Veyron Swift und der Orden der Medusa. Tobias Fischer
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»Es ist wahr. Elben gibt es wirklich, das mit dem Zaubertrick stimmt also«, keuchte sie.
Faeringel schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, Veyron jedoch nur einen verständnislosen Blick.
»Selbstverständlich stimmt das. Hatten Sie etwa angenommen, ich würde Sie auf den Arm nehmen? Willkins, alles was ich Ihnen jemals über Elderwelt und seine Bewohner gesagt habe, war stets zu Einhundertprozent die Wahrheit.«
»Seid etwas nachsichtiger mit Lady Jane, Meister Swift. Ihr seid mit vielen Dingen vertraut, die für die meisten Menschen an Wunder grenzen«, griff Faeringel nun mit strenger Stimme ein. Ganz zu Toms Erstaunen, erwiderte Veyron darauf gar nichts.
Der große Elb reichte Jane eine Hand, die sie dankbar lächelnd annahm.
»Nun kommt! Die Königin ist momentan noch mit ihrem Gefolge unterwegs, aber bis zum Abend wird sie eintreffen. Sie hat befohlen, dass für Euch Zimmer bereitgestellt werden. Ihre Diener werden Euch zum Gästepalast führen. Wenn Ihr Hunger verspürt, so scheut Euch nicht, die Dienerschaft davon in Kenntnis zu setzen. Die Königin wollte zu Ehren Eurer Rückkehr ein Bankett ausrichten. Es ist also für alles gesorgt«, erklärte Faeringel und führte Jane den Weg zum Palast entlang.
Tom bemerkte ein misstrauisches Zucken der Augenbrauen seines Paten. Er musste grinsen. Würde er Veyron nicht besser kennen, hätte er das fast für eine leicht eifersüchtige Reaktion gehalten.
Jane war ganz und gar verblüfft, dass die Besucher Fabrillians in einem eigenen Palast untergebracht wurden. Sie bereute es nicht eine Sekunde, sich auf dieses Abenteuer eingelassen zu haben. Es fehlte an nichts. Der Ausblick auf die Hauptstadt Fabrillians, Fanienna, war atemberaubend. Die rot gepflasterten Straßen führten kreuz und quer durch einen riesigen Wald. Zwischen den in allen Herbstfarben schillernden Baumkronen ragten die Dächer der Häuser auf, die mit der Farbe des Laubs zu verschmelzen schienen. Sämtliche Straßen und Wege führten um Bäume herum, zierliche Brücken aus weißem Holz wölbten sich über dicke Wurzeln und die vielen kleinen Bäche.
Sobald sie ihr Gepäck in den Schränken der Zimmer (jeder hatte ein eigenes) verstaut hatten, bestand Jane auf einem Rundgang durch die Stadt. Faeringel bot sich ihnen sofort als Führer an, was Jane noch mehr zu begeistern schien.
Auf den Straßen trafen sie viele Elben, die sie alle freundlich grüßten. Manche erkundigten sich bei Tom und Veyron sogar danach wie es ihnen im vergangenen Jahr ergangen war. Auch Jane wurde allerhand gefragt, wo sie herkam, was sie beruflich machte und überhaupt wie es ihr so ging. Als sie es den neugierigen Talarin erklärte, war sie wiederum überrascht zu erfahren, dass in Fabrillian so etwas wie eine Polizei gar nicht gab.
Abends wurden die drei Besucher in den Palast der Königin gebracht. Als sie das Foyer durch die gläsernen Torflügel betraten, blieb Jane für einen Moment vor Ehrfurcht stehen. Fast der ganze Kuppelbau wurde von zwei riesigen Bäumen ausgefüllt, in deren Kronen goldene Lampen schimmerten. Der marmorne Boden war knöchelhoch mit rotgoldenem Herbstlaub bedeckt. Niemand machte sich die Mühe es aufzufegen. Jeder Schritt raschelte laut, doch den Elben schien es zu gefallen. Zwischen den gewaltigen, silbern schimmernden Baumstämmen führte eine Treppe hoch in die Korridore des Palastes, Statuen aus weißem Marmor säumten die hallenartigen Gänge. Die Decken waren mit beeindruckenden Fresken bemalt. Sie zeigten die verschiedensten Ereignisse Elderwelts.
»Die ganze Geschichte der Talarin steht dort oben«, erklärte Faeringel, dem die interessierten Blicke Janes und Toms auffielen. »Angefangen von der langen Wanderung über das Ewige Eis, dem Exodus aus Altwelt und den glücklichen Tagen in Carundel. Seht nur, da vorne wird vom Bau Faniennas berichtet, da hinten von der Entstehung des Bruchs, der großen Klippe, die unser Land in zwei Hälften trennt.«
Jane seufzte. »Das ist echt wunderschön. Diese Farben, so kräftig, fast als würden sie aus eigener Kraft leuchten. Schaut euch nur die ausdrucksstarken Gesichter an. Fast könnte man meinen, man blickt durch ein Fenster in die Vergangenheit. Ich wünschte, wir hätten die Zeit, alles zu fotografieren.«
Neben ihr gab Veyron einen höhnischen Laut von sich.
»Lesen Sie lieber ein Buch über die Geschichte Fabrillians. Bilder anzuschauen, mehrt Ihr Wissen nur marginal«, entgegnete er so kaltherzig wie eh und je.
»Ich glaub es einfach nicht! Sie haben echt keinen Sinn für Schönheit und Kunst, für Sie besteht die Welt nur aus Fakten und Zahlen. Wissen Sie was? Sie sind und bleiben einfach ein Ekel«, ärgerte sie sich.
Tom musste ihr dabei vollkommen zustimmen. Ihm kam es fast so vor, als gäbe sich sein Patenonkel im Moment ganz besonders große Mühe, nicht gemocht zu werden.
Sie wurden in einen großen Speisesaal geführt, wo Königin Girian und ihr ganzer Hofstaat bereits auf sie warteten. Eine schönere und edlere Frau hatte Jane noch nie erblickt, hochgewachsen und schlank, ein ebenmäßiges Gesicht mit heller Haut und eisblaue, durchdringende Augen. Ihr dunkles Haar fiel lockig über ihren Rücken und das ozeanblaue Kleid, das sie trug. Ein silbernes Diadem krönte ihr Haupt, mit einem weißen Edelstein auf der Stirn, der von innen heraus glühte.
Alle drei Besucher verneigten sich höflich, was die versammelten Elben einigermaßen zu belustigen schien. Jane fand das leise Gekicher sonderbar. War das etwa ein Fehler gewesen?
Veyron neben ihr lächelte verschmitzt und zwinkerte Tom zu, der gebannt auf den leuchtenden Edelstein in Girians Diadem starrte.
»Ist es das, was ich denke«, fragte er flüsternd.
»Zweifellos. Ein Splitter des Biuthnin-Steins, des Juwel des Lebens. Unsere listige, wunderschöne Königin. Was für eine beeindruckende Demonstration«, murmelte Veyron begeistert zurück.
Jane verstand nicht, was die beiden meinten, doch die Königin schien es zu hören. Ein vorwitziges Lächeln flog über ihre kirschroten Lippen.
»Besucher aus Fernwelt: willkommen in meinem Haus in Fanienna, Hauptstadt Fabrillians, dem Reich des Volkes der Talarin. So setzt euch nun zu uns an den Tisch, wir alle fühlen uns sehr geehrt. Ich hoffe Ihr bringt reichlich Hunger mit, denn meine Köche wären sehr enttäuscht wenn etwas übrig bliebe«, rief ihnen Girian mit huldvoller Geste zu. Eine ordentliche Portion Humor schwang in ihren letzten Worten mit.
Die ganze edle Gesellschaft erhob sich fast zugleich von den Stühlen. Jane trat verunsichert von einem Fuß auf den anderen, Tom dagegen war zutiefst bewegt. Das war nicht einfach nur eine bloße Höflichkeit von Seiten der Talarin, sondern ehrlicher, tiefer Respekt. Dieser Moment schien eine schiere Ewigkeit zu dauern, ehe die Elben sie mit Lachen und Zurufen an den Tisch baten.
»Nun lasst uns nicht länger rumstehen, für euch Menschen ist das Leben eh schon kurz genug. Setzt euch und greift zu. Wir haben Hunger und sind des Wartens leid«, riefen einige der Jüngeren. »Hätten wir eine Schar Zwerge hier, wäre schon längst alles weg. Also los, sonst bleiben für euch nur noch die Krümel«, bekräftigten ein paar andere.
Tom, Jane und Veyron wurden in die Mitte genommen. Sofort tischten die Diener allerhand auf. Gebratenes Geflügel, das Fleisch hauchzart und die Haut knusprig und würzig, dazu Gemüse in allen Variationen, knackig und schmackhaft. Und Soßen gab es, die allerfeinsten und köstlichsten, die Tom je gekostet hatte. Zuletzt setzten sich die Diener und Küchenjungen