DER WIDERSACHER. Eberhard Weidner

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DER WIDERSACHER - Eberhard Weidner Anja Spangenberg

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Blut der Gruppe A Rhesus positiv, also um die in Deutschland häufigste Blutgruppe. Das Ergebnis der DNA-Analyse steht allerdings noch aus.«

      Anja ließ sich diese Information durch den Kopf gehen.

      »Was denkst du jetzt?«, fragte Englmair.

      »Er spielt wieder mit uns«, sagte Anja nachdenklich. »Außerdem ist das hier sicherlich noch nicht alles, was Jack für uns auf Lager hat. Es ist nur die Spitze des Eisbergs, die er uns sehen lässt. Ich könnte mir daher vorstellen, dass sowohl der Fingerabdruck als auch das Blut vom nächsten Opfer stammen.«

      »Das denke ich nicht«, widersprach Englmair.

      Anja sah ihn überrascht an. »Wie kannst du dir da so sicher sein?«

      Englmair seufzte. Bevor er ihr eine Antwort gab, streckte er die Hand aus, nahm ihr den Stapel mit den Tatortfotos ab und steckte sie wieder ein. »Das wollten wir dir ohnehin als Nächstes zeigen«, sagte er dann. »Komm mit!« Damit wandte er sich ohne ein weiteres Wort um und marschierte in Richtung Tiefgaragenausfahrt.

      Anja sah Plattner fragend an. Doch der zuckte nur mit den Schultern und grinste, bevor er seinem Partner folgte. Anja blieb erneut nichts anderes übrig, als ihnen hinterherzueilen, während sie sich fragte, welche Überraschung dieser Tag noch für sie bot.

      Von alldem, was noch kommen sollte, ahnte sie zu ihrem Glück nichts.

      Kapitel 5

      Plattner setzte sich erneut hinter das Steuer des BMW. Und da Englmair auf dem Beifahrersitz Platz nahm, blieb für Anja nur die Rückbank übrig.

      Sobald sie losgefahren waren, rief Englmair den Hausmeister des Gebäudes an, das sie soeben verlassen hatten. Er teilte ihm mit, dass sie in der Tiefgarage fertig seien und er das Tor schließen und die Zeitschaltuhr der Beleuchtung wieder einschalten könne. Die restliche Fahrt hüllten sich die drei Kriminalbeamten in Schweigen; jeder hing seinen eigenen mehr oder weniger düsteren Gedanken nach.

      Zwanzig Minuten später erreichten sie ihr Ziel im sogenannten »Franzosenviertel«. Es lag im Stadtteil Haidhausen und seine Straßen und Plätze waren nach französischen Städten benannt. Plattner parkte den Wagen in einer Seitenstraße in der Nähe des Bordeauxplatzes verbotswidrig vor einer Ausfahrt, und sie stiegen aus.

      Anja folgte den beiden Männern. Schon nach wenigen Metern blieb Englmair stehen und deutete auf die Überreste eines teilweise bereits verwischten Kreideumrisses mitten auf dem Bürgersteig. Außerdem waren auch hier getrocknete Blutspuren zu sehen. In unmittelbarer Nähe, direkt vor der Hauswand, hatten Anwohner Blumen abgelegt und brennende Kerzen aufgestellt, um des Toten zu gedenken.

      »Hier starb das zweite Opfer«, sagte Englmair.

      Das überraschte Anja nicht. Aufgrund des Verhaltens der beiden Kollegen hatte sie bereits befürchtet, dass es noch einen Todesfall geben musste.

      »Wurde er wie das erste Mordopfer ebenfalls mit einem einzelnen Dolchstoß ins Herz getötet?«, fragte Anja, die nach einem Zusammenhang zwischen den beiden Todesfällen suchte, denn andernfalls wäre sie jetzt nicht hier.

      »Nein«, antwortete Plattner. »Er stürzte aus dem Fenster seiner Wohnung im vierten Stock.« Er deutete mit dem Zeigefinger himmelwärts.

      Anja folgte der Bewegung unwillkürlich mit den Augen und sah nach oben. Das Fenster, aus dem der Mann gefallen sein musste, war geschlossen. »Was ist passiert?«, fragte sie und richtete ihren Blick wieder auf Englmair.

      Doch erneut war es Plattner, der die Aufgabe übernahm, sie über die Hintergründe des Falls zu informieren. »Der Tote heißt oder besser gesagt hieß …« Er zuckte mit den Achseln, als wäre er sich unsicher, welche Zeitform nun korrekt war und ob ein Leichnam weiterhin seinen Namen behielt. »… Ralf Kohler. Ein riesiger Kerl, mindestens zwei Meter groß, noch dazu Bodybuilder mit einem Körper wie ein Schrank. Von Beruf war er Personenschützer, was bei seiner Statur sogar naheliegend war.«

      »So ein Kerl fällt doch nicht einfach so mir nichts, dir nichts aus dem Fenster«, sagte Anja kopfschüttelnd. »Außer natürlich, er wollte das Fenster putzen und ist dabei abgerutscht.«

      Plattner lachte, wurde aber rasch wieder ernst.

      »Das ist eher unwahrscheinlich«, meinte Englmair. »Wer putzt schon spätabends seine Fenster. Außerdem hatte Kohler eine Putzfrau, die zweimal in der Woche kam.«

      »Also ist er entweder selbst gesprungen, weil er seines Lebens überdrüssig war«, sinnierte Anja. »Oder jemand hat nachgeholfen.«

      »Eindeutig Letzteres«, sagte Plattner.

      »Weswegen seid ihr euch da so sicher?«

      »Das Fenster, aus dem Kohler gefallen ist, wurde hinterher wieder geschlossen«, sagte Englmair. »Das kann er unmöglich selbst getan haben, wie du zugeben musst. Und in der Wohnung gibt es eindeutige Spuren einer tätlichen Auseinandersetzung. So ging beispielsweise der Glastisch im Wohnzimmer zu Bruch. Außerdem wurden Blutspuren des Opfers auf dem Parkettboden, an der Wand unter dem Fenster und auf dem Fensterbrett gefunden.«

      »Kohler muss bei dem Kampf verletzt worden sein, trug vermutlich auch einige Prellungen und Blutergüsse davon«, erklärte Plattner. »Allerdings lässt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen, welche Verletzungen auf den Kampf zurückgehen und welche von dem anschließenden Aufprall auf das Pflaster nach dem Sturz aus dem vierten Stock stammen.«

      »Der Gerichtsmediziner geht übrigens davon aus, dass Kohler noch am Leben, aber vermutlich ohne Bewusstsein war, als er starb«, sagte Englmair.

      Anja schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ein Zweimetermann, noch dazu Bodybuilder und ausgebildeter Personenschützer, verliert einen Zweikampf, wird bewusstlos geschlagen und anschließend aus dem Fenster seiner Wohnung geworfen?«

      Plattner und Englmair nickten gleichzeitig. Englmair mit ernsthafter Miene, um ihr zu zeigen, dass er nicht scherzte, Plattner hingegen mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

      »Puh«, machte Anja. »Da möchte ich mir lieber gar nicht vorstellen, wie sein Gegner aussah. Außer natürlich, es handelte sich dabei um mehrere Männer.«

      Englmair schüttelte jedoch entschieden den Kopf. »Wir gehen von einem Einzeltäter aus. Außerdem glaube ich gar nicht, dass der Mörder unbedingt größer und stärker als Kohler war. Wahrscheinlich war er nur ein besserer Kämpfer. Von Kohlers Kollegen haben wir erfahren, dass er allein aufgrund seiner Größe und Statur schon äußerst eindrucksvoll wirkte und sich deshalb niemand mit ihm anlegte. Er hat allerdings nie eine richtige Kampfkunstausbildung genossen.«

      »Wann ist es passiert?«

      »Gestern am späten Abend zwischen zehn und halb elf«, sagte Englmair.

      »Kohler wollte mit Kollegen ausgehen«, übernahm Plattner. Anja hatte das Gefühl, dass die beiden bereits ein eingespieltes Team waren. »Sie wollten sich um halb elf vor einem Club treffen. Als Kohler nicht kam, versuchten sie zunächst, ihn anzurufen. Da er nicht ans Telefon ging, fuhren sie mit einem Taxi hierher und fanden seine Leiche.«

      »Hat jemand im Haus etwas gehört?«, fragte Anja. »Immerhin muss der Kampf eine Menge Lärm verursacht haben.«

      »Ein paar Nachbarn haben

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