Veyron Swift und der Orden der Medusa. Tobias Fischer
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»Vielleicht wollen wir uns jetzt anhören, was Prinzessin Iulia zu berichten hat«, schlug Girian mit diplomatischer Freundlichkeit vor.
Taracil grunzte nur verächtlich.
»Ich kenne die Geschichte der Nobilissima bereits. Vielleicht erinnert Ihr Euch, dass es zu den Fähigkeiten der Simanui gehört, Gedanken zu erspüren. Ich weiß von den Versteinerungen in Gloria Maresia und dem Aberglauben, die Gorgone Medusa stecke dahinter. Aber ich sage Euch Folgendes: Medusa wurde getötet, der Held Perseus hat ihr den Kopf abgeschlagen, vor weit über dreitausend Jahren! Wir Simanui wissen über solche Dinge bestens Bescheid. Es besteht wahrlich kein Anlass zur Sorge, dieses Monster könnte zurückgekehrt sein, um Rache an der Menschheit zu nehmen. Die Medusa ist tot, ihr kopfloser Leichnam schon längst verrottet. Selbst ihre beiden furchtbaren Schwestern wurden schon seit tausend Jahren nicht mehr gesehen. Die Gorgonen sind Vergangenheit«, ließ er die Anwesenden mit gebieterischer, dunkler Stimme wissen. Mit strengen Blicken wandte er sich an Iulia.
»Die Furcht Eurer Großmutter, Servilia Ennia, ist unbegründet. Der Glaube, die Gorgone suche die kaiserliche Familie heim, ist haltloser Unsinn, ein Aberglaube, weiter nichts! Ich vermag nicht zu begreifen wie gebildete Frauen, aus allerbestem Haus und höchster Abstammung, nur auf so abstruse Ideen kommen.«
Tom wollte aufspringen und protestieren. Ein scharfer Blick von Veyron verbot es ihm jedoch.
»Vielleicht habt Ihr recht, Großmeister Taracil. Sicherlich könnt Ihr mir – in Eurer Allwissenheit – erklären, wie es dann zu diesen Versteinerungsmorden gekommen ist, und warum Schrate und Fenriswölfe die Prinzessin bis fast nach Fernwelt verfolgten. Bestimmt habt Ihr auch eine Antwort darauf wie Consilian in den Besitz eines Gorgonenabbildes kommt, dass dem Orden der Medusa zugeschrieben wird. Wie kann es sein, dass binnen weniger Jahre alle aussichtsreichen Erben auf den Kaiserthron unglücklich versterben oder in den Kerker wandern«, erhob nun Veyron die Stimme. Er klang sachlich und ruhig, doch das hinterlistige Lächeln in seinen Mundwinkeln triefte vor Sarkasmus.
Taracil fühlte sich offenkundig herausgefordert, denn sofort verfinsterten sich seine Augen.
»Ich bin es nicht gewohnt, mich rechtfertigen zu müssen, junger Mann! Aber Eure Leistungen im Nemesis-Fall sprechen für sich. Ihr habt dem Orden der Simanui da eine kleine Peinlichkeit erspart. Darum, und nur allein darum, will ich Euch Eure unbedachten Äußerungen nicht krummnehmen und sogar auf Eure Fragen antworten.
Es gibt eintausend und mehr Methoden eine Versteinerung herbei zu führen. Aber da Ihr kein Simanui seid und die Wissenschaft der Simarell unmöglich studieren könnt, wisst Ihr das womöglich nicht. Ihr wisst dagegen sicherlich, dass die Schrate ein Volk von Räubern und Plünderern sind. Die Grenzen nach Darchorad und anderen Verstecken dieses Volkes, werden nur unzureichend bewacht. Ganze Banden der Schrate ziehen plündernd und brandschatzend durch Allerherrenländer – selbst durch die dünn besiedelten und wenig bewachten Gegenden des Imperium Maresium. Drei einsame Reiter auf verstohlenen Pfaden sind genau die Art von Opfer, denen die Schrate auflauern.
Was Consilian und den Orden der Medusa betrifft, so kümmert es mich schlichtweg nicht. Der Orden der Medusa scheint mir nur ein Zusammenschluss gemeiner Auftragsmörder zu sein, die sich eines alten Zaubers bedienen, den sie irgendwo aufgeschnappt haben. Consilian könnte mit dem Orden der Medusa unter einer Decke stecken. Aber vielleicht wurde ihm dieses besagte Gorgonensymbol auch nur als Warnung geschickt, oder er hat es als Beweisgegenstand seiner Ermittler erhalten. Warum fragt Ihr ihn nicht einfach selbst, anstatt den Orden der Simanui damit zu behelligen? Wir sind die Wächter des Friedens, nicht die Polizei der Welt! Die internen Scherereien eines Volkes gehen uns nichts an, erst recht nicht eine Familienfehde. Zudem solltet Ihr bedenken, dass bislang nur Freunde und Unterstützer Consilians, Opfer des Ordens der Medusa wurden. Wie wahrscheinlich ist es daher, dass er mit diesem Orden unter einer Decke steckt? Ich sehe hier nichts anderes am Werk, als familiäre Streitigkeiten in der kaiserlichen Familie. Das ist wahrlich keine Aufgabe für die Simanui.
Vielleicht wollt Ihr Euch darum kümmern, Meister Veyron Swift? Der Orden der Simanui wird es jedenfalls bestimmt nicht tun!«
Veyron und Taracil starrten sich an, keiner von beiden war geneigt, nachzugeben. Tom konnte die Anspannung förmlich fühlen, die in der Luft lag. Iulia schaute nur in den Boden, das Gesicht voller Scham und Ärger. Tom vermochte nicht zu sagen, auf was oder wen sie zornig war. Sicherlich gefiel es ihr nicht, dass ihr gefährliches Abenteuer als vollkommen sinnloses Unterfangen abqualifiziert wurde.
»Ich schlage eine andere Theorie vor, Meister Taracil. Consilian betreibt ein dunkles Geschäft im Herzen Maresias. Er steckt mit dem Orden der Medusa unter einer Decke, er hat Iulia und ihre Begleiter von einer Spionin verfolgen lassen und ihr die Schrate auf den Hals gehetzt, um eine Einmischung der Simanui zu verhindern. Es sind dunkle Mächte am Werk, Großmeister, vielleicht sogar im Namen des Dunklen Meisters. Ich kenne einen anderen Simanui, der an Eurer Stelle jetzt durchaus sehr besorgt wäre«, konterte Veyron nach einer Weile.
Er klang noch immer ganz gelassen, aber Tom kannte seinen Paten inzwischen gut genug um zu wissen, wie sehr es in dessen Innerem tobte. Wenn Veyron etwas richtig verärgerte, dann war es Ignoranz.
»Ihr braucht mich nicht über die Mitglieder meines eigenen Ordens zu belehren, Swift! Weder Meister Nagamoto noch irgendein anderer Simanui, trifft in dieser Sache die Entscheidung, sondern allein ich! Was den Dunklen Meister angeht: Der wurde vor eintausend Jahren vernichtet. Seine Macht ist gebrochen, die Schrate seither ohne einen Anführer. Seine Zauberbücher sind zerstört, seine Anhänger und Nacheiferer allesamt erschlagen. Nur allein die Erinnerung an ihn, ist hier und da noch lebendig, sowie zahlreiche Aberglauben«, erwiderte Taracil genervt. Seine dunklen Augen trafen dabei Iulia, die nun noch intensiver irgendetwas auf dem Boden suchte. Ihre Finger hatten sich die Lehnen des Sessels gekrallt.
»Schön, dann ist es beschlossene Sache. Wenn Ihr mir nicht helfen wollt, Großmeister, dann muss ich allein nach Maresia gehen und dort nach dem Rechten sehen. Ich versichere Euch, ich werde die Machenschaften des Ordens der Medusa aufdecken. Die Wahrheit wird ans Licht kommen … und danach werde ich Eure Entschuldigung entgegennehmen«, entschied Veyron. Er lehnte sich in den Sessel zurück, presste die Fingerspitzen aneinander und versank für einen Moment in seine unergründliche Gedankenwelt.
Taracil dagegen bekam ein hochrotes Gesicht. Tom konnte sich bildhaft vorstellen, wie der alte Zauberer jeden Moment grelle Blitze aus den Fingern schießen würde, um den unverfrorenen Fernweltler zu bestrafen.
»Es ist ein Fehler, sich über mich lustig zu machen, Swift! Es steht nicht in meiner Macht, Euch am Weg nach Maresia zu hindern oder an dem, was Ihr dort zu tun gedenkt. Aber ich warne Euch! Ganz gleich wie es für Euch ausgeht: rechnet zu keiner Zeit mit der Unterstützung oder Hilfe der Simanui! Wir halten uns aus diesen Angelegenheiten heraus«, polterte Taracil. Im Nu hatte er seine Fassung zurückgewonnen und ließ sich die Verärgerung nicht mehr länger anmerken.
Veyron brauchte einen Moment, ehe er aus seiner Gedankenversunkenheit aufwachte. Er lächelte geschäftsmäßig.
»Niemand macht sich über Euch lustig, Großmeister. Ich danke Euch auf jeden Fall für die kostbare Zeit, die Ihr uns gewidmet habt. Ich hätte allerdings noch eine letzte Bitte.«
Taracil atmete tief durch, sichtlich darum bemüht, nicht die Augen zu verdrehen.
»Ich höre.«
»Prinzessin Iulia muss wieder nach Maresia zurückkehren. Es ist sicher auch im Interesse der Simanui, sie wohlbehütet dort abzuliefern.