Veyron Swift und der Orden der Medusa. Tobias Fischer
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Читать онлайн книгу Veyron Swift und der Orden der Medusa - Tobias Fischer страница 19
Die einzigen kleinen Zutaten, die ich noch hinzufügen musste, war die Manipulation von Toms Smartphone und eine Webcam in seinem Rucksackverschluss, damit ich beobachten konnte, was hinter ihm geschah. Natürlich noch das Daring-Schwert für Notfälle. Ich selbst hielt mich, als Mrs. Hardfist verkleidet, den ganzen Morgen schon bereit. Den Rest der Geschichte kennen Sie ja.«
Tom lachte laut auf, als er all das hörte. Er klatschte in die Hände.
»Phantastisch, echt cool. Das ist ja der Wahnsinn.«
Nur Jane blieb noch immer skeptisch, wenngleich sie sich ein anerkennendes Lächeln nicht ganz verkneifen konnte.
»Eine meisterhaft inszenierte Flucht, das stimmt. Aber das Hauptproblem löst sie natürlich nicht. Fellows ist immer noch dort draußen. Wenn es stimmt, was Sie über diesen Kerl sagen, sind seine Killer jetzt hinter uns her«, meinte sie.
Veyron stieß einen höhnischen Lacher aus, wurde aber gleich wieder ernst.
»Ich bezweifle sehr stark, das Mr. Fellows dazu überhaupt in der Lage sein wird«, erwiderte er.
Jane und Tom blickten ihn staunend an, was Veyron listig lächeln ließ.
»Ich sollte vielleicht endlich von Mrs. Hardfists Meisterstück erzählen. Was für eine tüchtige alte Lady! Nachdem ich Fellows kontaktiert hatte und Adresse und Uhrzeit unseres Treffpunkts übermittelt bekam, bemühte ich Mrs. Hardfist für einen kleinen Ausflug in die City. Ich hatte ein paar Stunden Zeit. Zweifellos würden Fellows Agenten bereits in jenem Restaurant warten, falls ich vorher mal vorbeischaue. Fellows ist kein Dummkopf. Mit einem Besuch von Mrs. Hardfist rechnet jedoch nicht einmal er. Eine krumme, übelriechende alte Schachtel, der man nicht zu nahe kommen will. Die watschelt in das Hilton, hinein in den Aufzug und rauf ins Restaurant, von jedermann ungläubig angestarrt. Sie marschiert von Kundschaft zu Kundschaft, murmelt, geifert, schnappt sich ein paar Zuckerpäckchen und steckt sie in die Taschen. Ein freundlicher Kellner kommt zu ihr und komplimentiert sie hinaus. Mrs. Hardfist beschimpft ihn als Rüpel und steigt in den nächsten Bus. Jedermann lacht über diesen Vorfall, auch Fellows Handlanger.
Zu Hause verwandelt sie sich dann zurück in Veyron Swift, der nun die Zuckerpäckchen nimmt und manipuliert. Er mischt dem Zucker ein Betäubungsmittel bei. Und zwar jenes, welches der gute, alte Mr. Tommerberry entwickelt hat.
Das war der einzig lohnenswerte Aspekt an diesem Reinfall: Ein neuartiges Sedativ, das ein temporäres Koma hervorruft – Tommerberrys bemitleidenswerter Versuch, den eigenen Tod zu fingieren. Ein versuchter Versicherungsbetrug, wie langweilig. Für uns alle jetzt jedoch ein Glücksfall. Ich nehme also die präparierten Zuckerpäckchen mit zu meinem Treffen mit Fellows. In einem Moment vorgespielter Nervosität und Ungeschicklichkeit, tausche ich die echten durch die falschen aus, schütte sie in meinen Kaffee, trinke dann jedoch aus Fellows Tasse. Dieser nun aus der meinen und tappt so in meine Falle. Tommerberrys Sedativ braucht ein paar Stunden, bis es zu wirken beginnt. Fellows kehrt in seine Absteige zurück und schläft ein; vor dem Fernseher, beim Pokern oder wo auch immer. Das Sedativ ruft einen komatösen Zustand hervor, Fellows Handlanger können ihn nicht mehr aufwecken. Zweifellos lassen sie ihn in ihrer Panik im Stich und fliehen. Wenn er wieder zu sich kommt – etwa heute Abend – steht er vor den Trümmern seiner Organisation. Er wird untertauchen müssen, denn Gregson und sogar der MI-5 sind ihm auf den Fersen. Vielleicht gelingt ihm die Flucht, aber ich bezweifle es. Das, meine liebe Willkins, ist dann das Ende der Geschichte und zweifellos auch das Ende von Mr. Charles Fellows.«
Seinen Triumph auskostend, verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen.
Von Jane war für den Rest der Fahrt nach Milton Keynes kein einziges kritisches Wort mehr zu hören. Misstrauisch blieb sie dennoch, als wollte sie nicht so ganz glauben, dass es Veyron wirklich gelungen war, innerhalb von Stunden jenen Mann restlos zu besiegen, den die ganze Ermittlerelite der Welt bislang vergebens zu verhaften versucht hatte.
Auch Tom war nicht ganz wohl in seiner Haut. In Kürze würden sie nach Elderwelt zurückkehren. Dieser unheimliche Consilian würde dort auf sie warten. Um ihm das Handwerk zu legen, würde es sicher mehr brauchen, als ein paar billige Tricks.
4. Kapitel: Ankunft in Fabrillian
Von Milton Keynes führte der Weg über die Landstraße nach Wisperton, einem kleinen Ort, der mitten in der Wildnis lag. Von Osten, Westen und Norden von Wald umgeben, grenzten zahlreiche Äcker und Pferdeweiden im Süden an die Ortsgrenzen. Insgesamt vierundzwanzig alte Häuser säumten die ebenso alte Straße, die wohl zum letzten Mal irgendwann in den Sechzigern ausgebessert wurde. Unzählige Schlaglöcher und der fast vollständig verblasste Mittelstreifen, machten jede Autofahrt hier zum Abenteuer. Es gab ein einziges Hotel, mit zusammengezählt sechs Fremdenzimmern im ersten Stock, die meisten nicht belegt. Das Erdgeschoss wurde von einem altmodischen, aber gemütlichen Pub ausgefüllt.
Sie erreichten Wisperton erst nach Einbruch der Dunkelheit und wären da nicht ein paar alte Straßenlaternen und die hell erleuchteten Fenster des Pub gewesen, sie wären glatt durchgefahren. Tom erinnerte sich noch gut an diesen Ort. Nichts hatte sich seit ihrem letzten Besuch geändert. Im letzten Jahr endete hier sein erstes großes Abenteuer, nun sollte das Zweite beginnen.
»Als würde die Zeit in diesem Ort stehenbleiben. Nur das es jetzt Herbst ist, kalt und neblig. Letztes Mal war es Spätsommer und angenehm warm. Ob das irgendetwas zu bedeuten hat«, fragte er sich.
Veyron hatte in Milton Keynes einen Mietwagen organisiert, eine alte Rostlaube, die auf scheinbar magische Weise zusammengehalten wurde. Mehrmals hatte das Vehikel den Eindruck erweckt, als wolle es am liebsten sofort auseinanderfallen. Hier draußen in Wisperton, fiel der Schrotthaufen zwischen all den anderen betagten Automobilen jedoch kaum auf. Er parkte den Wagen auf der anderen Straßenseite, sie stiegen aus und holten ihr Gepäck aus dem Kofferraum. Der Parkplatz des Hotels war mit Fahrzeugen aller Art überfüllt. Limousinen, Traktoren und Motorräder, da ganze Dorf schien anwesend zu sein.
»Von hier aus sollen wir nach Elderwelt gelangen«, fragte Jane zweifelnd. Sie warf mit verschränkten Armen einen missmutigen Blick in das alte Pub. Durch die kleinen Fenster konnte man sehen, dass drinnen ein reges Treiben herrschte.
»Nicht direkt, aber ich hoffe, hier einen Führer zu treffen, der uns dorthin bringt. Ich versichere Ihnen, dass wir hier Elderwelt näher sind, als sonst irgendwo in England«, gab Veyron zurück. Ohne weiteres Zögern betrat er das Pub, gefolgt von Tom und der äußerst skeptisch dreinschauenden Jane.
Die Gaststube war brechend voll. Dutzende von Leuten saßen oder standen um die kleinen Tische. Sie unterhielten sich angeregt, die einen über das, die anderen über jenes. Für Tom war es ein einziges Stimmengewirr, das in seinen Ohren summte. Veyron setzte sich an einen freien Tisch und bat Jane und Tom, ebenfalls Platz zu nehmen.
Ein junger Keller, höchstens zwanzig, das lange, dunkelbraune Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, erschien lautlos neben ihnen und bat um die Bestellung.
»Für Tom eine Coke und für Willkins ein Bier, für mich ein Mineralwasser, bitte. Oder könnt Ihr mir etwas Besseres empfehlen, Meister Faeringel?«, sagte Veyron, ohne