VIRUS – Im Fadenkreuz - Lars Hermanns страница 3
»Jan – Jan Wagner.«
»Freut mich, Jan. Haben Sie heute noch etwas vor?«
»Bitte?« Jan war mit dieser Frage sichtlich überfordert.
»Ich bin erst vor Kurzem von Norddeutschland hierhergezogen und kenne noch niemanden. Da ich gleich wieder an Groß-Karben vorbeikommen werde, wäre es doch schön, wenn wir vielleicht etwas essen gehen könnten.«
»Essen? Heute?« Jan hatte kaum Übung in solchen Dingen und sich mehr um seine Arbeit denn um sein soziales Umfeld gekümmert.
»Passt es Ihnen nicht?«
»Doch, doch«, entgegnete er rasch. »Es kommt nur so unerwartet.«
»Ich werde in etwa einer Stunde wieder da sein. Schaffen Sie das?«
»Ja, natürlich«, antwortete Jan. »Italienisch, Griechisch, Chinesisch oder Türkisch?«
»Sie entscheiden.«
Berlin
»Na, endlich!« Odysseus blickte triumphierend auf sein Smartphone. Danach drückte er eine Sprechtaste an seinem Büroapparat, sagte: »Schicken Sie Schmitt rein!« und las erneut die Nachricht, die er eben per SMS erhalten hatte.
Schmitt betrat das Büro ohne anzuklopfen und fragte: »Sie wollten mich sprechen?«
»Wir haben eine Nachricht aus Frankfurt: Der Zivilist ist gefunden, Näheres werden wir morgen erfahren.«
»Soll ich mit der Meldung beginnen?«
»Nein, Schmitt – noch nicht. Wir dürfen jetzt nichts überstürzen.«
»Wie geht es jetzt weiter?«
Odysseus legte sein Smartphone beiseite, ehe er sagte: »Wir werden mit unserem Agenten in Kontakt bleiben. Jetzt, am Wochenende, muss zunächst die Verbindung zu unserem Zivilisten intensiviert werden. Davon hängt wirklich alles ab! Ich hoffe, dass wir am Montag, spätestens jedoch am Dienstag mit der Mission ›Hölzernes Pferd‹ beginnen können.« Nach diesen Worten griff er sich eine Zigarette aus einem silbernen Etui, zündete sie an und blies Rauch in die Luft.
Karben
Jan hatte nicht viel Zeit gehabt. Er war vom Bahnhof Groß-Karben aus mit seinem Auto, einem beinah dreißig Jahre alten, weißen Opel Kadett E mit gerade einmal sechzig Pferdestärken, durch den Regen nach Roggau gefahren. Hier besaß er ein kleines Haus, dessen Hypothek er immer noch abzuzahlen hatte, und um das er sich dringend wieder mehr kümmern musste. Den Rasen hatte er schon lange nicht mehr gemäht, und die Fenster waren ebenfalls in einem traurigen Zustand. Eine Haushaltshilfe wäre nicht schlecht gewesen, doch dafür fehle ihm schlicht und ergreifend das Geld.
Eine gute Dreiviertelstunde später stand er mit seinem Wagen bereits wieder am Bahnhof und wartete auf das Eintreffen der S6 aus Friedberg.
Wer war die Frau – Natascha?
Sie war offensichtlich deutlich jünger als er; wieso hatte sie ihn ausgewählt?
Meinte sie es ernst, oder spielte sie nur mit ihm?
Bald, überlegte er, werde ich es wissen.
Dann sah er die S6 aus Friedberg ankommen. Er wusste, dass Natascha die Unterführung würde nehmen müssen und hatte seinen Wagen daher nahe der Bushaltestellen geparkt. Und da sah er auch schon ihre platinblonden Haare aus der Menge der Pendler herausstechen.
Frankfurt
Knapp vier Stunden später fuhren Jan und Natascha in seinem weißen Kadett die Friedberger Landstraße entlang nach Frankfurt.
»Du hättest mich wirklich nicht fahren müssen«, beteuerte Natascha zum wiederholten Male. Während des Essens beim Griechen waren sie zum vertrauten ›Du‹ übergegangen.
»Papperlapapp«, antworte Jan erneut. »Es regnet noch immer, und außerdem sollte eine hübsche Frau wie du abends nicht allein mit der S-Bahn fahren müssen.«
»Ach, du findest mich hübsch?«, kokettierte sie mit einem zuckersüßen Lächeln.
Jan wurde verlegen und konzentrierte sich auf den Verkehr, da er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte.
»Du bist süß. Danke. Du, da vorn musst du nach links …«
Wenige Minuten später standen sie vor einem großen Mehrfamilienhaus in einem Viertel, das mehreren solcher Wohnhäuser Platz bot. Entlang der Straße gab es einige Parkplätze, doch um diese Uhrzeit waren die meisten bereits belegt. Zwischen den Häusern gab es sogar Grünflächen, teilweise mit Sträuchern und Bäumen bepflanzt. Kein schlechter Platz, um in Frankfurt am Main doch noch halbwegs das Gefühl zu haben, im Grünen zu wohnen.
»Möchtest du auf einen Kaffee mitkommen?«
»Hast du auch Tee?«, fragte Jan.
»Ja«, antwortete Natascha lachend, »damit kann ich auch dienen.«
Jan lenkte seinen alten Opel auf einen der wenigen Parkplätze, anschließend gingen er und Natascha, locker miteinander plaudernd, die restlichen rund hundert Meter zu Fuß.
Nataschas Wohnung lag im dritten Stock eines vierstöckigen Mehrfamilienhauses und war, wie Jan bemerkte, doch recht schlicht eingerichtet. Alles war in Weiß gehalten: Fliesen, rau verputzte Wände und Decken, Möbel. Vor allem aber vermisste Jan das, was normalerweise die Wohnung von Frauen kennzeichnete: Das Persönliche! Es gab keinerlei Nippes, keine gerahmten Fotos von Freunden und Familie.
»Setz dich bitte, ich gehe schnell in die Küche«, sagte Natascha und verschwand.
Jan blickte sich um, und irgendwie kam ihm all das sehr surreal vor. Natascha war traumhaft schön und wirkte beinah wie das Bildnis einer Göttin, überlegte er. Wäre er zehn Jahre jünger gewesen, hätte es ihn vielleicht nicht einmal besonders gewundert, von einer hübschen Frau nach oben gebeten worden zu sein. So jedoch wunderte er sich schon sehr. Und wieder fiel ihm auf, dass er nichts Persönliches von Natascha entdecken konnte. Die Bücher in den Regalen waren zwar interessant, doch trotz allem kam ihm die Wohnung kalt und ohne Leben vor.
Natascha kam plötzlich aus der Küche und trug ein Tablett mit zwei Gläsern: Ein Longdrinkglas und ein Martiniglas. »Du sagtest vorhin beim Essen, dass du gern Gin Tonic trinkst«, flötete sie heiter und reichte Jan das Longdrinkglas.
»Danke, das ist lieb«, sagte Jan, während er das Glas entgegennahm. »Doch ich muss gleich noch Auto fahren.«
»Ist doch bloß ein Glas«, erwiderte sie und nahm ihrerseits das Martiniglas, in dem eine Olive in einer klaren Flüssigkeit schwamm.
»Was trinkst du?«, fragte Jan.
»Wodka Martini«,