Veyron Swift und der Orden der Medusa. Tobias Fischer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Veyron Swift und der Orden der Medusa - Tobias Fischer страница 23
Den ganzen Abend wurde viel gelacht und allerhand Geschichten erzählt. Zwar konnte Jane nicht mit den Abenteuern von Tom und Veyron mithalten, aber auch aus dem Streifenalltag eines Constables der Londoner Polizei gab es allerhand Anekdoten zu erzählen. In den Talarin fand sie begeisterte Zuhörer. Später gesellten sich noch ein paar Straßenmusiker zur fröhlichen Runde, junge Elben die von zu Hause auszogen, um auf den Straßen Faniennas zu musizieren und sich ein paar Goldmünzen zu verdienen.
»Wir haben gehört, es gibt hier heute Nacht ein Dach über den Kopf, und was zu essen«, riefen sie beim Eintreten. Königin Girian winkte die Jugendlichen näher.
»Aber nur, wenn ihr für uns aufspielt. Anderenfalls müsst ihr euch nach einer anderen freundlichen Königin umschauen«, entgegnete sie lachend.
Das ließen sich die jungen Elben nicht zweimal sagen. Mit Geige, Flöte, Harfe und Kontrabass legten sie sich sofort ins Zeug. Sie spielten schnell, mit einem flotten Rhythmus. Vor allem die jüngeren Elben fühlten sich spontan zum Tanzen aufgefordert. Auch Jane und Tom ließen sich nicht lange bitten, während Veyron bei einigen der älteren aber weiseren Elben sitzenblieb (denen man das Alter natürlich nicht ansah). Sie unterhielten sich lieber über irgendwelche langweiligen Sachen.
Jane fand die ganze, ungezwungene Art der Elben inmitten eines königlichen Palastes so befremdlich wie auch einladend. Wo gab es das, dass heimatlose Straßenmusiker ohne Einladung in einen Palast sparzierten, Musik spielten oder sich Küchenpersonal mit Edelmännern an einen Tisch setzte? Aber ihr gefiel es. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sie sich frei und sorglos – und vollkommen glücklich.
Es war längst schon dunkel, als die Königin die Tafel für beendet erklärte.
»Morgen erwarten uns ernstere Angelegenheiten. Meister Veyron befindet sich inmitten eines neuen Abenteuers, mit ungewissem Ausgang. Prinzessin Iulia aus Maresia hat seine Hilfe erbeten, um mit den Simanui in Kontakt zu treten. Ich habe den Orden angerufen und der Oberste der Simanui, der Großmeister Taracil, wird persönlich hierherkommen, um sich das Ersuchen der Prinzessin anzuhören. Nun wünsche ich allen eine gute Nacht. Schlaft ruhig und ohne Sorge. Mögen euch die Träume die Kraft verleihen, die ihr benötigt. Ihr steht erst am Beginn eures Abenteuers«, verkündete die Königin, ihre wundervoll melodiöse Stimme voller Ernst, aber auch voller Zuversicht. Sie erhob sich. Begleitet von vier Dienerinnen verließ sie den Speisesaal, während hinter ihr mit dem Zusammenräumen begonnen wurde.
Faeringel brachte die drei Besucher zurück zum Gästepalast. Er verabschiedete sich, als sie die Stufen zum Eingangstor erreicht hatten.
»Ich muss zurück nach Wisperton, um Eure Prinzessin in Empfang zu nehmen, Meister Swift. Schlaft gut, und Ihr besonders, Lady Jane. Morgen sehen wir uns alle wieder.«
Jane blickte dem hochgewachsenen, gutaussehenden elbischen Jäger hinterher, bis er von der Nacht vollkommen verschluckt wurde. Eher widerwillig drehte die sich zu den anderen um, aber nur allein Veyron wartete noch auf sie. Tom war bereits nach drinnen verschwunden. Sie schenkte Veyron ein dankbares Lächeln und schlang sich die Arme um die Schultern. Die spätherbstlichen Nächte waren frisch, auch hier in Fabrillian.
»Ich muss Ihnen echt danken«, seufzte sie mit einem breiten Lächeln, das noch einmal breiter wurde, als sie seinen verdutzten Gesichtsausdruck bemerkte. »Das ist der wundervollste Urlaub, den ich jemals hatte. Danke, Veyron. Vielen, vielen, lieben Dank.«
Sie glaubte, dass er für einen Moment leicht rot im Gesicht wurde – aber eben nur für einen Moment.
»Werden Sie nicht sentimental, Willkins. Das war sehr wahrscheinlich unsere letzte sorglose Nacht hier in Elderwelt. Ab Morgen haben wir es mit Consilian und seinen Machenschaften zu tun.«
Sie verabschiedeten sich und jeder ging auf sein Zimmer. Veyron schlief gleich ein, doch Willkins konnte noch lange kein Auge zu tun.
Gleich nachdem die ersten Sonnenstrahlen im Osten aufflammten, weckte Veyron Tom. Verschlafen rieb der sich die Augen und blickte zu seinem Paten auf. Veyron war schon komplett angezogen, gewaschen und rasiert.
»Was ist denn? Oh Mann, die Sonne ist ja noch nicht mal voll aufgegangen. Können Sie mich nicht einmal ausschlafen lassen?«, beschwerte er sich.
Veyron warf ihm ein Knäuel Kleidung zu. »Aufstehen, waschen und anziehen. Großmeister Taracil ist eingetroffen, ebenso Faeringel mit Prinzessin Iulia. Die Königin hat das Treffen in einer Viertelstunde anberaumt, um uns etwas Zeit zu geben. Taracil scheint es sehr eilig zu haben, diese Sache hinter sich zu bringen.«
»Was ist mit Jane? Ist sie schon wach? Wir müssen sie wecken.«
Veyron schüttelte den Kopf. »Nein, wir lassen sie schlafen. Sie hat gestern Abend wohl ein paar Gläser Elbenwein zu viel erwischt. Sie schläft wie ein Murmeltier. Es wird reichen, wenn wir ihr später alles berichten.«
Im Nu war Tom auf den Beinen, verschwand im Badezimmer, machte sich frisch und schlüpfte in seine Kleider. Sofort eilte er wieder nach draußen, wo Veyron ungeduldig wartete. Gemeinsam verließen sie den Gästepalast und marschierten ohne Umwege zum vereinbarten Treffpunkt.
Das Treffen fand auf der Klippenterrasse statt. Inmitten des Statuenrings hatten die Elben vier Sessel aufgestellt. Girian, die jetzt ein silbern schimmerndes Kleid und einen dunkelblauen Umhangmantel trug, erwartete sie bereits, ebenso Faeringel mit Prinzessin Iulia. Jeans und Bluse aus Fernwelt hatte sie nun gegen eine ihr sehr viel gewohntere Kleidung getauscht. Sie trug eine zitronengelbe Wolltunika, eine sogenannte Stola, und darüber eine violette Palla, den Damenmantel des Imperiums, dessen Saum mit Pelz besetzt war und den Iulia kunstvoll über den Kopf drapiert hatte, so dass Stirn und Haaransatz frei blieben. Ein silberner Gürtel band die Stola an der Hüfte zusammen und die Füße schützten schneeweiße Lederslipper. Tom wusste nicht, wo die Elben so edle und dem gesellschaftlichen Stand der Prinzessin angemessene, maresische Kleidung aufgetrieben hatten, aber Girian bewies stets aufs Neue, dass sie auf jede Art von Besuch bestens vorbereitet war. Vielleicht hatten die elbischen Schneiderinnen es auch binnen kurzer Zeit einfach angefertigt. Die Gewänder passten der jungen Prinzessin nämlich wie angegossen.
Neben der schönen Elbenkönigin stand ein älterer, kahlköpfiger Mann, unter dem Kinn ein langer, spitzzulaufender, weißer Bart, unterbrochen von einigen schwarzen Strähnen. Er trug eine dunkelblaue Tunika, darüber einen schneeweißen Kapuzenmantel, am Kragen von einer imposanten, goldenen Brosche zusammengehalten. Ein breiter, goldener Gürtel, mit Edelsteinen besetzt, saß um seine Hüfte. Eine schneeweiße Schwertscheide hing auf der rechten Seite daran, festgemacht mit silbernen Kettchen. Der Griff der langen Waffe war mit Gold beschlagen und veranschaulichte den hohen Status des alten Mannes. Seine hochgewachsene Gestalt, die breiten Schultern und der strenge Blick unter den schwarzen Augenbrauen, ließen einen sofort respektvoll zusammenzucken.
Taracil, der Großmeister des Zaubererordens der Simanui.
»Habt Dank für Euer Kommen«, begrüßte Girian alle Anwesenden und bat sie Platz zu nehmen. Veyron und Tom setzten sich links und rechts neben die Prinzessin. So hatte es ihm Veyron erklärt, um deutlich zu machen, auf welcher Seite sie standen. Auch Girian ließ sich in einen Sessel gleiten, nur Taracil blieb stehen.
»Das also ist Veyron Swift aus Harrow in Fernwelt. Ich habe schon einiges von Euren Abenteuern vernommen. Der Fall mit den Kobolden in Notting Hill, der Troll in Woking und Euer Kampf gegen Vampire von Surrey. Euch ist Elderwelt demnach nicht fremd. Doch weder seid Ihr ein Simanui noch besitzt