Veyron Swift und der Orden der Medusa. Tobias Fischer

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Veyron Swift und der Orden der Medusa - Tobias Fischer Veyron Swift

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kämpfte einen Moment sichtlich mit der Überraschung und verschränkte ablehnend die Arme vor der Brust.

      »Moment! Tom muss wieder in die Schule, das können Sie nicht machen. Wir hatten ein Wochenende vereinbart, und das ist jetzt um.«

      »Wir hatten gar nichts vereinbart. Tom machte zwar den Vorschlag für einen Wochenendausflug, aber ich sagte dazu gar nichts«, entgegnete er mit unerbittlicher Schärfe in der Stimme. »Leben sind in Gefahr, Willkins. Da werde ich nicht einfach stillhalten und zusehen, wie das Unrecht um sich greift. Zudem besteht kein Grund zur Sorge. Vor unserer Abreise, habe ich Inspektor Gregson über alles informiert und ihn gebeten, bei Richter Stevenson einen Antrag für ein Zeugenschutzprogramm einzureichen. Offiziell sind wir aus Sicherheitsgründen untergetaucht, mit Wissen und Genehmigung der Behörden. Das bedeutet: keine Schule für Tom und ein verlängerter Urlaub für Sie.«

      Jane war sprachlos, auch Tom wusste nicht, was er sagen sollte. Die Worte „keine Schule“ lösten jedoch sofort Begeisterung in ihm aus. Er gab einen verhaltenen Jubelschrei von sich und rief dabei ein kurzes Lächeln auf Veyrons Lippen. Jane wirbelte wutentbrannt herum und stapfte auf die andere Seite des geräumigen Gästezimmers. Sie blickte aus den Fenstern auf den Palastgarten hinunter.

      »Es stimmt, Sie sagten ja von Anfang an, Sie würden ein paar Wochen ausbleiben. Sie haben mich hereingelegt! Sie wussten wie Sie mich provozieren konnten, damit ich mitkomme. Von wegen „sagen Sie mir, Willkins, haben Sie England eigentlich jemals verlassen?“. Ihr ganzes arrogantes Gehabe, alles nur Schauspielerei, stimmt’s? Und jetzt haben Sie mich hier in der Falle«, warf sie ihm vor. Bereits im nächsten Augenblick war ihr Zorn jedoch schon wieder verraucht. Sie seufzte.

      »Also gut. Menschenleben stehen auf dem Spiel. Wir sind die einzigen, die sie retten können, nehme ich an. Das ist ja mein Job als Polizistin, nicht wahr? Meine Berufung. Okay, wann geht es los?«, fuhr sie einen Moment später fort, die Stimme voller Resignation. Es kostete sie sichtlich einige Überwindung, sich ausgerechnet Veyron Swift geschlagen zu geben.

      Abends speisten sie noch einmal am Tisch Girians. Diesmal war die Runde sehr klein, bestand nur aus der ewig jungen Elbenkönigin, Faeringel, Iulia und den drei Besuchern aus der Menschenwelt. Sie besprachen die Reiseroute, und wie lange sie unterwegs sein würden. Die Prinzessin fragte vorsichtig nach, ob sie nicht eine Kutsche nehmen könnten oder ob es wenigstens Sklaven gäbe, die ihr beim Tragen halfen. Girian lachte darüber nur amüsiert. Beschämt blickte die junge Maresierin in eine andere Richtung.

      Jane gefiel dieses königliche Gehabe der Prinzessin gar nicht. Kaum waren sie wieder allein, ließ sie Veyron und Tom wissen, wie wenig ihr die Idee gefiel, diese Iulia mitzunehmen.

      »Die wird uns mit ihrer Jammerei noch die Ohren vollheulen. Wahrscheinlich macht sie sich jetzt schon Sorgen um Ihre Fingernägel«, brummte sie.

      Veyron warf ihr einen schelmischen Blick zu.

      »Unwahrscheinlich. Ihre Fingernägel sind genauso sorgfältig gestutzt wie die Ihren – und dabei nicht einmal lackiert«, erwiderte er im beiläufigen Ton. Jane funkelte ihn zornig an, doch Veyron lachte darüber und verabschiedete sich. Sie mussten früh raus. Es wäre besser, sie gingen jetzt alle zu Bett, wie er meinte.

      Am nächsten Morgen brachen sie auf, von den Elben mit vielen freundlichen Worten verabschiedet. Alle hatten sie dicke Winterjacken an, Veyron seinen weiten, schwarzen Ausgehmantel und Iulia einen Umhang aus Fuchsfell. Während alle anderen Rucksäcke tragen sollten, nahm Veyron nichts anderes mit, als seine altmodische, karierte Reisetasche.

      »Was haben Sie denn da drin, dass Sie sich selbst jetzt nicht von dem Teil trennen wollen«, fragte Jane neugierig.

      »Ein paar nützliche Kleinigkeiten, Willkins, die sich für den Lauf der Operation vielleicht als unverzichtbar herausstellen werden«, antwortete er und tätschelte liebevoll den faserigen Filz der Tasche.

      Jane schüttelte verständnislos den Kopf, während Tom nur mit den Schultern zuckte. Er kannte seinen Paten und wusste, das Veyron niemals etwas ohne tiefere Absicht tat.

      Faeringel hatte sich einen großen Lederbeutel um die rechte Schulter gehängt, dazu noch einen langen Bogen und einen Köcher voller Pfeile. Prinzessin Iulia stand ratlos vor dem großen Rucksack, den ihr Girians Zofen gepackt hatten.

      »Muss ich den auf dem ganzen Weg nach Gloria Maresia tragen«, fragte sie unsicher. Fast flehentlich warf sie einen Blick auf die Königin, die als Antwort darauf, nur ein vielsagendes Lächeln zeigte. Faeringel trat zu Iulia und schulterte den Rucksack ohne weiteren Kommentar. Anschließend verbeugte er sich knapp vor seiner Herrin.

      »Wir brechen nun auf. Lebt wohl, Tiarne. Ich werde euch über alle Geschehnisse auf dem Laufenden halten«, verkündete er.

      Girian verbeugte sich ihrerseits, ebenso all ihre Zofen.

      »Kehrt heil zurück und möge Euch Erfolg beschieden sein. Lebt wohl allesamt!«, verabschiedete sie sich. Faeringel drehte sich um und marschierte los, gefolgt von Veyron. Tom verbeugte sich vor der Königin und eilte den beiden hinterher. Iulia tat es Tom gleich, bedankte sich für die Gastfreundschaft der Talarin, dann schloss sie zu den anderen auf. Jane schaute ihr dabei missbilligend zu. Zuletzt wandte auch sie sich noch einmal an die Königin. Girian erwiderte ihren Blick unerwartet ernst.

      »Lebt wohl, Lady Jane. Gebt Acht: Dinge werden geschehen, die Euch fordern werden. Wählt darum alle Entscheidungen mit Bedacht und zeigt Vertrauen, auch wenn Euch das schwerfallen mag. Diese Reise wird Euch verändern, Ihr werdet nicht mehr dieselbe sein, wenn Ihr zurückkehrt.«

      Jane war ein wenig überrumpelt. Sie nickte nur und beeilte sich, die anderen einzuholen. Der Blick der Königin gefiel ihr gar nicht, es kam ihr so vor, als hätten diese eisblauen Augen ihren Körper durchdrungen und binnen eines Augenblicks ihre ganze Seele erforscht. Offenbar hatte Girian dort etwas gefunden, dass sie besorgte. Jane hatte keine Ahnung, was es sein konnte. Das bereitete ihr ein wenig Angst. Was war, wenn sie im entscheidenden Moment die falsche Entscheidung traf?

      Sie folgten dem Verlauf des Bruchs, jener gewaltigen Klippe, die Fabrillian von Ost nach West durchzog und in eine nördliche und eine südliche Landeshälfte teilte. Sie hatten ein phantastisches Panorama zu beiden Seiten. Im Norden lagen die Hügel, mit ihren glitzernden Seen und Flüssen, dahinter die Wälder an den Hängen der Berge, rot und golden schimmernd. Im Süden konnten sie bis an die weißen Strände sehen und auf das Nebelmeer, das in der Ferne in weißem Dunst verschwand.

      Faeringel und Veyron gingen voraus. Sie legten ein ordentliches Tempo vor, bei dem Tom, Iulia und Jane Mühe hatten, mitzuhalten. Manchmal mussten sie laufen, um zu den beiden wieder aufschließen.

      »Das ist ein Witz«, schnaufte Jane verärgert. »Mir geht die Luft aus, während Swift weiterrennt, als wäre es nur Morgensport. Ich muss mit dem Rauchen aufhören.«

      Janes Laune blieb für den Rest des Tages im Keller. Sie fing immer öfter an, über das ganze Abenteuer zu murren. Zudem bedachte sie Iulia laufend mit misslaunigen Blicken, wenn die Prinzessin um Pausen bat oder stehenblieb und die Landschaft Fabrillians bewunderte.

      Sie marschierten zwei weitere Tage am Bruch entlang, bis die Landschaft schließlich deutlich anstieg. Sie näherten sich dem gewaltigen Gebirge, das Fabrillian fast vollständig umschloss und von der Außenwelt abschottete. Das Himmelmauergebirge wurde es genannt, Minir Afirmur auf der Sprache der Talarin. Giganten wie der Mount Everest reihten sich hier zu Dutzenden aneinander. Viele waren so hoch, dass ihre Gipfel die Wolken wie Speerspitzen durchstießen. Es hieß, diese Berge seinen unpassierbar. Steilwand neben Steilwand,

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